Treffen mit Ysanne

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Anne
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Re: Treffen mit Ysanne

Beitrag von Anne » 13.02.2022 20:20

Wieder dachte er kurz über die Frage nach. "Hm. In gewisser Weise vielleicht. Ich empfinde es aber eigentlich nicht als Schwäche, emotionale Regungen zu haben. Wenn es erforderlich wäre, das aufzugeben, dann will ich diesen Weg lieber nicht weiter gehen."

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goldie
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Re: Treffen mit Ysanne

Beitrag von goldie » 13.02.2022 20:31

Ysanne schüttelte leicht den Kopf. "Das ist leider ein Punkt, der immer wieder missverstanden wird. Es ist, wie du es ganz richtig sagst. Wir sind fühlende Wesen, das einfach wegzuignorieren wäre nicht gesund. Auch nicht - gerade nicht - als Jedi. Es geht darum, wie du mit deinen Gefühlen umgehst. Es ist das eine, von jenen zu lernen, die weiter sind als du. Doch ignoriere nie deinen eigenen Instinkt. Damit meine ich nicht, dass du stur das machst, was du für richtig hältst. Du bist nicht ohne Grund Schüler und nicht Meister. Wenn dein Instinkt dir etwas anderes sagt, dann ergründe es. Meditiere darüber. Wenn möglich, dann sprich darüber. Sei nur vorsichtig darin, andere zu belehren, wenn du dir selbst unsicher bist. Finde Klarheit für dich, dann kannst du auch für andere klar sein. Ergibt das für dich Sinn?"

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Re: Treffen mit Ysanne

Beitrag von Anne » 13.02.2022 23:48

"Ich denke schon. Ich werde es versuchen. Und es ist mir bewusst, dass ich nur ein Schüler bin. Deshalb denke ich manchmal, dass ich einen Mentor ganz gut hätte gebrauchen können. Du findest stets passende Worte, die mir helfen zu verstehen. Aber wir sind viel zu selten hier. Das Padawankonzept gibt es nicht mehr. Ich habe manchmal den Eindruck dass unserer Gruppe etwas... spirituelle Führung vielleicht?... ganz gut tun könnte. Und es liegt mir fern jemanden in etwas zu belehren von dem ich selbst nichts verstehe. Es ist nur so, wenn eine Person über viel Wissen oder Erfahrung verfügt, dann geht damit oft eine gewisse, hm, Blindheit einher für das Erleben anderer. Es kann passieren, dass man sich zu sehr auf seinen Weg versteift und dabei seine Offenheit für die Welt gegen eine gewisse Arroganz eintauscht, wenn ich das so sagen darf. Verzeih mir, wenn ich mir herausnehme zu sagen, dass auch die Jedi davor nicht gefeit sind, auch wenn ich damit nicht dich meine. So kam es vielleicht zu der ein oder anderen Diskussion. Aber wie dem auch sei... Vielleicht kannst du ja nochmal mit den anderen über den Umgang mit Gefühlen reden oder den Jedikodex so umformulieren, dass er nicht andauernd fehlinterpretiert wird. Es kann ja nicht Sinn der Sache sein, dass man das jedem zweimal erklären muss, wie es gemeint ist. Auch wenn das dann wohl bedeutet, dass ich den Griff meines Lichtschwertes neu gravieren muss", entgegnete er schmunzelnd.

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goldie
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Re: Treffen mit Ysanne

Beitrag von goldie » 14.02.2022 07:05

Ysanne musste schmunzeln. "Vor nicht allzu langer Zeit war dir diese Arroganz, die du gerade beschrieben hast, selbst zu eigen. In diesem Punkt hast du dich extrem weiterentwickelt. Oft sind es genau die Punkte, die uns am anderen stören, die uns selbst zu schaffen machen oder gemacht haben. Deswegen sind wir sehr sensibel dafür. All das, was du gerade gesagt hast, sind sehr reflektierte und weise Worte. Woran du weiter arbeiten darfst, ist die Gelassenheit. Es ist nicht deine Aufgabe, andere mit dem Hydroschraubenschlüssel zu von dem zu überzeugen, was du für richtig hältst. Syron, Owen und Jolene haben ihre eigenen Wege gewählt, mit der Trauer umzugehen. Es ist nicht deine Verantwortung, Ihnen ihre Strategien auszureden. Sie mögen richtig sein, sie mögen falsch sein. Richtig und falsch zu unterscheiden ist nicht immer einfach, manchmal unmöglich. Du kannst aber immer mit ihnen im Gespräch bleiben, das kann für euch alle sehr wertvoll sein. Eine große Gefahr für dich allerdings, sind und waren auch deine Selbstzweifel. Deine Tendenz, doch mit anderen zu vergleichen. Auch hier hast du doch enorm weiterentwickelt. Diese Mission, mit all den Belastungen, hat doch wieder zurück geworfen. Rückschläge sind normal. Vor allem, wenn du durch deine Missionen immer wieder an deine Grenzen und darüber hinausgebracht wirst. Doch du hast immer wieder bewiesen, dass du an diesen Dingen wächst. Du hast eine große innere Stärke, ohne wärst du nie so weit gekommen. Kannst du meinen Worten folgen?" vergewisserte sie sich.

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Re: Treffen mit Ysanne

Beitrag von Anne » 14.02.2022 13:53

"Vielen Dank für deine Worte. Das bedeutet mir sehr viel. Aber ich glaube, ich kann tatsächlich noch nicht ganz folgen. Ich soll gelassen bleiben und den anderen ihre Strategien lassen. Bei Owen und Syron sehe ich da überhaupt kein Problem. Aber Jolene war zumindest eine Zeit lang eine Gefahr für sich und andere. Wie kann ich das einfach hinnehmen? Und wenn wir uns gegenseitig nicht leiten und unsere Wege hinterfragen, wer soll es dann tun? Wir haben dich wie gesagt nicht auf unseren Missionen dabei. Callista lässt sich nicht blicken. Wie also können wir vorankommen und Erkenntnisse gewinnen, wenn jeder nur auf sich schaut und allenfalls ein wohlwollendes Gespräch beginnt ohne dabei allzu kritisch zu sein? Besteht da nicht die Gefahr, dass jeder sich so entwickelt wie er glaubt dass es richtig ist aber dass es dann nicht zwangsläufig der Weg der Jedi ist, den man damit beschreitet?", fragte Enric.

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Re: Treffen mit Ysanne

Beitrag von goldie » 14.02.2022 18:15

"Gut, dass du nachfragst. Zwischen einem wohlwollenden Gespräch und dem Überzeugen auf Biegen und Brechen hinaus gibt es viele Abstufungen. Natürlich darfst du kritisch bleiben und sollst nicht alles ohne es zu hinterfragen hinnehmen. Es braucht ein Gespür dafür, wann etwas akzeptabel ist und wann nicht. Du sagtest Syrons und Owens Strategien kannst du das akzeptieren. Auch wenn du sie für falsch oder zumindest fragwürdig hältst, wenn ich dich richtig verstanden habe. Jolene jedoch hat sich und andere gefährdet. Es ist also die Frage, wann es einzuschreiten gilt. Und damit meine ich nicht nur diese Situation hier. Wir Jedi sind Beschützer. Da liegt es auf der Hand einzuschreiten, wenn Gefahr droht. Was hast du denn bei Jolene unternommen? Ich gehe davon aus, du hast ihr Verhalten nicht einfach ignoriert? Generell ist es auch sehr sinnvoll, den Standpunkt des anderen komplett zu verstehen, bevor du eine Entscheidung triffst, wie du mit ihm umgehst. Deswegen ist der Dialog so wichtig. Ihr seid als Gruppe auf sehr dichtem Raum. Du hast gesagt, euch fehlt die spirituelle Führung. Wie kompensiert ihr das, wenn ihr unterwegs seid?"

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Re: Treffen mit Ysanne

Beitrag von Anne » 14.02.2022 18:26

"Nun ja, ich halte Syrons und Owens Strategien nicht zwangsläufig für falsch. Ich weiß nur nicht ob sie ihnen wirklich gut tun und ich kann für mich persönlich sagen, dass der Weg, wie sie damit umgegangen sind für mich nicht leicht war. Aber das ist ja nicht ihr Problem. Ich weiß es zu schätzen, dass sie offenbar leichter zu innerem Frieden finden und produktiv bleiben können auch wenn es gerade schwierig ist. Bei Jolene habe ich zuerst versucht, ihr verständlich zu machen, dass sie nicht träumt. Aber dafür war sie nicht zugänglich. Dann habe ich versucht, entgegenkommend zu sein und sie möglichst nicht aufzuregen. Ich hatte immer ein Auge auf sie oder habe jemand anderen gefragt, wenn ich gerade nicht konnte. Na ja zumindest bis eben. Ich bin irgendwie zu sehr davon ausgegangen, dass sie hier sicher ist und ich hatte zugegebenermaßen auch mit mir selbst zu tun."
Über Ysannes letzte Frage musste er noch ein wenig nachdenken, bevor er schließlich sagte: "Wir versuchen einander schon das zu vermitteln von dem wir glauben, dass es das richtige ist. Owen zum Beispiel hat es ja wahrscheinlich eigentlich gut mit mir gemeint, als er mich davor gewarnt hat, dass meine Gefühle die dunkle Seite bedeuten. Wir halten uns gegenseitig zum meditieren an. Aber ansonsten kompensieren wir das... nicht so richtig, glaube ich."

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Re: Treffen mit Ysanne

Beitrag von goldie » 14.02.2022 19:08

"Ich verstehe", entgegnete Ysanne. "Eure Situation ist in der Tat eine ganz besondere. Drei Jedi Schüler und ein Jedi, dessen Schwerpunkt nicht auf Spiritualität liegt. Und ihr seid selten hier. Nach deiner Schilderung erfordert das eine etwas andere Ausbildung als wir es bisher im Praxeum handhaben. Ich werde mir darüber Gedanken machen und bin auch offen für Vorschläge aus eurer Gruppe. Allerdings wird das etwas Zeit brauchen, die Dinge auf den Weg zu bringen. Ich erwarte auch nicht, dass ihr sofort wieder in den Unterricht einsteigt. Euch allen wird etwas Erholung guttun. Ihr habt alle viel durchgemacht. Ihr wisst, dass wir hier entsprechende Angebote haben. Xid, Tionne, ich - wir haben alle ein offenes Ohr für euch, wenn euch etwas belastet."

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Re: Treffen mit Ysanne

Beitrag von Anne » 14.02.2022 20:06

"Vielen Dank, Ysanne." Er lächelte die Jedi an. Enric wirkte wesentlich entspannter als zu Beginn ihres Gespräches. Ihre Worte schienen ihm wirklich Halt gegeben zu haben.
"Du wolltest mir noch erzählen wie du es schaffst mit besonders belastenden Situationen umzugehen? Ach und wegen des Unterrichts... Ich würde tatsächlich gerne bald wieder daran teilnehmen. Also - wenn ich noch darf, nachdem ich dir erzählt habe, dass ich darüber nachgedacht habe aufzuhören? Eigentlich würde es mir auch selbst viel geben, wenn ich nochmal etwas Geschichtsunterricht halten dürfte. Aber das ist vor allem davon abhängig ob du das möchtest und wie es Jolene geht in den nächsten Tagen geht."

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Re: Treffen mit Ysanne

Beitrag von goldie » 14.02.2022 20:30

Ysanne lächelte ihren Schüler an: "Natürlich darfst du bleiben. Und sowohl mit Lernen als auch Lehren beginnen, sobald es für dich passt. Es gibt einige verschiedene Techniken, mit denen ich solche Dinge verarbeite: mit anderen darüber sprechen, über den Kodex meditieren und ihn auf die entsprechende Situation anwenden und die Visualisierungsmeditation, die ich dir vor einiger Zeit beigebracht habe. Sie ist, wie du weißt, nicht ganz einfach, wenn man sie allein durchführt. Heute war ein langer Tag, es ergibt nicht viel Sinn, sie jetzt noch für dich anzuleiten. Führe sie für dich allein durch oder wir schauen nach einem gemeinsamen Termin in den nächsten Tagen."
Mit der letzten Technik bezog sich Ysanne auf jene, die sie Enric beigebracht hatte, nachdem der Trandoshaner durch ihn zu Tode gekommen war. Es galt das Gefühl zu visualisieren in Form, Farbe, Größe, Abstand, aber auch Ton, Geschmack und Geruch. Mit dieser Figur war es dann möglich, in einen inneren Dialog zu treten, das zugrunde liegende Gefühl vollends zu verstehen und es letztendlich loszulassen.
"Wenn du diese Meditaton allein durchführst, denke daran: es ist ein Prozess. Möglicherweise musst du mehrere Tage oder Wochen diese Technik anwenden, bis du im Frieden mit dem Gefühl bist."

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Re: Treffen mit Ysanne

Beitrag von Anne » 14.02.2022 20:43

Enric nickte. "Stimmt, das habe ich viel zu lange nicht gemacht. Es hat damals etwas gedauert, bis ich mich darauf einlassen konnte. Aber ich muss sagen, dass es die ideale Vorbereitung war auf..." Er errötete. "Nun ja, auf die stationäre Behandlung, die ich hatte. Ich hätte mich sonst wahrscheinlich nicht so dafür öffnen können. Ich habe das schließlich als wirklich hilfreiche Methode empfunden. Aber keine Sorge, die Zeiten in denen ich dich in der Nacht betrunken frage ob du nicht zum meditieren vorbeikommen kannst sind in jedem Fall vorbei."
Er erhob sich. "Na dann vielen Dank für alles. Das war ein sehr hilfreiches Gespräch für mich. Lass es mich wissen, wenn ich irgendetwas für dich tun kann. Ich muss jetzt wirklich langsam zurück..."

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Re: Treffen mit Ysanne

Beitrag von goldie » 14.02.2022 20:48

Ysanne nickte ihm freundlich zu: "Es freut mich, dass dir unser Gespräch weitergeholfen hat." Sie erhob sich und geleitete Enric zur Tür. "Möge die Macht mit dir sein."

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Re: Treffen mit Ysanne

Beitrag von Anne » 14.02.2022 20:53

"Und mit dir", erwiderte Enric. "Komm, R8. Wir müssen los."
Er verabschiedete sich von Ysanne, nicht ohne das bittere Gefühl, diese so gute, weise und aufopferungsvolle Frau einst schrecklich hintergangen zu haben, als er sich auf Darth Malgus eingelassen hatte. Hoffentlich würde sie es niemals erfahren. Vielleicht könnte er darüber auch Mal meditieren. In jedem Fall nahm er sich fest vor, ihre Ratschläge umzusetzen. Und mit der Aufgabe der Jediausbildung hatte er es auf einmal doch nicht mehr so eilig.

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