Ysanne & Jolene

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goldie
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Ysanne & Jolene

Beitrag von goldie » 19.05.2021 19:58

Schon bald, nachdem die Gruppe nach Gateway zurückgekehrt war, lud Ysanne Jolene zu sich ein. Die frisch gebackene Jedi Anwärterin war nach wie vor in schlechter körperlicher Verfassung. Die Zeit auf Boranda und all die schrecklichen Erlebnisse vorher hatten sie ausgezehrt.
Jolene wusste nicht, was Ysanne von ihr wollte. Ob ihr Syron oder Akaavi vielleicht erzählt hatten, dass sie die Ausbildung nicht ernst nahm? Jolene trat ein. Wie immer konnte man von Ysannes Büro aus durch die große Glasfront den Garten sehen. Ein schöner, beruhigender Anblick.
„Nimm Platz“, sagte Ysanne freundlich und lächelte Jolene an. „Möchtest du etwas trinken?“
‚Ein Ale wäre jetzt nicht schlecht‘, schoss es Jolene durch den Kopf. Sie atmete durch. „Ich nehme ein Wasser.“ Dann setzte sie sich auf einen der bequemen Stühle. Nachdem Ysanne sie bewirtet hatte, musterte die Jediritterin Jolene eine zeitlang. Jolene musste sich beherrschen, um Ysanne nicht anzufahren, warum sie hier war. Die Situation stresste sie, denn sie wusste nicht, warum sie zur Leiterin des Praxeums zitiert worden war.
„Wie geht es dir?“ fragte Ysanne freundlich. „Gut, und selbst?“ wollte Jolene den höflichen Teil schnell abhandeln. „Die Frage war durchaus ernst gemeint. Du hast viel durchgemacht in letzter Zeit. Ich habe die Berichte gelesen. Nicht nur von der Boranda-Mission. Auch von HQ2.“
Jolene wurde blass. „Du weißt davon? Alles?“ Die junge Frau wirkte skeptisch.
Ysanne schmunzelte: „Der Geheimdienst hat irgendwann eingesehen, dass er die Jedi dabei nicht außen vor lassen sollte. Die Schiffe im Orbit“, Ysanne deutete nach oben. „Es geht bald los. Natürlich ist alles nach wie vor streng geheim. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Techsig Spione auf Gateway haben, ist einfach zu hoch, als dass wir irgendetwas riskieren können. Du hast wirklich großartiges geleistet da draußen. Allein, mitten im Feindesgebiet, völlig abgeschnitten von der Republik. Du hast meinen tiefsten Respekt.“
Jolene schaute die Jediritterin verwundert an. Mit allem hatte sie gerechnet, aber nicht damit, solch eine Wertschätzung für ihre geheime Mission zu bekommen. „Ähm, okay?“
„Ich habe das Gefühl, das alles ist nicht spurlos an dir vorübergegangen. Der Erfolg dieser Mission hatte für dich einen hohen Preis…“ Sie ließ es im Raum stehen und schaute Jolene aufmerksam an.
Bilder stiegen in Jolene auf. Unwillkürlich glitt ihre Hand in ihre Hosentasche und schloss sich um den blauen Stein. Sie biss die Zähne fest zusammen und sagte nichts.
Ysanne sprach weiter: „Ich weiß, dass du mit niemandem darüber reden durftest. Und dass du schon wenige Tage, nachdem du genesen warst, auf die nächste Mission gegangen bist. Die Trennung von Enric war vermutlich auch nicht leicht für dich. Das muss alles sehr belastend für dich gewesen sein. Ich möchte dir meine Hilfe anbieten. Ich bin zwar keine Therapeutin, aber du kannst mit mir über alles reden. Und ich kann dir Meditationstechniken zeigen, die dir helfen können.“
Jolene verschränkte die Arme, noch immer den Stein in der Hand haltend. Sie zischte: „So, du weißt von der Mission? Das ist doch nur ein Trick von dir, um rauszukriegen, was da passiert ist.“ Misstrauisch schaute sie die Jediritterin an.
Ysanne blieb ganz ruhig, so wie es eben ihre Art war. „Wenn es dir hilft, kann ich dir zusammenfassen, was auf der Mission passiert ist. Dann siehst du, dass ich es tatsächlich weiß.“
„Na dann mal los“, erwiderte Jolene angespannt.
Ysanne begann zu sprechen und umriss, was sie im Bericht gelesen hatte. Sie ließ Details aus, die möglicherweise traumatisch für Jolene gewesen sein könnten, sondern konzentrierte sich auf die inhaltlichen Aspekte und die Ergebnisse, die Jolene erzielt hatte. „Und wie du siehst, trägt deine Mission jetzt Früchte“, schloss sie ihre Zusammenfassung ab.
„Gut, okay, du weißt, was da los war“, sagte Jolene gereizt. „Aber das ist Vergangenheit. Passiert ist passiert. Ist jetzt auch egal. Kann ich jetzt gehen?“
„Dass es egal ist… Spricht aus dir Gelassenheit oder dass du es vergessen willst?“ fragte die Jediritterin.
Sie erntete einen irritierten Blick. „Was ist denn das für eine dämliche Frage?“
Ysanne schmunzelte. „Wir wollen die Dinge vergessen, die uns weh getan haben. Schmerz ist ein sehr starkes Gefühl. Und gerade, wenn wir uns nicht damit auseinandersetzen, wuchert er unter der Oberfläche weiter. Bis er irgendwann ausbricht. Das Wegschieben macht dich anfällig für die dunkle Seite.“
„Ja, was soll ich denn tun?“ brauste Jolene auf. „Der Geheimdienst hat sich einen Dreck um mich gekümmert. Klar, die haben mich zusammengeflickt und bezahlt. Aber denen war es egal, was dann war. Und Enric hat mich abserviert, kaum dass ich wieder aufstehen konnte. Was glaubst du denn, wie es mir ging?“
„Sagst du es mir?“
Jolene fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Wie geht es wohl einem, der mal wieder knapp daran vorbeigeschrammt ist, draufzugehen? Kannst du dir vorstellen, was für Schmerzen dieses Implantat ausgelöst hat?“ Sie schrie Ysanne inzwischen an. „Verdammt nochmal, es hat die Nerven aufgelöst. Und die vom Scheiß Geheimdienst hätten nichts tun können. Wenn Cilghal nicht gewesen wäre, hättet ihr mich vom Boden aufwischen können. Und ich hab’s ja nicht Mal aus eigener Kraft nach Hause geschafft! Na, wie großartig sehen meine Ergebnisse jetzt aus, wo klar ist, dass alles nur reines Glück war?“ endete Jolene verbittert und schaute die Jediritterin wütend an.
„Du siehst wütend aus“, stellte Ysanne in ruhigem Tonfall fest.
„Natürlich bin ich das! Und jetzt kommst du natürlich gleich wieder mit dem Kodex! Es gibt keine Gefühle und so. Du hast gut reden, du hast ja auch nicht so einen Scheiß durchgemacht!“ Jolenes Griff um den blauen Stein wurde fester, doch dadurch schaffte sie es, sich ein wenig zu beruhigen.
„Oh, tatsächlich hatte ich gerade gar nicht an den Kodex gedacht. Aber wo du ihn erwähnst… Akaavi hat inzwischen sehr viel mit dir gearbeitet. Inwieweit könnte dir der Kodex dir denn in dieser Situation helfen?“ Ysanne schaute die Jedi-Schülerin interessiert an.
Jolene war aus dem Konzept gebracht worden. „Überhaupt nicht!“ entgegnete sie deswegen trotzig. Als Ysanne einfach nur abwartete und eine unangenehme Pause entstand, fuhr sich Jolene mit der Hand durch die Haare. Sie fügte schließlich hinzu: „Ja, natürlich haben wir endlos über den Kodex geredet. Ja, ich weiß, dass er Gefühle nicht leugnet.“ Sie verdrehte genervt die Augen. „Wahrnehmen und sich beruhigen, ja, ja ich weiß. Das ist bloß so verdammt schwer“, schloss sie mürrisch.
„Du hast es gerade geschafft“, stellte Ysanne fest und lächelte Jolene wohlwollend an.
„Ja, dieses Mal“, knurrte die junge Frau, doch sie nahm durchaus zur Kenntnis, dass Ysanne mit ihrer letzten Aussage Recht hatte. „Oft genug klappt es nicht.“
„Jolene, in der Zeit, in der wir uns kennen, hast du dich so sehr verändert. Zum Positiven hin. Früher bist du sehr leicht aus der Haut gefahren, schon bei den kleinsten Anlässen. Und heute schaffst du es, dich selbst zu beruhigen, selbst bei so einem schwierigen Thema wie deiner letzten Mission. Du kannst wirklich stolz auf das sein, was du erreicht hast.“
„Hrm.“ Jolene verschränkte die Arme. Es fiel ihr grundsätzlich schwer, Wertschätzung oder Dank anzunehmen.
„Ich möchte dir nur sagen, dass ich für dich da bin. Gerade in Bezug auf die Mission auf HQ2. Du kannst jederzeit zu mir kommen, auch mit anderen Themen. In Ordnung?“
„Okay, ich denke drüber nach“, antwortete Jolene vage.
Ysanne lächelte sie an. „Hast du sonst noch etwas auf dem Herzen, worüber du reden möchtest?“ lud die Jediritterin die junge Frau ein, sich ihr bereits jetzt mitzuteilen.
„Nein. Kann ich jetzt gehen?“
„Natürlich. Und selbstverständlich erwartet niemand, dass du morgen im Unterricht sitzt. Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst“, bot ihr Ysanne an.
Jolene strich sich durch die Haare: „Ja, mache ich. Weiß noch nicht, ab wann ich dabei bin. Tschüß.“ Und damit erhob sie sich und flüchtete aus dem Büro der Leiterin des Praxeums.
„Bis bald, Jolene.“
Ysanne seufzte, als die Jedi-Anwärterin den Raum verlassen hatte. Sie wusste, dass die junge Frau bereits viel durchgemacht hatte. Mit ihren Erlebnissen war die dunkle Seite für sie eine permanente Bedrohung. Doch die Jedi-Ritterin hatte ernst gemeint, als sie gesagt hatte, dass Jolene bereits viel erreicht hatte. Und so blickte sie optimistisch in die Zukunft, dass die junge Frau ihren Weg finden würde.

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