Nach der Party

[goldie]

Im ersten Moment war Auren schockiert. Ein Schmuggler? Doch sie ließ sich nichts anmerken. Doch auch hier hatte sie der erste Eindruck getäuscht.

Auren legte ihre Hand auf Enrics. "Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest. Koi schien wahrhaft eine außergewöhnliche Persönlichkeit gewesen zu sein. Ich bin froh, dass er dir beigestanden hat und du nicht allein warst, in deiner schweren Zeit. Es tut mit Leid, ich hätte dich nicht nach ihm fragen sollen. Er ist gerade erst verstorben. Ich wollte diese Wunde nicht bei dir aufreißen. "

[Anne]

Enric ließ es zu, dass Auren seine Hand hielt. Er fasste sich schnell wieder.
"Aber nicht doch, mach dir keine Gedanken. Es tut mir sogar ganz gut, ab und zu Mal darüber reden zu können. Weißt du, nachdem das mit Koi passiert ist hatte ich eigentlich niemanden, um darüber zu sprechen. Syron hat sich Tag und Nacht abgelenkt und immer irgendetwas gearbeitet. Owen hat einfach behauptet, dass Koi schon nichts passiert sei und er bald wiederkommen würde oder sich abgesetzt hätte, obwohl alles dagegen sprach. Er weigert sich heute noch zuzugeben, dass Koi wahrscheinlich nicht mehr lebt. Und Jolene... Sie..." Er fuhr sich müde übers Gesicht. "Sie hat sich danach eingebildet, dass sie nur einen Albtraum hat und nichts davon wirklich passiert. Sie war echt seltsam zu dieser Zeit. Wir können froh sein, dass sie uns nicht versehentlich alle in die Luft gejagt hat. Es wurde erst auf Gateway besser, nachdem sie mit Xid gesprochen hatte. Aber na ja, wir waren wohl alle etwas neben der Spur. Ich selbst war so traurig und wütend auf die anderen, dass ich mich mit Owen geprügelt habe." Er lachte etwas verlegen darüber.

[goldie]

Auren nahm die Hand zwischenzeitlich wieder weg. Sie wollte nicht zu aufdringlich wirken. Warum überraschte es sie nicht, dass Jolene völlig den Realitätsbezug in dieser Zeit verloren hatte?

"Du hast dich geprügelt? Mit einem Freund?" Das wiederum überraschte sie in der Tat. "Es ist ja einige Wochen her, wie du sagtest. Habt ihr euch denn alle wieder gefangen? Koi hat ja anscheinend jedem von euch viel bedeutet, wenn jeder so intensiv auf die ihm eigene Art getrauert hat. Auch Verdrängung ist ja eine Art der Trauer zu begegnen, habe ich mal gelesen. "

[Anne]

"Ja, mittlerweile habe ich es auch verstanden, dass die anderen diese Strategien gebraucht haben um damit zurecht zu kommen. Ich denke, inzwischen haben wir es halbwegs verarbeitet. Da fällt mir ein, dass ich mein Testament noch ergänzen sollte, jetzt wo du bei uns bist. Ich muss ja sichergehen, dass jemand meine Forschungen übernimmt, wenn ich nicht mehr bin. Und ich werde wohl festlegen müssen, dass ein Teil von Gateway verpachtet bleiben soll, um das finanziell abzusichern. Und wo wir gerade dabei sind, dass du meine Arbeit übernehmen wirst... Im Moment hat noch Prof Oruni mein Datapad. Ich werde es dir aber da lassen, wenn wir wieder zurück fliegen. Dann kannst du dich in den nächsten Tagen bereits einlesen und dir ein Bild machen. Solltest du entgegen meiner Erwartung feststellen, dass du das ganze Projekt doch für sterbenslangweilig hältst kannst du dann immer noch von deiner Entscheidung zurücktreten und deine eigenen Themen weiter verfolgen", bot Enric an.

[goldie]

"Was sind das nur für Zeiten, in denen wir in unserem Alter schon ein Testament machen müssen", antwortete Auren traurig. "Aber es ist auf jeden Fall gut, dass ich mich schon in deine Forschung einlesen kann."

Ihr Blick fiel auf die Uhr. Schon so spät? Sie musste gehen, wenn sie nicht Jolene über den Weg laufen wollte.

Auren gähnte. "Ich glaube, ich sollte mich jetzt doch mal hinlegen." Sie stand auf. "Kann ich dich um einen Gefallen bitten? Ich denke nicht, dass wir uns morgen mit einer angemessenen Umarmung verabschieden können. Das würde Jolene sicher recht stark aufregen. Jetzt wäre glaube ich ein besserer Zeitpunkt dafür. Ist das für dich in Ordnung?"

[Anne]

"Natürlich", sagte Enric und erhob sich. Schon stand er Auren gegenüber. Es war eine merkwürdige Situation für ihn. Was verstand sie denn unter einer angemessenen Umarmung? Es fühlte sich eigenartig an, sich jetzt schon voneinander zu verabschieden, nur weil seine Freundin damit ein Problem haben würde. Trotzdem breitete er seine Arme aus, um Auren an sich zu drücken.

[goldie]

Auren erwiderte die Umarmung. Sie schloss die Augen, sog seinen Duft ein. Überließ ihm, den Zeitpunkt zu wählen, loszulassen.

[Anne]

Enric umarmte Auren einige Sekunden lang, dann löste er sich von ihr. Er wirkte etwas verlegen. "Du Auren... Wo wir schon bei angemessenen Verabschiedungen sind... Es tut mir leid wegen gestern. Das war nicht in Ordnung von mir. Ich war wohl etwas betrunken." Er errötete, als er sich für seinen Kuss auf ihre Wange entschuldigte.

[goldie]

Auren schaute ihn fragend an: "Was meinst du? Ich kann mich an nichts erinnern, wofür du dich entschuldigen müsstest."

[Anne]

"Ich bezog mich darauf, wie ich dich auf die Wange geküsst habe", flüsterte er, nachdem er einen Blick zur Tür geworfen hatte, ob sie auch wirklich unter sich waren. "Das hätte ich nicht tun dürfen." Es schien ihm deutlich unangenehm zu sein, das weiter erläutern zu müssen.

[goldie]

Am liebsten hätte sie ihn jetzt ebenfalls auf die Wange geküsst und ihm gesagt, dass sie jetzt quitt seien. Doch weder wollte sie Enric in weitere Verlegenheit bringen, noch ihr Interesse zu offensichtlich bekunden. Er hing zu sehr an Jolene, als dass er plumpe Annäherungsversuche positiv aufnehmen würde.

"Ach das meinst du", erwiderte sie leise, nachdem sie ebenfalls einen Blick zur Tür geworfen hatte. "Ich nehme dir das nicht übel. Wie gesagt, du hattest getrunken - ich hatte ebenfalls getrunken. Es war harmlos, wir sind erwachsen und wir sind Freunde. Alles gut." Sie lächelte ihn an und klimperte unschuldig mit ihren langen Wimpern.

[Anne]

"Ah, gut..." Er wirkte ehrlich erleichtert. "Du denkst hoffentlich nicht allzu schlecht von mir, auch weil ich mit diesem Gespräch heute Abend genau genommen ein Versprechen gebrochen habe, das ich meiner Freundin gegeben hatte. Eigentlich hätte ich gar nicht mit dir reden dürfen."

[goldie]

"Wie sollte ich schlecht von dir denken? Ich hab dir doch selbst vorgeschlagen, dass du ihr erstmal dieses Versprechen geben sollst. Aber es kann doch wohl kaum als echtes Versprechen gewertet werden. Es ist doch nur Mittel zum Zweck, damit sie hier auf dieser Mission niemanden gefährdet. Sonst hättest du sicher heute schon Schluss mit ihr gemacht, nicht wahr?"

[Anne]

"Ähm..." Einen Moment lang schien er nicht zu wissen, was er sagen sollte. Dann lächelte er und schien zu scherzen: "Natürlich nicht... Auf einem geschlossenen Raumschiff mitten im nirgendwo mit meiner Exfreundin an Board? Ob wir nun auf Mission wären oder nicht - das wäre einfach lebensgefährlich."

[goldie]

"Verstehe." Auren schmunzelte und zwinkerte ihm zu. "Gute Nacht." Nun konnte sie der Versuchung doch nicht widerstehen. Sie hauchte ihm links und rechts ein Küsschen auf die Wange, ganz nach recopianischer Art.