Flug ins Ungewisse

[goldie]

Jolene spürte Panik in sich aufsteigen, als Enric sprach. Wollte er sie etwa verlassen?

Als er den Raum verlassen wollte, spürte er auf einmal, wie sein Arm gegriffen wurde, sodass er sich umwenden musste. Tränen liefen Jolenes Wangen herunter, doch ihre Lippen suchten die seinen.

[Anne]

Enric küsste sie zurück. Er spürte Erleichterung, dass Jolene ihm trotz allem noch nah sein wollte. Das hier fühlte sich seltsam richtig an, auch wenn sich gerade vermutlich nur ein paar Meter von hier Auren in sein Bett kuschelte.

[goldie]

Sie löste sich irgendwann von ihm: "Ich will nur dich, du dummer Nerf. Lass dir nichts von den anderen einreden. Ich weiß, dass wir nie ein normales Leben haben werden und wahrscheinlich spätestens draufgehen, wenn wir das letzte Xar-Kling-Shar besiegen. Ich weiß, dass es jeden Tag vorbei sein kann. Und ja, du bringst mich manchmal echt zur Weißglut und ich bin kurz davor, dich zu erwürgen. Na und? Wie furchtbar langweilig wäre es denn, wenn es nicht so wäre? Du sagst, du liebst mich. Verdammt nochmal, du weißt doch, wie sehr ich dich liebe und dass ich mit dir immer durch dick und dünn gehen werde. Selbst wenn es darum geht, deine dämliche Ex zu retten und ihr verflucht nochmal auch noch meine Klamotten zu geben. Selbst jetzt, wo du mir bestätigst, was ich schon die ganze Zeit vermutet habe." Sie strich ihm eine Locke aus der Stirn. "Trotz diesem ganzen Mist, wir gehören einfach zusammen, verstehst du das denn nicht?"

[Anne]

"Ich gebe mir Mühe, es zu begreifen, auch wenn es ziemlich unlogisch ist", erwiderte er lächelnd und küsste Jolene noch einmal. Schmunzelnd fügte er hinzu: "Weißt du eigentlich, dass du wirklich sonderbar sprichst?" Im direkten Vergleich mit Auren fiel es ihm erst wieder so richtig auf. Allein, wie viele Beleidigungen und Schimpfworte in diesen wenigen Sätzen gefallen waren, obwohl sie es im Grunde liebevoll gemeint hatte... "Ich hatte mich so sehr daran gewöhnt, dass es mir kaum noch aufgefallen ist. Aber sag Mal, was meintest du damit, dass ich dir bestätigt hätte, was du die ganze Zeit vermutet hattest?"

[goldie]

"Wieso sonderbar? Ich spreche so wie immer." Sie zuckte mit den Schultern.
"Auren? Sie will mit dir forschen, sie will, dass du für sie da bist? Ich finde es echt das Allerletzte, dass sie sich an deinen Hals schmeißt, sobald sie wittert, dass wir Streit haben. Gut, dass du sie sofort in die Schranken gewiesen hast."

[Anne]

"Nein, nein, das hast du falsch verstanden. Das hat Auren ja gar nicht gesagt. Ich kenne sie nur ziemlich gut und bilde mir deshalb ein, zu wissen was sie sich von einem Mann wünschen würde. Aber sie hat nichts getan. Wirklich, sie hat nicht versucht, mich herumzukriegen oder so etwas. Ich habe selbst damit angefangen, dass daraus nichts werden könnte."
Nach seiner Einschätzung zählte das Händchenhalten und sich in den Armen liegen nicht als Flirtversuch, weil es im Rahmen des Tröstens passiert war. Der Wangenkuss, den er ihr gegeben hatte konnte ebenfalls nicht gelten - das war schließlich Tradition. Und ansonsten hatte sie ja alles sehr sachlich aufgenommen, was er gesagt hatte. Nur die Tränen am Ende ihres Gespräches waren merkwürdig gewesen. Vielleicht war sie einfach zu erschöpft und durcheinander gewesen, redete er sich ein.

[goldie]

Jolenes Augen wurden enger. "Hrm. So, oder so, du hast klare Fronten geschaffen. Das ist gut." Jolene schien fürs Erste beruhigt in dieser Hinsicht.
"Und mach dir keinen Kopf, was andere Leute über uns denken. Die Ohrfeige..." Sie atmete durch. "Das ist dumm gelaufen. Du hast mich einfach kalt erwischt, ich konnte nicht anders. Das verstehst du doch, oder?"

[Anne]

"Nicht wirklich, ehrlich gesagt. Du willst eine Jedi werden. So etwas darf Leuten wie uns nicht passieren", entgegnete er. "Und auch verstehe ich nicht, weshalb du hier alles kurz und klein geschlagen hast. Hast du deinen Sandsack nicht dabei? Hättest du nicht Akaavi oder Owen bitten können, zu dir zu kommen, damit sie sich anhören können, was ich wieder für ein schrecklicher Idiot gewesen bin? Das wäre jedenfalls alles wesentlich besser gewesen, als dass du dich verletzt."

[goldie]

"Du denkst doch nicht, dass das Absicht war?" Ihr Blick ging zu der verletzten Hand. "Der verdammte Schraubenschlüssel ist auseinandergebrochen und ich hab mich geschnitten. Ich wollte mich einfach nur abreagieren, ohne noch jemanden mit reinzuziehen. Und falls es dir nicht aufgefallen ist, der Sandsack ist gerade schlecht erreichbar." Mit dem Kopf deutete sie Richtung Laderaum. "Owen hat ihn an die Decke gebunden wegen den Speederbikes. Und ich renn doch nicht wegen jedem Mynockschiss zu ihm oder zu Akaavi. Die Jungs sollen sich mal ordentlich ausruhen nach dieser Mission. Wer weiß, was da jetzt noch kommt."

Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare. "Jedi hin oder her. Ich würde doch auch dann nicht so einen Wutausbruch haben wollen, wenn ich kein Jedi werden wollte. Und so extrem... Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal so wütend geworden bin. Ich weiß auch nicht, warum das so heftig für mich war. Ich wusste doch selbst nicht, dass es mich so triggern würde, wenn du auf einmal meinen echten Namen ins Spiel bringst. Meinst du das wäre sinnvoll mal mit dem Doc darüber zu sprechen?"

[Anne]

"Ganz bestimmt wäre das sinnvoll. Ich vermisse Xid hier auch gerade. Es wäre sehr wohltuend für mich, wenn ich Mal mit ihm reden könnte. Nun ja, wahrscheinlich hilft es bereits wenn wir uns auch Mal etwas ausruhen. Vielleicht bringt uns das schon wieder etwas Ruhe und Klarheit. Nur eine Sache noch - ich habe Auren zugesicherten, dass ich ihr morgen alles in Ruhe erklären werde: was es bedeutet Jedi und Tal She zu sein, was das Xar Kling Shar ist, wie wir leben und all das... Es ist sehr wichtig für mich, mit ihr darüber zu sprechen. Das verstehst du doch, oder?"

[goldie]

Jolene atmete durch. Einmal. Zweimal. "Ich will mit dabei sein", entschied sie schließlich.

[Anne]

"Okay", sagte er sofort. "Wahrscheinlich ist es sinnvoll, wenn ihr einander kennen lernt."
Er schaute Jolene einen Augenblick nachdenklich an, dann fügte er hinzu: "Versuch nett zu sein, ja?"

[goldie]

"Ja, klar", antworte Jolene. Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: "Was verstehst du eigentlich darunter? Wenn ich daran denke, wie du mit ihr geredet hast, wird mir ganz anders. Diese Vertrautheit..." Sie schluckte. "Das macht mich wahnsinnig. Das ist so, als hättest du einen imperialen Jäger im Fadenkreuz und darfst nicht schießen, weil er jetzt dein Verbündeter ist. Es juckt dir einfach die ganze Zeit in den Fingern." Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare. "Ich weiß, dass sie dir wichtig ist und ich will ja auch gar nicht verbieten, dass ihr euch unterhaltet. Aber können wir das langsam angehen lassen? Erklär ihr meinetwegen, was es bedeutet Jedi und Tal-She zu sein und das ganze drumherum. Aber drifte bitte nicht in alte gemeinsame Geschichten ab oder mach Anspielungen auf eure Vergangenheit. Das wär mir einfach zu viel." Sie biss sich auf die Unterlippe und fuhr kurz darauf fort. "Du kannst so schön sachlich sein, das ist der passende Moment dafür. Und rede normal mit ihr und nicht in diesem ekelhaft versnobbten Dialekt." Sie atmete durch. So unsicher erlebte Enric sie selten. "Okay?" fügte sie zögernd hinzu.

[Anne]

Für das meiste, was Jolene gesagt hatte, hatte Enric absolutes Verständnis gehabt und er wollte ihr gerade versichern, dass er gedachte Rücksicht auf sie zu nehmen - bis die junge Frau plötzlich etwas sagte, das ihn zu ärgern schien. Er zog die Augenbrauen hoch. "Du findest die Art wie ich rede also ekelhaft versnobbt, ja? Tja, so spreche ich aber nun einmal, außer wenn ich mit Hinterweltern unterwegs bin. So habe ich mein ganzes Leben lang geredet und so spricht meine Familie."

[goldie]

Jolene hatte sich ihm gerade in ihrer Unsicherheit offenbart und wurde ihrer Ansicht nach eiskalt zurückgewiesen.
"Wir sind also dumme Hinterwäldler für dich", presste sie hervor und schluckte. Sie biss sich auf die Unterlippe und verbannte die aufkommenden Tränen. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte und konzentrierte sich krampfhaft auf ihre Atmung. Dann fiel ihr etwas ein, was sie lange nicht getan hatte. Ihre unverletzte Hand glitt in eine Tasche und kam als Faust wieder hervor.