Jolene träumt...

[Anne]

Jolene bekam Rias Arm zu fassen. Sie fühlte etwas hartes, unebenes unter dem dünnen Ärmel: eindeutig eine Prothese und zwar keine besonders gute.
"Was denn noch? Man Sauerkirsche, ich versuch das hier echt durchziehen. Ich bin bald achtzehn und wenn ich dann rauskomme werde ich nicht mehr in irgendein Heim gesteckt. Ich kann mein eigenes Ding machen. Vielleicht frag ich sogar Mal deinen Paps, ob ich bei euch anfangen kann. Schien 'n stabiles Business zu sein, was deine Familie da hat. Aber dafür muss ich erstmal klarkommen und wenn du andauernd ausrastest zieht mich das voll runter..."

[goldie]

Jolene ließ los. Zumindest die Prothese war keine Einbildung. Vielleicht würde Ria ihr auf die Sprünge helfen, wenn sie zurückkam. Sie musste einfach nur nett und normal zu ihr sein, was auch immer normal hier heißen mochte. "Okay, Ria. Wir beide schaffen das. Die Therapie und so. Und ich lege bei Vater ein gutes Wort für dich ein. Du kannst ganz sicher bei uns anfangen."

[Anne]

"Danke man, das ist korrekt von dir." Ria gab ihr einen leichten Stupser mit der Faust gegen die Schulter. Es schien aber eine freundschaftliche Geste zu sein. "Und schmeiß wenigstens heute Abend deine Pillen ein! Ich kann's nicht haben, wenn du wieder die ganze Nacht mit deinem unsichtbaren Freund laberst."
Dann ging sie aus dem Zimmer und ließ Owen, Syron und Jolene allein dort zurück.

[goldie]

"Syron, könntest du bitte einen Verband holen?" gab sie sich freundlich und hielt ihre blutige Hand nach vorn. "Ich habe mich geschnitten." Ihr fiel auf, dass an den Betten Fixierungen für Hände und Füße waren, dass machte sie nervös. Sie atmete durch und lächelte Owen an: "Dass du das mit der Macht heilen könntest, war echt eine blöde Idee, echt bescheuert. Ha, ha", versuchte sie die Stimmung aufzulockern.
Ruhig bleiben, observieren, Lage sondieren. Sie atmete noch einmal durch und lächelte Owen erneut an.

[Anne]

Syron machte sich tatsächlich auf den Weg, um etwas Verbandsmaterial zu besorgen.
Owen lächelte zurück. "Jup. Leider. Wäre echt praktisch, das zu können... Aber die Macht gibt's nicht und die Jedi auch nicht. Du guckst zu viele Holovid Filme, Princess..."
Er nickte in Richtung einiger Plakate an der Wand. Auf jedem stand in großen Lettern: "Jediritter Akaavi Pax". In kleineren Buchstaben waren Titel zu lesen wie "...bei den Cathar", "...gegen Darth Malgus", "...und die Prüfung auf Dagobah"
Darauf abgebildet war ein junger Jedi mit zwei Lichtschwertern, der sehr ernst dreinblickte.

[goldie]

Jolenes Blick ging zu den Plakaten, die sie ungläubig betrachtete. Durchatmen. 1... 2... 3... Dann lächelte sie wieder Owen an. "Du hast Recht. Die Filme haben mich ganz schön durcheinander gebracht." Sie ging langsam auf ihn zu. "Owen, du wolltest doch vorhin meinen Vater benachrichtigen. Kannst du dafür sorgen, dass ich gleich mit ihm sprechen kann? Per Comlink würde ja schon reichen. Ich... ich würde ihm gern sagen, dass es mir jetzt besser geht."

[Anne]

"Sicher. Du kannst mit ihm reden. Aber erst nach dem Gespräch mit deinem Therapeuten und deiner Ärztin. Danach kümmer ich mich drum, versprochen", versicherte Owen freundlich.
Kurz darauf öffnete sich die Tür. Syron kam mit einem Medizinkoffer herein, dicht gefolgt von Auren und Xid. Dieser trug ein dickes Pflaster am Hals, schaute Jolene aber trotzdem milde lächelnd an. Offenbar hatte er ihr den Vorfall nicht übel genommen.
Auren nahm Syron den Arztkoffer ab. Sie wandte sich an die beiden Pfleger und bat sie freundlich zu gehen. Dann wandte sie sich an Jolene. "Das war eine ganz schöne Aufregung vorhin, nicht wahr? Ist es inzwischen besser? Ich habe gehört, dass Sie verletzt sind. Ich werde mir das Mal ansehen, okay?" Sie streckte die Hand nach Jolenes verletzter Hand aus.

[goldie]

"Danke, Owen." Jolene lächelte freundlich. Das war einfacher als gedacht. Sie war dicht davor gewesen ihn mit Credits oder zur Not mit anderen Gefälligkeiten zu bestechen.

Als sie von Dr. Horain angesprochen wurde, atmete Jolene durch. "Es geht schon wieder." Auch wenn sich alles in ihr dagegen sträubte, sich von Auren verarzten zu lassen, hielt sie ihr dennoch gehorsam die Hand hin. Jetzt hieß es abwarten, was die beiden von ihr wollten. Wenn sie nicht bemerkten, dass sie nach wie vor dachte, dass hier alles falsch lief, würde sie zumindest mit ihrem tot geglaubten Vater sprechen können. Er würde sicher alles aufklären.

[Anne]

Auren betrachtete die verletzte Hand. "Am besten, wir setzen uns erstmal", sagte sie. Sie deutete auf das Bett, auf dem Jolene platznehmen sollte. Sie selbst setzte sich ihr gegenüber auf einen Stuhl. Dann machte sie sich daran, die Wunde zu versorgen und einen Verband anzulegen. Auch Xid hatte sich gesetzt.
"Was hat Sie so in Aufregung versetzt? Es muss ja etwas sehr Schlimmes gewesen sein, wenn es Sie dazu veranlasst hat, Mr. Duan anzugreifen...", begann Auren das Gespräch, während sie den Verband mit Klammern schloss.

[goldie]

Jetzt war gute Schauspielerei gefragt. "Es ging wieder um Enric. Beziehungsweise um Neil. Es fällt mir manchmal immer noch so schwer, zu glauben, dass er wirklich tot ist." Sie atmete durch. "Ich fühlte nur diese tiefe Schuld in mir. Ohne mich würde er noch leben." Es fiel ihr leicht, Tränen aufsteigen zu lassen. Sie musste nur an Enric denken und daran, dass sie ihn vielleicht gerade für immer verloren hatte. Nicht zu tief reinsteigern. Sie wischte sich über die Augen, atmete durch und beruhigte sich wieder genug, um bei klarem Verstand zu bleiben.

[Anne]

Auren wirkte wenig beeindruckt von dem Schauspiel. "Das war sicherlich hart für Sie. Aber trotzdem muss ich Sie darauf hinweisen, dass wir Gewalt gegen unsere Mitarbeiter in dieser Klinik nicht dulden. Es ist auch nicht der erste Vorfall dieser Art. Wenn Sie noch einmal jemanden angreifen, werden wir Sie auf eine andere Station verlegen müssen. Um Sie und andere zu schützen werden Sie dort nicht so viele Freiheiten und Privilegien genießen dürfen wie hier. Haben Sie das verstanden?"

[goldie]

"Ja, natürlich. Das kommt nicht wieder vor", versprach Jolene. "Es tut mir leid", wandte sie sich an Xid. Da sie nicht wusste, wie sie ihn normalerweise ansprach, redete sie ihn nicht direkt an.

[Anne]

"Ich finde es gut, dass Sie sich entschuldigen, Lorraine. Ich nehme Ihre Entschuldigung gern an. Aber bitte - auch zu Ihrer eigenen Sicherheit - nehmen Sie heute Abend Ihre Medikamente ein", antwortete Xid.
"Wir sind im Übrigen gezwungen, Ihren Vater von diesem Vorfall in Kenntnis zu setzen", informierte Auren sie. Nun war doch eine Regung bei ihr zu erkennen. Man könnte fast meinen, es sei Mitgefühl?

[goldie]

Bis zum Abend war es noch weit hin. "Okay", versprach sie Xid. Die Medikamente... Das erklärte alles. Sie unterdrückten ihre Machtfähigkeiten. Doch nein. Syron, Owen, Auren, Akaavi, Vela... Das erklärten die Medikamente nicht. Auch nicht, dass ihr Vater noch lebte. Jolene biss sich auf die Unterlippe, was Auren durchaus als Reaktion auf ihre Ankündigung interpretieren könnte.
Ruhig bleiben. "Muss das wirklich sein?" fragte Jolene ihre Ärztin. So sehr sie sich auf das Wiedersehen mit ihrem Vater freute, so sehr wünschte sie sich, dass es nicht von ihrem vermeintlichen Ausraster getrübt war. Da kam ihr eine Idee. Sie atmete durch. "Was frage ich das, ich weiß ja, dass sie dazu verpflichtet sind. Aber kann ich es ihm diesmal bitte selbst sagen? Er soll es von mir hören, nicht von ihnen."

[Anne]

"Na schön, aber in diesem Fall muss ich leider darauf bestehen -", begann Auren, doch Xid fiel ihr ins Wort.
"Ich werde dabei bleiben. Es ist ohnehin besser, diese Gespräche unter therapeutischer Beobachtung durchzuführen. Die letzten Male, da Sie mit Ihrer Familie gesprochen haben, waren Sie anschließend sehr aufgewühlt. Ich weiß, Ihnen ist das ganze Ausmaß des Konflikts derzeit nicht bewusst, den Sie miteinander haben. Aber vielleicht mache ich es Ihnen verständlich, wenn ich Sie darauf hinweise, dass es durchaus Gründe hat, dass Sie die meiste Zeit über leichter damit leben können, Ihre Verwandten für tot zu erklären, als die Realität zu akzeptieren."
"Auch die Art, wie Ihre Familie in Ihrer Version der Realität umgekommen ist dürfte Bände sprechen. Sie hegen eine Menge lang zurückgehaltener Aggression insbesondere gegen Ihren Vater", ergänzte Auren.
Xid nickte langsam. "Sie machen ihn für den Tod von Neil verantwortlich, erinnern Sie sich?"
Beide schauten Jolene Erwartungshaltung an.