Jolene träumt...

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goldie
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Re: Jolene träumt...

Beitrag von goldie » 07.06.2022 13:46

"Okay... Im Traum war ich auch hier in der Klinik. Doch es war nicht wie in der Realität. Mein Vater hatte Neil wirklich töten lassen, da war ich mir ganz sicher. Ich hatte versucht, Beweise zu sammeln. Doch es waren alles nur Indizien, nichts Stichhaltiges. Als ich ihn konfrontiert habe, hat er mich eingesperrt." Sie atmete durch, als sie sich an die erste Zeit in ihrer Gefangenschaft erinnerte. "All meine Gedanken drehten sich nur noch um Neil. Corbyn hat mir dann ein paar Holovids besorgt. Akaavi Pax wurde mein großer Held. Ich stellte mir vor, wie es wäre, an seiner Seite gegen das Böse zu kämpfen. Das war so viel besser, als mir auszumalen, wie Neil von Nexu zerfleischt wurde und dass wir uns nie wiedersehen würden." Lorraine schluckte, biss sich auf die Unterlippe und sprach schließlich weiter. "Akaavi wurde für mich immer realer. Er lehrte mich, mit dem Lichtschwert zu kämpfen. Als er die Prüfung auf Dagobah machte, war ich mit ihm dort und stellte mich ebenfalls der dunklen Seite..." Lorraine schloss die Augen, als sie daran dachte, wie sie ihn in der Prüfung getötet hatte. Doch sie zwang sich, weiterzusprechen. "Irgendwann brachte mir Corbyn Alkohol mit. Er sagte, Vater sei der Meinung, das wäre gut, damit ich mich endlich beruhigen würde. Als wenn er mich damit von dem Wissen hätte abbringen können, was er getan hat." Wieder brauchte sie einen Moment, um sich zu sammeln. "In diesem Traum ging es mir tatsächlich besser mit dem Alkohol. Ich hatte Neil nicht mehr die ganze Zeit vor Augen. Nein, ich fühlte gar nichts. Der Schmerz war weg. Nur, um immer wieder mit neuer Wucht zurückzukommen. Ich hatte einige Wutanfälle, habe das Zimmer verwüstet, mich dabei selbst verletzt. Diese Erinnerungen daran sind so bruchstückhaft..." Sie strich sich über ihre zitternden Finger. Das Gefühl, wie sie mit bloßen Fäusten gegen harte Metallstreben schlug, war ihr allzu präsent. "Im Traum war Stiefmutter der Meinung, dass ich nur simuliere. Sie hat Vater überzeugt, dass ich schon wieder spuren würde, wenn sie mich einfach nur ordentlich bestraft. Ich träumte davon, wie er ihr zustimmte. Doch sie sollte mich nicht an Stellen verletzen, die man sehen könnte. Schließlich sollte ich noch verheiratet werden, um Vaters Machtbasis zu erweitern. Die Qualen gingen tagelang." Lorraine merkte nichts von den Tränen, die über ihre Wangen strömten. Sie schloss die Augen und sagte leise: "Ein Fusionsschneider ist ein äußerst präzises Werkzeug bei effektiver Schmerzausbeute." Inzwischen hatte sie ohne es zu merken die Knie an sich herangezogen, umklammerte sie fest und wippte mit dem Oberkörper nach vorn und hinten. Sie schien gefangen in der Erinnerung und schwieg.

Anne
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Re: Jolene träumt...

Beitrag von Anne » 07.06.2022 14:27

"Das klingt wirklich furchtbar. Wie ist es dann weiter gegangen?", erkundigte der Therapeut sich mitfühlend.

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goldie
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Re: Jolene träumt...

Beitrag von goldie » 07.06.2022 16:08

Lorraine hatte die Augen geschlossen und begann tief durchzuatmen. Kurz griff sie in ihre Tasche, um sich ihren Stein zu nehmen. Langsam beruhigte sie sich wieder. Sie starrte auf ihre Knie, als sie weitersprach.
"Ich träumte, dass ich hier in der Klinik lande. Eine Therapie bei Ihnen mache. Ich erzählte Ihnen von Vater. Dass sein respektables Geschäft nur eine Fassade ist. Dass er buchstäblich über Leichen gehen würde, um seine Machtbasis weiter auszubauen. Wie gesagt, das träumte ich nur. Ich erzählte Ihnen, dass er Leute in dem Moment verschwinden lässt, in dem sie gefährlich für ihn werden können. Oder dass sie einfach einen 'Unfall' erleiden würden, wie Neil. Ich bat Sie, dass Sie all das, was Sie über meinen Vater erfuhren, für sich behalten. Dass Sie es auf sich beruhen lassen und mir einfach dabei helfen, ein neues Leben anfangen zu können. Doch Sie ließen nicht locker. Schließlich fanden Sie die Überwachungstechnik, die in meinem Zimmer und im Bad versteckt ist. Sie dachten, Sie hätten jetzt Beweise, um etwas gegen Vater ausrichten zu können. Sie erzählten Ihren Kollegen davon. Doch im Traum gab es darunter Spione, die für meinen Vater arbeiteten. Diese fanden auch die Notizen auf ihrem Rechner, die Sie sich zu mir gemacht hatten und meinen Vater belasteten."
Lorrain schluckte. "Später wurde mir erzählt, Ihr Airspeeder hätte einen technischen Defekt gehabt und sei deswegen abgestürzt."
Endlich schaute Lorraine auf und fixierte Xid mit ihrem Blick. "Sie haben sich im Traum ziemlich dumm verhalten, meinten Sie nicht? Es wäre besser gewesen, hätten Sie keine Notizen gemacht, nicht nach Überwachungstechnik gesucht und keine Kollegen eingeweiht. Viel besser wäre es gewesen, einfach meinem Wunsch zu folgen, meinen eigenen Weg zu gehen... Meinen Sie nicht auch, Doc?"

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Re: Jolene träumt...

Beitrag von Anne » 07.06.2022 16:34

Xid hörte aufmerksam zu. An seinem Blick ließ sich nicht eindeutig feststellen, ob er seiner jungen Patientin glaubte, oder ob er das ganze für Paranoia hielt. Lorraine meinte, Besorgnis darin zu erkennen.
Als die junge Frau ihre Gedanken ausgesprochen hatte, dachte der Therapeut noch einen Moment darüber nach. Dann sagte er langsam: "Ich verstehe... Sie sagten, ich hätte im Traum Ihrem Wunsch folgen sollen und Sie Ihren eigenen Weg gehen lassen sollen. Was verstehen Sie darunter? Was hätten Sie im Traum von mir erwartet?"

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goldie
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Re: Jolene träumt...

Beitrag von goldie » 07.06.2022 17:03

"Sie hätten mit meinem Vater gesprochen, damit er mir mehr Zeit gibt. Ganz so, wie wir es im verwanzten Zimmer besprochen hatten. Er wäre natürlich hart geblieben, weil es nicht in seine Pläne gepasst hätte, würde ich noch länger hierbleiben müssen. Dann hätten Sie und Dr. Horain Spendengelder aufgetrieben für mich. Im Traum stand sie nicht auf der Gehaltsliste meines Vaters. Ich hätte versucht, gesund zu werden. Doch wie Horain und sie es prophezeit haben, wäre mein Zustand nach zwei Monaten immer noch weit entfernt von gesund. Ich hätte die Versagerin gemimt, die es nicht geschafft hat, ihren Vater stolz zu machen. Danach hätte er mich fallenlassen und viel wichtiger: er hätte gedacht, dass ich keine Gefahr für ihn bin. Und dass auch Sie keine Gefahr sind. Sie hätten mir geholfen, etwas aus meinem Leben zu machen. Vielleicht wäre Ysannes Orden etwas für mich, da kann man eine Menge gutes tun. Das hätte der Xid im Traum jedenfalls gemacht, wäre er schlau gewesen."

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Re: Jolene träumt...

Beitrag von Anne » 08.06.2022 00:35

Als Lorraine ihn mit seinem Vornamen bezeichnete, schaute der Therapeut kurz verwundert auf. Dann dachte er erneut nach, griff ganz automatisch nach dem Becher und führte ihn zum Mund. Schließlich schien er sich eines Besseren zu besinnen und stellte ihn wieder ab, ohne davon getrunken zu haben. Xid strich sich gedankenverloren über seinen schmalen Bart, dann wandte er sich wieder seiner Patientin zu.
"Diese Dinge, die Sie gerade aufgezählt haben, das waren ja genau die Dinge, die wir auch in der Realität außerhalb Ihres Traums vereinbart hatten. Ich hatte Ihnen zugesichert, mit Ihrem Vater zu sprechen und auch mich mit Ysanne zusammen zu setzen, um Alternativen zu besprechen. Doch nun sitzen Sie mir gegenüber und weisen mich darauf hin, was ich alles nicht tun sollte, um in Ihren Augen nicht dumm zu sein. Es sind Dinge, auf die ich ohne Ihren 'Traum' gar nicht gekommen wäre. Deshalb frage ich mich, was Sie nun von mir erwarten. Haben Sie mir davon erzählt, damit wir in den nächsten Wochen ehrlich an Ihrer Vergangenheit arbeiten können? Sie erzählen mir, was Sie in Ihrer Familie durchgemacht haben und ich bin durch Sie gewarnt worden, nichts gegen Mr Silverdust zu unternehmen?"

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Re: Jolene träumt...

Beitrag von goldie » 08.06.2022 02:34

Lorraine bemerkte Duans Irritation, als sie ihn beim Vornamen nannte. Sie war sich nicht mehr 100% sicher, wie sie ihn in der Realität ansprach. Neil nannte ihn Xid, ob der Doc das wusste? Waren das die ersten Anzeichen, dass die Wahnvorstellungen zurückkehrten?

Lorraine fuhr sich nach Duans Fragen mit der Hand durch die Haare. "Sagen Sie mir, was wir am besten tun sollten. Ich will Sie nicht gefährden. Ich habe es bereits getan, indem ich Ihnen von dem 'Traum' erzählt habe." Nun machte auch sie Gänsefüßchen in die Luft.

"Vermutlich ist dieses Zimmer hier sauber. Doch das kann sich ändern. Wenn wir ganz sicher sein wollen, müsste ich das Zimmer nach Wanzen durchsuchen. Jetzt und auch in Zukunft. In Ihrem Beisein natürlich. Ihre Entscheidung."

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Re: Jolene träumt...

Beitrag von Anne » 08.06.2022 10:19

"Ich könnte mir vorstellen, dass das jedes Mal sehr viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Wie wäre es stattdessen, wenn wir Ihre Gesprächstermine zukünftig in den Park verlegen würden? Vielleicht fühlen Sie sich dort etwas sicherer. Und ansonsten würde ich vorschlagen, dass wir genau so weiter machen, wie wir es geplant hatten. Was Sie mir eben bezüglich meiner Sicherheit gesagt haben, behalte ich im behalte ich im Hinterkopf. Ich würde es als Fortschritt betrachten, dass Sie sich jetzt kritisch mit Ihrer Familie auseinander setzen und Bestrebungen in Richtung Autonomie zeigen. Was Ihre Vergangenheit angeht möchte ich Ihnen eine Traumatherapie mit dem Fokus auf den eben von Ihnen geschilderten Ereignissen anraten. Das wird noch einmal ein anstrengender Weg, aber wenn das geschafft ist steht einem eigenständigen und erfolgreichen Leben für Sie nichts mehr im Wege, schätze ich."
Duan lächelte zuversichtlich.

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Re: Jolene träumt...

Beitrag von goldie » 08.06.2022 13:28

Lorraine nickte nachdenklich. "Der Park sollte funktionieren. Dann haben wir wohl einen Plan." Sie lächelte ihn das erste Mal an diesem Tag an. "Danke, Doc."
Sie dachte kurz nach: "Und sollte ich jemals wieder auf die wahnwitzige Idee kommen, dass ich zurück zu meinem Vater will, erzählen Sie mir, was wirklich gelaufen ist, okay?" Ihr Blick war wieder ernst geworden.

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Re: Jolene träumt...

Beitrag von Anne » 08.06.2022 14:31

"Fühlen Sie sich frei noch ein zweites Holovid aufzunehmen. Sich selbst werden Sie es wohl eher glauben als mir. Beziehungsweise... vielleicht wäre es auch nicht gut solche Anschuldigungen hier gespeichert zu haben. Ist gut, ich werde Ihnen davon berichten, was Sie mir heute gesagt haben", stimmte er zu. Offenbar war er zumindest bereit zu akzeptieren, dass Lorraine die Wahrheit über ihre Familie gesagt haben könnte, wenn er es für gefährlich hielt derartige Aufnahmen zu machen.

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Re: Jolene träumt...

Beitrag von goldie » 08.06.2022 14:53

"Ich sehe, wir verstehen uns." Sie nickte ihm zu. "Denken Sie daran, niemals belastende Aufzeichnungen. Dann bin ich bereit, über alles zu sprechen. Und was meine Brüder angeht. Ich vertraue ihnen. Sie sind immer willkommen hier."

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Re: Jolene träumt...

Beitrag von Anne » 08.06.2022 15:00

"In Ordnung. Ihre Brüder haben sich in der Vergangenheit ja auch als sehr zuverlässig erwiesen. Sie haben Sie immer besucht und Ihnen auch oft etwas mitgebracht. Nette junge Männer, die beiden", fand Xid.

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Re: Jolene träumt...

Beitrag von goldie » 08.06.2022 15:45

Lorraine konnte einen Anflug von Traurigkeit nicht verbergen, als sie daran dachte, ihre Brüder niemals wiederzusehen. Vor allem Keeran hätte sie nach all den Jahren gern noch einmal gesprochen. Würde sie sich ihre Zukunft damit endgültig verbauen, nach einer Comlink Verbindung mit ihm zu fragen? Schweren Herzens entschloß sie sich, dieses Risiko nicht einzugehen.

"Ja, das sind sie. Wir alle können froh sein, dass ich hier untergekommen bin. Mir hätte nichts Besseres passieren können. Das ist gerade genau der richtige Ort für mich." Sie dachte an Neil, als sie Duan anlächelte.

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Re: Jolene träumt...

Beitrag von Anne » 08.06.2022 17:17

"Sie werden sehen, das hier ist nur der Beginn von etwas noch viel Besseren", sagte Xid.
"Du richtest dich also darauf ein, zu bleiben?", hörte Lorraine die Stimme ihres Freundes. Plötzlich tauchte er auf dem Stuhl neben ihr auf. Auch er wirkte ziemlich unglücklich, auch wenn er versuchte, es zu verbergen. "Nun ja, irgendwann musste es ja soweit kommen... Dass du mich nicht mehr brauchst, meine ich. Ich hatte nur nicht so bald damit gerechnet."

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Re: Jolene träumt...

Beitrag von goldie » 08.06.2022 17:28

Lorraine musste unwillkürlich zur Seite schauen, als ihr Freund auftauchte. Sie kaschierte es, indem sie so tat, als würde sie aus dem Fenster in den Park schauen. Sie lächelte Neil an, für Duan mochte es so aussehen, als gefalle ihr die Aussicht. Ich verabschiede mich nur von ihm, ohne dass er Verdacht schöpft.

"Ja, ich sehe schon meine neue Zukunft vor mir. Und die Freiheit." Sie wandte sich lächelnd zurück zum Doc.

"Ich glaube wir sind dann durch für heute, oder?"

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