Mythen und Legenden

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goldie
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Beitrag von goldie » 20.02.2009 09:36

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Beitrag von goldie » 25.08.2009 19:10

Koron und Niikesh

So hört nun die Legende von Koron und Niikesh und dem Pakt, der einst zwischen ihnen geschlossen wurde. Hört, wie Koron der Tapfere einst unser Volk und das von Niikesh rettete.

Als unser Volk große Not und Hunger litt, zog Koron aus, um es zu retten. Denn Koron war ein tapferer, junger Mann, der zudem ein außergewöhnlicher Fischer und Schwimmer war, der beste im Volke und bei allen beliebt. Und er konnte das Leid seines Volkes nicht ertragen, nicht länger zusehen, wie die Kinder und die Alten schwächer wurden und die anderen hilflos waren.

So zog er also aus, um Nahrung zu suchen im Meer, dass uns schon immer gegeben hat, was wir benötigten, doch waren dies harte Zeiten und der Fisch rar. Und er sah dort, was Schuld an dem großen Hunger war.

Prächtig und majestätisch waren sie, doch ihre Zahl zu groß an diesem Orte und Koron fragte sich, was es wohl damit auf sich hätte, gab es doch auch für die Haie nicht mehr genug Nahrung. Das Gleichgewicht, dass wir so achten, bestand nicht mehr.

Er begab sich nun also auf die Felsen und hielt Ausschau, nach Fischen für sein Volk und nach den Gründen für seinen Hunger. Es war ein finsterer Tag und die See stürmisch. Die Wellen schlugen immer höher und die Gischt peitschte ihm ins Gesicht. Doch Koron ließ sich nicht entmutigen und begab sich immer weiter aufs Meer hinaus, nicht achtend der Gefahr, die ihm umgab, denn die leidgeprüften Gesichter seiner Freunde in seinen Gedanken schreckten ihn mehr.

Und dann rissen die Wolken auf und ein Lichtstrahl fiel auf eine Felsspitze, die in etwas Entfernung aus dem Wasser ragte. Koron wusste sofort, dass dies ein Zeichen des Lichtes war und hielt darauf zu. Doch das Meer schien unwillens oder was auch immer für finstere Mächte es aufwühlten. Eine hohe Welle erfasste ihn und spülte ihn von dem Felsen, auf dem er stand. Koron fiel in das tosende Wasser und tauchte sofort hinab, um nicht von den treibenden Felsen zermalmt zu werden. Schnell wie ein Pfeil schwomm er den Haien davon, die ihn mangels Nahrung vielleicht als Beute betrachten würden. Besonnen wich er all ihren Attacken aus, doch fügte er selber ihnen kein Leid zu, wusste er doch, dass nur ihre Instinkte sie trieben.

Sein Ziel war noch immer der Felsen vor ihm und er kam ihm immer näher, doch musste er sich eilen, denn die Atemluft würde ihm bald ausgehen. Doch wie gesagt war Koron ein außergewöhnlicher Schwimmer und schon bald erreichte er eine kleine Höhle, in die er, geleitet durch seine Bestimmung, hinein schwamm. Und dies war auch seine Rettung, denn in der Höhle gab es weiter oben Atemluft und er konnte auftauchen.

Dort in der Höhle fand Koron die Antwort auf all seine Fragen. Hier fand er den Grund für die Anwesenheit aller Haie. Eingeklemmt zwischen den Felsen war Niikesh, die Mutter der Haie, dort gefangen und nur durch den Fisch, den ihre Kinder ihr brachten, konnte sie überleben. Und mit ihr ihre Art. Koron hätte dort allem ein Ende bereiten können, mit Niikesh wären auch alle anderen früher oder später verschwunden und sein Volk gerettet gewesen. Und hätte Koron sich von der Finsternis treiben lassen, so würden wir heute keines dieser wunderschönen und anmutigen Tiere mehr finden können. Doch Korons Herz war rein und sein Glaube an das Licht und die Schöpfung über alle Zweifel erhaben.

Und so brachte er all seine Kraft auf, um die Haimutter zu befreien.

Niikesh hingegen schien nicht dankbar. Kaum dass sie befreit war, verschlang sie Koron mit Haut und Haar. Doch prüfte und erkannte sie sein Herz. Sie las seine Gedanken und hielt Zwiesprache mit seinen Absichten und gab ihn daraufhin wieder frei. Sie sah, dass ihre Tat ihm geschadet hatte und so flößte sie ihm wieder Leben ein.

Als Koron wieder erwachte, sprach sie:

"So soll dies unser Pakt sein, Landbewohner. Um zu überleben dürft ihr handeln wie wir. Sollte eines meiner Kinder zu schwach sein, um sich eurer zu erwehren, so wird das den Rest nur stärker machen. Doch merke, im Kampfe mit der herrschenden Art der Fische, dem Hai, gibt es folgende Regeln: Ihr dürft meine Kinder nur angreifen, wenn ihr ihr Fleisch benötigt, um zu überleben. Ebenso werden es die meinen handhaben, nur der Hunger wird sie einen Landbewohner angreifen lassen. Geschieht ein Angriff der einen Art auf die andere, so ist es das Recht der angegriffenen zu töten um zu leben. Und es wird immer ein Kampf unter Gleichen sein, denn so nanntest du sie. Ein Hai gegen einen der euren, vielleicht zwei gegen zwei. Doch nie in einem Ungleichgewicht, dagegen wirst du sicher nichts einwenden. Auch euer Volk wird daran erstarken. So soll es sein, denn so beschließe ich es und so besiegeln wir den Pakt. Denn ich bin Niikesh, die Mutter der Haie. Möge deine Seele rein bleiben, so klar wie das Wasser. Deine Nachkommen sollen schnell und stark sein und das Wasser ihre Heimat wie das Land. Dein Dolch, mit nun einem meiner Zähne als Klinge, soll deine Waffe sein. Und nur ein Dolch und die Zähne meiner Kinder, sowie das Geschick seien die Waffen im Kampfe zwischen unseren Arten. Und du und deine Nachkommen werden darüber wachen, dass diese Regeln eingehalten werden, so wie du sie vernommen hast, und strafen jene, die sie brechen. So wie ich über die meinen wachen und jene strafen werde, die meinem Gesetz nicht folgen. Dies ist unser Pakt."

Koron brachte die Kunde vom Pakt zu unserem Volk und noch heute soll dieser Pakt geachtet sein und wer ihm zuwider handelt, den wird die Strafe der anderen Art ereilen.

Niikesh war wieder frei und verließ diesen Ort mit den meisten ihrer Art und die Fische kehrten wieder zurück. Bis dahin und fortan dienten die Haie als Nahrung, denn es war fortan ein Kampf unter Gleichen.

Legende aus Leith, Volksmund

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