Nur ein Traum

[Anne]

Klar, hunderte. Mit all den schönen und intelligenten Frauen die ich jeden Tag so treffe. Und die haben natürlich auch alle Interesse an mir, dachte er bei sich. Aber hier waren keine zynischen Sprüche angemessen, das wusste auch er.
"Nein. Es gibt nur dich. Das verspreche ich dir", versicherte er ernst.

[goldie]

Sie blieb sitzen, fuhr sich mit der Hand durch die Haare und starrte in den rötlichen Nachthimmel. War der Traum realistisch? Was, wenn sie ungewollt schwanger werden würde?
Nur langsam wurde Jolene bewusst, wo sie waren, warum sie hier waren. "Ich habe schlecht geträumt", stellte sie das Offensichtliche fest.

[Anne]

"Ich hatte es angenommen. Erzähl mir davon", bat er.

[goldie]

Jolene zögerte. Enric hatte so genervt auf sie reagiert in den letzten Tagen. "Du hast neulich gesagt, dass du mich langweilig findest. Liebst du mich überhaupt noch oder bist du nur noch aus Mitleid mit mir zusammen?" Sie biss die Zähne zusammen. Wieso nur war ihr diese Frage rausgerutscht?

[Anne]

Obwohl es eigentlich ein sehr kurzer Moment war, den Enric zum überlegen brauchte, kam er Jolene sicherlich endlos vor.
"Doch, ich liebe dich schon", sagte er schließlich. "Da bin ich ganz sicher. Aber in letzter Zeit warst du so wenig du selbst. Du warst so kontrollierend und gleichzeitig so abhängig von mir. Wir haben ja schon darüber gesprochen, dass du mich eingeengt hast. Und dann hattest du manchmal so Momente, wo du etwas... neben dir standest. Zum Beispiel als du Syron angreifen wolltest, nachdem er deine Erinnerungen verfälscht hatte. Oder als du diesen Flashback hattest. Da wusste ich nicht, ob es noch okay ist, mit dir zusammen zu sein. Oder ob ich damit nicht warten sollte, bis du wirklich wieder vollkommen klar bist und deine eigenen Entscheidungen treffen kannst. Ich wollte nicht, dass du später denkst, dass ich deine Schwäche ausgenutzt habe um dich von mir abhängig zu machen. Ich möchte, dass wir beide zusammen sind weil wir es wollen und uns lieben und aus keinem anderen Grund. Nicht der, dass du mich brauchst oder ich gebraucht werden will. Verstehst du das?"

[goldie]

Enrics Worte brachten Jolene nun vollends in die Realität zurück. "Du willst Schluss machen?" fragte sie schockiert.

[Anne]

"Nein. Das will ich nicht. Ich habe nur Angst, dass es vielleicht nicht okay ist, wie wir das hier machen", entgegnete er. "Ich mache mir Sorgen, dass du später auf diese Zeit zurück blickst, und mir Vorwürfe machst."

[goldie]

"Warum sollte ich dir Vorwürfe machen? Was soll nicht okay sein? Außer... Shanee? Jasmond? Klingelt da was?" Sie fixierte in mit ihrem Blick, so als würde sie sofort erkennen, wenn er lügen würde.

[Anne]

Sie sah in ein absolut ratloses Gesicht. Enric dachte angestrengt nach. "Ehm... Sind das Freundinnen von dir? Oder Familienmitglieder?" Er kam etwas ins Schwitzen. Offenbar hatte er irgendetwas Wichtiges vergessen, was er eigentlich wissen sollte. "Oder heißen deine Waffen so? Tut mir leid, Jolene. Ich fürchte, mir ist entfallen, wer das ist..."

[goldie]

Jolene fuhr sich mit der Hand durch die Haare und atmete durch. "Okay, nicht wichtig. Ich könnte es nur nicht vertragen, wenn du mich betrügst. Versprich mir, dass du das niemals tun wirst, okay?" Jolene erinnerte sich mit einem Mal an Akaavis Geruch. Ob Enric sich wohl verraten fühlen würde, wenn er von dem Kuss erfuhr?

[Anne]

Auch Enric erinnerte sich an seinen Traum mit Auren. Ihn überkam ein wenig Scham. Ob das für sie bereits als Betrug gelten würde? Dennoch sagte er: "Du solltest deinen Träumen nicht so viel Bedeutung beimessen. Ängste im Schlaf zu verarbeiten ist ganz normal. Das bedeutet nicht, dass das wahr werden muss. Ich habe beispielsweise neulich geträumt, dass meine Mum von den TechSig verändert wurde. Du hast sie getötet. Das war schlimm. Absolut schockierend für mich, wirklich. Aber ich nehme es dir jetzt, wo ich weiß, dass es nur ein Traum war, nicht übel."

[goldie]

"Oh, das... Das tut mir leid. Warum hast du mir nichts davon erzählt? Ich meine, ich würde deiner Mutter nie im Leben was tun, das weíßt du, ja?"

[Anne]

"Warum sollte ich sowas zu dir sagen? Es ging dir eh schon schlecht. Da wecke ich dich doch nicht und sage zu dir: Hey, Jolene, du hast gerade meine Mutter umgebracht. Natürlich würdest du so etwas nicht tun."
Enric war erleichtert, dass sie offenbar von ihrem Thema angekommen war.

[goldie]

"Wie geht es dir eigentlich? Du tust alles, um mich nicht unnötig zu belasten. Aber andersherum? Mein Traum lässt kein gutes Haar an dir."

[Anne]

"Oookay, was habe ich diesmal falsch gemacht? War ich ein Sith Lord? Habe ich dir etwas getan? Lass mich raten - ich habe Akaavi umgebracht. Deshalb hast du vorhin nach ihm gefragt, oder? Aber was hat das mit Tjonne zu tun? Ich verstehe mich wirklich ausgezeichnet mit ihr. Ich mag sie richtig gern. Aber keine Sorge - wie ich sagte, es gibt niemanden außer dir", bekräftigte er noch einmal rasch.