In den Höhlen

[goldie]

Als die Bohrcrew auf einen natürlichen Hohlraum gestoßen war, waren Jolene und Enric mit der Gravitationsplattform hinuntergeschwebt, um sich umzusehen. Gerade hatte Enric beschlossen, dass es Kraft seiner Neugier eine gute Idee war, die Höhlen hier und jetzt und nur zu zweit zu untersuchen.

"Du und deine Drecksneugier", knurrte Jolene. "Siehst du, das ist genau der Grund, warum ich dir nicht von der Seite weiche. Weil du dich gerade kopfüber in die nächste Dummheit stürzen willst. Wenn du dieses Höhlengewirr erkunden willst, dann warte doch, bis wir den wichtigen Teil unserer Mission erledigt haben. Und Syron und Owen sollten auch dabei sein." Jolene schien Enrics Begeisterung, die Höhlen erkunden zu wollen, nicht im geringsten zu teilen.

[Anne]

Enric blieb genervt stehen und drehte sich zu Jolene um.
"Jolene... Ich mache sowas nicht zum ersten Mal. In schwierigem Terrain unterwegs zu sein ist Teil meines Jobs. Ich habe auch schon solche Erkundungen gemacht lange bevor ich euch kannte. Erinnerst du dich an das Höhensystem auf Tatooine von dem ich dir erzählt habe? Oder das auf Nar Shaddaa? Wir hatten einen Hinweis bekommen, dass wertvolle Artefakte in einem entlegenen Höhensystem gelagert werden. Wir haben sie auch tatsächlich bergen können. Das war eine großartige Zeit. Und wie du siehst habe ich überlebt - auch ohne dich!"
Er schüttelte den Kopf. "Du hörst dich in letzter Zeit an wie meine Mutter. Enric, geh hier nicht hin. Mach jenes nicht. Das ist viel zu gefährlich für dich. Das kannst du nicht tun... Wenn ich auf sie gehört hätte, würde ich heute immer noch in irgendeinem verstaubten Büro an der Universität auf Recopia sitzen. Ich wäre nie Jedischüler geworden, oder Tal She. Und dich würde ich auch nicht kennen..."

[goldie]

"Deine Mutter scheint mir eine vernünftige Frau zu sein!" erwiderte Jolene hitzig. "Was würde sie denn zu deiner Aktion sagen? Ein völlig unbekannter Planet mit gefährlichen Machtanomalien. Höhlen, die absolut nichts mit deiner Mission zu tun haben. Dein Team eine Frau, deren Erfahrungen mit Höhlenerkundungen sich an einer Faust abzählen lassen. Ist es nicht dein Job als Expeditionsleiter auf mich aufzupassen? Wie willst du das anstellen? Wir haben ja nicht mal vernünftige Ausrüstung dabei." Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare. "Das ist doch nicht vergleichbar mit Tatooine. Da bist du auch nicht allein und ohne Vorbereitung blindlings in die Höhlen gerannt. Ich sollte doch daran erinnern, wenn deine Neugier dich in Gefahr bringt. Und verdammt nochmal, das tut sie gerade!"

[Anne]

"Weißt du, ich fand dich eigentlich immer interessant, weil deine ganze Art verheißungsvoll nach Abenteuern gerufen hatte. Ich meine, schau dich doch Mal an. Mit all deinen versteckten Waffen am Körper wirkst du nicht gerade wie ein zahmes kleines Fräulein, was es sich am liebsten in seiner Wohnstube bequem macht. Ich liebe es, potentiell gefährliche Dinge zu tun. Und ich dachte, das tust du auch. Aber in letzter Zeit bist du immer so vorsichtig..."
Er blickte sich noch einmal sehnsüchtig zu dem Höhlengang um, den er gerne erkunden wollte. "Wenn wir auf Owen und Syron warten, wird es noch ewig dauern, bis wir diese Erkundung machen können. Syron ist möglicherweise betrunken, wenn er von Darval zurückkommt. Und beide werden es vermutlich nicht einsehen, wozu wir uns diese Höhlen überhaupt ansehen sollen. Es ist einfach nur anstrengend, über jeden Schritt mit euch diskutieren zu müssen. Ich spüre einfach, dass dort hinten irgendetwas ist..."

[goldie]

"Aha, jetzt bin ich dir also zu langweilig?" Enric erntete einen zornigen Blick von seiner Freundin. "Weißt du, wie viel Geld das kostet, die Bohrung jetzt zu stoppen? Ich habe ja nichts dagegen, dass wir uns hier umschauen. Aber eben mit der richtigen Ausrüstung und mit den anderen. Was würdest du denn sagen, wenn die hier ohne uns reingehen? Was hast du denn für ein Problem damit, noch einen Tag zu warten? Und was soll das mit du spürst da was? Handelst du gerade aus deinem Verstand heraus oder bist du getrieben von deinen Gefühlen?" Jolene hatte die Arme in die Hüften gestemmt.

[Anne]

Enric antwortete zunächst nicht. Er sah seine wütende Freundin an, die zornig ihre schlanken Arme in die etwas zu zarte Hüfte gestemmt hatte. Ihr finsterer Blick ließ ihre Augenringe noch etwas dunkler hervortreten. Dann schaute er sich noch einmal zu der Höhle um und leuchtete hinein. Überall funkelnde Stalaktiten und Stalagmiten. Beeindruckende Formationen. Und dieses leichte Zupfen, was ihn quasi magisch anzog. Er seufzte.
Dann ging er ein paar Schritte zurück und setzte sich auf die Plattform, mit der sie hinunter geschwebt waren. Enric wirkte durchaus enttäuscht, aber es hatte ganz den Anschein, als ob Jolene dieses Mal gewonnen hätte.
"Ich weiß ja, dass es vernünftiger ist, diese Erkundung gemeinsam mit den anderen und mit der richtigen Ausrüstung zu machen. Aber dann werde ich wieder mit euch diskutieren müssen, ob das notwendig ist, wie teuer es ist dafür die Bohrung aufzuhalten, all das eben... Und mit deiner ständigen Übervorsichtigkeit mir gegenüber weckst du ein gewisses Widerstreben in mir, tatsächlich aufzupassen. Nenn es Trotz, wenn du willst. Aber ich will einfach nicht auf dich hören, solange du mir alles verbietest und mir hinterherspionierst."

[goldie]

Enrics versöhnlicher Tonfall ließ Jolene tief durchatmen. Auf schnelle Einsicht war sie nicht vorbereitet gewesen. Statt direkt zu antworten fuhr sie sich mit der Hand durch die Haare und tigerte ein paar Mal in der Höhle auf und ab. Schließlich ließ sie sich neben Enric auf die Plattform plumpsen und starrte geradeaus.

"Denkst du denn, es macht mir Spaß, dir die ganze Zeit hinterherzurennen?", fragte sie und wirkte unendlich erschöpft. "Ich habe so oft geträumt, dass dir was passiert. Und jedesmal war ich nicht da, um es zu verhindern. Selbst, wenn mir keiner die Schuld geben würde. Ich könnte das nicht ertragen. Nicht noch einmal." Ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie schluckte. "Wir können doch da rein. Nur später eben", nuschelte sie. "Mach eine klare Ansage und wenn sie nicht wollen, kriegen sie einen Arschtritt von mir."

[Anne]

Enric grinste bei der Ankündigung seiner Freundin, den anderen einen Tritt zu verpassen. "Ich werde diese Ankündigung in meine Bitte mich zu begleiten einfließen lassen."
Dann schüttelte er den Kopf. Er dachte einige Augenblicke darüber nach, was Jolene noch gesagt hatte. "Das mag ja alles sein, dass du Angst um mich hast. Natürlich sollten wir auch ein Auge aufeinander haben. Ich tue das auch für dich. Als ich diesen Kampf mit Darval verhindert habe. Oder wenn ich dir Essen mitbringe. Und auch in diesem Moment verzichte ich darauf, die Höhle zu erkunden, weil es für dich nicht sicher wäre. Aber deshalb spreche ich dir doch nicht die Fähigkeit dazu ab, grundlegend für dein eigenes Leben verantwortlich sein zu können und deine eigenen Entscheidungen zu treffen. Wie würde es dir gehen, wenn dich jemand auf Schritt und Tritt verfolgen würde? Wenn du niemals auch nur eine Minute allein sein dürftest?"
Er atmete tief durch, dann sagte er: "Ich weiß, dass du mich sogar während meiner Wachen beobachtest." Verbittert fügte er hinzu: "Du traust es mir nicht einmal zu, neben einem Loch zu sitzen und die Augen offen zu halten. Du musst mich für einen ziemlichen Trottel halten, wenn du wirklich denkst, dass ich nicht einmal diese Verantwortung für mich haben sollte. Ich kann dir nur sagen, dass es uns zerstören wird, wenn du so weiter machst. Du zerdrückst mich."
Sein Traum letzte Nacht hatte ein gutes Sinnbild dafür dargestellt. Wo immer er hingeflohen war, war Jolene schon da gewesen. Sie hatte auf ihn gewartet, ihn fest umklammert, bis ihm nicht einmal mehr die Luft zum Atmen blieb. Genau so fühlte es sich auch jetzt für ihn an.

[goldie]

Jolene zog die Beine an und umklammerte sie. "Du hast bemerkt, dass ich nachts auf dich aufpasse?" Sie seufzte. "Hast ein gutes Auge entwickelt." Sie warf ihm einen Seitenblick zu. "Es ist nicht so, dass ich dir nichts zutraue. Im Gegenteil. Ich fand es gestern sehr beeindruckend, wie du mit Darval umgegangen bist. Wie du solche Situationen entschärfen kannst. Aber dann passiert so was wie bei der Hexe oder hier in der Höhle. Es sind so kleine Momente, die alles kaputt machen können, egal wie gut du sonst auf doch selbst aufpassen kannst. Ich würde durchdrehen, wenn ich nicht die ganze Zeit bei dir bin, weil ich dann so einen Moment verpassen könnte. Das musst du doch verstehen?" Ihre Stimme hatte einen flehenden Tonfall angenommen.

[Anne]

"Aber damit machst du dir doch nur etwas vor. Du kannst in Wirklichkeit kaum beeinflussen, ob ich diese Mission überlebe oder nicht. Du kannst einfach nicht 24 Stunden am Tag auf mich aufpassen. Und in deinem - Verzeihung - desaströsen Zustand kannst du ohnehin nicht viel tun. Aber selbst wenn wir annehmen, dass du mich immer beschützt und dass ich selbst auch sehr vorsichtig bin und nichts Unüberlegtes tue kann es trotzdem schnell vorbei sein. Ein Kampfdroide taucht plötzlich auf und schießt mich über den Haufen. Der Planet entschließt sich, Lavaströme hervorbrechen zu lassen. Es könnte auch sein, dass die Ausrüstung versagt und ich abstürze. Wer weiß... Natürlich müssen wir sehr vorsichtig sein aber selbst dann ist unser Leben noch immer gefährlich. Auch wenn es hart ist, diese Angst die ganze Zeit aushalten zu müssen. Du hast doch gewusst, worauf du dich einlässt, als du mit mir zusammen gekommen bist, oder nicht? Oder ist es vielleicht dein Wunsch, dass ich nicht mehr mit auf die Missionen komme und ein ruhiges und friedfertiges Leben auf Gateway führe? Wäre es das, was du möchtest? Dass du stets zu mir zurückkehren kannst und ich warte dann dort auf dich und zeige dir nach dem selbstgekochten Essen, wie hoch die Blumen im Garten während deiner Abwesenheit gewachsen sind?", erkundigte er sich.

[goldie]

"Mach dich nicht über mich lustig. Ich weiß selbst, dass so ein langweiliges Leben für uns nicht infrage kommt. Und auch dass es jeden Tag für uns vorbei sein kann." Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare. "Es hat sich alles immer so fern angefühlt. Aber seit HQ2 hat sich das geändert. Ich meine, ich bin schon vorher dem Tod von der Schippe gesprungen, aber seit dieser Mission ist all der Banthamist, der passiert ist, ständig präsent. Ich habe vor jedem Dreck Angst, kann nicht mal mehr mit dem Speeder fliegen. In deiner Nähe zu sein, keine Ahnung, es beruhigt mich einfach etwas." Sie schaute ihn am und suchte in seinen Augen nach Verständnis.

[Anne]

"Es ehrt mich ja, dass ich dir offenbar so viel bedeutet und dass es dir mit mir besser geht", sagte Enric. Er rutschte etwas zu Jolene herüber und legte seinen Arm um sie. "Aber es ist für uns beide eine zu große Verantwortung, immer für den anderen sorgen zu müssen. Du solltest dich nicht für mich verantwortlich fühlen. Und ich will nicht das Gefühl haben müssen, dass du ohne mich nicht zurecht kommst. Ich kann gerne auf dich achten..." Er zögerte. Auf einmal wirkte er sehr nervös, so als müsse er seinen Mut zusammen nehmen, um weiter zu sprechen. "Aber ich will nicht in dieser Beziehung sein, weil du mich indirekt dazu zwingst, indem du mir immer wieder zeigst, dass du von mir abhängig bist. Ich will mit dir zusammen sein, weil ich mich aus freiem Willen und Liebe dazu entschließe. Ich verstehe ja, dass dich diese Dinge, die du erlebt hast schwer belasten. Und solange du nicht geheilt bist, bin ich auch gewillt, das ein oder andere Verhalten von dir hinzunehmen, obwohl es nicht leicht für mich ist. Aber ich bitte dich, dich darum zu kümmern, sobald wir Zuhause sind. Mach eine Traumatherapie. Arbeite das richtig auf. Ich fürchte, dass wir einander nicht gut tun, solange deine Ängste zwischen uns stehen." Er nahm die Hand seiner Freundin und schaute sie an.

[goldie]

Jolene schluckte. Dann begann sie zu zittern. "Ich... Ich kann gerade nicht anders." Hilfesuchend schaute sie zu ihrem Freund, unfähig noch mehr zu sagen.

[Anne]

Er nahm sie in den Arm und drückte sie an sich. "Ich weiß", sagte Enric leise. Dann schwieg eine eine ganze Weile, ohne sie loszulassen. Schließlich fügte er hinzu: "Du musst aber, Jolene. Dir bleibt quasi keine andere Wahl, als dein Verhalten zu ändern. Nicht nur für mich. Vor allem auch für dich. Du kannst selbst nicht mehr. Ich sehe doch, dass du völlig am Ende bist. Du musst ja nicht alles sofort anders machen. Vielleicht reicht es für den Anfang, wenn du liegen bleibst, während ich Wache habe..."

[goldie]

"Ich weiß doch selbst, dass es mir nicht gut geht. Ich versuche ja schon alles, um durchzuhalten. Und dass ich eine Therapie machen will, habe ich dir ja schon vor Wochen gesagt. Aber wenn der Doc nicht aus der CAV1 springt, wenn Koi zurückkommt, wird das eben noch eine Weile dauern. Wenn du allein Wache hältst, kann ich kein Auge zutun. Wir könnten doch einfach zusammen Wache halten, dann muss ich mich nicht mehr vor dir verstecken und du fühlst dich nicht mehr von mir beobachtet", machte sie einen schwachen Gegenvorschlag.