Gefangen in der Tiefe

[goldie]

Jolene schaute Enric liebevoll an. "Du schlägst dich doch ganz gut hier unten. Das geht echt ans Limit. Okay, du bist durchgedreht, na und? Viel wichtiger ist doch, dass du dich wieder gefangen hast. Das ist doch wahre Größe. Wenn man hinfällt, wieder aufzustehen. Ich bin stolz auf dich!" Sie lächelte und drückte Enrics Hand. "Wie geht es dir denn jetzt, hältst du das heute durch? Kann ich irgendwas für dich tun?"

[Anne]

"Es geht mir viel besser. Dank dir und der Meditation vorhin. Ich komm schon zurecht, vielen Dank."
Enric dachte nach. "Wobei, da gibt es vielleicht sogar tatsächlich eine Sache, die du für mich tun kannst. Für den Fall, dass ich hier unten nicht überlebe - was ganz rational betrachtet einfach passieren kann - dann möchte ich, dass du nicht aufgibst. Versuch nicht, aus irgendwelchen sentimentalen Gründen an meiner Leiche festzuhalten. Lass meinen Körper einfach liegen. Ich benötige ihn ja nicht mehr. Das hier ist viel zu wichtig und darf nicht umsonst gewesen sein. Das Team braucht dich. Du musst weitermachen, auch wenn du das Gefühl haben solltest, wahnsinnig zu werden vor Schmerz. Ich brauche jemanden, der das hier zu Ende bringt. Und wenn das irgendwann erledigt ist, weißt du ja, worum ich dich in diesem Fall bitte."
Enric hatte es so oft gesagt, wann immer er geglaubt hatte zu sterben. Ihm war wichtig, dass jemand dafür sorgte, dass seine Eltern in Sicherheit waren, sollte er es nicht mehr tun können.

[goldie]

Jolenes Miene verdüsterte sich zusehends, als Enric über seinen möglichen Tod sprach: "Du wirst hier unten nicht sterben!" knurrte sie, ohne ihm auch nur ein einziges Versprechen zu geben.

[Anne]

"Sicher, ich werde schon durchkommen. Aber im Gegensatz zu dir bin ich tatsächlich noch immer nicht dazu gekommen, mein Testament zu machen. Deshalb sage ich es dir einfach. Und eine Sache hätte ich fast vergessen. Die ist neben den Bitten, die ich dir leider im Ernstfall auferlege, mindestens genauso wichtig. Wenn ich nicht mehr bin darfst du natürlich trauern oder wütend sein und mich vermissen. Aber irgendwann wirst du loslassen müssen. Ich wünsche mir, dass du glücklich bist. Fange wieder zu leben an. Such dir einen neuen Partner. Ich habe jedenfalls kein Problem damit. Das wollte ich nur mal gesagt haben..."
Enric versuchte, es so leichthin zu sagen als ginge es um nichts. Sie hatten es schwer genug. Da musste er keine zusätzliche Trübseligkeit in seine Worte legen, die seine Freundin bloß bekümmern würde. Auch versuchte er, direkt wieder abzulenken, damit Jolene gar nicht die Chance bekam, ihm zu widersprechen.
"Denkst du, wir sollten gleich mal all unsere verbliebenen Vorräte zusammen tragen und sie auf alle gleich aufteilen? Ich denke, das könnte sinnvoll sein."

[goldie]

Enric tat gut daran, daß Thema zu wechseln und Jolene nicht zu Wort kommen zu lassen. Anstatt also Widerworte zu geben, antwortete sie mürrisch: "Mach das. Ich bring die Drohne raus und such hier im Haus nach Wasser. Vielleicht funktioniert ja noch was nach all den Jahren." Sie stand auf. "Und halt die Augen offen." Damit ging sie in Richtung Tür des Raumes. Ihre Waffen trug sie selbstverständlich bei sich.

[Anne]

Enric erhob sich und eilte hinterher. "Warte! Ich komme mit. Ich lass dich hier nicht allein."
Als er sie erreicht hatte lächelte er Jolene an und bemerkte: "Stell dir Mal vor, die unfassbar dumm das wäre, wenn wir hier verdursten würden, obwohl wir die ganze Zeit nur zum Wasserhahn hätten gehen müssen. Das sollten wir wirklich ausprobieren, da stimme ich dir zu."

[goldie]

Erst machte es den Anschein, als wolle Jolene ihm eine wütende Antwort entgegenschleudern. Doch im letzten Moment biss sie sich auf die Lippen und atmete zweimal tief durch.

Kühl sagte sie nun: "Alleine bin ich schneller und unauffälliger. Die anderen sollten noch etwas Schlaf bekommen. Du bleibst hier und bewachst sie, ich mache meinen Job." Kurz fragte sich die junge Frau ob ihrem Freund eigentlich bewusst war, wie sehr sie der Gedanke in Panik versetzte, wenn ihm etwas schlimmes zustoßen würde. Ihre Miene wurde noch finsterer. Sie würde nur eine Antwort zulassen.

[Anne]

"Okay", stimmte er schließlich mit beunruhigter Miene zu. "Aber sei vorsichtig. Bitte. Und... es tut mir leid. Ich wollte dir keine Sorgen bereiten. Lass uns nicht so missgelaunt auseinander gehen. Nicht einmal wenn es nur für wenige Minuten sind. Nicht an diesem Ort..."
Er näherte sich ihr vorsichtig, um ihr einen Kuss zu geben.

[goldie]

Es verging ein Moment, bei dem sich Enric nicht sicher sein konnte, ob er sie wieder versönlich hatte stimmen können. "Okay", murmelte sie dann doch leise, kurz bevor sich ihre Lippen trafen. Schon spürte er, dass Jolene ihn umarmte, ja sich fast an ihm festhielt. Es dauerte eine Weile, bis sie sich von ihm löste. Jolene wirkte erschöpft, doch der Groll war anscheinend verflogen. "Bis gleich. Und lass den Comlink Kanal offen." Schon war sie durch die Tür nach draußen geschlüpft und ließ Enric allein mit seinen Gedanken zurück.

[Anne]

Enric schloss Jolene ebenfalls fest in seine Arme. "Es wird alles gut werden", murmelte er ihr noch zu, während sie sich entfernte. Dann setzte er sich auf seinen Platz, um weiter Wache zu halten. Die Vorräte wollte er einteilen, wenn alle wach waren. Es nützte nichts, jetzt an das Gepäck der anderen zu gehen.
Er war noch immer besorgt und fühlte sich alles andere als sicher. Auch würde er solange Jolene nicht bei ihm war ziemlich nervös sein und auf jedes noch so kleine Geräusch lauschen. Es dauerte eine Weile, bis sie zurück kam. Irgendwann hielt er es nicht mehr aus und ging im Raum auf und ab. Unwillkürlich glitten seine Hände in seine Taschen. Er nahm den Stein wahr und holte ihn hervor. Klein, blau und kühl lag er in seiner Hand. Der Glücksbringer seiner Freundin. Er hatte die Geste, dass sie ihm ihren Stein überlassen hatte sehr zu schätzen gewusst. Diese überraschende Tat hatte es vermocht, ihn aus seinem tiefen Tal heraus zu holen. Hoffentlich hatten sie es bereits heute Abend heil hier heraus geschafft, sodass er Jolene ihren Stein zurück geben konnte.

[goldie]

Schon kurz darauf meldete sich Jolene per Comlink. "Hier ist eine Nasszelle. Es kommt aber kein Wasser. Ich gehe runter in den Keller. Wenn wir Glück haben, gibt es da Kontrollen, mit denen man das aktivieren kann."

[Anne]

"Ich komme mit", sagte er. Diesmal duldete er keinen Widerspruch. Wer wusste schon, was in dem Keller dieser alten Anlagen lauern mochte...
Er machte sich auf den Weg nach unten.

[goldie]

Jolene seufzte. Hier war es zu gefährlich mit ihm zu streiten. Doch auf der anderen Seite beruhigte es sie, gleich ihren Freund bei sich zu haben. Sie gab ihm den Treffpunkt durch und gemeinsam schlichen sie unter Jolenes Führung in den Keller. Die unteren Räume lagen düster vor ihnen. Jolene hatte ihre schwere Blastepistole im Anschlag, eine darauf montierte Lampe zeigte ihnen, dass diese Räume leer waren. Doch an einer der Wände fanden sie schließlich doch noch ein Bedienpanel.

"Lass uns das mal anschauen", flüsterte Jolene.

[Anne]

Enric trat darauf zu und schaute es sich an. Er versuchte in Erfahrung zu bringen, was die Funktion dieses Panels war und ob sie es noch bedienen könnten. Er ging sehr vorsichtig dabei vor, wollte er doch nicht unverhofft irgendetwas auslösen, was er nicht beabsichtigt hatte. Er ließ sich von Jolene dabei über die Schulter schauen. Vielleicht fiel ihr ja auch etwas dazu ein.

[goldie]

Jolene schaute Enric ganz genau auf die Finger. "Keine Sicherheitsmechanismen", flüsterte sie knapp.

Es fiel Enric nicht schwer, das Panel unter Strom zu setzen. Dank der Symboliken in der Bedienung fand er sehr schnell heraus, welche Kontrollen für die Wasserversorgung und den Strom verantwortlich waren. Er konnte beides per Knopfdruck aktivieren.

Jolene hatte, nachdem sie das Panel als unbedenklich eingeschätzt hatte, die Tür mit ihrer Waffe ins Visier genommen und sicherte ihre Stellung.