Pause bei der Evakuierung

[Anne]

"Ja, schlafen und meditieren klingt sinnvoll. Und Vela, wenn du Jolene darüber aufgeklärt hast, wie viel Erfahrung du hast, erwarte ich auch noch eine Antwort von dir bezüglich der Dinge, die ich vorhin angesprochen hatte. Du hattest ja nun etwas Gelegenheit, um darüber nachzudenken..."
Interessiert und erwartungsvoll blickte er die Mirialanerin an.

[Annabelle]

Sie hatte gewusst das es noch mal zur Sprache kommen würde. Leichter wurde es dennoch nicht.

"Ich hätte ihn nicht gefoltert. Meine Hoffnung war es das er es geglaubt hätte, das androhen alleine hatte bisher immer ausreichend Funktioniert. Dieser Typ ist aber einfach...
Allerdings möchte ich nicht verheimlichen das ich früher eine etwas andere Moralische Einstellung hatte. Es gab eine lange Zeit in meinem Leben wo ich nur auf meinen eigenen Vorteil aus war. Das Schicksal anderer war mir... völlig egal. Ich vermied es zwar zu Töten, aber ob sie das Schicksal nach der Ergreifung verdient hatten kümmerte mich nicht.
Heute denke ich da anders drüber, und die Schuld darüber sitzt tief in mir.
Rückgängig machen kann ich das alles nicht, aber zumindest kann ich beeinflussen was ich in Zukunft tue. So entscheide ich selber für welche Auftraggeber ich arbeite.
Ihr könnt euch nicht vorstellen, obwohl ihr vielleicht schon, da ihr kein normales Leben führt, was auch immer das heißen mag, wie schwer diese Schuld auf mir lastet.
Ich war nicht grausam, aber es war mir einfach alles egal, solange die Bezahlung stimmte. Dadurch konnte ich mir das Schiff erst kaufen, und nach dem Ereignis welches mich zum Umdenken brachte brachen die Einnahmen erstmal rapide ein. Daher ist zwar der Platz im Schiff da, aber das Geld fehlt dann doch noch für weitere Aufrüstungen."
Velas stimme war voller reue und hass gegen sich selbst. Es widerte sie so sehr an auf ihr jüngeres Ich zu schauen, und wünschte das sie einige Entscheidungen neu treffen könnte.

"Ihr braucht euch daher keine Sorgen machen das ich zu einem wilden Tier werde und wahr los zu Foltern beginne. Falls es euch nicht aufgefallen ist so habe ich auch auf das Speeder bike geschossen, und nicht ob den Verrückten. Alleine schon aus Schutz Akkavi gegenüber, und eben damit es nicht er ist der meine Munition zu spüren bekommt. Und auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt gewusst hätte was dies für eine Person ist, so hätte ich ihn nur festgesetzt, und nicht den möglichen Tot in kauf genommen. Also ja, ich schieße wenn es nötig ist auf die Beine, aber eben auch nur weil ich weis das diese wieder verheilen können. Das man ihm dieses abschneiden kann, war auch eher als Scherz gemeint, welcher nicht lustig und unangebracht war. Dafür möchte ich mich entschuldigen. Für mich ist es aber auch eine völlig neue Situation mit Machtnutzern Probleme zu haben."

[goldie]

Zunächst verfinsterte sich Jolenes Blick, als Vela ihre Frage ignorierte. Doch sie hörte sehr aufmerksam zu und schließlich wurde ihre Miene weicher.
Einfühlsamer, als die Mirialanerin ihr vermutlich zugetraut hätte, fragte sie am Ende: "Was war das für ein Ereignis, das dich hat umdenken lassen?"

[Annabelle]

Vela atmete tief durch und harderte sehr mit ihren nächsten Worten.
"Ich nahm einen Auftrag an. Eine gefährliche Mörderin. Ich, nun, sie starb. Nach der Abgabe des Jobs stelle sich raus das der Auftraggeber gelogen hatte. Es war seine entflohene lieblings Sklavin gewesen."
Den Kopf gen Himmel gerichtet holte sie einige Male tief Luft.
"Sie ist tot und ich bin schuld daran."

[Anne]

Enric starrte einige Augenblicke einfach nur vor sich hin. Ernsthaft? Dieses Thema auch noch? Es war, als hätte dieser Tag es darauf abgesehen ihn mit all den Themen zu konfrontieren, die ihm in irgendeiner Weise unangenehm waren.
"Ich glaube, ich weiß, wie du dich fühlst, Vela. Ich habe auch einmal einen Sklaven sinnlos umgebracht", hörte er sich sagen. Er wusste nicht, wie angemessen es war diese Geschichte nun mit ihr zu teilen. Aber Vela hatte sich geöffnet und ihnen Vertrauen entgegen gebracht. Da verspürte er das Bedürfnis, das selbe zu tun. Dabei vermied er es Jolene anzusehen, weil er annahm, dass seine Freundin diese Ehrlichkeit nicht unbedingt begrüßen würde.
"Ich hatte allein die andere Tal She Gruppe auf unserem Planeten aufgesucht. Die waren gerade dabei, sich ein riesiges Gebäude errichten zu lassen. Erbaut wurde es von Leuten, die ich kaum anders bezeichnen kann als Sklaven. Die trugen solche Halsbänder, die dazu dienten sie zu kontrollieren. Ich fand das unerträglich. Du hast ja wahrscheinlich inzwischen mitbekommen, dass ich selbst einige Monate als Gefangener beim Kreis der wahren Macht verbracht habe, was ziemlich schlimm für mich war. Nun ja, wie auch immer. Jedenfalls wollte ich keine Sklaverei auf unserem Planeten dulden. Ich habe darauf bestanden, dass einem von ihnen das Halsband abgenommen wird. Ich wollte mit ihm reden. Die anderen Tal She haben behauptet, das ginge nicht, weil der ein Mörder sei und es deshalb das Beste so wäre, wie sie ihn behandeln. Ich wollte das nicht glauben. Also haben sie es diesem Trandoshaner abgenommen. Noch ehe ich die Gelegenheit dazu bekam, einen Satz mit ihm zu wechseln, hatte er schon das Halsband zerstört und griff mich an."
Enric fuhr sich unbewusst über die Narbe an seinem Arm, die er seit diesem Tag als Warnung an sich selbst trug, obwohl es einfach gewesen wäre sie vollständig heilen zu lassen.
"Der Trandoshaner wollte dann natürlich fliehen. Ich habe erst mit dem Kor, also der Macht, versucht ihn aufzuhalten. Das hat aber nicht funktioniert. Er war schließlich schon sehr weit weg. Ich hatte auf einmal dieses Gewehr von Kam Kors in der Hand. Meine Waffen sind immer im Betäubungsmodus. Seine nicht. Daran habe ich nicht gedacht, als ich schoss. Ich musste ihn aufhalten. Es wäre zu gefährlich gewesen, ihn frei auf Gateway herumlaufen zu lassen. Ich habe leider sehr gut getroffen. Der Trandoshaner war sofort tot. Und Kam Kors behauptet seit dem, er hätte etwas gut bei mir, weil ich seine Waffe benutzen durfte."
Er blickte grimmig drein und schüttelte den Kopf. "Ich habe den anderen Tal She gerne die Schuld dafür zugeschoben. Sie haben mich reingelegt. Dieser Trandoshaner hätte nicht sterben müssen, wenn sie sich anders verhalten hätten. Alles was ich gewollt hatte war, mich für einen Sklaven einzusetzen. Aber trotzdem... Ich habe fahrlässig gehandelt, übereilt und dumm. Es hatte viele Gründe und ich habe mich lange schrecklich gefühlt deshalb. Ich bereue es auch noch immer. Aber die Gespräche mit Ysanne und Xid Duan haben mir geholfen. Ich habe auch viel darüber meditiert. Vielleicht kann auch dir etwas davon helfen, um dich damit auseinander zu setzen und damit du besser damit zurecht kommst. Jedenfalls hat deine Tat dazu beigetragen, dass du dich hinterfragt und geändert hast. Und das ist doch schließlich das Wichtigste. Du wirst jetzt viel Gutes tun können, anstatt dessen, was du vorher gemacht hast."
Enric warf ihr einen möglichst mitfühlenden und zuversichtlichen Blick zu.

[goldie]

Jolene schaute zwischen beiden hin und her. Schließlich fuhr sie sich mit der Hand durch die Haare und atmete tief durch. Dann sagte sie leise: "Ich glaube nicht, dass dich irgendjemand von uns deswegen verurteilen wird. Wir haben alle..." Sie zögerte und führte den Satz anders fort als beabsichtigt: "Verständnis für sowas. Vor allem auch, weil du erkannt hast, dass es falsch war. Vielleicht solltest du mal mit jemandem darüber reden. So was kann einen echt innerlich auffressen. Äh, habe ich mir sagen lassen. Wie Enric schon sagte, Xid Duan ist für sowas hervorragend geeignet. Er hat Enric und damals auch Koi bei solchen Geschichten echt gut weitergeholfen."

[Annabelle]

Während er sprach konnte Vela den Blick nicht von seinem Gesicht wenden. Ihre eigenen Erinnerungen vermischten sich mit seinen Erlebnissen, und so war es fast als würde eine Holo Projektion vor Ihren Augen ablaufen.
Da war sie ja wirklich in eine schöne Runde hinein geschlittert.
Die sanften Worte von Jolene verwirrten sie sehr, und so rissen sie diese aus ihrer Trance heraus.
Doch die Worte wollten erstmal nicht kommen, und so hole sie einige male zum Sprechen an.

"Danke für deine Offenheit, ich hoffe das wir alle eines Tages über unsere Vergangenheit hinauswachsen können. Vielleicht spreche ich wirklich mal mit diesem Tschud Drum. Danke euch beiden"

[Anne]

Enric fand es durchaus verständlich, dass Jolene ihre Vergangenheit erstmal für sich behalten wollte. Es erstaunte ihn überhaupt, dass sie so verständnisvoll und zugewandt war.
Als Vela den Namen des Therapeuten falsch aussprach musste er lächeln. "Wir stellen ihn dir gerne Mal vor, wenn wir wieder zurück sind. Ich habe ihn Mal von einer Mission auf Boranda mitgebracht. Für unseren Aussteiger vom Kreis der wahren Macht werden wir bestimmt auch einen Psychotherapeuten benötigen. Aber da der ja wahrscheinlich nicht im Praxeum leben wird, muss er sich wohl einen anderen suchen."

[Annabelle]

"Solange ich nicht Meditieren muss..." der schnöde Versuch eines Witzes hin noch in der Luft als sie an die Zeit mit der Psychotherapeutin zurück dachte. Auf welchem Planeten war das noch gleich gewesen? Sie sollte dringend Buch darüber führen in welchen Bereichen sie aufpassen musste verflossene über den weg zu laufen.

"Hmm ja, Psychotherapeuten können wahre ähm wunder bewirken. Aber vermutlich weniger für unseren Aussteiger" Ein kleines Lachen rollte über ihre Kehle und sie versuchte es mit einem Schluck Wasser hinunter zu spülen.

[Anne]

"Warum nicht? Der hat in jedem Fall eine ganze Menge zu verarbeiten..." Er schauderte merklich, als er an die Erinnerungen des Mannes zurück dachte.

[Annabelle]

"ahm, das, das meinte ich nicht. Also, ich."
tief durch atmen
"ich hoffe sehr das Ihm geholfen werden kann. Wirklich!"

[goldie]

"Ich glaub's nicht. Sie hat Koi mit Aussteiger gemeint." Die Freundlichkeit, die Jolene bis eben gezeigt hatte, verschwand wieder, als sie Vela mit ihrem Blick fixierte.

[Anne]

"Was hast du gemeint?", fragte Enric, nachdem er sich nach einem Moment der Verwirrung wieder gesammelt hatte. Auch er beobachtete die Mirialanerin genau.

[Annabelle]

"Entschuldigt, habt ihr wieder in euren Köpfen miteinander gesprochen? Wisst Ihr, mich stört das ja wenig, aber es ist schon sehr verwirrend"
Velas Gesicht zeigt völlige Verwirrung, und sie hatte das Gefühl einen Teil des Gespräches nicht mitbekommen zu haben.

[goldie]

Jolenes Blick verhärtete sich noch mehr. Sie schien das keineswegs für eine zufriedenstellende Antwort zu halten. Sie schwieg, weil Vela die Stille endlich mit einer vernünftigen Erklärung füllen sollte.