In den Höhlen

[Anne]

Enric verkniff sich seinen Kommentar darüber, dass er nicht den Eindruck hatte, dass sich alles immer nur um ihn drehte. Ganz im Gegenteil. Er nickte nur, um zu bestätigen, dass er dabei bleiben würde.
Als sie wieder an der Oberfläche angekommen waren, brachte er Jolene zu Owen, der mittlerweile zurück gekehrt war. Falls es notwendig war, stützte er sie.
"Owen, du solltest dir Jolene Mal ansehen", bemerkte Enric, als sie ihn ausfindig gemacht hatten. Er wirkte angespannt, besorgt und gereizt zugleich.

[goldie]

Jolene hatte schon am Morgen nicht gut ausgesehen. Jetzt war sie noch blasser, hatte noch tiefere Augenringe und stand mit verschränkten Armen vor Owen. "Es ist doch überhaupt nichts passiert. Ich brauche doch nur mal ein kurzes Nickerchen."

[Owen]

Owen hatte sein Speederbike gecheckt und war in Gedanken versunken als die beiden ihn aufsuchten. Verwirrt blickte er auf und antwortete leicht unwirsch: "Ich habe jetzt keine Zeit eine neue Frisur zu bewundern." Erst dann bemerkte er die Minen der beiden. "Ähm..." verlegen und unsicher trat er auf Jolene zu und grunzte: "was hast du denn?"

[goldie]

"Gar nichts", brummte Jolene. "Ich habe nur zu wenig geschlafen. Es ist alles in Ordnung."

[Owen]

Jolene und vielleicht auch Enric fiel auf dass sich Owen erst unsicher umblickte, er sein Gesicht verzog und dann Jolene die Hand auf die Stirn legte. Die spürte wie ein kühle Welle ihre Erschöpfung zumindest zeitweilig reduzierte. Owen blickte irgendwie erleichtert und dann knurrte er:" da, mehr kann ich nicht machen. Auf diesem Scheiß Planeten haben wir nichts. Und Koi kommt nicht aus dem Tee. Wenn Du mehr willst, geh zu Syron. Der hat, glaube ich, einen Scanner."

[Anne]

"Ja, großartig. Vielen Dank für deine Fürsorge und Professionalität", knurrte Enric. Owens Kommentar zu Anfang und Jolenes Verhalten hatten nicht gerade zu einer Hebung seiner Stimmung geführt.
"Folgendes ist passiert: Ich habe mich mit Jolene unterhalten. Auf einmal starrt sie so komisch vor sich hin und antwortet nicht mehr. Und nein, nicht so wie du abschaltest, Owen, wenn ich etwas erzähle, was du nicht interessant findest. Das war anders. Und dann auf einmal kommt sie zu sich und weiß nicht mehr, wo sie ist - was um sie herum los ist. Jolene war völlig desorientiert. Sie konnte sich nicht Mal mehr daran erinnern, was gerade eben noch los war oder was wir besprochen hatten. Das war sehr beunruhigend. Ich möchte, dass du dir das deinen Möglichkeiten entsprechend ansiehst und Jolene darüber aufklärst, was das gewesen sein kann!"
Er schaute Owen mit finsterem Gesichtsausdruck an.

[Owen]

"Das mache ich nie" log Owen wenig überzeugend. Dann blickte er Jolene tadelnd an und begann mit monotoner Stimme aufzuzählen:" Seit Tagen unterbrochen, unregelmäßig und zu wenig geschlafen. Nicht an den Ernährungsplan gehalten, den Enric mit begleiten wollte und zuviel Stress durch unregelmäßig erfolgende Gefahrensituationen... " um sich zu Enric umzudrehen und die Schultern zu zucken und fast traurig fortzufahren "... da ist es kein Wunder, dass sie aussteigt. Alternativ sind es Erscheinungen von PTSS gegebenenfalls durch die erwähnten Randbedingungen verstärkt." Um sarkastisch hinzuzufügen "... wo ich nicht zufälligerweise eine Pille in meiner Tasche habe, die es auf wundersame Weise heilt. Der einzige der bei uns auch nur ansatzweise einen psychologischen Werkzeugsatz hat, ist Syron. ... und wir wissen beide, was beim letzten Mal passiert ist, als unser Soziopath an unserem Psychopath rumgeschraubt hat." Owen verzog das Gesicht.

[Anne]

"Ich wollte ja, dass sie mit Koi zurück nach Gateway fliegt, damit sie sich therapieren lässt. Ihr wart dagegen. Und das kommt jetzt dabei raus!" Er deutete vage in Jolenes Richtung. "Ich habe sie immer wieder daran erinnert zu essen und ihr etwas mitgebracht, wenn sie nicht bei den Mahlzeiten war. Wenn Jolene es nicht isst, kann ich doch nichts daran ändern. Sie ist eine erwachsene Frau und ich bin nicht ihr Betreuer. Und das mit dem Schlaf... Wenn sie jedes Mal bei meiner Wache heimlich aufsteht, um mir nachzustellen, dann ist das gewiss nichts, was ich unterstützenswert finde! Das hätte ja Mal jemandem von euch auffallen können. Ich habe jetzt mit ihr vereinbart, dass sie neben mir schlafen darf, wenn ich Wache habe. Auch wenn ich es absolut nicht ausstehen kann, dass sie mich keine Sekunde aus den Augen lässt. Ich gebe ja schon nach, damit es ihr besser geht und sie zur Ruhe kommen kann. Und zu Syron kann sie bis morgen definitiv nicht gehen, um sich von ihm helfen zu lassen!"
Du weißt warum. Er hat mit Darval getrunken. Der Geruch von Spirituosen ist bestimmt nichts, was sie jetzt braucht, hörte Owen Enrics Stimme in seinem Kopf.

[goldie]

Jolene wurde blass. Warum nur hatte sie Enric hier dabeihaben wollen? Das waren viel zuviele Infos. "Es reicht", knurrte sie Enric an. "Du willst allein sein? Dann hau doch ab zu deinen geliebten Höhlen und brich dir den Hals!" Sie deutete wütend Richtung Bohrloch.

[Anne]

"Wie du wünschst", sagte er in kühlem Tonfall zu Jolene. Im Weggehen sagte er über die Schulter zu Owen: "Du hast jetzt alle Informationen, die relevant sind. Mach etwas daraus!" Dann wandte er sich ab und ging davon.

[goldie]

Etwas in Enrics Stimme ließ es eiskalt Jolenes Rücken herunterlaufen. Schockiert schaute sie zu, wie er sich einige Schritte entfernte. Unvermittelt rannte sie los. Sie packte ihn an der Schulter, um ihn zu sich herumzuziehen. "Enric, warte!" Ihre Stimme klang panisch und war auch deutlich für Owen zu hören. "Es tut mir leid. Das war nicht so gemeint. Geh nicht. Bitte. Ich brauche dich doch."

[Anne]

Er wirkte einfach nur unwahrscheinlich erschöpft. Doch er zuckte resigniert seine Schultern. "Wie auch immer. Ich bleibe", murrte Enric und trottete mit Jolene zurück zu Owen.

[goldie]

Jolene atmete durch. "Danke", flüsterte sie erleichtert und lief zusammen mit Enric zurück. Sie wagte es nicht, Owen anzuschauen, sondern harrte nun einfach der Dinge, die jetzt kommen mochten.

[Owen]

Owen räusperte sich kurz und äußerte sich knapp:" So ganz gesund ist eure Beziehung aber auch nicht." Dann fuhr er bestimmt fort:"Jolene geht erstmal schlafen. Vielleicht bleibst Du in ihrer Nähe Enric?"

[Anne]

Wem sagst du das, hörte Owen Enric sagen, obwohl er nicht sprach.
"Sicher bleibe ich dabei. Was soll ich denn sonst machen?", erwiderte er, aber seine Stimme hörte sich eher müde als ärgerlich an. "Jedenfalls vielen Dank für deine Einschätzung, Owen. Ich werde darüber nachdenken. Komm, Jolene. Ich bringe dich ins Bett."