Nach der Befragung

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Anne
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Nach der Befragung

Beitrag von Anne » 07.04.2022 23:22

Enric hatte sich zwar dazu entschlossen, die Gedanken dieses vermeintlichen Grabungshelfers zu lesen, aber auf diese Flut von Erinnerungen war er nicht gefasst gewesen. Eine Scene nach der anderen spielte sich vor seinem geistigen Auge ab, als hätte er all das selbst erlebt. Die Eindrücke trafen ihn einigermaßen unvorbereitet. Folter, Tod, Schmerzensschreie, von grauen verzerrte Gesichter, Gerüche die er lange verdrängt hatte. Da ein aschfahles Gesicht, den Mund in stummen Entsetzen verzogen während der Blick des Menschen brach. Im nächsten Moment der Anblick eines grausamen Waffenmeisters, der seine Macht ausübte. Abgetrennte Gliedmaßen. Entsetzen. Angst. Terror.
Enric merkte selbst gar nicht, wie sich seine Atmung beschleunigte, wie er begann zu zittern und ihm kalter Schweiß ausbrach. Er wurde blass. Wäre der Strom der Erinnerungen, der auf ihn eindrang, nicht sowieso abgerissen, hätte er vielleicht sogar die Besinnung verloren. Doch auch ohne die Gedanken des Grabungshelfers kamen viel zu viele Bilder in ihm hoch. Erinnerungen an die Gefangenschaft beim Kreis der wahren Macht, die er selbst durchlitten hatte. Enric spürte, dass ihm übel wurde. Er entfernte sich von der Gruppe, stolperte halb blind, weil er von den Eindrücken noch so eingenommen war, durch den Wald. Schließlich, als er wenigstens halbwegs außer Hörreichweite war, konnte er seine körperlichen Reaktionen nicht mehr kontrollieren. Mit einer Hand tastete er nach einem Baum und stützte sich etwas daran ab. Dann beugte er sich vor und nahm zur Kenntnis, wie seine letzte Mahlzeit sich über den Waldboden ergoss. Immerhin hatte es etwas Befreiendes. Die heftige Reaktion seines Körpers brachte ihn gedanklich wieder etwas mehr ins Hier uns Jetzt. Zitternd griff er nach seiner Wasserflasche, spülte sich den Mund ab und trank ein bisschen. Plötzlich hörte er Schritte hinter sich. Enric war sofort von Panik ergriffen, ließ die Wasserflasche fallen, zog überraschend schnell sein Lichtschwert und reckte es dem vermeintlichen Angreifer entgegen. Aber es war nur seine Freundin, die einen ziemlich blassen, ziemlich verstörten Enric vorfand, der ihr sein Lichtschwert entgegen hielt.

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goldie
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Re: Nach der Befragung

Beitrag von goldie » 08.04.2022 08:09

Jolene hatte sofort bemerkt, dass etwas nicht stimmte, als Enric sich entfernte. Sie folgte ihm, die anderen würden auch allein mit diesem Typen klarkommen.

Die junge Frau hatte ihren Freund fast erreicht, als plötzlich das Summen seines Lichtschwerts erklang. Sie blieb sofort stehen, bemerkte seinen panischen Blick. Beschwichtigend hob sie die Hände und sprach sanft auf ihn ein: "Ganz ruhig. Ich bin es. Jolene. Deine Freundin. Du bist hier in Sicherheit. Er kann dir nichts mehr tun." Sie beobachtete Enric ganz genau.

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Re: Nach der Befragung

Beitrag von Anne » 08.04.2022 08:18

Für ein paar Augenblicke wirkte er noch verwirrt. Dann ließ er das Lichtschwert verlöschen und befestigte es erneut an seinem Gürtel.
"Tut mir leid...", murmelte Enric. "Ich... ähm... diese Eindrücke haben mich wohl leider etwas mitgenommen..."

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goldie
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Re: Nach der Befragung

Beitrag von goldie » 08.04.2022 08:20

Sofort war Jolene bei ihm und legte beruhigend eine Hand auf seine Schulter. "Was hat dieser Sohn eines Nerfhirten mit dir gemacht?" knurrte sie leise.

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Re: Nach der Befragung

Beitrag von Anne » 08.04.2022 08:29

"Gar nichts", erwiderte er matt und lehnte sich etwas an Jolene. "Er konnte nichts dafür. Ich war wohl einfach nicht gut genug darauf eingestellt, was ich sehen würde, wenn wir ihn zum Kreis der wahren Macht befragen, während ich seine Gedanken lese. Dieser Mann dort drüben hat viel Schreckliches mitbekommen in seiner Organisation. Und das strömte gerade alles so auf mich ein. Das war mir ein bisschen viel. Zumal es mich an ein paar unschöne Dinge aus meinem Leben erinnert hat..." Er seufzte. Dann richtete er sich wieder auf, fuhr sich durchs Haar und meinte dann: "Aber es geht jetzt wieder. Halb so wild."

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Re: Nach der Befragung

Beitrag von goldie » 08.04.2022 08:40

Jolene stützte ihren Freund: "Ich bezweifle, dass alles halb so wild ist. Es ist ja eine Sache, mit Xid darüber gesprochen zu haben. Aber jetzt stehen diese Mistkerle wieder aus Fleisch und Blut vor dir. Außerdem war es volle Absicht von ihm, dir diese Bilder zu zeigen. Das ist eine einfache Technik, wenn man merkt, dass deine Gedanken gelesen werden, du dich aber noch nicht dagegen wehren kannst.

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Re: Nach der Befragung

Beitrag von Anne » 08.04.2022 08:49

"Ich weiß nicht. Ich würde ihm da jetzt ungern einfach etwas unterstellen. Akaavi hat diese Erinnerungen nun Mal in ihm geweckt und wenn ich das nicht ertragen kann ist das ja nicht seine Schuld. Aber du hast schon Recht damit, dass es nicht leicht ist, so unverhofft wieder mit denen konfrontiert zu werden. Darum bin ich wohl auch etwas gereizt im Moment. Tut mir leid. Aber der Gedanke, dass meinen Bekannten hier ein ähnliches Schicksal bevorstehen könnte wie mir damals... Owen tut immer so, als hätten die Leute hier nichts zu befürchten. Aber das stimmt nicht. Ich war ja damals auch nicht der einzige Archäologe, den sie entführt haben. Aus irgendeinem Grund hat der Kreis der wahren Macht ein großes Interesse an historischen Objekten. Wir sollten unbedingt herausfinden, wonach sie eigentlich suchen."

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Re: Nach der Befragung

Beitrag von goldie » 08.04.2022 09:04

"Du weißt, dass du mit mir darüber reden kannst, ja? Die denken sicher, dass es hier Machtartefakte abzustauben gibt, warum auch immer. Und solange die Ausgrabung nicht beendet ist, sind die Leute in relativer Sicherheit. Immerhin werden sie zum Graben gebraucht. Und solange dieser Weißhaarige nicht mitbekommt, dass seine Kumpanen aufgeflogen sind, ist auch deine... Ex... in Sicherheit." Jolenes Miene verdüsterte sich.

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Re: Nach der Befragung

Beitrag von Anne » 08.04.2022 09:11

Enric fiel Jolenes veränderter Gesichtsausdruck nur bedingt auf. Beziehungsweise hielt er es auch für angemessen so dreinzuschauen, wenn es darum ging, dass Auren in Gefahr war. Auch seine Miene verfinsterte sich als er sagte: "Es wird ihm jedenfalls nicht gut bekommen, wenn er ihr auch nur ein Haar krümmt. Ich werde nicht zulassen, dass der Kreis der wahren Macht ihr etwas antut. Das schwöre ich. Deshalb müssen wir sehr vorsichtig sein, wenn beide hier ankommen... Er darf nicht zu früh mitbekommen, dass etwas nicht stimmt. Wir müssen zuerst Auren in Sicherheit bringen."

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Re: Nach der Befragung

Beitrag von goldie » 08.04.2022 09:16

"Sie scheint dir ja wirklich wichtig zu sein", knurrte Jolene missgestimmt.

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Re: Nach der Befragung

Beitrag von Anne » 08.04.2022 09:28

Jetzt dämmerte es auch Enric langsam, dass es für Jolene offenbar nicht so leicht war, es mit seiner Exfreundin zu tun zu bekommen.
"Hm, nun ja weißt du, dass ich mit ihr zusammen war ist das eine... Aber das war ja nur ein verhältnismäßig kurzer Zeitraum in der Zeit, in der ich sie kenne. Wir haben uns kennengelernt, weil wir beide gleichzeitig mit dem Studium begonnen haben. Lange waren wir einfach nur sehr gute Freunde, beste Freunde würde ich sogar sagen. Und als wir dann unsere Abschlüsse hatten, sind wir eben ab und zu zusammen auf Ausgrabungen gewesen. Da verbringt man mitunter sehr viel Zeit unter sich an sehr abgelegenen Orten und nun ja, so kam eben eins zum anderen... Aber es waren nur, hm, etwa zwei Jahre würde ich sagen, in denen wir etwas miteinander hatten. Und wir haben ja Schluss gemacht, bevor ich verschwunden bin. Ich hatte dir ja von ihr erzählt als du mich nach meinen vorherigen Beziehungen gefragt hattest. Und sie ist mir eben schon noch wichtig, weil wir lange sehr gut befreundet waren. Sie ist Recopianerin. Auren ist einfach ein Stück Heimat für mich. Aber du brauchst dir keine Sorgen machen. Sie hat bestimmt längst einen Neuen. Ich meine, guck dich hier Mal um. Hier sind schon eher attraktive Menschen unterwegs. Ich hoffe bloß, es ist nicht dieser Kerl mit dem sie gerade unterwegs ist... Das würde die Dinge nur unnötig kompliziert machen."
Die letzten Worte hatte er mehr geknurrt als gesprochen, während er vorher versucht hatte eher beruhigend auf Jolene einzureden.

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Re: Nach der Befragung

Beitrag von goldie » 08.04.2022 09:44

"Du hast mir von ihr erzählt? Ich kann mich nicht erinnern, jemals ihren Namen gehört zu haben. Und wie schön, dass du sie ewig kennst und 'nur' zwei Jahre mit ihr zusammen warst. Solange kennen wir uns beide ja kaum. Wenn du sie wiedersiehst werden bei euch beiden die alten Gefühle wieder aufleben und dann..." Jolene biss sich auf die Unterlippe und schwieg.

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Re: Nach der Befragung

Beitrag von Anne » 08.04.2022 09:53

"Nein", behauptete Enric mit aller Bestimmtheit, die er aufzubringen vermochte. Er strich Jolene eine Haarsträhne aus dem Gesicht und suchte ihren Blick. "Ich bin jetzt mit dir zusammen." Nach einem Moment des Schweigens fügte er hinzu: "Außerdem haben Auren und ich uns drei Jahre oder so nicht gesehen. Ich bin jetzt ein ganz anderer Mensch als ich damals war. Und auch sie hat sicher nicht die ganze Zeit nur darauf gewartet, dass ich endlich zurück komme. Wir haben uns ja damals auch nicht ohne Grund getrennt. Im Grunde genommen ist es doch etwas Gutes, dass ich schon mit ihr zusammen war. Nun haben wir schon herausgefunden, dass es zwischen ihr und mir nicht passt."
Er versuchte ein beschwichtigendes Lächeln.

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Re: Nach der Befragung

Beitrag von goldie » 08.04.2022 10:05

Jolene schien sich etwas zu beruhigen. "Wie soll ich mir denn jemals sicher sein, dass du mir nicht von irgendso einer dahergelaufenen Kashyyyk Schnepfe weggenommen wirst?" fragte sie resigniert.

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Re: Nach der Befragung

Beitrag von Anne » 08.04.2022 10:17

"Kannst du sie bitte nicht so nennen?", erwiderte Enric recht ernst. Dann sagte er: "Du wirst wohl versuchen müssen mir zu vertrauen. Ich kann ja verstehen, dass dich die Situation verunsichert. Ich hätte auch keine große Lust dazu, jemanden zu treffen mit du zusammen warst. Aber du wirst sehen, dass es nur zu Beginn komisch sein wird. Ihr werdet euch schon aneinander gewöhnen über die Zeit. Du wirst Auren ganz bestimmt mögen. Sie ist mir nicht unähnlich und mich magst du ja auch. Und mit Vela kommst du offenbar inzwischen auch ein bisschen aus. Zumindest habt ihr vorhin... na ja ziemlich Hand in Hand gearbeitet. Es war etwas beunruhigend. Ich hoffe, ihr hättet diesem Kerl nicht wirklich etwas angetan, wären Akaavi und ich nicht dabei gewesen...?"
Etwas skeptisch blickte er seine Freundin an.

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