Nur ein Traum

[Anne]

Nach einer überaus strapaziösen Höhlenerkundung hatte Jolene sich ihren Schlaf wohl verdient. Das Einschlafen fiel heute nicht schwer. Vielleicht hoffte sie sogar, nach all diesen Anstrengungen in einen tiefen, traumlosen Schlaf überzugleiten...

Jolene fand sich in ihrem Haus im Jedipraxeum wieder. Früher hatte sie mit den Männern aus ihrem Team dort gewohnt. Inzwischen hatte sich einiges verändert. Enric hatte sich vor einigen Jahren dazu breitschlagen lassen, doch noch ein Kind zu bekommen. Es hatte nicht lange gedauert, bis Jolene schwanger geworden war. Jedoch, statt einem Kind hatte sie Drillinge geboren. Dieser Umstand hatte sie dazu gezwungen, die Missionen sein zu lassen und die Kinder im Praxeum groß zu ziehen. Enric hatte zu Beginn versucht, sich in seine Vaterrolle einzufinden. Allerdings hatte er sich damit etwas schwer getan und alle Beteiligten waren eher erleichtert gewesen, als er beschlossen hatte, doch wieder mit den anderen auf Mission zu gehen. Immer wieder war er für Wochen oder sogar Monate verschwunden gewesen. Zwischen den Missionen hatte er vielleicht zwei oder drei Wochen Zuhause zugebracht, in denen er sich Mühe gab, alles aufzuholen, was er ansonsten verpasste. Manchmal mündete es darin, dass er versuchte, Jolene irgendwelche Ratschläge zu geben. Auch jetzt war er bereits seit einigen Wochen fort.
Gerade bereitete Jolene das Mittagessen vor, während ihre drei Kinder draußen vor dem Haus spielten.

[goldie]

Jolene hatte von Enric so einiges gelernt, was das Kochen anbelangte. Doch die Kinder waren mit kleinen einfachen Gerichten vollauf zufrieden. Sie beobachtete ihre drei Lieblinge noch ein wenig durchs Fenster, dann rief sie ihnen zu: "Corbyn, Keeran, Tjonne, die Boranda Nudeln sind fertig. Kommt rein, essen!" Den Tisch hatte sie liebevoll eingedeckt, sogar selbst geschnittene Blumen aus dem Garten standen darauf.

[Anne]

Corbyn und Keeran hatten draußen mit Kinderübungslichtschwertern gekämpft, die Akaavi ihnen gebaut hatte. Wie immer hatten sie es dabei ein bisschen übertreiben. Fast jedes Mal, wenn sie versuchten zu trainieren, endete es darin, dass einer den anderen verdrosch.
Die kleine Tjonne indes war ganz versunken darin, die Blumen zu gießen, die sie mit Tante Ysanne gepflanzt hatte. Sie sang dabei (OT Anmerkung, bitte zu der Melodie von "Ich lieb den Frühling" vorstellen)

Ich lieb Recopia,
das ist der schönste Ort,
In der Galaxis,
ich wär so gerne dort!

In Wirklichkeit war sie nie auf Recopia gewesen, genauso wenig wie ihre Brüder. Ihr Vater hatte ihr dieses Lied beigebracht. Gerade stolperte einer der Jungen gegen sie. Tjonne fiel in die Blumen und zerdrückte einige dabei. Ein kleines Gerangel entstand, welches vom Ruf ihrer Mutter unterbrochen wurde.
Die drei Kinder kamen herein gelaufen. Tjonne hielt schluchzend eine abgeknickte Shimsha Blüte in der Hand. Corbyn hatte einen dicken blauen Fleck an der Stirn und Keeran blutete an der Lippe. Alle drei riefen durcheinander.
"Mama, Keeran hat mich geschubst!", rief Corbyn.
"Gar nicht wahr, Corbyn hat angefangen! Er hat viel zu doll gemacht!", brüllte Keeran.
"Die Jungs sind so blöd! Sie machen immer alles kaputt, Mama", schniefte Tjonne. Alle drei sahen zu ihrer Mutter auf.

[goldie]

Jolene seufzte. Auf Boranda hatte es nur sehr wenig e solcher Auseinandersetzungen gegeben, doch ein wenig Erfahrung hatte sie sammeln können. "Corbyn, Keeran, seid gute Padawane und schüttelt euch die Hände. Tjonne Pork-Schatz, wir pflücken nachher neue Blumen. Dann schaute sie ihre Söhne streng an in der Erwartung, dass sie gehorchen würden.

[Anne]

"Ich will die Blumen aber nicht pflücken! Die sollen doch wachsen! Jetzt ist mein schönes Beet kaputt!", jammerte Tjonne und wischte sich eine Träne weg. In ihrem lockigen Haar hatten sich durch den Sturz Zweige und Blätter verfangen.
Corbyn und Keeran blickten einander ernst an. "Ja, Mama", murmelten beide schließlich. Sie traten aufeinander zu und gaben sich die Hände. Nur ganz leise hörte Jolene Corbyn flüstern: "Du bist Banthafutter..."
Und Keeran whisperte zurück: "Du stinkst wie eine Sarlacc-Grube!" Dann wandten sich beide mit freundlich dreinblickenden Gesichtern ihrer Mutter zu.

[goldie]

Jolene widerstand dem Impuls, vor ihren Kindern die Augen zu verdrehen. "Das habe ich gehört, ihr Sarlacc-Banthas. Das wird nachher ausgetragen, wer der Stärkere ist. Übungskampf und ich bin Schiedsrichter. Und danach helft ihr beide eurer Schwester mit dem Blumenbeet. Und jetzt ab Händewaschen. Und Keeran, spül dir die Lippe ab, du blutest."
Sie kniete sich zu ihrer Tochter. "Das wird schon wieder, du darfst die beiden nachher rumkommandieren. Das hast du dir verdient."

[Anne]

Das Mädchen lächelte breit und nickte. Dann gingen alle drei ihre Hände waschen und nahmen anschließend am Tisch Platz. Sie alle liebten Boranda-Nudeln und taten sich große Portionen auf. Für wenige Augenblicke war es tatsächlich Mal friedlich und schön.
Tjonne fragte: "Mama, wenn wir mit dem Blumenbeet fertig sind, kannst du mir bitte ein bisschen mit dem Buch helfen, welches ich gerade lese? Ich verstehe noch nicht alle Wörter darin. Ich habe sie herausgeschrieben."
Das Mädchen schob ihrer Mutter ein Datapad hin. Darauf waren einige Wörter aufgelistet.
"Enzyklopädie. Zensur. Demokratie. Genozid. Revolution", stand dort geschrieben.

[goldie]

Enzyklowas? fragte sich Jolene. Dann lächelte sie Tjonne an. "Ja, das erklär ich dir später", verschob sie das Thema in der Hoffnung, dass ihre Tochter es einfach vergaß. "Was ist das für ein Buch, das du liest?"
Enric, was hast du deiner siebenjährigen Tochter da in die Hand gedrückt...

[Anne]

"Die Geschichte der Galaxis - Band 1", antwortete Tjonne stolz. Ihre Brüder sahen einander vielsagend an. Ihre Schwester nervte sie ungemein. Die beiden Jungen selbst hatten vor Kurzem den letzten Buchstaben des Alphabets gelernt und mühten sich mit dem Lesen noch sehr ab. Komplexe Texte würden sie noch eine ganze Weile nicht verstehen.
"Blöde Streberin", murrte Keeran.
"Deswegen hast du keine Freunde", meinte Corbyn schulterzuckend zu seiner Schwester.
"Das ist gemein!", rief Tjonne.
"Ist doch so. Du bist angeberisch und eine Heulsuse", bestätigte Keeran.
"Gar nicht wahr! Ihr seid nur neidisch, weil ihr dumm seid!"
Corbyn schmiss mit einer Nudel voller roter Soße nach ihr. Diese blieb an Tjonnes Kleid kleben. Keeran lachte. Tjonne errötete, bevor sie sich vor den Augen aller einfach in Luft auflöste.
"Jetzt macht die sich schon wieder davon", sagte Corbyn.
"Sie ist echt feige", fand Keeran.

[goldie]

"Verdammt nochmal, könnt ihr euch nicht einmal benehmen", brauste Jolene auf. "Ihr wollt Jedi werden? Beschützer und Retter der Galaxis? Das fängt hier bei eurer Schwester an. Euer Vater war mal genau wie sie. Sehr schlau und wenig Freunde. Und wenn er keine Beschützer gehabt hätte, dann gäbe es euch gar nicht. Also, wie behandelt ihr eure kleine Schwester richtig?" Obwohl sie nur wenige Minuten auseinander lagen, bestanden die Kinder auf die richtige Geburtsreihenfolge. Jolenes Tonfall klang gereizt.

[Anne]

Die beiden Jungen verdrehten die Augen.
"Wir passen auf sie auf und sind nett zu ihr", antwortete Corbyn genervt und rührte lustlos in seinen Nudeln herum, während einige davon über den Tellerrand schwappten.
"Mach dir Mal keine Sorgen, Mama. Die kommt dich gleich wieder. Die rennt doch andauernd dramatisch raus. Wenn sie Hunger hat, ist die zurück", versuchte Keeran seine Mutter zu trösten. Er tätschelte ihr den Arm.
In diesem Moment öffnete sich die Tür. Enric war nach Wochen wieder zurück gekehrt. Er trat ein, im Schlepptau seine kleine Tochter, die mit Soße befleckt war und den Garten in ihrer Frisur trug. Tjonne warf ihren Brüdern einen triumphierenden Blick zu. Enric nahm die kleinen Verletzungen seiner Söhne zur Kenntnis. Auch die gereizte Stimmung schien ihm nicht zu entgehen.
"Was ist denn hier los?", waren die ersten Worte, die er an Jolene richtete.

[goldie]

Jolene sprang freudig auf, der Streit mit den Söhnen war unwichtig geworden. "Wie schön, dass du wieder da bist!" Sie lief zu Enric und wollte ihm einen Begrüßungskuss geben.

[Anne]

Er küsste Jolene, ebenfalls sehr erfreut sie wiederzusehen. Dann setzte er sich mit seiner Familie an den Tisch und aß zunächst etwas. Tjonne nahm auf seinem Schoß Platz.
Die Jungen versuchten ebenfalls sich zu benehmen. Sie löcherten ihren Vater, wo er gewesen sei, was er erlebt habe und natürlich ob er ihnen Geschenke mitgebracht hatte. Natürlich hatte er das. Während die Kinder mit den Mitbringseln beschäftigt waren, ergriff Enric Jolenes Hand. Leise sagte er zu ihr: "War hier alles okay in meiner Abwesenheit? Du wirkst etwas gestresst und die Kinder... ehm... sehen ein wenig lädiert aus..."

[goldie]

Jolene lächelte ihn an. Sie fühlte sich so unglaublich müde, doch wollte es vor ihrem Mann verbergen. "Alles ist gut. So ist das nun mal mit den Kleinen. Immer was los."

[Anne]

"Soll ich vielleicht dieses Mal länger hier bleiben? Es ist in Ordnung, dass du überfordert bist. Sind ja auch ziemlich temperamentvoll die Drei... Ich könnte helfen", bot er an. Die Skepsis darüber, ob es Jolene gut genug gelang, die Drillinge fast allein großzuziehen war schwer zu überhören.