Eine neue Mission

[Anne]

Enric empfand den Flug zu dem Planeten, welchen sie aufsuchen sollten, als relativ entspannt. Dementsprechend war seine Laune auch recht gut, als Jolene nach ihrer Schicht als Pilotin die Kabine betrat. Er schaute von seinem Datapad auf, wo er sich mit seiner Doktorarbeit beschäftigt hatte und lächelte seine Freundin an.
"Na, hast du es geschafft für heute?" Er bedeutete ihr, sich neben ihn zu setzen und legte seinen Arm um sie, als sie es tat. "Ist es nicht wirklich angenehm, so zu reisen? Jetzt wo wir zwei Raumschiffe haben, haben wir endlich Mal etwas Platz und fallen einander nicht so auf die Nerven. Nun ja, Akaavi fällt ja kaum auf. Wir haben sogar ein Zimmer für uns. Ich komme endlich Mal dazu, in Ruhe etwas zu lesen und zu arbeiten. Und wir haben viel mehr Zeit für einander..."
Er strich Jolene eine Haarsträhne aus dem Gesicht und küsste sie dann.

[goldie]

Jolene lächelte ihren Freund an und erwiderte den Kuss. Seit der Ankunft von Vela hatte sie sich wieder angefangen zu schminken. Nicht übertrieben, doch sie schaffte es ohne weiteres ihr Gesicht so in Szene zu setzen, dass sie eine äußerst attraktive Wirkung damit erzielte. Auch ihre kurzen, strubbeligen Haare hielt sie seit einigen Tagen im Zaum. Jetzt konnte man es durchaus als schicke Frisur bezeichnen. Ihre Kleidung zeigte nun mehr Haut, unter anderem ihr Jer-Zer-Shar, und sie war enger geschnitten und auffälliger als vorher. Zwar war Jolene nach wie vor etwas zu dünn, doch es war kein Vergleich zu ihren Zustand von vor zwei Monaten.
Auch für sie war die Zeit entspannt. Sie genoss den Flug, die Zweisamkeit mit Enric, doch gab ihm gleichzeitig genügend Freiraum. Sport und Meditation gehörten zu ihrem Programm, sie plante an ihrem Kinderheim, veranstaltete kultivierte Teekränzchen und war auch an uns zu bei Akaavi zu finden.
"Das ist wirklich mal eine entspannte Mission. Wer hätte jemals gedacht, dass wir dieses Zimmer mal für uns alleine haben? Wie kommst du mit deiner Doktorarbeit voran?" Sie schielte auf das Datapad.

[Anne]

"Es geht... Um wirklich mal entscheidende Fortschritte zu machen müsste ich mir wohl einige Monate dafür Zeit nehmen, Bibliotheken aufsuchen, mit Kolleginnen sprechen und so weiter. So bleibt es wohl kaum mehr als eine nette Freizeitbeschäftigung, um meine Gedanken dazu zu sortieren. Und wie ist es mit Akaavi so? Spricht er eigentlich mit dir darüber wie es ihm geht?", erkundigte sich Enric.

[goldie]

Kurz huschte ein genervter Ausdruck über Jolenes Gesicht. Kolleginnen, so so... Doch sofort hatte sie sich wieder in Griff.

"Naja, in Bibliotheken wirst du wohl kaum etwas über die Tal-She finden... Tja, Akaavi. Die letzte Mission hat ihn ganz schön mitgenommen, auch wenn er darüber nicht viele Worte verliert. Wenn wir zu zweit sind, taut er ein bisschen auf, ich denke Mal die Ablenkung tut ihm gut. Deswegen hab ich ihm ja auch gesagt, dass er für die Mission mit angefordert war und zwinge ihn, mit bei den Mahlzeiten dabei zu sein. Das mit dem nachmittaglichen Tee sollten wir beibehalten, auch auf Gateway... Wir müssen ihn auf jeden Fall stärker einbeziehen. Ich glaube nicht, dass es gut ist, wenn er die ganze Zeit mit seinen dunklen Gedanken allein ist.

[Anne]

"Ich will in den Bibliotheken auch nichts über die Tal She nachlesen. Aber allein unsere Erkenntnisse über sie aufzuschreiben wäre noch keine gelungene wissenschaftliche Arbeit. Ich benötige den Kontext der damaligen Zeit und der anderen Kulturen der Epoche. Ich würde gern darauf bezugnehmen und eine Einordnung des Wirkens der Tal She im historischen Kontext der Zeit vornehmen. Vielleicht finde ich sogar Quellen, in der andere Zeitzeugen Ereignisse bestätigen, die wir in den Aufzeichnungen der Tal She gefunden haben. Das wäre optimal", sinnierte Enric noch über seine Arbeit vor sich hin ohne sich die Hoffnung zu machen, dabei auf besonderes Interesse zu stoßen.
Zu dem Akaavi Thema sagte er: "Es ist gut, dass du dich um ihn kümmerst und er sich bei dir zumindest öffnet. Wenn ich versuche ihn irgendwo mit einzubinden blockt er eher ab. Das ist ja auch sein gutes Recht. Wir waren ja vorher auch nicht wirklich befreundet. Trotzdem macht es mir etwas Sorgen, wie sehr er sich zurück zieht. Nun ja, hoffentlich hilft ihm diese ruhige und etwas unspektakuläre Mission, um auf andere Gedanken zu kommen und vielleicht wieder in den Alltag zurück zu finden."

[goldie]

"Tut uns glaub ich allen mal ganz gut, auf eine unspektakuläre Mission zu gehen. Ach Dreck, ich hatte doch Ria versprochen, dass sie mitkommen kann, wenn wir mal eine kleinere Mission gehen. Hab gar nicht an Sie gedacht. Oje, die wird bestimmt sauer auf mich sein, wenn wir zurückkommen." Jolene verzog das Gesicht. Dich so wirklich schien sie der Gedanke nicht mitzunehmen.

[Anne]

"Das wäre ohnehin schwierig geworden, Ria ohne Syron einfach irgendwohin mitzunehmen. Wir müssten die ganze Zeit auf sie aufpassen. Und falls sie aus irgendeinem Grund doch in eine gefährliche Situation geraten würde hätte ich wenig Lust dazu, es ihrem Vater beichten zu müssen. Falls Ria dich deswegen anspricht kannst du es ja damit begründen, dass wir mit Vela bereits eine neue Teilnehmerin dabei haben, die wir erstmal sozusagen einarbeiten müssen. Wegen Vela übrigens... Darüber wollte ich sowieso mit dir sprechen. Ich bin dir sehr dankbar, dass du sie akzeptiert hast. Ich weiß ja, dass du manchmal nicht so, ehm, angetan von anderen Frauen warst in der Vergangenheit. Aber ihr kommt ja anscheinend miteinander aus und das freut mich sehr. Schließlich vermute ich, dass sie bei uns bleiben wird. Und dann wäre es wirklich ungünstig, wenn du ein Problem damit hättest. Aber anscheinend vertraust Du mir inzwischen etwas mehr und dafür wollte ich mich bei dir bedanken."

[goldie]

"Ja, Ria wird vielleicht ein bisschen knurrig sein, aber Vela ist schon ein Argument. Aber ihren Daddy wird sie nicht brauchen. Sie ist alt genug, dass er ihre Aktionen nicht überwachen muss."
Sie lauschte Enrics weiteren Ausführungen zu Vela. Statt direkt zu antworten hatte Jolene auf einmal ihren kleinen Spiegel in der Hand und sah hinein, während sie über die Entgegnung nachdachte. Schließlich verstaute sie den kleinen, treuen Begleiter wieder, schaute Enric ernst an und sagte: "Sie scheint ganz okay zu sein. Der Gedanke, dass sie bei uns bleiben könnte, gefällt mir aber nicht. Auch wenn die Macht sie uns tatsächlich aufs Auge gedrückt zu haben scheint." Jolene schnaufte unzufrieden und strich sich mit der Hand durch die Haare. "Weißt du, Frauen, die okay sind, sind eigentlich noch schlimmer. Hinterrücks stechen sie dir ein Vibromesser in den Rücken und drehen dann nochmal die Klinge um. Ich will dir ja vertrauen, aber... Wenn sie sich näher kennenlernt... Sie interessiert sich für Archäologie... Wenn Sie erstmal merkt, was für ein unglaublich toller Mann du bist... Hätte sie nicht einfach ein Mann sein können?" Sie wirkte angespannt.

[Anne]

Enric lächelte. "Es ist ja sehr schmeichelhaft, was du da sagst. Aber sie hat sich seit ihrer Ankunft doch überhaupt nicht für mich interessiert. Und glaub mir, soo begeistert ist sie nun auch wieder nicht von meinem Fachgebiet. Und selbst wenn es anders wäre und sie mit mir flirten würde - was sie nicht getan hat - würde das doch nichts ändern. Ich will mit dir zusammen sein. Wir haben so viel zusammen durchgemacht. Da kann irgendeine Frau, die jetzt plötzlich in unser Leben stolpert einfach nicht mithalten."
Enric hatte beobachtet, wie Jolene sich in ihrem kleinen Taschenspiegel betrachtet hatte. Ihm waren die optischen Veränderungen seiner Freundin durchaus nicht entgangen, auch wenn er in den letzten Tagen davon abgesehen hatte, sie darauf anzusprechen. "Vielleicht sollte ich mehr einen Grund haben, dich im Auge zu behalten", sagte er halb im Scherz. "Du machst dich immer so hübsch für Vela. Zumindest hast du das vorher äußerst selten getan. Ich habe mich wirklich gefragt, warum du das tust. Ich habe auch eine Theorie. Vielleicht ist es, weil Vela älter ist als du. Du möchtest möglicherweise von ihr ernst genommen werden, nicht als das Küken angesehen werden, weil du die Jüngste in unserer Gruppe bist. Deshalb schminkst du dich und trägst figurbetonte Kleidung, um sie zu beeindrucken? Aber ich glaube, das ist gar nicht notwendig. Sie wird dich ganz bestimmt auch so wie du bist ganz wundervoll finden, Liebes."

[goldie]

Jolene war für einen Moment sprachlos. "Was? Sie beeindrucken? Äh..." Jolene suchte nach Worten, dann schüttelte sie den Kopf. "Du kannst manchmal so ein dussliges Bantha sein..." Etwas zögerlich fügte sie hinzu: "Wie gefalle ich dir denn so?"

[Anne]

"Mir? Na gut natürlich. Du siehst sehr schön aus. Aber das war auch schon vorher der Fall. Du weißt doch, dass ich dich so mag wie du bist...?" Er wirkte etwas verwirrt. So ganz schien er noch nicht begriffen zu haben, wie falsch er mit seiner Theorie gelegen hatte.

[goldie]

Jolene schüttelte den Kopf über Enrics krude Theorie. "Also, erstens ist Akaavi viel, viel jünger als ich. Zweitens ist es mir total egal, was sie über mich denkt. Und drittens... Du denkst echt, dass ich das für sie mache???"

[Anne]

"Na ja weil Frauen sich ja doch eher miteinander vergleichen, dachte ich...", sagte er jetzt doch ziemlich kleinlaut. "Und sie ist ja auch nicht unattraktiv und scheint ja eine relativ erfolgreiche Kopfgeldjägerin zu sein. Da hatte ich angenommen, dass du ihr etwas beweisen möchtest. Unnötigerweise natürlich... Aber wenn es nicht so ist, wie ist es denn dann...?"

[goldie]

"Da haben wir's." Jolene verschränkte die Arme. "Du findest sie attraktiv. Aber wenn ich mich für dich mal ein bisschen zurecht mache, dann verlierst du kein Wort darüber. Und da soll ich mir keine Sorgen machen?" Jolene biss sich auf die Unterlippe.

[Anne]

"Ehm..." Na wunderbar, das hast du ja Mal wieder bestens hinbekommen, dachte er, während er peinlich lange nach den richtigen Worten suchte.
"Ich finde sie objektiv betrachtet ganz hübsch, das gebe ich zu. Aber das spielt doch keine Rolle. Ich will nichts von ihr. Ich liebe dich. Und ich finde dich sehr schön, das sage ich dir doch eigentlich auch ziemlich häufig. Erst neulich, als du mich beim Spaziergang gefragt hast, was mir an die gefällt. Das ist doch gerade Mal ein paar Tage her. Du sagst es mir doch auch nicht ständig, wie du meine Optik findest. Und ich bin ja wohl auch nicht der einzige Mann in der Galaxis, der dir gefällt. Ich denke Mal Kyle wirst du bestimmt auch nicht gerade unattraktiv gefunden haben. Und Owen mit seinen Muskeln. Oder Akaavi mit seiner jugendlichen Durchtrainiertheit... Deswegen wirfst du dich denen doch auch nicht gleich an den Hals."