In den Höhlen

[Anne]

"Sie liebt Pazaack, dieses Kartenspiel, kennen Sie wahrscheinlich... Es wäre leicht, sie für eine Partie zu gewinnen. Außerdem..." Enric überlegte. In letzter Zeit waren sie erstaunlich wenig Freizeitaktivitäten nachgegangen. "Hm, na ja sie hat einen Faible für Granaten. Sie schießt gerne. Mit mir ist sie gelegentlich auch laufen gegangen oder hat anderen Sport gemacht. Aber ich weiß nicht, ob sie dafür im Moment fit genug ist. Jolene tut so, als würde sie Archäologie toll finden, aber in Wirklichkeit findet sie das langweilig..." Er grübelte. Ihm mussten doch noch mehr Interessenten und Hobbies seiner Freundin einfallen. Ria hatte Mal erzählt, dass Jolene im Slum die Jugendlichen geschminkt hatte. "Ich glaube, sie interessiert sich für Make Up. Ach ja und für Computer, hacken, infiltrieren, solche Sachen eben... Darin ist sie auch sehr gut. Es gibt allerdings auch ein paar Themen, die Sie besser vermeiden sollten. Sprechen Sie sie bitte nicht auf die TechSig an, auf ihre Vergangenheit oder ihre Familie. Und bieten Sie ihr keinen Alkohol an. Das wäre mir sehr wichtig."

[Axel]

Biala zog eine Augenbraue hoch. "Das sind interessante Hobbys. Kein Alkohol? Mmm, das macht es etwas schwieriger. Sich gemeinsam zu betrinken kommt eigentlich immer gut." Sie dachte einen Moment nach: " Ich mach mir mal Gedanken. Schließlich sollte eine gemeinsame Unternehmung ganz natürlich wirken", sagte sie und zwinkerte Enric zu.

[Anne]

"In diesem Fall wäre es wirklich gar nicht gut, sich gemeinsam zu betrinken. Ich weiß ja nicht, wie ihr Verhältnis zu den anderen Mitgliedern Ihrer Crew so ist. Möglicherweise verbringen sie ja auch in kleinen Grüppchen Ihre Abende zusammen. Das wäre auch eine Möglichkeit. Stellen Sie sich darauf ein, dass sie anfangs wollen wird, dass ich dabei bin. Ich hoffe, das ist kein Problem für Sie. Was sind eigentlich Ihre Interessen, wenn ich fragen darf? Womit verbringen Sie Ihre freie Zeit? Möglicherweise täte Jolene ein neuen Hobby ja auch ganz gut", überlegte er.

[Axel]

Biala lachte auf:" Du machst ja dir viele Gedanken über deine Freundin. Meine Hobbys? Schlafen", Biala grinste. "Bei so einem Auftrag wie diesem hier ist Schlafen ein sehr wichtiges Hobby. Hier auf dem Planeten ist ja nicht viel los, deswegen kann man hier nicht so viel machen. Ich muss jetzt übrigens wieder los. Meine Pause ist gleich vorbei. Ich glaube, ich hab schon eine Idee, wie ich Jolene rumkriege", schmunzlete Biala.

[Anne]

Als Biala lachte, errötete Enric ein wenig. Sicher wirkte er gerade sehr merkwürdig. Er wusste selbst, dass es nicht ganz üblich war, seine Angestellten dazu zu überreden, sich mit der eigenen Freundin anzufreunden. Aber von allein würde da nichts passieren. Und es wäre gut für Jolene und für ihn selbst.
"Schlafen ist eine gute Beschäftigung, aber das ist wohl leider kaum etwas, das Sie gemeinsam tun werden...", entgegnete Enric und blieb beim 'Sie', obwohl seine Gesprächspartnerin ihn geduzt hatte.
"Ich bin froh, dass Sie sich darauf einlassen wollen. Vielen Dank! Sie wissen gar nicht, wie froh ich darüber bin."
Enric stand auf. Er geleitete Biala zu ihrem Speeder und verbarg sie dabei vor den Blicken der anderen. Auf dem Weg fragte er: "Sagen Sie, warum machen Sie das eigentlich? Ist es Neugier? Oder Nettigkeit? Oder mögen Sie meine Freundin tatsächlich?"

[Axel]

Biala zuckte mit den Schultern. "Och das ist eine merkwürdige Bitte, da will ich schauen, was dabei rauskommt. Außerdem hat der Boss gesagt, wir sollen dir helfen, wenn wir können."

[Anne]

"Ehm, ja..." Verlegen strich Enric sich eine Locke aus der Stirn. Offenbar hatte ihr Chef doch über die Unterhaltung mit ihm gesprochen. Es war offiziell: Die zukünftige Freundin seiner Freundin hielt ihn für einen Trottel...
"Danke jedenfalls. Und bis später."

[Axel]

"Ja bis später. Ich werde aber so tun als ob wir nichts besprochen haben", schmunzelte Biala.

Sie stieg in den Speeder und fuhr fort.

[goldie]

Jolene hatte während ihrer Wache nichts von dem Anflug des Speeders mitbekommen. Der Lagerplatz war zu weit entfernt und sie war in einer tieferen Ebene. Doch sie hatte Zeit gehabt, nachzudenken. Nach ihrer Wache löste sie wie gewöhnlich RA7D ab und sie kehrte zurück zu den anderen.

Als sie im Lagerbereich ankam, war Enric gerade auf dem Weg ins Aufenthaltszelt. Wenn nichts unvorhergesehenes dazwischen gekommen war, hatte er bereits das Frühstück vorbereitet. Doch das war der jungen Frau nicht wichtig. "Enric!" rief sie ihn. Wirkte dabei unsicher. Blieb ein gutes Stück von den Zelten entfernt einfach stehen. Als er sie gesehen hatte, gab sie ihm ein Zeichen, das er zu ihr kommen solle.

[Anne]

Nach dem Besuch von Biala hatte Enric es nicht mehr geschafft, das Frühstück vorzubereiten. Die ganze Angelegenheit war sowieso viel knapper gewesen, als er sich das vorgestellt hatte. Als Jolene ihn rief, fühlte er sich beinahe ein wenig ertappt, obwohl er ziemlich sicher war, dass sie nichts mitbekommen haben konnte.
Als seine Freundin ihn zu sich winkte, kam er dieser Aufforderung nach.
"Guten Morgen. Hattest du eine ruhige Wache?", fragte er. Einen Kuss zur Begrüßung erhielt Jolene nicht. Enric war viel zu beschäftigt damit, sich nichts anmerken zu lassen. Der Traum der Nacht saß ihm noch immer in den Knochen. Noch dazu hatte er sich gerade heimlich mit jemandem getroffen. Er lächelte etwas ungeschickt.

[goldie]

"Guten Morgen. Alles ruhig da unten. Können wir reden?" Sie vermied seinen Blick und bekam von seiner Verlegenheit nichts mit. Auch sie machte keinerlei Anstalten, ihn zur Begrüßung zu küssen.

[Anne]

"Schon wieder?", rutschte es Enric heraus. Aber er setzte schnell nach: "Ja, natürlich. Hier?"

[goldie]

Ein Anflug von Panik huschte über Jolenes Gesicht, als er so unerwartet antwortete. Hatte sie ihm zu viel zugemutet? Sie waren doch gestern im Guten auseinandergegangen. Sie schluckte. Der Nachsatz war freundlicher. Vielleicht versuchte er sich einfach nur im Scherzen und tat es mal wieder auf eine Art, bei der das Fettnäpfchen unschwer zu verfehlen war.

"Ja, hier." Sie setzte sich auf einen Stein und überlegte, wie sie anfangen sollte. Doch sein Spruch ließ sie nicht los. "Das war ein mieser Witz", stellte sie mürrisch fest. Nun sah sie ihn doch an, aus Angst, dass es doch keiner gewesen war.

[Anne]

"Welcher Witz? Ach so... Ja, haha... Tut mir leid."
Er setzte sich neben Jolene auf den Stein. Es machte ihn nervös, nicht zu wissen, was es diesmal war, was sie mit ihm klären wollte. Seiner Meinung nach hatte er alle Zugeständnisse bereits gemacht. Was störte sie bloß noch?
"Also", sagte er möglichst sanft. "Was wolltest du mit mir besprechen?"

[goldie]

Kein Witz. Oje. Jolene fuhr sich mit der Hand durch die Haare und schaute zu Boden. Dann begann sie leise zu sprechen.

"Ich habe nachgedacht. Über gestern. Was passiert ist. Und was Owen gesagt hat. Ich meine, er hat ja Recht. Ich habe dieses PTSB oder wie das heißt. Der Doc hat mir davon erzählt. Auch dass ich Flashbacks und Panikattacken kriegen könnte. Ich dachte bloß nicht, dass es so schlimm werden würde. Aber ich glaube, das liegt tatsächlich daran, dass ich so wenig geschlafen habe. Jetzt, wo ich bei der Wache bei dir schlafen kann, wird es bestimmt schnell wieder besser. Und dann ist da noch diese andere Sache." Kurz sah sie ihn an, nur um den Blick etwas beschämt sogleich wieder abzuwenden.

"Ich weiß, wie sehr ich dir auf die Nerven gehe, wenn ich dir ständig hinterherlaufe. Nach unserer Trennung..." Sie schluckte schwer. "Ich weiß, dass du das auf Gateway schon nicht ausstehen konntest. Deswegen habe ich dir danach all den Freiraum gegeben, den du haben wolltest. Aber hier und jetzt... Ich kann das einfach nicht, sonst drehe ich durch. Wie gesagt, das hat nichts mit dir zu tun. Du hast Recht, ich bin..." Wieder strich sie sich mit der Hand durch die Haare und blieb ihm schuldig, wie sie den Satz hatte beenden wollen.

"Ich kriege einfach Panik, wenn ich nicht weiß, ob du in Sicherheit bist. Ich hoffe einfach..." Sie wischte eine ungewollte Träne fort. "...dass du das aushalten kannst, solange wir nicht auf Gateway sind. Natürlich mache ich dann sofort eine Therapie, das bin ich dir schuldig. Und wenn du mehr Freiraum haben willst... Wenn du hier im Lager bist, dann muss ich nicht neben dir sitzen. Dann weiß ich ja, dass dir nichts passieren kann. Auf diese Weise kannst du für dich sein. Deal?" Zerknirscht suchte sie nun doch Blickkontakt.