Gefangen in der Tiefe

[Anne]

"So, Wasser und Strom sollten jetzt aktiviert sein. Lass uns gleich Mal nachsehen, ob es auch wirklich funktioniert."
Neue Zuversicht hatte sich auf Enrics Zügen ausgebreitet.

[goldie]

Jolene schlich sich zum Lichtschalter. Hier unten in einen abgeschlossenen Raum war das Risiko gering. Im nächsten Moment sprangen die Lampen an und der Raum war hell erleuchtet. Sie grinste Enric breit an: "Es funktioniert!"

[Anne]

"Sehr gut." Auch er strahlte zufrieden über den Erfolg. "Viel wichtiger ist aber noch das Wasser. Lass uns nach einem Hahn suchen und es ausprobieren."
Sie machten sich auf den Weg zu der Nasszelle, die Jolene vorhin entdeckt hatte.

[goldie]

Jolene stellte sich ans Waschbecken und betätigte die Konsole. Tatsächlich begann Wasser zu fließen. Ehe Enric sie daran hindern konnte, hatte sie einen Schluck probiert. "Scheint genießbar zu sein", stellte sie fest und lächelte Enric breit an.

[Anne]

Enric fiel ihr voller Erleichterung um den Hals.
"Das ist großartig! Das verschafft uns sehr viel mehr Zeit. Nicht verdursten zu müssen ist schon Mal eine wesentliche Erleichterung."
Er füllte seine Wasserflasche auf und probierte einen Schluck, hoffend dass das Wasser, welches sehr lange Zeit in irgendwelchen Rohren gestanden haben mochte, nicht allzu giftig war. Möglichkeiten dies zu überprüfen hatte er hier nicht. Aber diesen Gedanken schob er beiseite. Er war gerade einfach nur froh über ihre Entdeckung.

[goldie]

Auch Jolene war erleichtert. Sie strahlte ihn an und füllte ihre Flasche ebenfalls auf, nachdem sie ihrem Durst gestillt hatte. "Hey, wir haben noch etwas Zeit. vielleicht finden wir ja sogar einen Nahrungsreplukator, der noch funktioniert. In so einem Bürogebäude muss es doch eine Küche geben. Ich habe mir noch nicht alle Räume auf dieser Etage angeschaut, lass uns zumindest dort nochmal reinschauen."

[Anne]

Enric machte sich nicht die Hoffnung, dass sie hier auch noch auf Nahrung stoßen würden. Wasser hielt sich. Aber ob die Zutaten für Speisen auch die Jahrtausende überdauert hatten bezweifelte er stark. Trotzdem machte er sich gemeinsam mit Jolene auf die Suche.

[goldie]

Und tatsächlich, schon bald fanden sie einen Raum mit einem Nahrungsreplikator. "Was hab ich gesagt?" freute sich Jolene. Schon tippte sie auf den Tasten herum, nur um dann das Gesicht zu verziehen. "Dreck, alles absolut unverständlich", stellte sie fest.

[Anne]

Enric betrachtete das Gerät und versuchte, sich einen Reim aus den fremden Schriftzeichen zu machen. Schließlich gab er etwas ein. Der Nahrungsreplikatior setzte sich in Gang, das war deutlich zu hören. Wenige Augenblicke später fiel in die Ausgabe ein grauer Riegel. Enric nahm ihn entgegen. Skeptisch roch er daran. Er konnte keinen Geruch wahrnehmen. Anschließend brach er ein kleines Stückchen ab und zerbröselte es zunächst zwischen seinen Fingern, um die Konsistenz zu prüfen. Obwohl es ihn Überwindung kostete, biss Enric schließlich eine winzige Ecke des Riegels ab. Er erwartete, nichts als Staub zu schmecken. Aber Jolene hatte schließlich das Wasser probiert, also wollte er auch seinen Teil beitragen. Skeptisch kaute er auf dem grauen Krümel herum.

[goldie]

Jolene betrachtete Enric skeptisch. Zumindest hatte er nur ein wenig probiert, was sollte groß passieren? Sie hätte genau das gleiche getan.

Enric schmeckte zuerst gar nichts. Der Bissen zerfiel in seinem Mund zu trockenem Staub. Doch dann vermengte es sich mit dem Speichel. Eine klebrige Masse entstand im Mund. Statt einer kleinen Ecke eines Riegels fühlte es sich so an, als hätte er einen großen Löffel Brei genommen. Er schmeckte faulig. Enric hatte auf einmal den Geruch von verwesenden Womb-Ratten in der Nase. Ungefähr so musste es schmecken, wenn man Essensreste einen Monat verderben ließ und dann einen Löffel davon aß.

[Anne]

Enric bedeutete Jolene, sich umzudrehen. Er spuckte den Nahrungsbrei in ein nahegelegenes Waschbecken und spülte sich danach ausgiebig den Mund aus. Mühsam unterdrückte er den Impuls zu würgen, weil der Geschmack einfach nur widerwärtig war.
Schließlich hustete er noch einmal, um auch die letzten Staubkrümel aus seinem Hals zu bekommen. Er trank einige Schlucke, dann sagte er, mit tränenden Augen: "Absolut köstlich. Sehr zu empfehlen. Noch nie habe ich das distinkte Aroma jahrtausendealter Historie so intensiv mit meinen Sinnen erfahren dürfen..." Er warf den Staubriegel über seine Schulter. "Nein, im Ernst... Ich glaube du solltest mich heute nicht mehr küssen. Beim Kor, was würde ich jetzt für etwas Zahncreme geben..."

[goldie]

Jolene beobachtete Enric besorgt: "Ist alles in Ordnung? Nicht dass es giftig war. Ich kann Owen holen."

[Anne]

"Ein bisschen giftig wird's schon gewesen sein. Im Sinne von Pilzsporen von uralten Schimmelpilzen oder so etwas. Aber nichts, was mich umbringen wird. Ich meine... Was haben wir auch anderes erwartet? Komponenten aus denen Essen hergestellt wird verderben nun einmal über so einen langen Zeitraum. Lass uns da bitte nicht so ins Detail gehen, wenn wir den anderen davon erzählen."

[goldie]

"Ja, kein Problem... Es geht wirklich?" Noch immer schien sie nicht komplett davon überzeugt, dass er nicht im nächsten Moment einfach tot umfallen würde. Noch immer skeptisch fügte sie hinzu: "Die Drohne muss noch raus. Ich wollte erst abwarten, ob ich Wasser finde. Jetzt muss sie nicht mehr danach Ausschau halten und außerdem können wir den Zeitraum von 6 auf 8 Stunden erhöhen. Jetzt halten wir ja länger durch."

[Anne]

"Ja, danke, es geht schon. Ich habe es ja nicht herunter geschluckt", entgegnete er, noch immer etwas blass um die Nase. Der Nachgeschmack führte dazu, dass er sich etwas flau im Magen fühlte. Hoffentlich würde das vergehen, wenn er ein wenig gefrühstückt hatte.
Er folgte Jolene, die die Drohne nach draußen brachte. Nachdem sie sich auf einen Zeitraum von acht Stunden geeinigt hatten, schickten sie sie auf Erkundungsflug.