Jolene träumt...
Re: Jolene träumt...
Mr. Silverdust nickte zufrieden. "Dann beweis mir, dass du es ernst damit meinst. Ich stelle dir eine Herausforderung, um zu sehen, wie weit du wirklich bist. Nimm einen Monat lang deine Tabletten richtig ein. Hör auf von deinem eingebildeten Unfug zu erzählen. Verhalte dich angepasst und normal. Glaub mir, ich werde von jedem noch so kleinen Fehltritt in diese Richtung erfahren. Sollte es dir aber gelingen und du kannst dich den nächsten Monat über wieder wie die Tochter verhalten, die ich kannte und verdient habe, werde ich dich besuchen kommen. Ich werde mich dann persönlich davon überzeugen können, dass man wieder vernünftig mit dir reden kann. Gelingt es dir dann noch einen weiteren Monat, deine Medizin zu nehmen und dich wie ein respekables Mitglied der Familie Silverdust zu benehmen, werde ich dich herausholen. Gelingt es dir nicht, werde ich dich aufgeben müssen. Ich habe keine Verrückte zur Tochter. Das kann ich mir schlichtweg nicht erlauben. Ist das klar?"
Er sah Jolene streng an.
Er sah Jolene streng an.
Re: Jolene träumt...
Jolene schluckte. Doch sie würde diese Entscheidung nicht jetzt treffen. "In Ordnung", stimmte sie zu.
Re: Jolene träumt...
"Gut. Dann haben wir ja alles geklärt. Ich erwarte von dir, dass du weißt, was du zu tun hast. In deinem Alter habe ich mir solche Ausschweifungen jedenfalls nicht erlaubt. Da hatte ich bereits mein eigenes Geschäft und war überplanetar erfolgreich damit. Ich musste mir das alles selbst aufbauen. Du hast ja keine Ahnung, wie gut es dir eigentlich geht, Lorraine. An dir sieht man, was es anrichten kann, wenn man seine Kinder zu sehr verwöhnt", fand ihr Vater. Jolene konnte an Xids Körperhaltung erkennen, für wie unangemessen er die Äußerungen ihres Vaters hielt und wie unangenehm ihm das ganze Gespräch war. Er warf ihr einen Blick voller Mitgefühl zu.
Zuletzt geändert von Anne am 02.06.2022 20:17, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Jolene träumt...
Jolene hatte keine Augen für Xid. Sie war ganz auf ihren Vater konzentriert.
"Ich weiß, was zu tun ist", flüsterte sie, denn ihr blieb auf einmal die Stimme weg. Dann schaute sie ihren Vater einfach nur an. Versuchte, seine Strenge und Härte wegzuignorieren. Sich darauf zu konzentrieren, dass er sie eindeutig noch liebte und wieder stolz auf seine Tochter sein wollte. Sie schob mit aller Kraft beiseite, dass er ihr sie von sich stoßen würde, sollte sie sich gegen die Tabletten und damit für Enric entscheiden. Sie biss sich auf die Unterlippe und schaffte gerade so, die Tränen zurückzuhalten. Ihre Hände begannen zu zittern.
"Ich weiß, was zu tun ist", flüsterte sie, denn ihr blieb auf einmal die Stimme weg. Dann schaute sie ihren Vater einfach nur an. Versuchte, seine Strenge und Härte wegzuignorieren. Sich darauf zu konzentrieren, dass er sie eindeutig noch liebte und wieder stolz auf seine Tochter sein wollte. Sie schob mit aller Kraft beiseite, dass er ihr sie von sich stoßen würde, sollte sie sich gegen die Tabletten und damit für Enric entscheiden. Sie biss sich auf die Unterlippe und schaffte gerade so, die Tränen zurückzuhalten. Ihre Hände begannen zu zittern.
Re: Jolene träumt...
"Ich weiß, dass du es schaffen wirst, Princess. Bald werde ich das liebste meiner Kinder wieder hier haben. Ich weiß, du wirst alles dafür geben. Ich freue mich darauf", sagte ihr Vater. Diesmal war sein Blick nicht von Strenge geprägt, ließ aber auch ehrliche Zuversicht vermissen.
Re: Jolene träumt...
Jolene nickte nur noch. Sie konnte nichts mehr sagen.
Re: Jolene träumt...
"Wir sehen uns dann also in einem Monat", sagte Mr. Silverdust noch. Das war seine einzige Verabschiedung, bevor er auflegte. Nun blieb Jolene allein mit Xid zurück.
Draußen konnte man bereits erkennen, dass die Dämmerung einsetzte. Es drang nur noch wenig Licht durch den Park bis in das Zimmer der jungen Frau. Es wollte wohl allmählich Abend werden.
Draußen konnte man bereits erkennen, dass die Dämmerung einsetzte. Es drang nur noch wenig Licht durch den Park bis in das Zimmer der jungen Frau. Es wollte wohl allmählich Abend werden.
Re: Jolene träumt...
Jolene hatte beide Hände zu Fäusten geballt. Die Tränen, die ihre Wangen hinabliefen, bemerkte sie nicht auch Xid war vergessen. Sie starrte auf den Projektor, auf die Stelle, an der eben noch ihr Vater gewesen war. Ihre Gedanken überschlugen sich. Vater... Enric... Neil... Das waren die einzigen Personen, die im Moment wichtig waren.
Re: Jolene träumt...
Der Therapeut erhob sich von seinem Platz in der Ecke und setzte sich zu Jolene.
"Wie geht es Ihnen?", fragte er fürsorglich und wohl auch etwas besorgt.
"Wie geht es Ihnen?", fragte er fürsorglich und wohl auch etwas besorgt.
Re: Jolene träumt...
"Hm?" Jolene schaute auf. Fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Biss auch auf die Unterlippe. "Habe ich Ihnen je erzählt, wie ich Sie in meiner Wahnvorstellung kennengelernt habe?"
Re: Jolene träumt...
"Nein, darüber weiß ich nichts. Erzählen Sie mir davon", antwortete Xid.
Re: Jolene träumt...
Jolene atmete durch, um sich etwas zu beruhigen. Dann setzte sie stockend an, zu erzählen. "Es war auf einer Undercover Mission auf Boranda. Enric hatte kurz vorher mit mir Schluss gemacht und wurde dort in eine Psychiatrie zwangseingewiesen, weil er süchtig war. Sie waren sein Therapeut. Ihnen hat er vertraut. Als ich von Ihnen erfahren habe, bin ich bei Ihnen eingebrochen und habe Sie mit dem Blaster bedroht. Ich habe Ihnen ganz schön Angst eingejagt. Doch Sie haben nie jemandem davon erzählt. Im Gegenteil. Boranda war einer der Tiefpunkte in meinem Leben. Sie waren für mich da. Ohne Sie hätte ich das da nicht durchgestanden. Inzwischen sind Sie auf Gateway mein Therapeut. Ich kann mit Ihnen über alles reden. Ich weiß, dass Sie verschwiegen sind, weil ich es ausgetestet habe." Jolene atmete durch. "Sind Sie in der Realität genauso? Unterliegt alles, was wir besprechen der Geheimhaltung? Halten Sie sich dran?" Sie fixierte ihn mit ihrem Blick, fast als wollte sie seine Gedanken lesen.
Re: Jolene träumt...
"Das klingt aufregend. Und ich fühle mich sehr geehrt, in Ihrer Version der Realität so eine positive Rolle eingenommen zu haben. Und tatsächlich kann ich Ihnen zusichern, dass ich meine Schweigepflicht sehr ernst nehme. Was Sie mir anvertrauen bleibt unter uns", versprach Xid. Er wirkte so aufrichtig wie er immer war. Jolenes durchbohrender Blick, den sie wohl von ihrem Vater geerbt hatte, vermochte es nicht ihn zu verunsichern.
Re: Jolene träumt...
Jolene glaubte ihm. Einfach nur deswegen, weil sie keine Wahl hatte.
"Was passiert, wenn ich es einfach nicht schaffe, mein Versprechen einzuhalten? Was, wenn ich einen Rückfall habe und Vater alle Gelder streicht? Was wird dann aus mir?"
"Was passiert, wenn ich es einfach nicht schaffe, mein Versprechen einzuhalten? Was, wenn ich einen Rückfall habe und Vater alle Gelder streicht? Was wird dann aus mir?"
Re: Jolene träumt...
"Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Sie dieses Versprechen einhalten können", sagte Xid bedauernd. "Ihr Vater hat ein grundsätzlich anderes Verständnis von Ihrem Verhalten als wir. Während wir in dieser Klinik wissen, dass es sich um eine Erkrankung handelt, die Sie nur bedingt beeinflussen können, versteht er das Ganze mehr als eine Art, nun ja, Trotzreaktion oder ähnliches. Er kann nicht nachvollziehen, wieso Sie manchmal in diese andere Welt verschwinden und weshalb das eine Zeit lang auch sehr wichtig für Sie war. Nun von Ihnen zu fordern, dass Sie plötzlich damit aufhören sollen ist vielleicht subjektiv nachvollziehbar - Ihr Vater wünscht sich sehr, dass seine Tochter wieder gesund ist. Dafür setzt er die Mittel ein, die ihm selbst bekannt sind. Aber es ist eben, als würde man jemandem mit einer Sehstörung sagen, dass er nur einmal richtig hinschauen müsse oder als würde man einen Gelähmten auffordern, jetzt endlich loszulaufen. Ja, Sie haben Ihre 'Brille' oder Ihre 'Krücken', wenn wir diesem Bild folgen wollen: das sind Ihre Medikamente. Aber Sie haben es nicht in der Hand, ob Sie weiterhin krank sind oder nicht. Deshalb war diese Forderung, die Ihr Vater an Sie gestellt hat auch eher unrealistisch und, verzeihen Sie mir die persönliche Einschätzung - gemein. Es ist nicht in Ordnung, seine Familienmitglieder mit Liebesentzug zu bestrafen, weil Sie nicht so funktionieren, wie man es sich wünscht. Aber wir finden einen Weg. Ich werde versuchen, das Gespräch mit Ihrer Familie zu suchen. Bisher war Ihr Vater dafür leider nicht zugänglich, aber ich werde es weiter versuchen. Und selbst, wenn er die Zahlungen einstellen sollte, können wir immer noch Ysanne fragen, ob wir Ihre Therapie auch über Spenden finanziert bekommen, so wie es bei Ria der Fall ist. Ich bin sicher, wir werden da eine Lösung finden, falls Ihr Vater diese Drohung tatsächlich umsetzen sollte, woran ich noch nicht glaube."