Nachtwache

[goldie]

Jolenes Hände begannen zu zittern und sie griff schnell in ihre Tasche, um die beruhigende Kühle des blauen Steins zu spüren. Sie atmete mehrmals durch. "Akaavi... Corbyn... Das halbe Praxeum... Tausende Republikanische Soldaten." Sie biss sich auf die Unterlippe und schloss die Augen.

[Anne]

Enric rutschte zu ihr heran und legte seinen Arm um sie. Er wusste, dass er dazu nicht wirklich etwas Tröstendes sagen konnte. Ihre Befürchtungen waren durchaus realistisch. Und sie hatte schon viel zu viele Verluste hinnehmen müssen.
Nach einer Weile sagte er: "Ich hoffe, dass es danach wenigstens ein Ende hat und die Galaxis Zeiten des Friedens und der Sicherheit erleben darf."

[goldie]

"Als ich damals forciert habe, dass sie das Imperium angreifen, habe ich in Kauf genommen, dass viele Leute sterben werden. Aber mir war nicht bewusst, wie viele mitkämpfen, an denen mir etwas liegt. Weißt du, dass ich schon seit Monaten nicht mehr mit Corbyn gesprochen habe? Nur ein paar Sprachnachrichten. Ich weiß nicht mal, was genau seine Rolle in diesem beschissenen Krieg gerade ist. Ich könnte es nicht ertragen, wenn ihm was passiert. Nicht er auch noch..." Ihre Stimme brach und ihre Augen füllten sich mit Tränen.

[Anne]

Enric zog Jolene an sich und hielt sie fest, während er ihr über den Rücken strich.
"Bestimmt geht es Corbyn gut. Ich glaube nicht, dass jemand wie er an der Front kämpft. Dein Bruder hat andere Qualitäten, die die Republik durchaus zu schätzen weiß. Such mit Hilfe des Kors nach ihm und du wirst feststellen, dass er lebt und in Sicherheit ist. Du wirst ihn wiedersehen. Lass ihn uns gleich im Anschluss an diese Mission besuchen. Ich würde mich ebenfalls freuen ihn zu sehen", versuchte Enric seine Freundin zu trösten.

[goldie]

Langsam beruhigte sich Jolene wieder. "Du hast Recht, er wird nicht an der Front sein." Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare. "Manchmal ist es besser, nicht nach den Leuten zu schauen. Jetzt kann ich mir zumindest einreden, dass es ihnen gutgeht. Was meinst du, warum ich nicht nach den Kids auf Boranda schaute oder nach Bantha?" Jolene starrte finster vor sich hin.

[Anne]

"Bantha...?" Irritiert blickte Enric sie an.

[goldie]

"Hmm? Hab ich nie von ihm erzählt? Der einzige aus meinem Team, den ich nicht gefunden habe. Wahrscheinlich kämpft er jetzt als Drohne auf der anderen Seite. Aber wie gesagt, wenn ich nicht nachschaue, kann ich mir einreden, dass er es doch irgendwie geschafft hat, den Techsig zu entwischen." Sie seufzte niedergeschlagen.

[Anne]

"Ach ja, der. Doch. Das hattest Du Mal erzählt... Du sag Mal... Auf deiner Infiltrationsmission bei den TechSig hast du ja auch Kontakte geknüpft. Ist es nicht seltsam für dich, dass unsere Leute nun gegen diese Bekannten von dir kämpfen? Würdest du es bedauern, wenn du wüsstest dass sie tot sind? Ich meine, du warst ja eine ganze Weile dort. Letztlich sind Feinde ja auch nur... normale Leute, irgendwie..."
Er dachte insbesondere an den Mann, mit dem Jolene geschlafen hatte, aber er wollte das Thema nicht mehr ansprechen. Er hatte es ihr verziehen.

[goldie]

"Pfff... Diese Schnösel? Du glaubst doch nicht, dass einer von denen mit an der Front kämpft. Die sitzen da in ihrem Elfenbeinpalast und ziehen die Strippen im Hintergrund. Für die ist alles nur ein Spiel mit Zahlen. Ressourcen, Truppen, Planeten... Ihnen ist völlig egal, was verheizt wird. Hauptsache sie stehen besser da als ihre Konkurrenten. Es ist einfach nur ein Dreckskonzern, der sich entschlossen hat, die Galaxis zu beherrschen. Wenn ein Todesstern HQ2 pulverisieren würde, dann würde ich dem keine Träne nachweinen. Im Gegenteil. Vor allem dieser Chiss darf gern einen langsamen, qualvollen Tod sterben." Eine Wut, die sie lange verdrängt hatte, stieg in Jolene auf.

[Anne]

"Ich schätze, man kann nicht viel anderes erwarten von einem Kerl dessen Name einem vulgären Ausdruck für ein Stoffwechselendprodukt verdächtig nahe kommt. Ernsthaft, welche Mutter nennt ihr Kind den Chiss?", erwiderte Enric.
Nach einer Weile fügte er hinzu. "Ich glaube, ich wäre total ungeeignet für so etwas. Selbst wenn ich meine Rolle richtig rüberbringen könnte, was mir leider nicht vergönnt ist, würde ich wohl früher oder später jemanden von denen ganz nett finden. Ich würde Verständnis dafür entwickeln, warum sie so sind und versuchen, ihnen einen anderen Weg aufzuzeigen. Aber spätestens da würden sie mich wahrscheinlich erledigen."

[goldie]

Jolene lachte. "Mal eine Rasse von der du noch nichts gehört hast, hm?" Dann wurde sie wieder ernst. "Aber du hast Recht, du würdest da nicht bestehen. Es wäre einfach tödlich, sich wirklich mit jemandem von denen anzufreunden. Außer man will jemanden umdrehen. Aber das ist echt heikel und braucht viel Fingerspitzengefühl."

[Anne]

"Ohhh... Ach so. Nun ja, es ist spät...", murmelte Enric, als Jolene ihn darüber aufklärte, dass die Rasse gemeint gewesen war. Er war offenbar etwas peinlich berührt von diesem Missverständnis und errötete.
Schnell wechselte er das Thema. "Ist kein Problem für mich. Ich drehe andauernd Leute um. Dich sozusagen, und ich war gerade dabei Darth Malgus umzudrehen, bevor er leider ermordet wurde."
Enric vermisste ihn noch immer. Als er sein Lichtschwert gebaut hatte war einer seiner ersten Gedanken gewesen, wie stolz sein früherer Meister gewesen wäre, wenn er ihn jetzt sehen könnte. Er hatte sogar gezögert, den Jedi Kodex auf dem Griff einzugravieren. Es war ihm ein wenig wie Verrat vorgekommen. Aber es würde ohnehin egal sein, was darauf stand, wenn er es endlich in das schwarze Herz dieses Sith bohren würde, der ihm seinen Meister genommen hatte.

[goldie]

Malgus. Dieser elende Drecksack, der so viel Leid verursacht hatte. Und Enric trauerte ihm immer noch nach. Welch glückliche Fügung, dass dieser Sith aufgetaucht war und dieser unsäglichen Existenz ein Ende bereitet hatte. Jolene atmete durch: "Du glaubst doch nicht allem Ernstes, dass du ihn hättest umdrehen können? Er hat seine Spielchen mit dir gespielt. Du siehst doch, wie schwer es ist, auf der hellen Seite zu bleiben, selbst wenn wir dem Weg der Jedi folgen. Du hättest keine Chance gehabt. Oder glaubst du nach allem, was wir inzwischen erlebt haben, immer noch, dass es sowas wie einen grauen Weg geben kann?"

[Anne]

"Es gibt einen grauen Weg. Davon bin ich absolut überzeugt. Ich bin nur nicht der Richtige, um ihn zu gehen. Vielleicht wird es eines Tages jemand können, der weiser und besonnener ist als ich" räumte er ein. Er ging nicht darauf ein, dass Jolene behaupte, Darth Malgus hätte ihn getäuscht, auch wenn er nach wie vor anderer Meinung war.

[goldie]

Jolene war es leid zu streiten. Sie hatte einfach nicht mehr die Kraft dazu. "Wenn du meinst", hoffte Jolene das Thema abschließen zu können. Wie waren sie nur wieder bei Malgus gelandet. Ach ja...
"Und wie kommst du darauf, dass du mich umgedreht hättest? Ich war doch längst auf eurer Seite, als du dich mal näher für mich interessiert hast." Auch wenn das eigentlich ein Friedensangebot war, so kam sie nicht umhin, schnippisch zu klingen.