Ein großer Held ist von uns gegangen

[Anne]

"Ach, du meinst weil wir Koi verloren haben? Du fürchtest, dass ich das nicht verkraften könnte? Dass ich vielleicht sogar wieder in die Sucht abrutschen könnte wie früher? Nein, glaub mir... Das bin ich ihm schuldig, halbwegs gesund zu bleiben. Schlimm genug, dass er das alles mit mir durchmachen musste. Die Klinik und das alles..." Enric seufzte betrübt. "Das ist irgendwie das Schlimme daran. Er war ja vorher schon bereit zu sterben. Koi hatte keinen Lebenswillen mehr. Und dann musste er mit mir diesen anstrengenden Entzug machen, all diese Monate in der Klinik. Er hat ein Stück Leben zurück bekommen, was er sich mühsam erkämpft hat. Und wofür? Damit er sich am Ende für uns opfern kann. Es fühlt sich so falsch an. So als habe man ein Bantha noch über seine Kräfte hinaus immer weiter und weiter getrieben, nur um es schließlich zu schlachten."
Er schüttelte traurig den Kopf. "Aber ich schweife ab. Du wolltest von mir hören, dass ich derselbe bleibe? Nun, das vielleicht nicht. Es verändert mich natürlich. Aber durchdrehen werde ich deshalb nicht."

[goldie]

Unvermittelt blieb Jolene stehen und umarmte ihren Freund. "Du bist wirklich so wie immer. Danke. Lass mich nur nicht allein, okay? Und ich... Ich bin auch für dich da. Sag mir nur, was du brauchst. Ich tue alles für dich."

[Anne]

"Danke, meine Liebe. Das weiß ich zu schätzen", antwortete Enric, während er seine Freundin ebenfalls umarmte. Er war etwas verwirrt über ihre Worte, hätte sie aber nicht damit in Zusammenhang gebracht, dass Jolene noch immer annehmen könnte, dass sie sich nicht in der Realität befand.
"Und ich lass dich nicht allein. Ich bin froh, dass wir immerhin noch einander haben. Es hätte auch ganz anders kommen können..."
Er spürte einen Kloß im Hals, als er Jolene eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich. Auch er selbst wäre bereit gewesen dort zu sterben, hätte es sein müssen. Vielleicht hätte das jeder von ihnen auf sich genommen. In jedem Fall war er nun erleichtert, dass Jolene und er überlebt hatten.

[goldie]

"Ist es aber nicht, okay?" Sie lächelte ihn an, obwohl sie nicht wusste, was er meinte. Fest stand, dass sowohl in ihrem vorigen Traum als auch in diesem hier Koi gestorben war. Die Nachrichten von R8 schienen fast identisch gewesen zu sein. War wohl auch der Rest genauso passiert? Sie liefen weiter. Wie konnte Jolene es herausfinden, ohne allzu verdächtig zu wirken.

"Glaubst du, wir haben die richtigen Entscheidungen getroffen?" fragte sie unverbindlich. Wenn Enric sich verhielt, wie er es auch sonst tat, würde der Monolog, den sie erwartete, vielleicht Aufschluss darüber geben, was genau hier passiert war.

[Anne]

"Nun ja, wenn man es nüchtern betrachtet ist unsere Bilanz nicht die Schlechteste. Wir haben eine Menge über das Xar Kling Shar herausgefunden und sogar zwei davon zerstören können. Die Produktionsanlage ist ebenfalls vernichtet. Dabei scheint, nach allem was ich bis jetzt gehört habe, niemand aus der Bevölkerung zu Schaden gekommen zu sein. Dass wir Koi dabei verloren haben... Nun ja... Ich würde sagen, das lag nicht in unserer Hand. Das war eine Entscheidung, die er für sich getroffen hat. Auch wenn es weh tut, er schien es so zu wollen..."
Sie lag in ihrer Vermutung richtig, dass er nicht der Typ dafür war, kurze Antworten zu geben.

[goldie]

Auch, wenn sie nur einen Teil von Enrics Beschreibung geträumt hatte, so fühlte sich auch der Rest merkwürdig vertraut an. Sie beschloss, das Spiel erstmal mitzuspielen. Um keinen Preis der Welt wollte sie Enric jetzt verprellen.

"Er schien sich ganz sicher gewesen zu sein, in dem was er tat. Es war fast, als würde er über die Macht mit dem Schiff kommunizieren und dadurch die Kontrolle darüber bekommen. Ich hätte es nie gedacht, dass er sich mal für uns opfern würde."

[Anne]

"Ich hoffe nur, er hat wirklich gewusst, was er da tat. Irgendwie dachte er immer, dass er schon einen Weg findet um sich aus allem wieder heraus zu winden. Immer ein Ass im Ärmel, du kanntest ihn ja. Wahrscheinlich ist er jetzt ein Machtgeist und ist nur zu stolz, um sich zu zeigen weil er ja dann einräumen müsste, dass er doch die ganze Zeit über in Verbindung zum Kor gestanden hat." Enric lächelte bitter.

[goldie]

"Bloß nicht noch ein Machtgeist..." Jolene verdrehte die Augen.

[Anne]

Enric sagte darauf erstmal nichts. Er hatte keine Einwände gegen Machtgeister und konnte nicht verstehen, warum Jolene Koi in einer solchen Form vielleicht nicht wiedersehen wollte. Schließlich fragte er: "Ich soll dich also nicht in Geisterform heimsuchen, wenn es mit mir zu Ende gegangen ist?" Er stellte die Frage leicht hin, halb im Scherz.

[goldie]

Jolene verkrampfte und blieb stehen. Was, wenn dies gar kein Traum war, sondern sie im Koma lag? War sie wirklich in ihrem Bett eingeschlafen? Oder war auf sie geschossen worden und ihr Leben hing an einem seidenen Faden? Was, wenn der Kampf so heftig gewesen war, dass Enric sein Leben verloren hatte? Was, wenn dieser Enric hier das letzte war, was von ihm übrig blieb?

Mit zugepressten Augen flüsterte sie: "Es ist mir egal, in welcher Form du bei mir bist. Hauptsache du bist bei mir." Der Druck ihrer Hand wurde schmerzhaft.

[Anne]

"Au, ist ja gut", murmelte er. "Natürlich bin ich bei dir. Und ich bleibe es. Aber lass dir bloß nicht einfallen..." Enric hatte eigentlich sagen wollen: 'Lass dir nicht einfallen, einen Holocron von mir anfertigen zu lassen, für den Fall dass ich sterbe und du mich nicht loslassen kannst.' Aber dann wollte er sie doch nicht auf dumme Gedanken bringen. "...lass dir nicht einfallen, dich dann zu beschweren, weil ich dir mit all meinen Eigenheiten auf die Nerven gehe, wenn wir immer zusammen hängen", sagte er stattdessen und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

[goldie]

Jolene verdrängte, was wohl mit ihr geschehen sein mochte. Sie atmete durch und beruhigte sich etwas.

"Ich liebe jede einzelne deine Eigenheiten", versicherte sie und schaffte es endlich in wieder anzuschauen.

[Anne]

"Du bist sehr nachsichtig mit mir", befand Enric und ging weiter. Er blickte sich gelegentlich etwas nervös um, während etliche Trooper ihnen begegneten. Der Anblick löste ein gewisser Unbehagen in ihm aus, auch wenn er wusste, dass sie Verbündete waren. Immerhin würden sie bald ihr Raumschiffe erreichen. Es war nicht mehr weit.

[goldie]

Jolene lief jedes Mal ein kalter Schauer über den Rücken, wenn ihnen Imperiale begegneten. Doch zumindest schienen sie keinen Verdacht mehr zu erregen und niemand hielt sie auf.

Hand in Hand betrat sie mit Enric das Schiff. Jolene hoffte inständig, dass sie keine bösen Überraschungen dort erwarten würden und dass auch Syron und Owen in Versionen erscheinen würden, die der Realität nahe waren...

[goldie]

Die beiden begaben sich direkt zur Krankenstation des Schiffes. Syron traf kurze Zeit später ebenfalls dort ein...