Abendspaziergang

[Anne]

"Was spricht denn dagegen?", fragte Enric.

[goldie]

Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
"Schwäche ist genauso ein Punkt. Wäre ich nicht so schwach gewesen, wäre ich in viele Situationen gar nicht erst reingekommen. Oder ich hätte effizienter sein können. Oder Vat..." Sie biss sich auf die Zunge. "Oder vertane Chancen besser nutzen", versuchte sie sich mit dem selbst für sie sinnlosen Satz zu retten, der so ähnlich anfing, für das, was ihr beinahe rausgerutscht wäre.

[Anne]

"Das selbe denke ich mir auch oft über mich selbst. Mir wird es auch von den anderen immer wieder gesagt, dass ich zu schwach bin, zu weich irgendwie. Dass mir deswegen Dinge passiert sind, die den anderen nicht passiert sind, ist unumstritten. Du und ich, wir haben zum Teil dieselben Fehler gemacht. Wir sind süchtig geworden, sind auf einen Sith Lord hereingefallen, solche Sachen... Nur mir kannst du das irgendwie vergeben und dir selbst nicht." Nachdenklich schaute Enric in die Ferne und dachte darüber nach, wieso es umgekehrt genauso war. Wieso sah er Jolene diese Fehler nach und sich selbst nicht? Weil sie es schwer hatte und du nicht. Weil sie schon mit gewaltigen Problemen zu dieser Gruppe stieß und dein Leben bis auf einige Monate eigentlich ziemlich leicht war, beantwortete er seine eigene Frage. "Was war das mit den vertanen Chancen? Das habe ich nicht so ganz verstanden...", fragte er noch.

[goldie]

Jolene war zwar gleich die nächste Halbwahrheit eingefallen, doch als sie den Mann so ansah, der ihr so viel vergab, der sie liebte, den sie niemals mehr hatte anlügen wollen...
Sie atmete durch: "Vergiss das einfach. Das ganze war Therapiethema heute, da sind einige Sachen hochgekommen. Es ist alles ein großer Haufen Banthamist und wenn wir jetzt darin zusammen rumwühlen, endet das wieder nur im Streit. Und das will ich nicht, okay?"

[Anne]

Erstaunt über ihre offenen Worte sah Enric sie an. "In Ordnung. Danke, dass du so ehrlich zu mir warst eben..."
Anscheinend wollte auch er nicht weiter darüber sprechen, denn er wechselte zügig das Thema. "Sag Mal warum ist es dir eigentlich so wichtig anonym zu bleiben auf diesem Planeten? Warum soll die Bevölkerung nicht wissen, dass du eine Tal She bist? Ich denke, es wäre für viele junge Mädchen und Frauen eine Inspiration zu wissen, dass eine wie sie gerade dabei ist die Welt zu retten..."

[goldie]

"Weiß nicht, dass ist irgendwie so in mir drin. Wenn du dein ganzes Leben lang dein wahres Selbst versteckst, lässt sich das wohl nicht so leicht ablegen."

[Anne]

"Könntest du dir vorstellen, unter einem falschen Namen dort genannt zu werden? Wir könnten alle Decknamen haben, die wir ausschließlich als Tal She benutzen", überlegte Enric.

[goldie]

Jolene dachte nach. "Vielleicht würde das funktionieren. Vielleicht. Was ich immer noch nicht verstanden habe: wenn das Museum genauso wird wie du es dir erhoffst, was soll dann das Ergebnis sein? Geht es dir darum, dass uns die Leute besser unterstützen? Dass ein Dash sagt 'Hey, ihr seid die Tal-She. Dann zahlt ihr nur 10 Millionen statt 20...' Darum, dass sie auf uns hören, wenn mal der Ernstfall eintritt und wir evakuieren müssen? Oder soll es ein Stück Kultur sein? Eine Geschichtsstunde mit der Info, warum der Planet keine Eiswüste ist?"

[Anne]

"Wie gesagt, in erster Linie schützt uns das vor einer Menge Ärger, wenn nicht durch uns herauskommen sollte, wer wir sind und was so passiert. Außerdem all das, was du gesagt hast. Stell dir Mal vor, wir wollen hier wirklich Mal was Größeres machen und keiner erinnert sich daran, dass das hier unser Planet ist. Niemand nimmt uns ernst, wenn niemand etwas darüber weiß. Wenn wir nicht bald in gewisser Weise tätig werden kann uns das entgleiten. Außerdem ist das hier inzwischen sowas wie Heimat für viele. Ich denke, da kann man sich schon Mal dafür interessieren, was eigentlich in diesem Planeten schlummert", antwortete er.

[goldie]

"Aber was meinst du denn mit herauskommen? Was soll rauskommen?"

[Anne]

Enric seufzte. "Wir haben eine Menge Leute auf diesen Planeten mitgebracht, die allen Grund haben, wütend auf uns zu sein. Wir haben ihnen ihre Heimat genommen und sie in Lebensgefahr gebracht. Auch wenn Syron sie gut beruhigt hat wissen wir doch nicht, ob einer darunter ist, er es schlecht mit uns meint. Oder wer auch immer es sein wird, der uns verrät, früher oder später kommt heraus, dass wir die ganze Zeit von einer Bedrohung gewusst haben, die alles auslöschen könnte und es einfach verschwiegen haben. Dann kommen unsere Identitäten ans Licht und wir werden dafür verantwortlich gemacht, dass das Xar Kling Shar noch immer nicht besiegt ist. Gerüchte verbreiten dich schnell, das weißt du sicher. Was, wenn die Bevölkerung uns das eines Tages vorwirft, dass wir sie über alles im Unklaren gelassen haben? Und ein Problem gibt es noch. Auf der anderen Seite des Planeten gibt es zufällig eine Gruppe von Hobbysklavenhaltern und dunkle Seite Nutzern, die den selben Namen tragen wie wir. Was, wenn bekannt wird was die da unten so treiben und uns mit denen gleichsetzen? Was wenn wir von irgendwelchen Kopfgeldjägern verwechselt werden? Je mehr wir über uns preisgeben umso weniger müssen wir das fürchten, was andere über uns in die Welt setzen. Ich weiß nicht, ob du das nachvollziehen kannst...", versuchte Enric seine Befürchtungen zu verdeutlichen.

[goldie]

"Oh..." kommentierte Jolene Enrics Redeschwall. "Dreck. So hab ich das noch gar nicht gesehen."
Jolene kaute auf ihrer Unterlippe herum.
"Das wäre für mich erst recht ein Grund anonym zu bleiben... Wobei es echt unfair ist. Wir retten denen allen den Arsch und die wenden sich zum Dank gegen uns. Ich meine, diese ganze Geschichte, was das auf deren Planeten passiert ist. Was spricht denn dagegen, sie in der Öffentlichkeit genauso zu erzählen, wie wir es den Dorfbewohnern erzählt haben. Wobei, wozu überhaupt erzählen... Niemand geht unsere Mission was an."
Im Gegensatz zu Enric hatte sich bisher keinerlei Gedanken zu dem Thema gemacht und sie hatte einfach so drauflos geredet.

[Anne]

"Du willst also weiterhin alles verschweigen und auf das Beste hoffen?" Zweifelnd blickte er Jolene an.

[goldie]

Jolene dachte daran, wie sie so vieles verschwiegen hatte und fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
"Es ist schon ungünstig, wenn es zu viele Stellen gibt, wo es durchsickern kann. Hier im Praxeum kennt uns jeder. Alle Jedi wissen darüber Bescheid, was unsere Aufgabe ist. Dash und seine Crew sind sich im Klaren, dass da unten keine Lava-Ader war, die einfach nur in die Luft geflogen ist."
Sie schnaufte.
"Akaavi hat mir damals eingebläut, ich soll nicht lügen. Nicht wegen ihm, sondern wegen mir. Es bedarf tatsächlich hoher Konzentration zu lügen, je komplexer, desto schwieriger. Das tut auf Dauer nicht gut, das stimmt schon. Oder ich solle zumindest schweigen. Ich habe bloß keine Ahnung, ob das irgendwie auf unsere Situation anwendbar ist. Du hast Recht, blöde Gerüchte könnten uns früher oder später das Genick brechen. Aber die Wahrheit zu sagen, hieße doch sich vor dir Dörfler zu stellen und ihnen zu gestehen, dass wir sie dir ganze Zeit verarscht haben, oder nicht?"

[Anne]

"Wie viel Details wie von unseren Missionen preisgeben bleibt ja immer noch uns überlassen. Ich würde ungern zum jetzigen Zeitpunkt sagen, dass wir die ganze Zeit gewusst haben, dass ihr Planet dem Untergang geweiht war. Auf der anderen Seite könnte es ihnen eventuell helfen zu erfahren, was das Opfer, das sie bringen mussten bewirkt hat."