Widukinds Wächter

Während des Rückfluges nach Gateway versuchte Syron einen Moment abzupassen, in welchem er alleine mit Enric sprechen konnte. Da er im Augenblick fast seine komplette freie Zeit mit Jolene verbrachte und Syron die beiden nicht stören wollte passte er ihn eines Abends ab. Er hatte zuvor bemerkt, dass Jolene immer alleine im Maschinenraum schlief und Enric Abends oft noch lange bei ihr war, aber nicht mit ihr dort schlief. "Guten Abend Enric, ich weiß es ist schon spät aber ich wollte dich und Jolene nicht stören, ich würde mich gerne noch etwas mit dir alleine unterhalten. Wann würde es dir denn passen?"

"Wir können sehr gerne jetzt miteinander reden, wenn es dir passt", antwortete Enric. Er war gespannt, worum es denn gehen sollte, wenn Syron es unter vier Augen mit ihm besprechen wollte. Sie gingen also gemeinsam in einen Raum, in dem sie ungestört waren und setzten sich. Enric blickte den Jedi erwartungsvoll an.

"Als erstes möchte ich bei dir entschuldigen Enric, auch ich habe die Berichte aus dem Krankenhaus gelesen, bis wir über Xid mitbekamen dies besser zu unterlassen. Dabei geschah dies zuerst nur in bester Absicht, da wir nach der Trennung im Migrationsamt sicher gehen wollten, dass es euch gut geht und ihr nicht gefoltert werdet oder ähnliches. Nachdem wir mitbekommen haben, dass es sich anscheined wirklich nur um eine Therapie handelt, hätten wir dies eigentlich nicht mehr tun sollen, zumindest hätten wir dies erkennen müssen. Hierfür möchte ich mich also zunächst entschuldigen. Es tut mir leid Enric, du hättest ein Recht darauf gehabt das deine Gespräche geheim bleiben sobald wir erkannt haben, dass euch kein Leid zugefügt wird. Aber dies bringt mich gleich zum nächsten Punkt für den ich mich ebenfalls wieder entschuldigen muss, ich habe nicht bemerkt wie schlecht es dir geht, und das du nur in einer Tablettensucht einen Ausweg gesehen hast. Auch wenn du nicht mehr mein Padawan bist, hätte ich besser auf dich achtgeben müsse. Auch dies tut mir leid. Ich hatte dich ja häufiger vor Jolene gewarnt, mittlerweile denke ich, habe ich evtl. zuviel aus meiner eigenen Vergangheit in Jolene hineininterpretiert. Ich dachte immer sie nutzt dich nur aus und wird dich fallenlassen sobald du ihr nicht mehr nutzt. Deshalb war ich auch ein wenig erleichtert als ich hörte ihr habt euch getrennt. Leider habe ich auch diesen Zeitpunkt verstreichen lassen und nicht mit dir darüber gesprochen. Während der letzten Mission hatte ich zumindest den Eindruck, dass du Jolene nicht egal bist, was bedeutet ich habe mich in meiner Einschätzung ihr gegenüber geirrt. Was ich dir versuche damit zu sagen ist, du kannst jederzeit gerne zu mir kommen, wenn du Probleme hast oder besprechen möchtest oder einfach auch so wenn du jemanden zu reden brauchst, und musst keine Angst haben, dass ich nur versuche dich vor Jolene zu warnen. Ich weiß nicht ob meine Ablehnende Haltung ihr gegenüber und mein fehlendes Vertrauen in den Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen dazu geführt haben, dass wir in der letzten zeit so wenig miteinander gesprochen haben und ich nicht einmal mitbekam wie schlecht es dir eigentlich ging."

Enric hörte sich alles an, was Syron ihm sagte. Dann lächelte er ihn wohlwollend an. "Vielen Dank, Syron. Es freut mich zu hören, dass du dir so viele Gedanken gemacht hast. Ich möchte, dass du weißt, dass dich keine Schuld daran trifft, wie es mir ging. Ich hatte es versäumt, meine Traumata aufzuarbeiten. So konnten sie mich immer wieder einholen, was mich sehr belastet hat. Inzwischen habe ich weitgehend verarbeitet, was in der Zeit passiert ist, als ich ein Gefangener des Kreises der wahren Macht war. Und auch meine Sucht habe ich überwunden. Was die Berichte angeht... Nun ja, das war wahrscheinlich wirklich nicht so nett sie zu lesen. Aber ich verstehe, dass die Versuchung groß war. Ich habe auch schon Mal Gedanken gelesen, obwohl ich es nicht sollte. Nun versuche ich, das zu unterlassen, so wie du auch daraus gelernt hast, dass es vielleicht nicht die beste Idee war, was ihr getan habt. Mach dir übrigens auch keine Vorwürfe, weil du nichts davon mitbekommen hast, dass ich süchtig war und Probleme hatte. Ich habe es gut vor euch verborgen. Ich wollte ja nicht, dass es jemand mitbekommt. Zukünftig werde ich aber gerne wieder mehr mit dir reden, wenn mich etwas belastet oder wenn ich ein Problem habe. Dass ich das in der Vergangenheit nicht getan habe lag nicht an deiner Einstellung zu Jolene. Ich hatte einfach nur sehr viel um die Ohren um habe mich nicht mehr um mich selbst gekümmert." Er dachte kurz nach, dann fuhr er fort: "Weißt du, Syron? Eigentlich hattest du zunächst gar nicht so unrecht mit Jolene. Du hattest das schon ganz richtig beobachtet. Am Anfang unserer Beziehung war ich ihr tatsächlich egal und sie hat mich mehr oder weniger ausgenutzt beziehungsweise ist diese Beziehung eingegangen, weil sie sich davon Vorteile versprochen hat. Das hat sie mir selbst erzählt. Unprofessionellerweise für eine Agentin hat sie sich dann aber offensichtlich wirklich in mich verliebt. Inzwischen ist sie aufrichtig zu mir. Sie hat mir nun über viele Dinge die Wahrheit gesagt und scheint sich mittlerweile wirklich geändert zu haben..."

"Es freut mich zu hören, dass sie jetzt aufrichtig zu dir ist. Dann besteht ja noch Hoffnung für euch als Liebespaar." Syron versuchte sich an einem aufmunternden Lächeln. Ausserdem freue ich mich, dass es dir wieder besser geht. Ich denke wir alle hatten ziemlich traumatische Erlebnisse und wissen gar nicht, was wir alles nur verdrängt haben anstand es richtig zu verarbeiten."

"Ich bin noch nicht wieder mit Jolene zusammen. Ich weiß noch gar nicht, wo das mit uns hinführt. Es ist tatsächlich viel vorgefallen in der Vergangenheit. Ihr trotz allem wieder zu vertrauen ist schwer. Ich muss sie erst neu kennen lernen. Und wegen unserer schwierigen Vergangenheit... Ich habe Xid nicht nur um meinetwillen gebeten, mit uns nach Hause zu kommen. Ich denke, ihr könntet alle davon profitieren, euch ab und an Mal mit ihm zu unterhalten. Du musst ja nicht gleich eine Therapie beginnen. Vielleicht kannst du dich einfach Mal ganz unverbindlich von ihm beraten lassen, ob dir das etwas bringen könnte, mit ihm zu sprechen", schlug Enric vor.

"Vielen Dank Enric für die Idee, Schaden kann sowas ja nicht oder?" Dann musste Syron schmunzeln:" Ich stelle mir gerade den armen Xid vor, wie wir ihm alle unsere Erlebnisse mit dem Xar Kling Shar, dem Kreis der wahren Macht, den Techsig oder auch Darth Malgus erzählen. Das könnte etwas viel für ihn sein oder?"

Enric verstand nicht, warum Syron schmunzelte. Er hatte Xid Duan wirklich sehr gern und die Vorstellung, dass die Gruppe ihn durch ihre Erzählungen sozusagen verschleißen könnte, behagte ihm gar nicht. Ernst entgegnete er: "Nun ja, er hat von all dem bereits von mir gehört. Bisher hat er es gut verkraftet, denke ich. Aber selbstverständlich wird er auf Gateway jemanden brauchen, mit dem er sich selbst besprechen kann um das alles zu verarbeiten. Im Idealfall ist das ein anderer Therapeut, der uns aber nicht kennt. Er hat mir schon gesagt, dass er regelmäßig anonymisierte Fallbesprechungen durchführen muss, bei denen aber nicht erkennbar sein wird, dass es um uns geht. Und wir werden uns außerdem ein bisschen um ihn kümmern müssen. Ich würde es schön finden, wenn er im Praxeum leben könnte. Ich bin sicher, es würde ihm dort gefallen und er würde schnell Anschluss finden. Aber das muss ich wohl mit Ysanne besprechen."

"Ich denke schon es wird ihm auf Gateway gefallen, bestimmt darf er im Praxeum wohnen. Natrülich müssen wir Ysanne dazu befragen, aber eigentlich sollte dort noch genug Platz sein."

"Ich hoffe es. Und ich wünsche auch deiner Tochter, dass sie sich dort gut einleben wird. Ein cleveres Mädchen ist sie ja, wenn auch etwas frech." Er dachte gerade daran, wie er ihr mit Mühe ausgeredet hatte, ihn mit 'Professor Padawan' anzusprechen, seit ihr wieder eingefallen war, dass er der ehemalige Schüler ihres Vaters war. Er lächelte etwas und fuhr fort: "Die können ihr bestimmt noch eine Menge beibringen dort. Sie hat übrigens im Unterricht meine Gedanken gelesen. Ich bin stutzig geworden, weil sie auf einmal alle Antworten zu wissen schien. Dann konnte sie plötzlich sogar die Fragen beantworten, zu denen ich bislang noch nichts erläutert hatte. Ich habe Ria gleich darauf angesprochen. Wir haben eine Weile darüber geredet, warum man nicht so leichtfertig in die Gedanken von anderen Lebewesen schauen sollte. Ich glaube, sie hat es verstanden. Das ist doch in Ordnung für dich, oder?"

"Ja Enric, dies ist vollkommen in Ordnung gewesen, ich selbst habe ihr zuerst auch nur einfache Meditationstechniken gezeigt, aber irgendwann natürlich auch von der dunklen Seite und ihren Gefahren. Auch habe ich versucht ihr zumindest in Ansätzen beizubringen, dass mit Macht auch immer Verantwortung einhergehen muss. Ich persönlich glaube, dass für Ria das Praxeum eine gute Möglichkeit wäre mit ihren Fähigkeiten besser zurecht zukommen. Aber natürlich muss sie dies selbst auch wollen."

"Ja, es ist wichtig zu lernen, verantwortungsbewusst damit umzugehen. Aber das wird sie. Ich meine, vielleicht wird es ab und an Mal nicht gleich klappen. Sie ist noch sehr jung und eine Rebellenanführerin gewesen. Da ist es im Grunde genommen vorprogrammiert, dass es auch mal... Fehltritte geben wird. Aber sie werden im Praxeum schon geduldig mit ihr sein. Immerhin hat sie einen gewissen Bonus, so als deine Tochter... Wie ist das jetzt eigentlich für dich, plötzlich Vater zu sein? Noch dazu von einem Mädchen, das schon fast erwachsen ist. Ich Stelle mit das gar nicht einfach vor..."
Enric betrachte Syron aufmerksam und signalisierte, ihm zuhören zu wollen, wie es ihm ging.