Pause bei der Evakuierung

[Anne]

"Wir haben nicht in Gedanken miteinander gesprochen. Zumindest nicht eben. Trotzdem kann ich dir sagen, dass Jolene denkt, dass du eben einen Witz über unseren verstorbenen Freund Koi gemacht hast, als du gesagt hast, dass Therapeuten keine Wunder für Aussteiger bewirken können. Aber das war ganz sicher ein Missverständnis, nicht wahr?"
Er glaubte selbst nicht unbedingt, dass es so gemeint gewesen war. Aber er verstand auch nicht, worauf Vela sich eigentlich mit ihrem Scherz bezogen hatte.

[Annabelle]

"Warum sollte ich einen Witz über jemand Totes machen? Und dann auch noch über einen Freund von euch? Das wäre absolut widerlich, und würde ich wirklich nie tun. Bitte glaubt mir das. Der Witz war auf eine meiner Bekanntschaften bezogen. Diese ist Psychotherapeutin, und ich meinte natürlich den Kerl den wir vorhin befragt haben, weil er ja vermutlich in Zukunft Hilfe brauchen wird um alles zu verarbeiten. Mehr meinte ich nicht."

Scheiß Zwischenmenschliche Dinge! Vela war sauer auf sich selbst, warum verdrehten die Menschen auch immer alles was sie sagte? CX3 hätte es direkt verstanden.

[goldie]

"Schlechter Witz", knurrte Jolene. "Scheint ja eine miese Therapeutin zu sein deine Bekannte... Bekannte, so so", fügte Jolene verstehend hinzu, in der Annahme, dass Vela deren Künste selbst in Anspruch genommen hatte. Doch sie ging nicht näher auf das Thema ein.

"Dann mal zurück zu den wichtigen Sachen. Vela, wie ist deine Erfahrung mit Höhlen und dich ungesehen irgendwo reinzuschleichen?" Sie schaute Enric einen Moment lang an: "Und du, Liebling, wie viele Leute kannst du inzwischen gleichzeitig beeinflussen? Und könntest du uns alle fünf im Zweifelsfall unsichtbar machen?"

[Anne]

"Okay, Vela, ist schon gut", fand Enric nach ihrer Rechtfertigung. Auch er fragte sich, was mit 'Bekanntschaft' gemeint gewesen war. Eine professionelle therapeutische Beziehung, eine romantische oder hatte es etwas mit ihrem Job als Kopfgeldjägerin zu tun? Aber da er es für unhöflich hielt, weiter nachzubohren ließ er es so stehen und beantwortete stattdessen die Frage seiner Freundin:
"Das lässt sich so pauschal kaum beantworten. Ja, ich kann fünf Personen gleichzeitig verschwinden lassen. Und ich kann auch mehrere Leute beeinflussen. Aber je mehr Personen ich mehrere Sinnestäuschungen gleichzeitig gebe, umso schwieriger wird es natürlich. Es kommt auch immer sehr darauf an, wie weit diejenigen, die ich beeinflussen soll von uns entfernt sind und wie stark ihr Geist ist. Wir werden es dort mit Machtnutzern zu tun haben. Da ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zuverlässig funktioniert schon Mal geringer als bei normalen Personen. Bei Droiden, Kameras und anderer Technik funktioniert meine Fähigkeit sowieso nicht. Das bedeutet im Endeffekt, dass ich euch an ein oder zwei Wachen wahrscheinlich gut ungesehen vorbeibringen kann. Ansonsten wird das Risiko vermutlich zu hoch. Oder wir gehen in kleineren Grüppchen und ich schleuse einen nach dem anderen durch. Das ist bloß etwas zeitintensiv. Und es ist unwahrscheinlich, dass wir keinem Droiden oder Kamera auffallen..."
Je mehr er darüber nachgedachte, umso fraglicher kam es ihm vor, dass es ihnen gelingen konnte, ungesehen in einen gut gesicherten Stützpunkt des KdwM zu schleichen, Auren zu retten und dann ohne direkte Konfrontation wieder heraus zu kommen. Ein schlechtes Gewissen seine Freunde so in Gefahr zu bringen stellte sich ein. Aber er konnte auch nicht anders.

[Annabelle]

Vermutlich war die Sache noch lange nicht überstanden.
"Höhlen sind jetzt nicht unbedingt mein bevorzugtes Gelänge, aber wird schon klappen. Und bisher hab ich alles echt gut überstanden, also würde ich schon sagen das ich auch gut überall hineingeschlichen bin. Aber neben euch über-Menschlichen super Jedis stinke ich vermutlich dennoch völlig ab." ein müdes Schulterzucken unterstich ihre Worte noch, bis sie sich endlich wieder ihrer gereinigten Waffe beschäftigte.

Nach einer längeren Pause brachte sie endlich die Frage über die Lippen die ihr schon den ganzen Abend auf der Zunge lag.
"Ich habe das leider richtig verstanden, das du und Akkavi einst vom Kreis der wahren Macht entführt worden wart?"

[goldie]

Jolene schob ihren Groll ein Stück beiseite. Sie war sich nicht sicher, ob es Enric gut tun würde, gerade jetzt diese Frage zu beantworten. Wie sie ihn kannte, würde er viel zu ausführlich sein und geradewegs die alten Narben wieder aufreißen. Also sprach sie an seiner statt mit dem ersten Thema, was ihr in den Sinn kam: "Akaavi wurde sehr früh von denen geholt. Da war er zwölf oder so. Sie haben seinen Eltern vorgegaukelt, dass sie Jedi seien und ihn ausbilden würden. Erst nach und nach haben sie ihr wahres Gesicht gezeigt. Aber es ist nicht an mir, dir die ganze Geschichte zu erzählen. Nur so viel: schließlich ist er entkommen und schlussendlich doch Jedi geworden." Sie warf ihrem Freund einen kurzen Seitenblick zu, um seine Verfassung abzuschätzen. Sie fuhr direkt fort. "Enric hingegen ist direkt entführt worden. Sie wussten, dass er Archäologe ist, damit hatte er einen gewissen Wert für sie. Auf einer Mission sind wir zufällig auf einer Gruppe Gefangener vom KdwM gestoßen und haben sie befreit. Enric war einer von ihnen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen." Sie warf Enric einen strengen Blick zu, damit er seine Klappe hielt.

"Haben wir damit genug in alten Wunden rumgebohrt?" fragte sie Vela. Der Vorwurf in ihrer Stimme war kaum zu überhören.

[Anne]

Als Vela ihn nach der Entführung fragte, wirkte Enric zunächst etwas überrascht, dann erkannte man deutlich sein Unbehagen. Er hatte noch nicht oft darüber gesprochen, was damals passiert war. Eigentlich nur mit Xid, Jolene und ein wenig mit Koi, weil er damals in der Klinik vieles mitbekommen hatte.
Enric atmete durch. Diese Situation war inzwischen dank der Therapie erstaunlich aushaltbar. Es ereilte ihn nicht sofort ein Flashback, so wie es ganz gewiss früher der Fall gewesen wäre. Es waren 'nur' Erinnerungen, die ihn einholten, als er überlegte, wo er mit seiner Antwort beginnen sollte. Kurz kam ihm der Ithorianer in den Sinn, den sie direkt neben ihm ermordet hatten. Wie er selbst überwältigt worden war. Wie er gefesselt und eingesperrt in deren Raumschiff aufgewacht war. Doch noch bevor seine Gedanken zu den Monaten voller Angst und Grauen wandern konnten, bemerkte er, dass längst Jolene für ihn geantwortet hatte. Er bekam gerade noch mit, wie sie eine sehr verkürzte Version der Ereignisse zum besten gab. Enric verstand, dass sie ihn schützen wollte. Und er fand das äußerst liebenswürdig von ihr.
"Danke, meine Liebe. Es ist schon in Ordnung", sagte er sanft lächelnd zu Jolene. Dann wandte er sich an Vela: "Es fiel mir in der Vergangenheit immer etwas schwer, darüber zu reden, weißt du? Vielleicht erzähle ich dir mehr, wenn das hier geschafft ist. Vielleicht ist es aber auch nicht so wichtig für dich, wie das damals im Detail abgelaufen ist. Jedenfalls stehe ich mein Leben lang in der Schuld von Jolene, Akaavi, Syron und auch Koi. Sie haben mich damals befreit und bei sich aufgenommen. Ohne sie wäre ich jetzt wahrscheinlich nicht mehr am Leben. Ich verdanke ihnen alles."

[Annabelle]

"Einzelheiten sind nicht nötig, ich musste nur wissen ob ich das aus den Gesprächen heraus richtig verstanden hatte. Es ist nun einmal irgendwo wichtig zu Wissen bevor wir in dieses Hornissennest stechen. Mit meiner Frage wollte ich keine Wunden aufreißen.
Wollen wir vielleicht noch eine runde Sabacc spielen, bevor wir versuchen zu schlafen? Ich glaube ich brauche nach dieser schweren Kost ein klein wenig Aufmunterung. Oder wollt ihr nur noch etwas Ruhe haben?"

[goldie]

Jolene deutete auf die Archäologen, die gerade fleißig am Zusammenpacken waren. "Da hast du wohl eine Kleinigkeit vergessen. Geh doch schonmal vor und mach dich nützlich. Ich habe mit Enric noch was zu besprechen."

[Anne]

Als die Mirialanerin sich entfernt hatte, blickte Enric seine Freundin erwartungsvoll an. "Was gibt es denn? Möchtest du schon Mal Pläne schmieden für nachher?"

[Annabelle]

Die beiden hörten noch ein in sich gemurmeltes "Mistige soziale Interaktionen. So ein blödes Konstrukt was immer falsch verstanden wird. Wozu gibt es das überhaupt?!"

[goldie]

Jolene schüttelte den Kopf, als Vela sich entfernte. "Sabacc? Wer spielt denn Sabacc? Und ihr Feingefühl gleicht dem einer Plasmagranate." Dann schaute sie ihren Freund an. Sofort war der genervte Gesichtsausdruck verschwunden und wurde durch einen liebevollen Blick ersetzt. "Bevor wir Pläne schmieden, musst du mir versprechen, dass du das da drin durchstehen kannst. Das wird hart für dich, das sind gerade für dich die schlechtesten Bedingungen. Vielleicht... Vielleicht solltest du doch lieber auf die Wissenschaftler aufpassen, während wir den Job erledigen."

[Anne]

Enric konnte nicht verbergen, dass er etwas enttäuscht war. "Du traust es mir nicht zu, hm? Ich weiß ja selbst, dass es nicht einfach wird. Aber du hast versprochen, ein Auge auf mich zu haben und ich habe das ja auch alles in der Therapie soweit aufgearbeitet. Warum fragst du nicht Mal Akaavi, ob er nicht lieber hierbleiben will? Der hat doch neulich unsere halbe Einrichtung zerlegt wegen ein paar Keksen..."

[goldie]

Jolene atmete durch. "Tut mir leid. Aus mir hat die Sorge um dich gesprochen. Natürlich würde ich dich lieber in Sicherheit wissen. Und natürlich liegt die Entscheidung bei dir. Ich frage mich nur, ob du wirklich auf mich hören würdest, wenn es hart auf hart kommt. Ob ich dich dann erreichen kann. Wenn du dir da nicht sicher bist, gefährdest du uns alle. Dich, mich, das ganze Team... Die Leute, bei denen du deiner Meinung nach in so tiefer Schuld stehst."

Sie machte eine kurze Pause.

"Sag mir eins. Wenn du wüsstest, dass du labil bist, würdest du uns dann alleine gehen lassen?" Sie schaute ihren Freund ernst an.

[Anne]

Eine ganze Weile blieb er ihr eine Antwort schuldig, schaute irgendwohin, doch nicht zu Jolene. Er wirkte ernst, als er sich ihr schließlich doch zuwandte: "Die Frage stellt sich gar nicht. Ich bin nicht labil. Nicht mehr jedenfalls, als jeder von euch es ist. Ihr werdet mich da drin brauchen. Meine Kenntnisse und Fähigkeiten waren euch schon oft sehr nützlich. Ich weiß sogar, wie es da drin aussieht, weil ich in die Gedanken dieses Mannes geblickt habe. Alles was wir benötigen, damit wir erfolgreich sein können, ist ein guter Plan. Sich einfach nur so hineinzuschleichen stelle ich mir schwierig vor. Ein Ablenkungsmanöver könnte helfen. Oder... wolltest du nicht schon immer Mal Waffenmeister sein?" Er grinste plötzlich. "Ich könnte es für Leute, denen wir begegnen so wirken lassen, als wärst du es. Auch einen Waffenmeister kenne ich aus den Gedanken. Ich würde ja selbst so tun als ob, aber wie wir beide wissen ist mein Schauspieltalent leider überaus begrenzt. Du hingegen... Nichts für Ungut, Liebes, aber du kannst durchaus einschüchternd rüberkommen, wenn du es möchtest. Dann könnten wir da einfach so durchlaufen. Na, wie findest du das?"