Ein großer Held ist von uns gegangen

[goldie]

Jolene zuckte mit den Schultern: "War nur ein Angebot mit der Narbe. Deine ist wenigstens echt im Gegensatz zu Owens."

"Pfff..." war ihr Kommentar zum Thema Eifersucht. Es würde genug Frauen geben, die ihn nun erst recht interessant fanden.

Jolene starrte das Datapad noch einen Moment an, nachdem Enric ihr gesagt hatte, worum es ging. Testament... Wieder trat das Thema auf, dass ihre Liebsten zum Tode verdammt waren. Das konnte sie nicht zulassen. Sie würde dieses verdammte Datapad neu formatieren, sobald sich die Gelegenheit bot.

"Hm, interessanter Gedanke, das Metall mir der hellen Seite aufzuladen. Ich bin ja richtig kreativ, wenn ich ausgeknockt bin. Vielleicht klappt das ja tatsächlich." Selbst an ihre eigene Idee konnte sich Jolene offensichtlich nicht mehr erinnern.

[Anne]

"Wir haben es doch schon ausprobiert, weißt du nicht mehr? Ich habe mein Lichtschwert in das Metall rammen können. Es wurde dadurch zerstörbar. Das ist eine sehr wichtige Entdeckung, die wir da gemacht haben, Dank deines Einfalls."
Gut, dass er von ihren Plänen bezüglich seines Datapads nichts ahnte. Zwar machte er regelmäßig Sicherheitskopien von einigen Dateien, beispielsweise seiner Doktorarbeit, aber dennoch war ihm dieser Gegenstand furchtbar wichtig. Er gab es ungern aus der Hand und las oder tippte ziemlich häufig darauf herum.

[goldie]

"Ich merke mir das. Vielleicht hilft es uns da draußen ja tatsächlich. Schade nur, dass du der einzige bist, dessen Lichtschwert die helle Seite ausströmt. Wenn es denn überhaupt funktioniert."

Sie dachte darüber nach. "Hm, vielleicht können wir anderen das auch, indem wir die Jer-Zer-Shars benutzen. Wir haben in einem der Wohnhäuser gegen ein Wesen der Dunkelheit gekämpft. Ich habe herausgefunden, wie ich die helle Seite als Licht kanalisieren kann und so haben wir es besiegt", erklärte sie in der Annahme, dass Traum Enric von all dem nichts wusste. "Einen Versuch ist es wert."

[Anne]

"Ich weiß. Ich war dabei", entgegnete er. Noch immer lief ihm ein kalter Schauer den Rücken herunter, wenn er an diese finstere Begegnung dachte. Um ein Haar wäre es anders für ihn ausgegangen, das hatte er gespürt. Er schüttelte gedankenverloren den Kopf. "Aber ja, das mit den Jer-Zer-Shars funktioniert auch. Gut, dass du das damals entdeckt hast."

[goldie]

"Hmm", kommentierte Jolene Enrics Worte. Sie konnte sich nicht mehr an ihre Idee erinnern. Das Enric behauptete, sie hätten es bereits ausprobiert, änderte daran nichts.

Dann fiel ihr etwas ein. "Du sagst, du hast die anderen angefunkt. Meinst du damit Owen und Syron?" fragte Jolene misstrauisch. "Soll das heißen, du hast nichts gegen Syron unternommen, als er mir wehgetan hat?" Anspannung lag in ihrer Stimme.

[Anne]

Oha, nicht schon wieder, dachte er. Sehnsüchtig blickte er zur Tür. Wo blieben die anderen denn? Ein bisschen Unterstützung würde nicht schaden.
Dann wandte er sich an Jolene: "Syron hat dir nicht wehgetan. Er hat deine Wunden versorgt und dir all diese Verbände angelegt. Er ist unser Freund."

[goldie]

Jolene fuhr sich mit der Hand durch die Haare und dachte nach. Sie konnte sich tatsächlich nicht genau erinnern, was während der Behandlung passiert war.

"Okay, vielleicht hast du Recht", sinnierte sie. "Vielleicht sind mir meine Gefährten diesmal wohlgesonnen. Weißt du, ich habe gar nichts gegen Syron. Wir hatten so unsere Differenzen. Aber so im Nachhinein gesehen hat er mich nicht bewusst hängenlassen. Er ist einfach unfähig in dieser Hinsicht. Wie gut, dass ich damals meinen Enric und Akaavi hatte." Es war nicht klar, ob sie mit Enric oder mit sich selbst sprach.

[Anne]

"Gern geschehen", gab Enric zurück. Ob Akaavi wohl wüsste, wie ihr zu helfen war, wenn er hier wäre? Hoffentlich lebte er überhaupt noch. Schließlich war er ja in den Krieg gezogen. Aber mit dieser Sorge wollte er die junge Frau nicht auch noch belasten. Also sagte er: "Ja, auf Owen und Syron kannst du dich auch hier verlassen. Mach dir keine Sorgen. Wir halten zusammen. Ich denke, es lag vielleicht auch etwas an Ria, dass Syron und du mittlerweile wieder besser zurecht kommt?"

[goldie]

Jolene dachte an Ria. Es lag eine Ewigkeit zurück, dass sie mit ihr gesprochen hatte.

"Kann sein. Ria hat mich echt gern. Vielleicht hab ich Syron deswegen nochmal ne Chance gegeben. Er hat sich mal bei mir entschuldigt für sein Verhalten. Damals konnte ich ihm nicht vergeben. Aber inzwischen habe ich nichts mehr gegen ihn."

[Anne]

"Ich mag euch glücklicherweise alle sehr gerne und habe den größten Respekt vor euch. Auch wenn ihr manchmal wirklich anstrengend seid und euch sehr seltsam verhaltet. Aber ich schätze, im Endeffekt müssen wir einander nicht lieben. Das Kor hat uns zusammengebracht. Vielleicht aus einem bestimmten Zweck. Das verbindet uns, macht uns zu einer Art Familie. Du musst nicht seine beste Freundin werden. Wichtig ist nur, dass wir einander wenigstens etwas vertrauen können", fand Enric.

[goldie]

"Jemandem zu vertrauen ist sehr viel verlangt. Wenn du nicht aufpasst, hast du eines Tages ein Messer im Rücken. Okay, bei Owen könnte ich mir sogar vorstellen, dass er vertrauenswürdig ist. Er hatte kein Problem damit, dass mein Enric der Schüler von Malgus war. Aber Syron? Er würde ihn mit seinem Lichtschwert durchbohren, wenn er es erfährt. Deswegen werde ich ihm niemals vertrauen."

[Anne]

"Das würde er nicht tun." Ich werde es dir beweisen. Ich werde es ihm sagen. Es ist Zeit, dachte er. Aber um keinen weiteren emotionalen Ausbruch zu riskieren behielt er es für sich. "Sag außerdem nicht immer 'mein Enric' wenn du von der Vergangenheit sprichst. Ich weiß, du denkst das ist alles nicht real. Aber trotzdem, das bin alles ich. Oder findest du, dass ich hier ein anderer bin?"

[goldie]

Jolene schaute Enric lange an. Tatsächlich war er bis auf die Narbe eine sehr glaubhafte Nachbildung der Realität.

"Ich habe Glück. Bisher scheinst du tatsächlich wie mein... Wie der echte Enric zu sein. Ich hoffe, das bleibt auch so, solange ich hier gefangen bin. Es gab auch Träume, da hat er mich... Ach egal, dass tut hier nichts zur Sache. Aber alles in allem bist du nunmal nicht echt. So sehr du mich auch von Gegenteil überzeugen willst."

[Anne]

"Okay." Er zuckte mit den Schultern. "Aber diese unechte Version hier ist genauso sehr dein wie die da drüben in der Realität, nur dass du es weißt. Ich wollte bloß nicht, dass du uns ins zwei verschiedene Menschen unterteilst."

[goldie]

Sie lächelte. "Damit kann ich leben. Vielleicht gelingt es mir ja tatsächlich irgendwie, diesen Traum noch möglichst angenehm für mich zu gestalten. Tun wir also so, als wärst du echt. Auch wenn du in der Realität nicht alles blocken würdest, was ich von dir möchte. Vielleicht klappt ja wenigstens das hier..." Sie begann auf ihrem Datapad herumzutippen.