Nach der Party

[goldie]

Auren schüttelte den Kopf. "Ich kenne diesen Ort nicht. Aber sie lebt! Danke, Enric!" Sie umarmte ihn, trotz Jolene.

Diese stand daneben. Atmete tief durch. Knete den kleinen, blauen Stein.

Auren ließ schon nach kurzer Zeit wieder von Enric ab. Dann kam sie mit geöffneten Armen auf Jolene zu. Zögerte, als sie den Gesichtsausdruck sah. "Darf ich dich umarmen?" fragte Auren vorsichtig.

Enric merkte, wie Jolene um Fassung rang. Wollte er den Dingen seinen Lauf lassen, oder würde er intervenieren?

[Anne]

Enric sah keinen Grund zu intervenieren. Es war gut von Auren gewesen, vorher zu fragen. Nun war es an Jolene, ihre Erlaubnis zu erteilen oder eben nicht.

[goldie]

Jolene schaute hilfesuchend zu Enric und biss sich fest auf die Unterlippe. Er schien sie nicht aus der Situation befreien zu wollen. Wenn sie an ihrem Plan festhalten wollte, ihre Feindin dicht bei sich zu halten, durfte sie nicht ablehnen.

"Okay", presste Jolene hervor.

Auren fragte sich bereits, wie sie auf die dumme Idee gekommen war, Jolene umarmen zu wollen. Dann stimmte die junge Frau zu. Sie nahm Jolene in den Arm, spürte, wie sie sich versteifte, drückte sie ganz kurz und ließ wieder los. Sah, wie blass sie auf einmal war. Trat zurück. Schaute zwischen beiden hin und her. "Danke nochmal. Ihr braucht nach der Anstrengung sicher etwas Ruhe. Es ist ja auch schon spät..." So richtig wusste sie gerade nicht, was sie sagen sollte.

Jolene ließ die Umarmung über sich ergehen. Der Geruch des Portweins umnebelte ihre Sinne. Sie versteifte sich, dann war der Spuk zum Glück zu Ende. Stein. Atmen. Stein. Atmen.

[Anne]

"Wir haben es gern getan, Auren. Ich bin auch erleichtert, dass deine Schwester lebt und anscheinend noch irgendwo im Kern ist. Das ist gut. Na ja, wenn sich jemand schon immer irgendwie zu helfen wusste, dann wahrscheinlich die kleine Lizard", verwendete er einen Spitznamen von Eliza, mit dem Enric sie gerne aufgezogen hatte. "Vielleicht können wir zu einem anderen Zeitpunkt noch nach deinen Eltern schauen. Aber du hast Recht, jetzt schaffe ich das nicht mehr."
Eigentlich wollte er nicht gehen und Auren sich selbst überlassen. Aber Jolene machte den Eindruck, als könnte er es ihr nicht weiter zumuten, Zeit zu dritt zu verbringen. Er wandte sich an sie und sagte: "Auren hat wohl Recht. Wollen wir uns ein bisschen zurückziehen?"

[goldie]

"Lizard." Auren musste lächeln. "Es wäre wirklich toll, wenn wir das später auch für meine Eltern machen können. Gute Nacht euch beiden."

Jolene nickte nur knapp auf Enrics Frage hin. Sie zogen sich in ihr Quartier zurück.

[Anne]

Als sie wieder im Quartier angekommen waren, nahm Enric Jolenes Hände in seine. "Ich danke dir. Ganz ehrlich, ich bin dir sehr dankbar. Ich weiß, das war nicht leicht für dich. Aber es ist doch ganz okay gelaufen, oder? Nur eines verstehe ich nicht... Warum sagst du, dass es in Ordnung ist, umarmt zu werden, wenn es das ganz offensichtlich nicht ist? Weißt du, Auren hätte das schon verstanden, wenn du nein sagst. Es gibt keinen Zwang, sich so etwas auszusetzen, wenn man nicht möchte."

[goldie]

Jolene fuhr sich mit der Hand durch die Haare. "Ich hab dir ja gesagt, dass ich versuche mit ihr auszukommen. Und wenn sie unbedingt eine Umarmung haben will, meinetwegen. Ist ja kein großes Ding." Sie atmete durch. "Vom Wein abgesehen", fügte sie leise hinzu.

Was war nur aus ihr geworden? Enric hatte recht, sie war schwach und ein Schatten ihrer selbst. Als Jugendliche hatte sie ohne mit der Wimper zu zucken diverse Kerle verführt, um an ihre Ziele zu kommen. Und jetzt? Selbst eine kleine, dreckige Umarmung warf sie aus der Bahn.

[Anne]

"Ich will nur, dass du weißt, dass es okay ist 'nein' zu sagen", bekräftigte Enric.
"Was möchtest du denn jetzt noch machen? Bist du bereits müde? Oder würdest du dich lieber noch ein bisschen ablenken?"

[goldie]

Jolene seufzte. "Glaubst du etwa, ich könnte nicht nein sagen? Ist mir doch klar, dass ich das jederzeit machen kann. Wie gesagt, ich werde mich schon an sie gewöhnen." Sie lächelte Enric so zuversichtlich an, wie sie konnte.
"Es war ein langer Tag und eine kurze Nacht. Wir sollten vielleicht beide noch etwas Schlaf bekommen, bevor wir mit unseren Nachtwachen dran sind." Jolene war tatsächlich abgeschlagen und müde. Der ganze Stress mit Auren zehrte an ihren Nerven.
"Wobei ich gegen eine gemeinsame Dusche nichts einzuwenden hätte", fügte sie hinzu und endlich schlich sich nun doch wieder ein verschmitztes Lächeln auf ihr Gesicht.

[Anne]

"Also, eigentlich gerne aber..." Das kam für Enric nicht in Frage. Falls Auren das bemerkte, wäre ihm das sehr unangenehm. Natürlich wusste seine Exfreundin, dass die Beziehung zu Jolene ganz sicher nicht rein platonisch war. Aber irgendwie wollte er nicht, dass sie mehr davon mitbekam als notwendig war. Allerdings wollte er Jolene auch nicht enttäuschen und zudem seine Möglichkeiten nutzen, solange er sie noch hatte. Also beendete er seinen Satz mit: "...aber hier können wir uns mehr Zeit lassen. Wir müssen uns nicht so still verhalten. Und außerdem können wir jetzt sofort beginnen."
Er begleitete diese Worte mit Küssen, mit denen er Jolene bedachte, während er sich daran machte, sie von ihrer Kleidung zu befreien.

[goldie]

Als wenn es Jolene ums Duschen gegangen wäre...
Das beste am Streiten war schon immer die Versöhnung gewesen. Bei Enric konnte sie sich fallenlassen und völlig hingeben. Und so genoss sie seine intensive Nähe, bis sie schließlich völlig verausgabt in seinen Armen einschlief.

[Anne]

Auch Enric schlief sehr schnell danach ein. Schließlich hatte er in der letzten Nacht nicht besonders viel Ruhe bekommen. Es kam ihm vor, als döste er gerade einmal wenige Minuten lang, da hörte er den Alarm, der ihn an seine Nachtwache erinnerte. Wie gerne wäre er noch liegen geblieben, dicht bei seiner Freundin, die offenbar friedlich schlief. Jolene wirkte so entspannt und zufrieden. Ein seltener Anblick. Lächelnd strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Seltsam, dass wie deutlich er seine Liebe zu dieser Frau spürte, seit er beschlossen hatte sich von ihr zu trennen. Ob es richtig gewesen war, trotz allem noch mit ihr zu schlafen? Aber wahrscheinlich hätte es nichts besser gemacht, es nicht zu tun. Und warum sollten sie nicht die Zeit miteinander genießen, die ihnen noch blieb? An Auren dachte er in diesem Moment eher weniger. Dass er Jolene verlassen würde hatte seiner Meinung nach keinen wirklichen Zusammenhang mit dem Auftauchen seiner früheren Liebe. Er hatte nicht einmal darüber nachgedacht, ob er sich eine Zukunft mit Auren vorstellen konnte, weil er gedanklich so sehr damit beschäftigt war, wie die Dinge mit Jolene standen.
Denk einfach nicht daran. Konzentriere dich auf das was ist. Diese Mission. Die Nachtwache. Akaavi hat Recht, es geht sonst bloß übel aus, dachte er, während er in seine Sachen schlüpfte und sich auf den Weg zum Cockpit machte. Dort angekommen nahm er Platz, warf einen gründlichen Blick auf all die technischen Geräte und überprüfte gewissenhaft auf jede erdenkliche Art, die ihm einfiel, ob sie hier in Sicherheit waren. Sein Blick fiel auf die roten Kontrollleuchten. Rotes schummriges Licht in der Dunkelheit... Wo Lizzy bloß gerade steckte? Er fragte sich wirklich, was er da vorhin genau gesehen hatte. Während er so darüber nachgrübelte hörte er leise Schritte, die sich näherten.

[goldie]

Auren war in der Küche geblieben. Ihr Leben war aus den Fugen geraten. Erst die Entführung, dann Enrics Auftauchen und nun die wieder so stark aufflammende Sorge um ihre Familie.

Sie hatte Enrics missbilligenden Blick gesehen, als er den Portwein auf dem Tisch erblickt hatte. Sie hatte sich hinterfragt, ob jetzt wirklich der richtige Zeit zum Trinken war. Entschied sich dagegen. Sie wusste, dass der Archäologe in wenigen Stunden Nachtwache hatte. Jetzt brauchte sie seinen Trost. Außerdem war es der letzte gemeinsame Abend. Da wollte sie klar im Kopf sein.

Auch sie schlief etwas. Sie wusste, dass sie wie in der vorigen Nacht ständig aufwachen würde. So war es ein Leichtes, sich aus dem Zimmer zu schleichen, nachdem Vela zurückgekehrt und eingeschlafen war.

Sie betrat die Brücke. Hatte auch jetzt nur den Pyjama an. "Hallo Enric. Ich hoffe, ich störe nicht. Ich kann einfach nicht schlafen. Darf ich mich zu dir setzen?"

[Anne]

Einen Augenblick lang zögerte Enric. Schließlich hatte er Jolene zugesichert, nicht allein mit Auren zu sprechen. Eigentlich war er ja nur auf diese absurde Forderung eingegangen, damit seine Freundin ruhig blieb und die Mission gut schaffte. Aber bedeutete das, dass er deshalb nicht zu seinem Wort stehen musste? Doch auf der anderen Seite war da die Frau, die ihm schon seit so vielen Jahren so viel bedeutete und die nun so viel durchmachte. Es wäre einfach nicht richtig, sie mit all dem vollkommen allein zu lassen und sie wegzuschicken.
"Aber natürlich", sagte er deshalb. "Bitte setz dich. Konntest du ein bisschen schlafen, trotz allem?" Mitfühlend schaute er Auren an.

[goldie]

Auren setzte sich zu ihm. Sie wusste zwar um sein Versprechen, doch es kümmerte sie nicht. Es war ja nur Mittel zum Zweck, damit niemand auf dieser Mission zu Schaden kam.

"Ich wache ständig auf. Vielleicht hätte ich Owen fragen sollen, ob er mir einen kleinen Vorrat von dem Schlafmittel mitgibt, aber dafür ist es wohl zu spät." Sie lächelte ihn an. "Aber ich schaff das schon. Es tut so gut zu wissen, dass Lizzy am Leben ist. Auch wenn es so viele Fragen aufwirft. Ist sie eine Gefangene? Wird sie gut behandelt? Ich habe mich so oft gefragt, wie das Leben unter der Besatzung wohl aussehen mag. Was sie mit all den Leuten tun, deren Planeten sie kontrollieren. Es ist so wenig bekannt, wie die Techsig verfahren..." Auren seufzte traurig.