Flug ins Ungewisse

[Anne]

Da sie ihm nicht erlaubt hatte, sich zu ihr zu setzen, blieb er stehen.
"Ja, war ich. Ich wollte nochmal nach Auren sehen. Du weißt, sie hat viel durchgemacht. Aber du musst dir keine Sorgen machen. Da lief nichts zwischen uns."
Enric kam noch ein paar Schritte auf Jolene zu, hockte sich vor sie und griff vorsichtig nach ihrer verletzter Hand, um zu sehen wie schlimm es war.

[goldie]

"Das will ich hoffen", presste Jolene hervor. Sie ließ ihn gewähren, den notdürftigen Verband vorsichtig abzuwickeln. Die Haut war aufgeschnitten, doch etwas Bactaspray würde für eine zeitnahe Genesung sorgen. Hier in der Werkstatt gab es natürlich einen Erste Hilfe Koffer, der so etwas enthielt. Owens Heilkräfte hingegen würden natürlich sofort helfen. Jolene biss die Zähne zusammen. Offenbar schmerzte die Wunde.

[Anne]

"Das sieht sehr unangenehm aus. Owen ist noch wach. Ich war gerade kurz mit Auren bei ihm. Darf ich bitten?" Er hielt seine Hand in Richtung ihrer unverletzten Hand, um ihr aufzuhelfen.

[goldie]

Sie deutete auf den Erste Hilfe Koffer: "Du darfst mir das Bactaspray geben. Bisschen spät, um deine Ex dem Team vorzustellen", knurrte sie.

[Anne]

Er nahm den erste Hilfe Koffer zur Hand und machte sich daran, Jolenes Wunde zu versorgen.
"Es ging nicht darum, sie vorzustellen. Auren brauchte Schlafmittel, um etwas zur Ruhe zu kommen nach diesen Ereignissen."
Als er fertig war blickte er Jolene direkt an: "Was hattest du hier eigentlich vor? Wolltest du ursprünglich etwas reparieren?"

[goldie]

"Das war das einzige, woran ich denken konnte, als ich hier runter bin", meinte sie in sarkastischem Tonfall. "Ich hoffe, du hast ihr klar gemacht, dass sie niemals und unter keinen Umständen jemals meinen Namen verraten darf." Ihre Augen hatten sich leicht verengt und sie sah ihn durchdringend an.

[Anne]

Enric seufzte, während er sich ihr gegenüber hinsetzte.
"Hör Mal, es tut mir leid, dass ich ihr deinen Namen gesagt habe. Es ist doch nur... Ich dachte wirklich nicht, dass es ein Problem wäre. Ich kenne Auren seit wir unser Studium begonnen haben. Sie ist also keine Fremde, sondern eher so etwas wie Familie. Sie ist einfach nur eine Archäologin, keine Agentin oder so etwas, die versucht etwas über dich herauszufinden. Sie kann dir mit dieser Information nicht schaden. Ich wollte sie nicht anlügen und ich dachte auch nicht, dass du für immer darauf bestehen würdest, dass jeder dich nur unter deinem Decknamen kennt. Was für einen Zweck hat das mittlerweile noch? Ich verwende meinen Nachnamen nur nicht mehr, um meine Familie zu schützen. Aber um ehrlich zu sein hast du ja ohnehin niemanden mehr außer Corbyn. Und es ist eh allgemein bekannt, dass ihr Geschwister seid. Wozu tut es also Not noch jeden darüber anzuschwindeln, wer du bist...? Es ist ja nicht so, als wäre der Name Silverdust jedem sofort ein Begriff."

[goldie]

"Niemand kennt meinen echten Namen. Nicht mal Akaavi. Ich habe ihn dir damals nur deswegen verraten, damit keine Geheimnisse mehr zwischen uns stehen. Jeder, der den Namen kennt, ist eine Gefahr für mich. Außerdem ist er Vergangenheit und begraben. Ich bin jetzt Jolene Whiteflake." Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare. "Das ist keine Lüge mehr, der Name ist jetzt Realität." Sie wirkte trotzig.

[Anne]

"Weshalb sollte jeder eine Gefahr für dich sein, der deinen Namen kennt? Das war früher vielleicht Mal so, aber mittlerweile ergibt das keinen Sinn mehr."
Er schüttelte leicht den Kopf. "Ich sehe ja ein, dass es falsch von mir war, dein Geheimnis auszuplaudern, egal für wie sinnvoll ich es halte, dass es niemand wissen darf. Ich habe mich ja bereits dafür entschuldigt. Aber ich finde, du solltest das auch tun. Du hättest mich trotz allem nicht schlagen dürfen. Schon gar nicht vor all den Leuten. Hast du eine Ahnung, was das für ein Licht auf uns wirft?"

[goldie]

Jolene biss sich auf die Unterlippe, als Enric behauptete, dass ihre wahre Identität keine Gefahr mehr darstellte. Sie ging nicht darauf ein.

Statt sich zu entschuldigen, entgegnete sie: "Wie würde es dir denn gehen, wenn auf einmal Neil hier auftauchen würde? Mit mir über unsere süße Vergangenheit plaudert, mich dabei die ganze Zeit ungeniert anschmachtet und mir nichts besseres einfällt, dich als ehemaligen Schüler von Darth Malgus, dem dunkelsten aller Sith Lords der Galaxis, vorzustellen? Du würdest doch genauso reagieren!"

[Anne]

"Ich würde dich niemals schlagen. Auch nicht dann, wenn es so wäre, wie du beschrieben hast", erwiderte er ernst.
"Außerdem haben wir kaum über unsere Vergangenheit gesprochen." Für einen Moment hatte er das Bedürfnis auch abzustreiten, dass Auren ihn 'anschmachtete'. Dann ließ er es aber bleiben, weil ihm klar war, dass das gelogen wäre.
"Falls es dich beruhigt, ich habe Auren eigentlich überwiegend Negatives über mich und mein Leben jetzt gesagt. Nicht gleich das mit Darth Malgus, aber durchaus anderes, was sie ziemlich ungern gehört haben dürfte. Und ich habe ihr gleich gesagt, dass das Leben, welches wir führen nichts für sie ist und sie gut daran tun würde, auf Abstand dazu zu bleiben."

[goldie]

Jolene schaute ihren Freund erstaunt an. "Du hast ihr gesagt, dass sie auf Abstand bleiben soll? Und diese 'anderen' Dinge, die dich in ein schlechtes Licht rücken? Ich bin davon ausgegangen, dass du dieses zerbrechliche Ding getröstet hast, nach alldem was passiert ist. Warum bindest du ihr direkt solche Sachen auf die Nase?" Ihr Augen weiteten sich erstaunt: "Du hast es für mich getan?!" mutmaßte sie. "Du stößt sie von dir weg, weil ich dein ein und alles bin." Hoffnung schwang in ihren Worten mit.

[Anne]

Wieder so ein hoffnungsvoller Blick. So ähnlich hatte ihn Auren vorhin auch angesehen. Wie leicht wäre es jetzt, einfach zuzustimmen und zu behaupten, dass er es nur für Jolene getan hatte und er ihre Beziehung auch dann niemals anzweifeln würde, wenn sie hundertmal damit drohen würde ihm irgendein Werkzeug in den Leib zu rammen. Jolene wäre zufrieden und würde Auren nicht mehr als Gefahr für sich wahrnehmen. Für Auren würde es vielleicht sogar dadurch einfacher werden und davon abgesehen nichts ändern. Er brauchte nur zu Nicken und irgendwelche bekräftigenden Worte hinzufügen, dann würde Jolene wahrscheinlich überglücklich auf ihn zu stürmen und ihm einen Kuss geben.
Aber er brachte es nicht über sich, das einfach so zu behaupten. Er begann zwar erst jetzt darüber nachzudenken, warum er das überhaupt getan hatte, aber er wusste, dass Jolenes Vermutung allenfalls ein Teil der Wahrheit war.
Nachdem Enric einen Augenblick geschwiegen hatte antwortete er: "Ich hatte ihr angeboten, dass sie auf Gateway leben könnte und uns dabei unterstützen könnte, die Tal She zu erforschen. Ich allein komme mit all den Entdeckungen die wir machen und all den Daten, die auszuwerten sind kaum nach. Ich wollte sie in Sicherheit wissen und ihre Expertise als Archäologin nutzen. Aber dann hatte ich den Eindruck, dass sie eine falsche Vorstellungen davon hatte, wie es sein würde mit uns zu arbeiten und auf unserem Planeten zu wohnen. Deshalb wollte ich dieses Missverständnis direkt aus dem Weg räumen."
Nach dieser nüchternen und sicherlich enttäuschenden Antwort hatte er das Gefühl, die Stimmung etwas auflockern zu müssen. Darum fügte er hinzu: "Übrigens, falls dieser Neil jemals wirklich auftauchen sollte dann sag ihm das gerne, dass ich der Schüler eines der berüchtigsten Sith Lords der Geschichte war. Dann weiß er gleich woran er bei mir ist und wird sich genau überlegen, ob es eine gute Idee ist, mit dir zu flirten..."

[goldie]

Jolene ließ sich von dem kleinen Gedankenspiel über Neil nicht ablenken.

"Falsche Vorstellungen..." stellte Jolene lauernd fest. "Wie genau hat sie sich das ganze denn vorgestellt? Dass sie jeden Tag mit dir Hand in Hand arbeitet, bis sie dich davon überzeugt hat, mich in den Wind zu schießen und ihr nochmal eine Chance zu geben? Wie kommst du überhaupt dazu, ihr so ein Angebot zu machen, ohne vorher mit mir darüber zu reden?" Jolene stiegen Tränen in die Augen, die Situation wühlte sie auf und sie konnte nichts dagegen tun.

[Anne]

Es tat Enric leid, seine Freundin so zu sehen. Da er ihr gegenüber saß und da sie ihm vorhin eigentlich gar nicht erlaubt hatte sich zu ihr zu setzen, war es ihm unmöglich ihre Hand zu ergreifen oder sie tröstend in den Arm zu nehmen.
"Auren hat nicht weiter ausgeführt, wie sie sich das vorstellt. Aber da es sehr anders wäre als unsere frühere Zusammenarbeit habe ich das von mir aus angemerkt. Warum ich dich nicht vorher gefragt habe? Du hättest die ganze Zeit bei dem Gespräch dabei sein können. Doch du hast es vorgezogen - " Fast hätte er gesagt: 'dich wie eine Irre aufzuführen', aber dann bemerkte er selbst, dass das unpassend gewesen wäre. Trotzdem blieb sein Blick an ihrer verletzten Hand hängen, als er schließlich vervollständigte: "Du wolltest dich ja erst einmal zurück ziehen. Davon abgesehen finde ich auch nicht, dass ich dazu deine Erlaubnis benötige, auch wenn es zugegebenermaßen besser gewesen wäre, dich mit einzubeziehen..."
Er seufzte, lehnte sich an und wirkte dabei unwahrscheinlich erschöpft. Dieser Tag war viel zu lang gewesen, viel zu aufwühlend dazu. Eigentlich wollte er keine der beiden Frauen verletzen. Aber er tat es doch. Und er war noch nicht einmal fertig damit. Denn ihm war klar geworden, dass vieles von dem, was er zu Auren gesagt hatte auch auf Jolene zutraf. Er suchte den Blick seiner Freundin, die ihm so traurig und verletzt gegenüber saß.
"Ich mache dich unglücklich. Schon wieder. Ich habe es viel zu oft getan. Du hast immer so viel Streit mit mir. Ich habe mich sogar mit deinem Erzfeind verbündet und du hast es trotzdem irgendwie verwunden. Ich habe dich nach der schlimmsten Mission deines Lebens verlassen und zugesehen, wie du jeden Tag leidest. Ich weiß nicht, warum du dir überhaupt so viel aus mir machst. Ihr seid beide zu gut für mich, Auren und ganz besonders du. Und ich kann keiner von euch geben, was ihr sucht. Sie möchte jemanden, mit dem sie zusammen die Welt erforschen kann und der für sie da ist und du willst jemanden, der bedingungslos zu dir steht, dich heiratet und dir eines Tages Kinder schenkt. Auch wenn du es abstreitest, du hast diesen Wunsch so oft geäußert. Und nichts davon kann ich sein."
Er schluckte. Es ging ihm auch sehr nahe, diese Gedanken auszusprechen. "Die anderen sagen immer, dass du dir einen anderen suchen wirst, wenn ich nicht bald deinen Wünschen entspreche. Sie sagen, dass du so mit mir nicht glücklich werden kannst. Vielleicht solltest du auf sie hören und wirklich deine Konsequenzen ziehen, bevor du dein ganzes Leben mit mir wegwirfst. Es kann morgen schon vorbei sein."
Er atmete noch einmal tief durch, dann sagte er: "Ich liebe dich, Jolene Whiteflake. Das tue ich wirklich sehr. Aber du hast etwas besseres verdient als das hier..."
Er deutete auf die Spuren, die ihr Zorn hinterlassen hatte und auf ihre Wunde. "Überleg dir, was du willst."
Und dann erhob er sich erneut, um eine vollkommen enttäuschte junge Frau zurück zu lassen.