Der Tag neigt sich dem Ende zu

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goldie
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Re: Der Tag neigt sich dem Ende zu

Beitrag von goldie » 15.02.2022 21:05

Jolene wusste instinktiv, auf wen ihr Vater abspielte. Ihn hatte sie absichtlich aus ihrer Erzählung herausgehalten. Kurz flammten Erinnerungen auf, in denen ein fein eingedeckter Tisch und seine Zweckentfremdung auftauchten.
Sie hatte damals diesen Schönling als Schwachstelle erkannt, war vor seinen Augen hingefallen und hatte sich von ihm aufhelfen lassen. Es war leicht gewesen, ihn um den Finger zu wickeln. Über ihn hatte sie gewusst, in welchem Büro der Vater arbeitete und dass dieses Bankett stattfand.
Es war nicht geplant gewesen, dass sie echte Gefühle für ihn entwickelte. Doch er war so einfühlsam gewesen, so aufrichtig an ihr interessiert. Da war eine Verbindung zu ihm, eine Verbundenheit als hätten sie sich bereits seit Jahren gekannt und wären gemeinsam durch dick und dünn gegangen.
An besagtem Abend war sie in der Büroetage zwei Sicherheitsleuten begegnet. Sie hatte sich heraus bluffen wollen, doch der eine Hüne hatte sie am Arm gepackt und hörte gar nicht zu. Da war auf einmal Enric aufgetaucht. Sie konnte sich noch gut an sein verwirrtes Gesicht erinnern. Dann hätte er auf einmal gestammelt: "Lasst sie los, ich hab sie hier hochgeschickt, weil... äh..." Selbst im Traum konnte er nicht lügen. Jolene hatte ihren Arm befreit und den Gorilla empört angeschnauzt: "Weil ich die Patissiers auf Wunsch des Herren dort nach oben gebracht habe, damit die Mitarbeiter morgen auch eine Kleinigkeit von den Köstlichkeiten abbekommen. Das versuche ich ihnen schon die ganze Zeit zu erlären!" Sie hatte sich imaginären Staub vom Ärmel gewischt. "Pattissiers heißt das Wort, nach dem Sie gesucht haben", hatte sie Enric angelächelt.
Tatsächlich ließen die Wachleute sie danach allein. Enric hatte so enttäuscht ausgesehen: "Jolene, was soll das?" hatte er verwirrt gefragt. Sie hatte entgegnet, dass sie ihm alles erklären würde, er sich keine Sorgen machen bräuchte. Gleich morgen früh würde sie ihn in einem Café treffen und alles aufklären. Sie hatte sich mit einem innigen Kuss, der das Versprechen auf mehr barg, von ihm verabschiedet. Und dann hatte sie sich aus dem Staub gemacht.
Dass Corbyn alles über Comlink mit angehört hatte, war ihr erst danach aufgefallen. Sie hatte ihm angefleht, nichts zu verraten. Doch er hatte sie hintergangen. Sie hatte zwar gewusst, dass die Beziehung zu Enric keine Chance gehabt hatte, doch für die Zeit auf der Mission hatte sie das einfach beiseite geschoben.
Jetzt war sie aufgeflogen. Aber sie wäre nicht Lorraine, wenn sie sich dort nicht wieder würde rausreden können.
"Gefühle entwickelt?" Jolene lachte auf. "Corbyn, spinnst du? Für so einen Typen? Ich bitte dich!" Sie verschränkte die Arme und schüttelte den Kopf in Corbyns Richtung, als hätte er den Verstand verloren. "Ja, ich hab mich mit diesem Weichei getroffen. Doch nur, um möglichst schnell an Informationen zu kommen. Ich wollte nur kurz antesten, ob er einer freundlichen jungen Frau die ein oder andere Information rausgibt. Und dann hat er mich auf einmal auf einen Caf eingeladen. Ich bin doch nicht blöd und lass mir so eine Riesenchance entgehen. Mann, ich hab den Typen am ausgestreckten Arm verhungern lassen. Natürlich ist da nichts zwischen uns gelaufen. Weder körperlich und erst recht nicht emotional! Vater, du solltest lieber Corbyn bei seiner Arbeit überprüfen und nicht mich." Böse blickte sie ihren Bruder an: "So einen gequirlten Banthamist habe ich noch nie gehört. Gib's zu, du willst nur meinen Erbanteil und bringst mich deswegen in Verruf." Sie hatte ihre Fäuste geballt und starrte ihren Bruder herausfordernd an.

Anne
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Re: Der Tag neigt sich dem Ende zu

Beitrag von Anne » 16.02.2022 00:12

Corbyn grummelte etwas Unverständliches, ließ es ansonsten aber auf sich beruhen.
Jolenes Vater schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. "Na also!", rief er aus. "Dann wäre das ja auch geklärt. Ich habe mir schon gedacht, dass da nichts dran sein wird. Und weil deine Mission so überaus zufriedenstellend verlaufen ist, habe ich eine Überraschung für dich. Deine verehrte Stiefmama hat sich endlich bereit erklärt, dich in ihre Künste einzuweihen. Das hast du dir wirklich verdient..."
Er grinste Jolene offenbar bester Stimmung an und erhob sich. Für Jolene war klar, dass sie ihm folgen musste. Auch Corbyn stand auf und folgte ihrem Vater, nicht ohne Jolene noch einen wütenden Blick zugeworfen zu haben.
Sie gingen zu einer unscheinbaren Tür, halb verstellt und für jemanden, der das Haus als Gast betrat fiel sie nicht weiter auf. Man würde allenfalls eine Besenkammer dahinter vermuten. In Wirklichkeit war dahinter eine Treppe verborgen. Jolene war klar wohin sie führte: in das Refugium ihrer so sehr verhassten Stiefmutter - in ihren Folterkeller. Schon während die drei die Treppe hinabstiegen schlug ihnen der Gestank von Blut und Angstschweiß entgegen, mit dem Jolenes Stiefmutter sich allzu gern umgab.
Als sie fast unten angekommen waren erwähnte ihr Vater: "Dein Bruder hat dir auch etwas Schönes mitgebracht..."
Er machte Platz und wies in den Raum, den Jolene offenbar betreten sollte. Sie stieg die letzten Treppenstufen hinab und gelangte in einen runden, finsteren Raum. In dessen Mitte stand eine Liege. Darauf lag, angekettet an Armen und Beinen, Enric. Jolene konnte erkennen, dass ihre Stiefmutter bereits ganze Arbeit geleistet hatte. Sein nackter Oberkörper war überzogen von blutigen Striemen. An seiner Hand fehlten mehrere Fingerglieder. Einer seiner Füße stand in eine unnatürliche Richtung ab.
Aus den Schatten des Zimmers trat die Frau, die all dies zu verantworten hatte. Sie grinste Jolene breit an. "Hallo, Prinzesschen. Da bist du ja wieder... Wie du siehst habe ich schon Mal angefangen. Ich konnte einfach nicht widerstehen." Sie ließ ein unangenehm hohes, gekünsteltes Kichern vernehmen. "Aber keine Sorge, es ist noch genug von ihm übrig, damit du dich an ihm austoben kannst. Ich habe extra sein Gesicht bisher verschont, damit du ihn auch erkennen kannst..."
Enric wandte sich ihr zu. Er war leichenblass. Panik stand in seinen Augen. "Jolene... Bitte...", brachte er kaum hörbar hervor. Offenbar hatte sein Schreien ihm die Stimme genommen.
"Ahh, ich sehe, man kennt sich", kommentierte Mr. Silverdust, der hinter seiner Tochter zum Stehen kam.

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goldie
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Re: Der Tag neigt sich dem Ende zu

Beitrag von goldie » 16.02.2022 04:47

Schon auf dem Weg nach unten beschlich Jolene ein sehr unangenehmes Gefühl. Aus Vermutung wurde bittere Gewissheit, als sie den Mann erkannte, für den sie so starke Gefühle entwickelt hatte. Wie in Trance war sie an die Liege getreten und hatte instinktiv seine unverletzte Hand ergriffen. Ihr Blick war voller Schmerz, als ihr bewusst wurde, was hier passiert war und noch passieren würde. Ihre Stiefmutter hatte am Abendbrotstisch oft genug von immer wieder neuen Foltermethoden geschwärmt.
Zwei große Tafeln waren in Enrics Sichtfeld aufgebaut. Dort waren fein säuberlich all die Folterinstrumente angebracht, die den jungen Mann möglicherweise erwarteten. Jolene kannte die Taktik dieser Kranken, sadistischen Frau. Sie hatte mit einer einfachen, mechanischen Peitsche begonnen. Enric zunächst erklärt, wie man diese effektiv einsetzte, welche Wunden sie verursachte und dass die Schmerzen verhältnismäßig gering sein würden. Und dann, unvermittelt, ohne ihn eine einzige Frage zu stellen, hätte sie mehrmals so fest wie möglich zugeschlagen. Dann hätte sie, als wäre nichts gewesen, das nächste Utensil erklärt. In ihrer Grausamkeit setzte sie es nicht ein, um ihn im Unklaren zu lassen, ob er diese Art von Schmerz wirklich würde erdulden müssen. So wäre es dann weitergegangen. Hier und da eine beiläufige Frage, um zu sehen, wie kooperativ ihr Opfer war.
Wahrscheinlich waren die Fragen zu der Affäre mit Jolene zu dem Zeitpunkt aufgekommen, als sie den Fingerkuppenschneider ansetzte. Im ersten Moment dachte Jolene, dass Enric sofort eingeknickt war, dich irgendwas in ihrem Inneren sagte ihr, dass dem vielleicht doch nicht so war.
Der Fußverdreher arbeitete langsam. Viel Zeit für Fragen. Oder um zwischendurch einen kleinen Hoffnungsschimmer zu geben, indem der Druck gelöst würde. Schließlich wurde aber das Fußgelenk doch unter höllischen Qualen überdehnt und dann gebrochen.
Jolene schluckte. Kurz erwog sie, den jungen Mann zu erlösen und in einfach zu erschießen. Doch der Gedanke an Gnade und Erlösung ließ ihr eisige Schauer über den Rücken laufen.
Jolene ließ Enric los. Sie war aschfahl, als sie sich zu ihrem Vater umdrehte. "Du warst die ganze Zeit dabei, nicht wahr?" fragte sie tonlos. "Du weißt, dass Geständnisse unter Folter wertlos sind. Was auch immer er erzählt hat, er hat nur das gesagt, was du hören wolltest, um den Schmerzen zu entgehen."

Anne
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Re: Der Tag neigt sich dem Ende zu

Beitrag von Anne » 16.02.2022 06:29

Ein spöttisches Lächeln breitete sich auf Mr. Silverdusts Zügen aus. "Er hat es doch tatsächlich gewagt, mir genauso dreist ins Gesicht zu lügen wie meine eigene Tochter. Aber sei's drum. Ich brauche eure Bestätigungen nicht, um zu wissen, dass alles wahr ist, was dein Bruder erzählt hat. Es ist wohl kaum zu übersehen..."
Corbyn war am Eingang des Raumes stehen geblieben. Er hatte sich mit dem Rücken an eine Wand gelehnt, den Fuß daran abgestützt, erneut die Arme verschränkt. Mit ernster Miene betrachtete er die Scenerie, sagte aber nichts dazu. Irgendein Mitgefühl für seine Schwester und ihren Liebhaber schien er jedenfalls nicht aufbringen zu können.
Schon spürte Jolene die kalte Hand ihres Vaters in ihrem Nacken. Er packte nicht allzu fest zu, aber unangenehm war er trotzdem. Er war dicht neben sie getreten und sagte mit bedrohlich leiser Stimme: "Ich bin allerdings ein sehr großzügiger Mann, weißt du, Kleines? Ich gebe dir noch eine letzte Gelegenheit, deine Loyalitäten ein für alle Mal klarzustellen. Wählst du das?" Er zwang sie, Enrics geschundenen Körper anzusehen. Dann riss er ihren Kopf nach hinten, sodass sie ihm ganz nahe war. "Oder wählst du deine Familie?"
Er ließ sie los und trat einige Schritte zurück. Ihre Stiefmutter betrachtete sie lauernd. Sie wartete offenbar darauf, Jolene endlich unterweisen zu dürfen.

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goldie
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Re: Der Tag neigt sich dem Ende zu

Beitrag von goldie » 16.02.2022 06:38

Jolene hatte Tränen in den Augen. Das Zurückreißen hatte wehgetan. Doch viel größer war der innere Schmerz. Trotz allem, ihrem Vater widersprach man nicht. Enric war verloren. Sie konnte nur noch Schadensbegrenzung betreiben, um nicht zusammen mit ihm unterzugehen.
Oder gab es doch einen Weg? Sie biss die Zähne zusammen und wandte sich an ihre Stiefmutter: "Was soll ich tun?" presste sie hervor.

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Re: Der Tag neigt sich dem Ende zu

Beitrag von Anne » 16.02.2022 08:41

Wieder kicherte sie schrill auf, als Jolene sie ansprach.
"Die Frage ist viel mehr, was willst du tun? Dieser hier ist dein Erster. Den darfst du einfach nur genießen. Wie man mit Präzision arbeitet, um genau das auszulösen, was man will, zeige ich dir ein anderes Mal. Hier darfst du dich einfach nur austoben, Prinzesschen!"
Enric begann sich zu winden, als ob ihm das irgendetwas genutzt hätte. Flehend sah er zu Jolene auf: "Bitte... Schieß... einfach...", krächzte er.
Jolenes Stiefmutter blickte auf ihn herab. Lächelnd, fast liebevoll, kratzte sie ihm mit ihrem langen Fingernagel über die offenen Wunden. "Hach, ich sehe schon, für dich ist das ganze genauso aufregend wie für sie. So süß..."
Dann wandte sie sich wieder an ihre Stieftochter. "Also, was für ein Typ bist du? Ein Mädchen fürs Grobe? Möchtest du mal richtig schön deine Wut rauslassen?" Sie zeigte auf verschiedene Hammer und andere grobe Werkzeuge.
"Oder magst du es lieber heiß? Ich liebe ja diesen Brandgeruch..." Nun deutete sie auf verschiedene Eisen, die man erhitzen konnte, um Verbrennungen zu erzielen.
"Darf's etwas Spannung sein?" Eine ausschweifende Geste zeigte Jolene ein Gerät, mit dem man Stromschläge verpassen konnte.
"Oder bist du doch eher eine feine Dame, die Sinn fürs Detail hat?" Nun hielt sie Jolene ein geöffnetes Köfferchen hin, in dem sich Skalpelle, Messer und dicke Nadeln befanden.
"Womit möchtest du anfangen?", fragte ihre Stiefmutter begeistert.

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Re: Der Tag neigt sich dem Ende zu

Beitrag von goldie » 16.02.2022 09:34

Jolene zwang sich, die Folterinstrumente anzuschauen. Ihr Vater erwartete von ihr, dass sie hier nicht versagte. Sie durfte nicht zimperlich mit dem Mann umgehen, zu dem sie solch tiefe Zuneigung empfand. Schließlich griff sie nach einer besonders geformten Zange. Das Metall lag kühl in ihrer Hand.

Sie trat an die Liege heran. Fieberhaft dachte sie nach, ob ihr doch noch etwas einfallen würde. Noch etwas Zeit gewinnen... Sie wusste, dass sie nicht dazu fähig war, Enric einen schnellen Tod mit einem Blasterschuss zu gewähren. Sie konnte es einfach nicht, ganz unabhängig davon wie die Konsequenzen aussehen würden.

Sie starrte auf Enrics Brust, konnte ihm einfach nicht ins Gesicht sehen. "Das ist..." sie räusperte sich. "Das ist ein Zungenrausreißer. Speziell dafür angefertigt." Jolene konnte es nicht ertragen, wenn Enric weiter mit ihr sprechen würde und um Gnade flehen würde. Deswegen hatte sie dieses Instrument gewählt.

Die Stiefmutter war ein Schritt von Enric zurückgetreten, um Jolene den Raum zu geben, sich ganz frei zu entfalten. "Ah ich sehe, du hast bereits von mir gelernt. Wir fangen mit einer kleinen Erklärung vorneweg an. Sehr gut. Aber wie soll er dich denn ernst nehmen, wenn du ihm dabei nicht in die Augen schaust? Na los!" ermunterte sie begeistert ihre Stieftochter.

Jolene tat ihr, wie ihr geheißen wurde. Fühlte den stechenden Blick ihres Vaters auf sich. Tränen liefen über ihr Gesicht, als sie nun zu Enric schaute und mit tränenerstickter Stimme weitersprach: "Das ist ein Zungenrausreißer. Er wird an der Wurzel der Zunge angesetzt, mit Kraft zugedrückt und mit einem Ruck wird die Zunge herausgerissen." Sie schluckte. "Dieses Instrument ist extra so geformt, dass es besondere Schmerzen bereitet, wenn sich das Opfer wehrt. Schafft es aber, ruhig liegenzubleiben, dann tut es natürlich auch weh. Doch es ist viel schneller vorbei." Jolene atmete tief durch, sich dazu bereitmachend, es durchzuziehen. Sie hoffte, dass er zumindest die Willenskraft aufbringen konnte, sich nicht zu bewegen. Noch hatte sie keine Idee, wie sie, geschweige Enric, aus diesem Horror entfliehen konnten.

"Jetzt fehlt noch ein kleines i-Tüpfelchen", mischte sich die Stiefmutter erneut ein. Anscheinend wollte sie Jolene doch nicht ganz so freie Hand lassen, wie anfangs angedeutet. "Frage ihn, ob er noch irgendwelchen letzten Worte hat, solange er noch sprechen kann."

Jolene blickte starr in Enrics Gesicht: "Möchtest du noch irgendwas sagen?" fragte sie mit gebrochener Stimme.

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Re: Der Tag neigt sich dem Ende zu

Beitrag von Anne » 16.02.2022 09:54

Enric neigte nur den Kopf zur Seite und wich Jolenes Blick aus. Tränen rannen über seine Wangen. Er sprach kein Wort. Und doch konnte Jolene plötzlich seine Stimme vernehmen.
Ich liebe dich. Es tut mir leid dass es so kommen musste. Bitte tu mir nicht weh. Töte mich. Das ist das Einzige, was du für mich tun kannst.
Corbyn schien Jolenes Ankündigung über ihr weiteres Vorgehen zu genügen. Er schien hatte offenbar nicht die Absicht, der Prozedur auch noch beizuwohnen.
"Ihr schafft das hier auch ganz gut ohne mich. Ich bin dann Mal oben..." Er wollte gerade gehen, da hielt sein Vater ihn auf.
"Du bleibst! Du wirst dir das ansehen. Das ist deine Belohnung dafür, wie gut du auf deine Schwester aufgepasst hast auf ihrer ersten Mission..."
Corbyn widersprach nicht. Er blieb neben seinem Vater stehen und sag Jolene ausdruckslos an.

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Re: Der Tag neigt sich dem Ende zu

Beitrag von goldie » 16.02.2022 12:49

Jolene kam es nicht merkwürdig vor, dass Enric in Gedanken mit ihr sprach. Sie erwartete sogar, dass er ihre stumme Antwort verstehen würde. "Es tut mir so leid. Ich liebe dich auch. Aber ich ... ich kann dich nicht töten. Es geht einfach nicht. Bitte kooperiere, mach den Mund auf und halt still. So tut es am wenigsten weh."

Laut sagte sie: "Mund aufmachen."

Sie schaute sich noch einmal nach den anderen um. Würde es sich Corbyn vielleicht wider Erwarten doch noch anders überlegen? Sie glaubte nicht wirklich daran.

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Re: Der Tag neigt sich dem Ende zu

Beitrag von Anne » 16.02.2022 13:38

Niemand von den Umstehenden tat oder sagte irgendetwas. Sie warteten alle nur darauf, dass Jolene tätig werden würde.
Enric besaß noch genug Selbsterhaltungstrieb um nicht zu kooperieren. Er biss fest die Zähne aufeinander und würde sich nach Leibeskräften dagegen sträuben, was Jolene vorhatte, sollte sie damit fortfahren.

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Re: Der Tag neigt sich dem Ende zu

Beitrag von goldie » 16.02.2022 13:50

Als Jolene wieder zu Enric zurückschaute, streifte ihr Blick noch einmal ihre Stiefmutter. Dann kam ihr eine Idee. Diese Psychopathin trug eine ehemals weiße Fleischerschürze. Vergilbte rote Flecken zogen sich über das gesamte Material. Ein weiteres Mittel, um ihre Opfer einzuschüchtern. Natürlich war die Schürze auch benetzt von frischem Blut, da die Trägerin bereits tätig gewesen war.

Jolene ließ noch einmal von Enric ab und sagte: "Meine Klamotten werde ich mir aber nicht einsauen." Sie legte die Zange wieder ab und dann ging sie, ohne eine Antwort abzuwarten, auf die gegenüberliegende Seite des Raumes, wo noch mehr dieser Schürzen hingen. Beim Anziehen achtete sie ganz genau, dass sie verdeckte, was sie in Wirklichkeit tat. Und im nächsten Moment hatte sie ihren Blaster in der Hand. Er zuckte mehrmals zwischen ihren Familienmitgliedern hin und her. Jolene trug nun einen sehr entschlossenen Gesichtsausdruck. "Keiner bewegt sich!" befahl sie.

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Re: Der Tag neigt sich dem Ende zu

Beitrag von Anne » 16.02.2022 13:54

Ihre Stiefmutter brach in ein irres Gelächter aus. "Hach, muss junge Liebe schön sein! Siehst du Sholtav? Ich wusste gleich, dass deine Göre nicht das Zeug dazu hat..."
Corbyn rührte sich nicht. Nur ihr Vater zog ebenfalls seinen Blaster.

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Re: Der Tag neigt sich dem Ende zu

Beitrag von goldie » 16.02.2022 14:39

Eigentlich hatte sich Jolene fest vorgenommen zu schießen, sollte jemand auch nur eine falsche Bewegung machen. Doch als ihr Vater den Blaster zog, schwenkte sie zwar mit ihrer Waffe direkt auf ihn. Aber feuern konnte sie nicht.
"Zwing mich nicht, auf dich zu schießen", presste sie hervor. Ihr Finger zitterte am Abzug. "Leg deine Waffe langsam hin und wir werden das friedlich lösen." Selbst in ihren eigenen Ohren klang das schwach. Als würde sich Sholtav Silverdust jemals im Leben von seiner Tochter einschüchtern lassen.

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Re: Der Tag neigt sich dem Ende zu

Beitrag von Anne » 16.02.2022 15:08

Ihr Vater richtete seine Waffe weiterhin auf Jolene. "Dass meine eigene Tochter Mal damit droht mich abzuknallen... für so einen lächerlichen Kernweltler... Sind wir dir nicht mehr gut genug, hm? Hab ich dich vielleicht zu sehr verwöhnt als du ein kleines Mädchen warst, Princess? Na du wirst schon sehen, was du davon hast... Drück den Abzug und meine Frau wird noch in derselben Sekunde deinem kleinen Freund da drüben den Bauch aufschlitzen, hast du mich verstanden!?"
Er blickte seine Tochter mit durchdringendem Blick an. Dann fügte er hinzu: "Und nun hast du mir ja bewiesen, auf was für einer Seite du stehst. Ich bin froh, dass ich dich gleich niemals wieder sehen muss. Ich habe mir nämlich Gedanken um deine Zukunft gemacht, junge Dame. Im Gegensatz zu dir lege ich Wert darauf, dieser Familie zu wahrer Größe zu verhelfen. Du hast Schande über dich und uns gebracht. Das wirst du wieder gut machen! Dein Verlobter will dich nicht mehr. Es hat sich längst herum gesprochen, dass du ein kleines Flittchen bist, Lorraine. Damit bist du wertlos geworden. Aber glücklicherweise habe ich jemanden gefunden, dem das egal ist. Dein Bräutigam wartet im Hof auf dich. Ihr werdet sofort vermählt werden, dafür ist gesorgt. Und dann wirst du diesen Planeten verlassen. Deinen Freund behalten wir hier. Wir werden es mitbekommen, wenn du nicht folgsam bist. Glaub mir, das wird dein Verehrer da tausendfach zu spüren bekommen. Meine liebe Gattin kennt glücklicherweise einige grausame Methoden, die nicht tödlich sind. Und jetzt will ich, dass du mir aus den Augen kommst! Corbyn, schaff sie weg!"

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Re: Der Tag neigt sich dem Ende zu

Beitrag von goldie » 16.02.2022 18:15

Die strenge Stimme ihres Vaters duldete keinen Widerspruch. Sie schluckte. Auf ihn zu schießen war wegen seiner Drohung keine Option. Doch Enric auf Gedeih und Verderb seiner Peinigerin zu überlassen, war auch keine Option.
"Okay, ich gebe auf", sagte sie und hob ganz langsam die Hände. "Bitte tut ihm..." In dem Moment machte sie einen Hechtsprung zur Seite, zielte dabei auf die Brust ihrer Stiefmutter und drückte ab. Sie rollte sich ab und fand Deckung hinter einer der Metalltafeln, an denen die Folterinstrumente angebracht waren. Ob sie getroffen hatte, hatte sie nicht sehen können. Doch sie lauschte ob ihr irgend etwas Aufschluss über ihren Erfolg gab.

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