Jolene träumt...

[goldie]

Jolene lächelte, als sie die vertrauten Geräusche hörte. Warum funktioniert es nicht? Warum kann ich nicht beides haben? Ich will ja bei dir sein. Aber warum sollte ich ohne Tabletten vollkommen verrückt werden? Wir entscheiden doch, wann wir zusammen sind. Ich spiele deren Spiel mit, damit ich endlich wieder bei meiner Familie sein kann. Doch wir werden trotzdem genug Zeit füreinander haben.

[Anne]

Enric schüttelte betrübt den Kopf.
All das, was du hier wahrnimmst, das verursache nicht ich. Das sind die beiden Welten, die in dir gegeneinander ankämpfen. Du kannst dir nicht das Beste aus beiden aussuchen. Und ich gehöre eigentlich gar nicht hierher.
Immer wieder sah uns hörte Jolene Dinge aus ihrem anderen Leben, die eigentlich nicht wirklich da sein konnten. R8 rollte vorbei. Sie befanden sich für einen winzigen Moment in einem Besprechungsraum der Republik. Der Duft des Gartens des Jedipraxeums wehte ihr um die Nase. Aber all das war so flüchtig. Auch die Realität bahnte sich immer wieder ihre Wege in Jolenes Bewusstsein.
Ich verstehe nicht, wieso du zu deiner Familie zurück kehren möchtest. Nach allem, was sie dir angetan haben... Enric sah sie voller Mitgefühl an.

[goldie]

Es muss einfach beides gehen. Du weißt nicht, was für ein Gefühl das ist, die eigene Familie umgebracht zu haben. In den Glauben zu leben, dass es meine Schuld war, dabei sind alle am Leben, das kann ich nicht. Ich weiß nicht mal, was sie mir angeblich angetan haben sollen. Ich weiß nicht, welche von meinen Erinnerungen real sind. Lebt vielleicht sogar Ma noch? Ist mein Vater immer noch eine große Nummer in der Unterwelt hier oder einfach ein ehrbarer Unternehmer? Ich muss das alles erstmal sortieren. Warum soll ich denn ohne Tabletten wahnsinnig werden? Der kalte Entzug hat doch funktioniert, bei mir und bei dir.

[Anne]

Wir haben aber von etwas ganz anderem entzogen. Das was sie dir hier geben sind Medikamente, die... gewissermaßen die Verbindung zu unserer Welt trennen.
Jolene spürte, dass ihr Freund ihr nicht die ganze Wahrheit sagen wollte. Er konnte es nicht aussprechen, dass die Medizin, die sie bekam gegen ihre Wahnvorstellungen helfen sollte - zu denen offenbar das ganze Leben zählte, das sie bisher geführt hatte.

[goldie]

Mir ist schon klar, dass die Medikamente uns trennen. Deswegen will ich sie ja nicht nehmen. Du scheinst dir ziemlich sicher zu sein, dass ich es dann nicht schaffen werde, hier in der Realität zu bleiben, hm? Sie schaute ihn nachdenklich an.

[Anne]

Er legte den Kopf schief und schmunzelte. Lass es doch darauf ankommen. Ich kann dabei ja nur gewinnen...

[goldie]

Jolene lächelte. Ich bin stark, ich habe viel gelernt in unserer Welt. Ich schaffe das! Ihr Blick war entschlossen.

[Anne]

Was ist jetzt also dein Plan?
Es klopfte an die Tür. "Ey, Sauerkirsche! Wie lange willst du denn noch duschen!? Ich glaube du bist jetzt Mal langsam sauber genug. Ich will da auch mal rein!" Es war eindeutig die Stimme von Ria.

[goldie]

Ich lasse die Pillen weg und beiße mich da durch. Sie verdrehte die Augen. "Nerv nicht", rief sie laut zurück. Dann sammelte sie schnell die Pillen aus dem Verband. Sie wollte sie ins Klo werfen, zögerte aber im letzten Moment. Dann steckte sie sie doch in ihre Hosentasche. Danach drehte sie den Wasserhahn auf, machte sich die Haare nass, wohl darauf achtend, dass der Verband nass wurde und rubbelte kurz mit einem Handtuch über die Haare. Dann schaltete sie die Dusche aus. Versprich mir, dass du die ganze Zeit bei mir bist, auch wenn ich dich nicht sehen kann.

[Anne]

Ich bin immer bei dir. Es sei denn, du würdest die Medizin nehmen Bevor Jolene das Bad verlassen konnte, drückte Enric ihr noch einen Kuss auf die Lippen.
Auch während Jolene ihre Tabletten anders versteckte und sich nass machte, um so auszusehen als ob sie geduscht hätte, verwirbelte die Welt um sie herum immer wieder in Scenerien aus ihrem anderen Leben. Es kostete sie jetzt schon Kraft, dies auszuhalten. Wie anstrengend würde es wohl erst werden, wenn sie auch noch vorgeben musste, das alles nicht wahrzunehmen?

[goldie]

Jolene zog Enric zu sich heran, um ihn richtig zu küssen. Atmete durch. Die verwirbelte Welt war nun immer schwerer zu ertragen. Wenn sie gleich zu ihrem Bett gehen würde, musste sie aufpassen, nicht zu stürzen. Vielleicht würde sie nicht mal den Weg richtig sehen. Sie stützte sich an der Wand ab, versuchte sich zu sammeln. Sie musste es doch nur bis zum Bett schaffen. Dann öffnete sie die Tür: "Du kannst", presste sie hervor. Dann versuchte sie sich Fuß für Fuß den richtigen Weg zu bahnen.

[Anne]

Glücklicherweise erschienen Jolene visuelle Eindrücke immer nur kurz, sodass sie den Weg zu ihrem Bett finden konnte. Doch auch das ohrenbetäubende Geräusch eines Bohrers, der auf das Xar Kling Shar Metall trifft war mindestens sehr irritierend. Es verschwand jedoch so plötzlich wie es gekommen war. Mitten im Weg lag eine Burk Nar Shar. Und in Jolenes Bett hatte es sich Nachtjäger bequem gemacht, das überdimensionale Haustier, welches Owen lange Zeit begleitet hatte.

[goldie]

Jolene setzte sich auf die Bettkante, denn mehr Platz bot ihr Nachtjäger nicht. Sie schaute zu Ria: "Viel Spaß beim Duschen." Jolene hoffte, Ria würde endlich verschwinden, damit sie nichts von Jolenes Kampf zwischen den Welten mitbekam.

[Anne]

Ria zog bloß eine Augenbraue hoch. "Alles klar bei dir? Du wirkst irgendwie als wäre dir schlecht oder so."

[goldie]

"Geht schon. Sind die Nebenwirkungen der Pillen." Sie atmete durch. Versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass immer wieder Bilder, Geräusche und Gerüche auf sie einströmten.