Ein großer Held ist von uns gegangen

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Anne
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Re: Ein großer Held ist von uns gegangen

Beitrag von Anne » 29.01.2022 20:02

Enric war gerade dabei, eine Marinade anzurühren, während er überlegte. Dazu hackte er Kräuter, zerdrückte kleine lilafarbene Knollen und vermengte alle möglichen Gewürze mit Öl. "Also ich weiß, du hältst das hier nicht für echt aber vielleicht sollten wir hier auch Mal eine Bestandsaufnahme machen. Die Leute aus dem Dorf haben es wohl alle geschafft, wurde mir gesagt. Von Brene und Darwal habe ich nichts gehört. Ich kann mir aber ehrlich gesagt vorstellen, dass sie nicht fliehen konnten. Wir haben zumindest, glaube ich, niemanden bei ihnen vorbei geschickt. Das ist schlimm aber immerhin hatten wir sie vorgewarnt. Sie wussten von Syrons Vision und haben sich dagegen entschieden, den Planeten zu verlassen."
Er schien vollkommen vergessen zu haben, dass es noch eine zweite Ansiedlung gegeben hatte.

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goldie
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Re: Ein großer Held ist von uns gegangen

Beitrag von goldie » 29.01.2022 20:43

Ohne Enric ließ Jolene normalerweise einfach die Küche Instantnahrung zubereiten. Mit ihm folgte sie seinen Anweisungen. Doch heute fragte sie nicht danach. Jolene rührte wahllos diverse Zutaten zusammen: Sie schlug Eier auf, kippte ohne aufs Etikett zu schauen Gewürze dazu, ebenso einige Fleischbällchen und Erbsen. Das verrührte sie mit etwas Marinade von Enric und kippte alles zum Braten in eine Pfanne.

Sie lauschte Enrics Bestandsaufnahme. In all der Aufregung von gestern hatte Jolene ebenfalls nicht an das zweite Dorf gedacht. Doch auch daran konnte sie sich nicht erinnern.

Nach Enrics Aufzählung fielen ihr jedoch die Leute wieder ein. "Banthadreck", fluchte sie uns wurde blass.

Anne
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Re: Ein großer Held ist von uns gegangen

Beitrag von Anne » 29.01.2022 21:12

"Tut mir leid. Ich wusste nicht, dass sie dir so wichtig war", antwortete Enric, weil er dachte, dass Jolenes Äußerung sich noch auf Brene bezog. Er schob sanft Jolene von der Pfanne weg und beschloss diese zweifelhafte Mischung lieber selbst anzubraten, weil sie offenbar etwas neben sich stand.

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goldie
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Re: Ein großer Held ist von uns gegangen

Beitrag von goldie » 29.01.2022 21:30

"Äh, ja." Jolene war froh, dass Enric sich eher mit dem Essen als mit ihr beschäftigte. Sie beobachtete ihn, während sie sich mit der Hand durch die Haare strich. Es hatte wohl einen triftigen Grund, nicht zurück in die Realität zu wollen. Ein ausgelöschtes Dorf gehörte sicher dazu. Möglicherweise war dieser Enric bist genauso empfindsam wie ihrer. Sie wollte ihm nicht wehtun, indem sie von ihrer Vermutung erzählte.

"Ich bin froh, dass ich dich habe", sagte sie unvermittelt.

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Re: Ein großer Held ist von uns gegangen

Beitrag von Anne » 29.01.2022 23:06

Enric ahnte nichts. Das andere Dorf streifte seine Gedanken nicht einmal. Und Jolene hatte absolut Recht mit ihrer Vermutung, dass es ihn zerstört hätte, hätte er davon erfahren. So aber lächelte er seine Freundin auf ihre Worte hin an. "Ich weiß. Das sagst du sehr oft im Moment. Glaube es mir einfach, ich bin nicht gestorben, okay? Und ich bin auch sehr froh, dass ich dich habe."
Enric lehnte sich zu Jolene herüber, um sie an sich zu ziehen und ihr einen Kuss auf die Lippen zu drücken. Aber dann sah er seine Spiegelung in einer glänzenden Schrankoberfläche und hielt inne. "Darf ich?", fragte er, wartete die Antwort jedoch nicht ab. Er griff nach dem Kor, versuchte Jolenes Geist einzureden, dass er aussah wie immer und küsste sie dann. Wenn es geklappt hatte stand er nun unversehrt vor ihr. In Gedanken schalt sich Enric für diese Nutzung des Kors. Wenn Akaavi wüsste, dass er es nutzte um sich hübscher zu machen, würde er ihm einen Vortrag halten - und zwar nicht die gute Art von Vortrag. Aber er würde es ja wohl nicht erfahren.

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Re: Ein großer Held ist von uns gegangen

Beitrag von goldie » 29.01.2022 23:45

Jolene lächelte glückselig, als Enric sich von ihr löste. Jetzt hatte es sogar geklappt, wenngleich mit einiger Verspätung, dass diese hässliche Narbe verschwunden war.

"Du brauchst mich doch nicht fragen, ob du mich küssen darfst." Schon suchten ihre Lippen wieder die seinen. Und sie wollte mehr. Hier und Jetzt. Niemals hätte sie es in Erwägung gezogen, in der Küche, wo jederzeit jemand hinein kommen könnte, intim zu werden. Doch sie träumte, deswegen war es ihr absolut egal. Für Enric waren ihre Absichten offensichtlich.

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Re: Ein großer Held ist von uns gegangen

Beitrag von Anne » 30.01.2022 01:24

Einen weiteren Kuss ließ er zu, aber als sie begann, sich ihm weiterhin zu nähern, schob Enric seine Freundin sanft von sich. Seine Narbe war wieder da. Über die unerwarteten Annäherungsversuche Jolenes hatte er vergessen, die Illusion aufrecht zu erhalten.
Ein seltsamer Geruch machte sich in der Küche breit. Das Eier-Fleisch-Erbsen-Gemisch auf dem Herd machte mit dunkler werdendem Rauch darauf aufmerksam, dass es vor einiger Zeit einer Reduzierung der Temperatur bedurft hätte.
Enric fluchte leise und nahm die Pfanne von der Platte, während er nachsah, ob es noch zu retten war.
"Tut mir leid", sagte Enric ohne Jolene anzusehen. "Ich fühle mich nicht danach einen Tag nachdem... nach allem was passiert ist."

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Re: Ein großer Held ist von uns gegangen

Beitrag von goldie » 30.01.2022 11:34

"Schon okay." Die Enttäuschung war Jolenes Stimme deutlich anzuhören. War das die Folter dieses Alptraums? Ihr vorzugaukeln, sie könnte Dinge ändern - wie Enrics Narbe. Sie könnte sich erholen, es sich gutgehen lassen hier, in trauter Zweisamkeit mit Enric. Und dann wurde es ihr kurz bevor sie ihr Ziel erreicht war, wieder genommen.

Sie stand auf, entriss Enric die Pfanne, wo Enric gerade wagemutig kosten wollte, ob es genießbar war - nicht das es das seiner Meinung nach jemals gewesen war. Sie schleuderte die Pfanne mit einem Wutschrei gegen die nächste Wand. Die Pfanne klapperte zu Boden, der Inhalt blieb einen Moment kleben und rutschte dann an der Wand hinunter. "Dreckstraum", fluchte die junge Frau.

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Re: Ein großer Held ist von uns gegangen

Beitrag von Anne » 30.01.2022 12:07

Enric blickte dem angekokelten Omlett hinterher, was gerade im Begriff war von der Wand zu rutschen. Als das Scheppern der Pfanne verklungen war fragte er: "Möchtest du dich vielleicht lieber noch etwas hinlegen? Du wirkst etwas... angespannt."

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Re: Ein großer Held ist von uns gegangen

Beitrag von goldie » 30.01.2022 13:16

"Ach ja? Und du wärst nicht ...angespannt... wenn du in so einem Banthamist festsitzen würdest? Ach, es ist doch sowieso alles sinnlos!" Mit diesen Worten drehte sie sich um und stürmte aus der Küche. Wollte einen Moment allein sein. Die Nasszellen kamen wie gelegen. Sie verschloss die Tür hinter sich und ging zum Waschbecken.

Ein blasses, schmales Gesicht mit dunklen Augenringen starrte ihr entgegen. Selbst für ihre Verhältnisse sah sie fürchterlich aus. Dazu kam das ekelhafte Gefühl des getrockneten Schweißes, des Blutes und der Wundabsonderungen. Syron hatte zwar die Verletzungen gereinigt, doch das war weit entfernt von einer ausgiebigen heißen Dusche. Sie blickte sehnsüchtig hinüber zu den Duschkabinen. Doch das unangenehme Spannen ihrer Verbände machte ihr klar, dass dies keine gute Idee war.

So stand sie einfach da und starrte weiter in den Spiegel.

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Re: Ein großer Held ist von uns gegangen

Beitrag von Anne » 30.01.2022 14:48

Enric räumte unterdessen das Chaos auf. Falls die anderen dazukamen, wollte er sich und Jolene ersparen, die umhergeworfene Bratpfanne nebst Inhalt zu erklären.
Er ging Jolene nicht hinterher. Eigentlich war er ganz dankbar für ein paar Minuten Ruhe. Er hoffte, dass Owen und Syron bald dazukommen würden. Sicherlich würde Jolene in ihrer Gegenwart ihre Launen noch etwas besser im Griff haben. Aber das war anscheinend ihre Art zu trauern. Wenn es ihr half, den Verlust zu überwinden, dass sie eine Pfanne herumpfefferte, dann musste das wohl sein.

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Re: Ein großer Held ist von uns gegangen

Beitrag von goldie » 30.01.2022 15:50

Schließlich tippte Jolene auf den Regler für kaltes Wasser, um es sich ins Gesicht zu werfen. Erst jetzt merkte sie, wie durstig sie war. Gierig trank sie, bis der Durst gestillt war. Dann ließ sie sich das eiskalte Wasser über die Handgelenke laufen, weiter und weiter. Sie wurden angenehm taub. Weiter starrte sie in den Spiegel. Der Wunsch, sich wieder wie ein normaler Mensch zu fühlen, wuchs. Dann hatte sie eine Idee.

Jolene nutzte den Duschkopf, um sich die Haare zu waschen, ohne dass der Rest des Körpers nass wurde. Sie föhnte sich ausgiebig, frisierte sich, wie sie es sonst nie tat. Statt ihrer strubbeligen Haare, die sonst in jegliche Richtung vom Kopf abstanden, hatte sie nun eine schicke Kurzhaarfrisur. Doch damit war es ihr nicht genug. In einem der Schränke war ihr Make-Up verstaut, was sie eigentlich nur nutzte, wenn sie auf gewissen Missionen ein entsprechendes Bild abgeben wollte. Schon bald waren Blässe und Augenringe verschwunden. Wenn sie es drauf anlegte, konnte ihr Gesicht in wahrer Schönheit erstrahlen. Und genau das war jetzt das Ergebnis. Schließlich fand sie noch goldene Ohrringe, die ihren Look den letzten Schliff verliehen. Auch diese hatte sie für verdeckte Operationen besorgt, aber noch nie getragen.

Zufrieden nickte sie der wie verwandelt aussehenden Frau im Spiegel zu. Allerdings verzichtete sie darauf, ihre recht eintönige, unauffällige Kleidung durch etwas zu ersetzen, dass ihrem Gesicht nun angemessen war. Es war sicher eine halbe Stunde vergangen, als sie sich auf den Weg zurück in die Küche machte. Sie war nervös, denn ihr wurde auf einmal klar, dass Enric sich eventuell in Luft aufgelöst haben könnte.

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Re: Ein großer Held ist von uns gegangen

Beitrag von Anne » 30.01.2022 18:54

Als Jolene die Küche betrat, sah Enric kurz von seinem Datapad auf, schaute kurz zu ihr und dann wieder aufs Datapad. Doch es schien, als müsse er sich vergewissern, dass er richtig gesehen hatte, denn sofort wandte er sich wieder zu ihr um und betrachtete sie einen Moment. Jegliche Nachfragen wie 'Geht's wieder?' oder 'Was war denn vorhin los?' verbaten sich. Enric kommentierte die Erscheinung seiner Freundin mit einem: "Du siehst sehr hübsch aus." Seine Annahme war, dass sie geweint hatte und sich so gründlich zurechtgemacht hatte, um es zu kaschieren. "Aber bitte schmink mich jetzt nicht auch, damit ich mich neben dir noch sehen lassen kann. Ich habe die anderen angefunkt. Sie sollten gleich hier sein, damit wir zusammen Essen können."
Er hatte nicht gekocht, sondern diesmal die Funktionen der Küche genutzt. Der eine Versuch vorhin hatte ihm anscheinend gereicht, obwohl man inzwischen nichts mehr davon sah.
Zuletzt geändert von Anne am 30.01.2022 23:37, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Ein großer Held ist von uns gegangen

Beitrag von goldie » 30.01.2022 20:48

Jolene seufzte. Und auch das selbst gekochte Essen in Zweisamkeit war ihr genommen worden. Was hatte sie erwartet? Dass nach all den schlimmen Träumen der letzten Monate ausnahmsweise ein guter auf sie wartete, wenn ihr Leben am seidenen Faden hing und sie im Koma ums Überleben kämpfte?

Zumindest war Enric noch hier. Sie setzte sich zu ihm. "Keine Sorge. Ich nehm dich so, wie ich dich kriegen kann. Ganz sicher, dass ich sie nicht überschminken soll? Würde ich gut hinkriegen."

Neugierig schaute sie auf sein Datapad, um herauszufinden, was er gerade gemacht hatte.

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Re: Ein großer Held ist von uns gegangen

Beitrag von Anne » 30.01.2022 23:47

"Nein, danke. Owen würde sich für immer über mich lustig machen, wenn ich mich von dir schminken lassen würde. Außerdem gewöhne ich mich gerade daran. Vielleicht behalte ich sie noch ein bisschen."
Er dachte daran, wie Jolene sofort wieder versucht hatte ihn herumzukeiegen, als er normal ausgesehen hatte. Dieses Gesicht würde ihm vielleicht noch zu etwas mehr Ruhe verhelfen. "Es ist auch für dich gut. Du müsstest nie mehr eifersüchtig sein."
Er schmunzelte. Als er Jolenes Blick auf sein Datapad bemerkte zog er es zu sich heran und schaltete es aus.
"Mein Testament", erklärte er kurz. "Ich bin noch nicht fertig damit."
Anscheinend wollte er zügig das Thema wechseln, deshalb sagte er: "Es tut mir übrigens leid, dass ich deine Idee neulich niedlich genannt und nicht ganz ernst genommen habe. Am Ende scheint das ja doch irgendwie die Lösung zu sein, oder zumindest ein Teil davon. Wer hätte gedacht, dass es möglich ist, ein Metall, welches vor abertausenden Jahren mit Hilfe der dunklen Seite erschaffen wurde einfach so umzupolen, in dem man es mit der hellen Seite auflädt? Ich muss sagen, das kann mir zu gut vor um wahr sein zu können. Aber ich habe auch kein Problem damit jetzt einzugestehen, dass ich mich geirrt habe und du die ganze Zeit richtig gelegen hast."

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