Flug ins Ungewisse

[goldie]

Jolene atmete tief durch und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. "So, das wäre geschafft. Niemand folgt uns. R8 du hast das Steuer. Bleibe im Tiefflug für die nächsten 6 Stunden, wechsele ab und zu die Richtung, falls wir doch gesichtet wurden, aber fliege grob nach Nordosten. Vela, du kannst hierbleiben und dich ausruhen. Habe mir sagen lassen, der Pilotensitz hat auch eine gute Schlafposition."
Sie stand auf und schaute Enric an: "Kommst du, Liebling?"
Ihm fiel auf, dass sie erschöpft aussah. Er konnte sich nicht erinnern, dass sie sich zwischendurch mal eine Stärkung gegönnt hatte, geschweige denn etwas getrunken hatte.

[Anne]

"Ja, lass uns in die Küche gehen. Du siehst aus, als könntest du einen Tee und einen Snack gebrauchen", antwortete Enric, ergriff die Hand seiner Freundin und ging mit ihr in den Aufenthaltsraum mit der Küchenzeile.
"Setz dich bitte", sagte er. Dann machte er sich gleich daran, Tee zuzubereiten. Es war keine aufwändige Zeremonie wie die von Xid. Er wollte anscheinend nur möglichst zügig erreichen, dass sie etwas Warmes zu trinken erhielt. Dann suchte er ihr eine Kleinigkeit zu essen heraus und stellte es vor ihr ab. Schließlich nahm er selbst Platz und schaute Jolene an. "Das hast du gut gemacht", befand er nach einem kurzen Moment des Schweigens. "Ich danke dir."

[goldie]

"Gar nicht schlecht dafür, dass die Leute sonst dir hinterher laufen, hm?" Sie lächelte schief, nippte am Tee und umfasste dann die Tasse mit beiden Händen, um sie zu wärmen. Erst jetzt merkte sie, wie ausgekühlt sie war.

[Anne]

"Mir läuft doch keiner hinterher. Jedenfalls nicht so anführermäßig. Ich weiß eben nur schon immer, was ich machen will und ihr kommt dann eben maulend und widerstrebend mit, damit ich nicht umkomme", meinte er bescheiden. "Du jedenfalls hast die Gruppe ganz gut im Griff gehabt und einen kühlen Kopf behalten."
Kurz überlegte er, ob er sich dafür entschuldigen sollte, dass er sich ihren Anweisungen widersetzt hatte. Aber wozu für etwas entschuldigen, das er immer wieder genauso tun würde? Nein, es war richtig gewesen in dieser Situation selbst zu Auren zu gehen und nicht Owen vorzuschicken. Dafür brauchte er keine Ausreden zu erfinden. Kurz wirkte er etwas abwesend, während er so darüber nachdachte.

[goldie]

Jolene lächelte, als er sie lobte. Es tat ihr gut, dass Enric ihr Vorgehen offensichtlich für gut befand. Dann bemerkte sie seine Abwesenheit und griff nach seiner Hand. "Hey, es ist alles gut. Kein Grund sich einen Kopf zu machen, was da unten passiert ist oder hätte passieren können. Wir sind jetzt alle in Sicherheit." Sie verzichtete darauf, ein Lob zurück zu geben. Bei aller Liebe, das brachte sie nach seinen "Befehlsverweigerungen" nicht über die Lippen.

[Anne]

Enric nickte nur. Ihm war durchaus bewusst, dass er dort unten nicht unbedingt die beste Figur gemacht hatte. Das alles hatte ihn doch mehr aufgewühlt, als er erwartet hatte.
"Tut mir leid, dass ich keine große Hilfe war. Ich habe nicht einmal diesen Typ vom KdwM getroffen, als er direkt vor mir stand. Und als ich den AT-ST zu Fall gebracht habe, war ich auch aufgeregter als ich es hätte sein sollen. Ich muss nachher dringend etwas meditieren, nachdem ich nochmal nach den Leuten geschaut habe. Sag Mal, würdest du Auren vielleicht ein paar Kleidungsstücke von dir borgen? Ihre Sachen haben aus irgendeinem Grund Brandlöcher und sind etwas in Mitleidenschaft gezogen worden. Ihr dürftet ja ungefähr die gleiche Größe haben."
Ihm wurde ganz übel bei dem Gedanken daran, was sie durchgemacht haben musste, um so lädiert auszusehen.

[goldie]

"Mach dir keinen Kopf, weil du unten nicht viel tun konntest. Zumindest hast du mich beim Hacken unterstützt und wenn nötig hättest du unsere Gegner mit einer Illusion täuschen können. Und einen ATST muss man auch erstmal ausschalten können." Sie lächelte ihn an. Trotz allem, es war richtig gewesen, ihn dabei zu haben.

Das Lächeln gefror ihr auf den Lippen, als er sie nach der Kleidung fragte. Sie atmete durch. Irgendwo konnte sie es auch verstehen, dass er sich Sorgen um Auren machte. Sonst wäre es nicht Enric gewesen. Auch sie dachte an die Brandlöcher. Dank ihrer Nachtsicht war ihr bereits im Wald aufgefallen, dass die beiden Frauen unter Beschuss geraten sein mussten. Ihren guten Zustand mussten sie Owen zu verdanken haben. Schließlich nickte Jolene. "Alles klar, ich geb den beiden Frauen nachher was." Dann wendete sie sich endlich dem Essen zu uns nahm ein paar Bissen.

[Anne]

Ein liebevolles Lächeln erschien auf Enrics Zügen. "Dankeschön. Das ist sehr lieb von dir." Er streichelte Jolenes Arm. Als er in Gedanken nochmal die Ereignisse durchging wirkte er wieder einen Moment lang nachdenklich. Dann fragte er: "Wieso hast du mir eigentlich nicht gleich gesagt, dass du sie gefunden hattest? Und warum wolltest du nur mit Owen allein gehen, um sie herauszuholen?"
Ein leichter Vorwurf schlich sich in seine Stimme ein.

[goldie]

Jolene verdrehte kurz die Augen. "Machst du mir das echt zum Vorwurf, so aufgewühlt, wie du da unten warst? Wie hättest du denn reagiert, wenn ich es dir sofort gesagt hätte, dass ich sie gefunden habe?"

[Anne]

"Ich wäre zumindest erleichtert gewesen, dass wir sie gefunden haben. Und dann hätte ich sie vielleicht schon Mal befreien können, während du schaust, wen wir noch herausholen können. Es hat jetzt keinen großen Unterschied gemacht aber..." Er verkniff es sich zu sagen, dass sein Vertrauen ein bisschen darunter gelitten hatte, weil er sie verdächtigt hatte, dass Jolene ihre Konkurrentin absichtlich nicht finden wollte. "Ach, vergiss es einfach. Das Wichtigste ist, dass wir alle retten konnten, die da unten festsaßen. Sobald wir in Sicherheit sind sollten wir uns die Personen vielleicht Mal etwas genauer ansehen, die wir da herausgelassen haben."

[goldie]

"Na und, so warst du 30 Sekunden später erleichtert. Ich wollte einfach nicht deinen Job zu Ende machen, weil du sofort zu ihr gerannt wärst." Doch auch sie führte das Thema nicht weiter aus. Sie wollte nicht ausgerechnet jetzt in einen Streit mit Enric geraten, nur weil sie ihm eine halbe Minute verheimlicht hatte, dass sie Auren schon gefunden hatte.

Sie atmete durch. "Ja, die müssen wir auf jeden Fall näher ansehen. Die Soldaten scheinen okay zu sein. Bei dem Söldner - man kann nie wissen. Lass uns rüber gehen und ihn mit in die Zelle stecken. Bei der Gelegenheit kann ich auch ein paar Klamotten raussuchen."

[Anne]

"Wir können nicht einfach jemanden einsperren nur weil er Söldner ist. Wir müssen ihn zumindest vorher befragen und überprüfen, ob er vertrauenswürdig ist. Zumal unser Freund vom KdwM noch immer da drin sitzt und wir nicht wissen, wie die beiden zueinander stehen. Mit den falschen Personen eingesperrt zu sein kann übel ausgehen. Und überhaupt sollten wir Wato vielleicht Mal wieder herauslassen. Schließlich waren die Informationen, die er uns gegeben hat ja korrekt und er scheint tatsächlich die Seiten wechseln zu wollen. Das müssen wir bloß erst mit den anderen klären. Lass uns doch trotzdem schon Mal nach den befreiten Leuten sehen und schauen ob alles okay ist", schlug Enric vor.
Er selbst würde auch nachsehen, ob er passende Kleidung für die Männer hatte. Um die Soldaten einzukleiden würde aber wahrscheinlich eher Owen das ein oder andere Teil erübrigen müssen. Enric erinnerte sich jedenfalls noch sehr gut daran, dass es ihm nach seiner Befreiung damals ein großes Anliegen gewesen war, sich Mal in Ruhe waschen zu können und saubere Kleidung tragen zu können, die nicht kaputt war.

[goldie]

Jolene schnaufte. "Hrm. Außerdem könnten sich die beiden absprechen, wenn wir sie zusammensperren. Nun gut, dann nehmen wir zumindest allen die Waffen ab. Da drinnen brauchen sie sie eh' nicht. Dass wir sie morgen alle befragen ist ja klar. Davon hängt letztlich auch ab, wie wir weiter vorgehen wollen. Nach Wato hat doch vorhin schon mal jemand gesehen, oder? Den brauchen wir jetzt nicht beim Schlafen stören."

Sie schob den leeren Teller beiseite. "Na dann los."

Sie gingen zum Mannschaftsquartier und betraten es leise. Die beiden Soldaten hatten sich die Rüstungen ausgezogen, saßen am Tisch und unterhielten sich leise. Als die Tür sich öffnete schauten sie auf, eine Hand zuckte kurz Richtung Blaster, doch entspannte sich sofort wieder. Der Söldner lag im oben im hintersten Bett und regte sich nicht, als das Paar das Zimmer betrat. Der ältere Mann saß auf dem Bett und hielt die Hand seiner schlafenden Frau. Er sah sehr erschöpft aus. Auren schließlich hatte ausgerechnet das Bett gewählt, in dem sonst Jolene und Enric schliefen. Offensichtlich hatte sie noch keinen Schlaf finden können, denn sie stützte sich auf und schaute zu Enric, als sie erkannt hatte, wer da eingetreten war.

Jolene verzog das Gesicht, als sie sah, wo Auren ihr Schlafquartier bezogen hatte. Sie ließ ihren Blick weiter durch den Raum schweifen, um die Gesamtlage zu erfassen.

[Anne]

Auch Enric betrat den Raum und verschaffte sich zunächst einen Überblick. Er hielt es ebenfalls für ratsam, den Leuten ihre Waffen abzunehmen. Trotzdem war das nichts, was aus seiner Sicht jetzt sofort geschehen musste.
"Jetzt kann ich euch wenigstens Mal richtig miteinander bekannt machen. Bisher fehle wohl etwas die Gelegenheit dazu", sprach er leise an Jolene und Auren gewandt, um die anderen nicht zu stören.
"Also, wie du bereits mitbekommen hast ist dies Auren Horain, beziehungsweise Dr. Auren Horain mittlerweile... Ich kann es kaum erwarten, deine Arbeit zu lesen." Er lächelte Auren an. Dann deutete er auf Jolene und sagte so leise, dass es niemand anderes im Raum hören konnte: "Und das ist meine Freundin, Lorraine Silverdust. Ja, ich weiß, es ist etwas seltsam, dass sie wie Mama heißt. Aber zu meiner Verteidigung, ich wusste ihren Namen nicht, als wir zusammengekommen sind. Wir nennen sie immer Jolene und das solltest du bitte auch tun. Sie ist Jedischülerin und Tal She, aber was das genau bedeutet, erzähle ich dir später."
Während er gesprochen hatte, war er nach und nach in einen Dialekt abgeglitten, den Jolene noch nie zuvor bei ihm gehört hatte. Offenbar sprach man so auf Recopia.

[goldie]

Jolene glaubte sich verhört zu haben und reagierte nicht sofort, sodass Enric zumindest noch aussprechen konnte. Doch dann spürte sie die Wut aus den Tiefen ihrer Seele aufsteigen und kümmerte sich nicht im geringsten darum, sie niederzukämpfen. Ihre Augen waren vor Zorn zusammengekniffen, als sich sich blitzschnell zu Enric drehte, ihm eine feste Ohrfeige verpasste, sich wortlos umdrehte und aus dem Zimmer verschwand.

Auren war gar nicht dazu gekommen, zu antworten. Fassungslos schaute sie Jolene hinterher und wendete sich dann völlig verwirrt an Enric. "Was war das denn? War das meine Schuld?"