Therapiesitzung

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Anne
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Re: Therapiesitzung

Beitrag von Anne » 19.02.2022 16:12

"Was Sie da sagen wirft viele Fragen bei mir auf. Beginnen wir bei dem, was Sie zuletzt gesagt haben. Was ist denn vorgefallen, was Ihr Familienverhältnis so schwer belastet hat? Wie kam es, dass Sie - ihrer Aussage nach - zur Vernunft gekommen sind und was bedeutete es, eine gute Tochter in ihrer Familie zu sein?", fragte Xid.

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goldie
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Re: Therapiesitzung

Beitrag von goldie » 19.02.2022 16:50

Nachdenklich sah Jolene ihren Therapeuten an. Enric hatte damals sehr negativ reagiert, als sie ihm von ihrem bisherigen Liebesleben erzählt hatte. Doch Xid hatte in den letzten zwei Monaten immer wieder bewiesen, dass sie ihm alles erzählen konnte. Ohne, dass sie dafür verurteilt wurde oder dass er wütend wurde. In der Tat, hatte sie festgestellt, wie gut es ihr Tat, mit ihm über all diese Dinge zu reden.

"Da muss ich etwas ausholen", begann sie. Und dann erzählte sie ihm alles, was sie auch Enric darüber erzählt hatte: Über Ihre erste Liebe, die ihretwegen im Krankenhaus gelandet war, über den visionären Drogendealer, der sie verlassen hatte, als ihm klar wurde, wer ihr Vater war. Über den Schulabbruch, das Vortäuschen eines erfolgreichen Abschlusses und wie sie die Zeit in Wirklichkeit verbracht hatte: mit bedeutungslosen Jungs und Männern, mit ihrer Idee, das Infiltrieren per Verführen zu trainieren und schließlich in der vermeintlichen Heldentat, auf diese Weise Daten von einem Mann im Alter ihres Vaters zu beschaffen, an die er seit Monaten nicht herangekommen war. Und wie das Ganze eskaliert war.

"Da habe ich jedenfalls verstanden, dass ich eine große Gefahr für die war, mit denen ich mich eingelassen hatte. Und dass es auch für mich sehr gefährlich gewesen war, was ich da getrieben hatte. Ich hatte kapiert, dass ich meinen Vater total enttäuscht hatte und beschlossen, von nun an folgsam zu sein. Vielleicht hatte ich mir auch erhofft dass er seine Meinung wegen der Hochzeit noch ändert. Und nach dem Überfall der Techsig auf unsere Stadt, habe ich versucht, in seinem Sinne weiterzumachen." Sie schloss die Augen und atmete durch. "Doch das konnte ich irgendwann nicht mehr. Er würde sich in Grabe umdrehen, wenn er wüsste, was aus mir geworden ist", sagte sie traurig.

Anne
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Re: Therapiesitzung

Beitrag von Anne » 19.02.2022 20:58

Xid hatte sich Jolenes Erzählungen angehört, gelegentliche Nachfragen gestellt und sich ansonsten Notizen gemacht.
Nachdem seine Patientin ausgesprochen hatte, schwieg er einen Augenblick. Nachdenklich strich er über die Kanten seiner Teetasse. Der Therapeut sann darüber nach, wie er auf das Gehörte reagieren sollte. Nahm er es einfach zur Kenntnis, was sie ihm heute alles über ihren Vater und ihre Stiefmutter gesagt hatte, war er nicht authentisch in seiner Reaktion und würde ihr zudem das Gefühl geben, als wäre es etwas nicht allzu Außergewöhnliches, was sie gerade gesagt hatte. Spiegelte er ihr aber, wie traurig er ihr Schicksal fand und wie skrupellos und grausam ihre Familie gewesen war lief er Gefahr, sie zu verlieren. Sie hatte gerade erst damit begonnen sich diesbezüglich zu öffnen, erkannte ganz allmählich die Imperfektion ihres Vaters an. Für allzu starke Kritik an ihm wäre sie jetzt noch nicht offen. Möglicherweise würde sie das davon abhalten, in einer weiteren Stunde mehr zu erzählen und sich damit zu beschäftigen, was ihr passiert war. Ja, sie war noch nicht bereit dafür, entschied Xid. Das würde Zeit brauchen. Der Therapeut erinnerte sich noch sehr gut daran, wie viele Stunden der Selbsterfahrungstherapie es ihn gekostet hatte, sich mit seiner eigenen dysfunktionalen Familie auseinander zu setzen.
"Ich kann mir vorstellen, dass das alles sehr schwer für Sie gewesen sein muss. Sie waren als Jugendliche offenbar sehr unfrei in Ihren Entscheidungen, standen unter großem Druck und haben sich selbst Erfahrungen gesucht, die gefährlich für Sie waren, um in gewisser Weise daraus auszubrechen. Gut, dass es nie wirklich so kam, wie Sie es in Ihrem Traum erlebt haben", begann Xid seine Kritik sanft zu formulieren ohne direkt Bezug auf ihren Vater zu nehmen.
"Was ich interessant finde ist, dass Sie glauben, dass Ihr Vater sehr unzufrieden mit Ihnen wäre, wenn er wüsste, wie Sie heute leben. Wieso denken Sie das?"
Er hatte so seine Theorien, aber hier ging es darum dass Jolene es selbst formulierte.

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goldie
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Re: Therapiesitzung

Beitrag von goldie » 19.02.2022 21:24

Unbewusst nickte Jolene zustimmend, als er davon sprach, dass der Traum zum Glück nie Realität geworden war.

"Einerseits natürlich wegen Enric. Vater hätte ihn niemals akzeptiert. Es hat sehr lange gedauert, bis ich damit einverstanden war, dass wir die Beziehung nicht mehr geheimhalten. Das hatte vor allem damit zu tun, dass die anderen Tal-She ihn für ein paar Tage als Sklave missbraucht hatten." Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare, als sie sich daran erinnerte. "Sie werden es kaum erraten... Natürlich war auch das meine Schuld." Sie seufzte.
"Wie auch immer. Galaxis retten, Jedi werden und sich für Leute einsetzen. Das wäre pure Zeitverschwendung für Vater gewesen. Er wäre sehr enttäuscht, dass ich nicht etwas aus mir gemacht habe. Das einzige, was ihn beeindruckt hätte, wäre, wenn ich Malgus Weg durchgezogen hätte und mich mit seinen Mitteln bei den Techsig gerächt hätte."
Jolenes Hände begannen zu zittern und sie stellte die Tasse ab, damit sie ihre nicht entglitt.

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Re: Therapiesitzung

Beitrag von Anne » 19.02.2022 22:48

"Hm, ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihr Vater nicht zumindest von ihrer Geheimnission bei den TechSig beeindruckt gewesen wäre. Wenn seine Tochter mit Infiltration - also etwas, was Sie von ihm gelernt haben - zur Kriegsheldin wird, dann hätte ihn zumindest das stolz machen müssen. Aber ich sehe ein, dass Ihr Vater im Bezug auf Ihr übriges Leben wahrscheinlich andere Wünsche für Sie hatte. Manchmal können wir den Vorstellungen unserer Familie leider nicht gerecht werden und müssen unseren eigenen Weg finden..." Auch Xid seufzte kaum merklich auf bei dieser Bemerkung. "Wobei ich mich schon frage, ob Ihre Mutter nicht zufrieden wäre mit dem was Sie hier machen? Oder Ihr noch lebender Bruder? Und selbst wenn Ihre ganze Familie es ablehnen sollte, welchen Weg Sie gewählt haben denke ich, dass es zumindest hier bei ihrer Wahl-Familie sozusagen viele gibt, die größte Anerkennung für Sie übrig haben. Vielleicht kann Ihnen das ja auch etwas bedeuten, auch wenn es nicht das selbe ist wie elterlicher Stolz."
Dann fügte er noch schnell hinzu: "Übrigens wegen der von Ihnen angesprochenen Schuldfrage... Das hatten wir schon Mal. Es war allein die Entscheidung Ihres Freundes, für Sie einzustehen und alle Konsequenzen dafür in Kauf zu nehmen. Er wollte es so. Es war also keinesfalls Ihre Schuld. Sie haben ihn ja schließlich nicht zu unrecht beschuldigt für Ihre Tat."

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goldie
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Re: Therapiesitzung

Beitrag von goldie » 19.02.2022 23:06

Sie schnaufte. "Ja, ich weiß, dass es seine Entscheidung war. Es ist das eine, die Theorie dazu kapiert zu haben, und das andere, die Gefühle, die dazu auftauchen. Ich habe schon so oft darüber meditiert, aber jedes Mal, wenn ich denke, dass ich es verinnerlicht habe, kommt wieder eine Situation wie diese hier und ich fange von vorn an."
Sie strich sich mit der Hand durch die Haare.
"Ich bin mir nicht sicher, was Vater über die Geheimmission gedacht hätte. Das Ergebnis wäre wohl zufriedenstellend gewesen. Doch er hätte auch vieles gehabt, mit dem er unzufrieden war. Natürlich hätte ich niemals mit diesem Typen schlafen sollen. Dann der Agent vom Imperium. Den hätte ich einfach in die Luft jagen sollen und nicht so einen Aufwand für eine Rettung, die zusätzlich die ganze Mission in Gefahr bringt, betreiben sollen. Nach der Mission war ich ja ein völliges Wrack." Kurz schloss sie die Augen und atmete durch. "Das hätte ihm überhaupt nicht gepasst und er hätte darauf bestanden, dass ich mich gefälligst zusammenreiße.

Erinnerungen an die Mission stiegen in ihr auf. Sie hatte mit Xid ausführlich darüber gesprochen. Das hatte es ihr einfacher gemacht, mit den Geschehnissen umzugehen, doch einfach war es noch immer nicht.

Dann lächelte sie plötzlich. "Ja, Ma wäre mächtig stolz gewesen. Mit ihr wäre so vieles anders gewesen. Enric war natürlich auch beeindruckt, er ist aber auch der einzige in meinem Umfeld, der weiß, was genau ich da gemacht hatte. Owen und Syron wissen nur, dass ich auf einer wichtigen Geheimmission war, nicht worum es ging. Gleiches gilt für Corbyn. Bisher weiß er nicht mehr als die anderen." Sie dachte nach. "Möglich, dass auch sie stolz auf mich wären, es vielleicht gar nicht glauben würden. Also von Corbyn abgesehen."

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Re: Therapiesitzung

Beitrag von Anne » 19.02.2022 23:16

"Ich meinte es gar nicht nur im Bezug auf Ihre Geheimnission. Natürlich wissen die anderen vieles nicht - welche inneren Dämonen sie bekämpfen müssten um heute an diesem Punkt zu stehen. Aber dennoch glaube ich, dass Ihre Freunde ahnen, dass Sie viel durchgemacht haben und dass es Sie viel Kraft gekostet haben muss. Ich denke schon, dass Sie dafür viel Respekt vor Ihnen haben. Wichtig ist aber nicht nur, was andere darüber denken. Sie sagten, Ihr Vater würde sich im Grabe umdrehen wenn er wüsste wie Sie leben und was Sie tun. Wie steht es mit Ihnen selbst? Sind Sie zufrieden damit, wo Sie gerade stehen? Empfinden Sie stolz bezüglich Ihrer Errungenschaften?", fragte Xid.

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Re: Therapiesitzung

Beitrag von goldie » 19.02.2022 23:28

Jolene biss sich auf die Unterlippe. Sie hatte sehr lange keinen Stolz mehr empfunden.
"Wissen Sie", sagte sie leise. "Stolz zu empfinden ist schwierig, wenn Ihr Vater dem allem kritisch gegenüber stehen würde. Jahrelang habe ich die Techsig gejagt. Mit sehr mäßigem Erfolg. Ich bin sogar einmal von ihnen erwischt worden. Und dann war ich ja später monatelang 'Gast' beim Imperium. Nein, da konnte ich nicht wirklich Stolz empfinden.

"Und egal, welche sogenannten Errungenschaften ich erzielt habe, sie kamen immer mit einem hohen Preis daher." Sie schüttelte den Kopf. "Das einzige, worauf ich halbwegs stolz bin, ist, dass ich die Sache mit Enric nicht total verbockt habe und er trotz aller Meinungsverschiedenheiten zu mir steht. Er ist wirklich das Beste, was mir jemals passiert ist. Ich könnte nicht ertragen, in zu verlieren."

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Re: Therapiesitzung

Beitrag von Anne » 19.02.2022 23:39

Innerlich verdrehte Xid bei ihrer letzten Äußerung die Augen, aber das war ihm nicht im Geringsten anzumerken. Sich von Männern abhängig zu machen war die Spezialität seiner Patientin. Erst von ihrem Vater, dann von Darth Malgus, vielleicht noch von ihr Bruder oder auch Akaavi, in jedem Fall aber ihr von Freund. Und er mochte es im Gegensatz zu ihrem Vater nicht Mal, wie wenig sie ohne ihn auszukommen schien.
"Ich finde es gut, dass Sie eine Sache benennen können, auf die Sie stolz sind. Das ist ein Anfang. Ich würde mir aber für Sie wünschen, dass es noch mehr gäbe, dass Sie an sich selbst anerkennen können. Es müssen nicht einmal Leistungen sein. Es könnten auch Eigenschaften sein. Ich würde es Ihnen gerne als Aufgabe für die nächste Stunde aufgeben, weiter darüber nachzudenken, worauf Sie bei sich stolz sind und was Sie an sich mögen. Fragen Sie auch die Personen danach, die Ihnen nahe stehen. Das kann Überwindung kosten, sich aber wirklich lohnen."
Er gab ihr absichtlich keine Hausaufgabe mit, die sich irgendwie auf das eigentliche Thema der Stunde bezog: Jolenes Vergangenheit und Familie. Er glaubte, dass es ihr zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gut tun würde sich allzu sehr allein mit diesen Themen zu beschäftigen.

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Re: Therapiesitzung

Beitrag von goldie » 20.02.2022 00:08

Jolene biss die Zähne zusammen. "Hm... Andere Leute fragen. Das sind ja diesmal richtig leichte Hausaufgaben."

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Re: Therapiesitzung

Beitrag von Anne » 20.02.2022 00:20

Xid lächelte. "Wenn sie einfach wären, wäre es ja keine Herausforderung. Aber es wird nicht notwendig sein, das halbe Praxeum zu fragen. Sprechen Sie nach Möglichkeit mit etwa drei Personen, denen Sie vertrauen darüber. Wollen Sie nicht auch wissen, was Ihre Angehörigen an Ihnen ganz besonders schätzen?" Er schaute die junge Frau aufmunternd an.
Zuletzt geändert von Anne am 20.02.2022 08:39, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Therapiesitzung

Beitrag von goldie » 20.02.2022 08:01

"Meine Angehörigen?" Jolene hob eine Augenbraue.

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Re: Therapiesitzung

Beitrag von Anne » 20.02.2022 08:41

"Im Sinne von 'Personen, die ihnen besonders nahe stehen'. Enge Freunde, Mentoren, Ihr Partner...", erklärte Xid.

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Re: Therapiesitzung

Beitrag von goldie » 20.02.2022 08:50

"Ah, okay..." Jolene schien nach wie vor nicht sonderlich erfreut über diese Aufgabe.
"Aber Doc, da kommt mir noch eine ganz andere Frage. Mir geht es doch inzwischen wieder ganz gut. Wie lange geht dem diese Therapie noch?"

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Re: Therapiesitzung

Beitrag von Anne » 20.02.2022 09:12

"Sie haben in der Tat sehr gute Fortschritte gemacht. Und überhaupt ist das ja alles freiwillig. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie keinen Bedarf haben, müssen Sie selbstverständlich nicht weiter teilnehmen. Ich würde es allerdings dringend empfehlen. Viele Themen haben wir bisher nur an der Oberfläche berührt. In vielen Dingen haben Sie gerade erst damit begonnen, sich zu öffnen. Ich weiß, das kann bedrohlich sein und man verspürt das Bedürfnis, sich wieder zurück zu ziehen. Ohne Ihre Medizin hätten Sie allerdings wahrscheinlich nach wie vor Albträume. Sicherlich nach diesen zwei Monaten nicht mehr in der Häufigkeit oder in dieser Intensität, aber ich denke schon, dass es da noch einiges gibt, was wir beide besprechen könnten. Überlegen Sie es sich und sagen Sie mir gerne beim nächsten Mal Ziele, die Sie selbst noch für Ihre Behandlung haben", antwortete Xid.

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