Akaavi und der verschwundene Hyperraumsender

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goldie
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Re: Akaavi und der verschwundene Hyperraumsender

Beitrag von goldie » 25.06.2022 08:47

Jolenes Augen füllten sich mit Tränen. Sie stolperte zurück. Biss sich auf die Unterlippe. Ein Ruck ging durch ihren Körper und im nächsten Moment waren ihre Hände von einem blauen, tödlichen Knistern umgeben. Auch Owen trat beiseite. Stolz nickte er Jolene zu. Dann richtete sich sein raubtierhafter Blick auf den Archäologen. Anscheinend konnte er gar nicht erwarten, dass seine neue Waffenmeisterin Enrics Leben ein Ende setzte. Ihr lauter Wutschrei ertönte und die Blitze schossen auf Enric zu.

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Re: Akaavi und der verschwundene Hyperraumsender

Beitrag von goldie » 25.06.2022 14:02

Das Licht der Machtblitze war so gleißend hell, dass selbst Jolene davon geblendet wurde. Im nächsten Moment landete Enric elegant auf seinen Füßen. Die weiße Asche der von Jolene zerstörten Wurzeln raschelte leise zu Boden. "Fang", rief sie Enric zu. Im nächsten Moment ergriff seine Hand das Lichtschwert, das Jolene ihm zuwarf. Er aktivierte es und ein silbernes Surren erfüllte die Luft.

"Das ist also der Dank für die Ehre, die ich dir zukommen ließ... Hühnchen", knurrte Owen. "Das ist dein Untergang." Er hob seine Hände und im nächsten Moment rasten Machtblitze auf Jolene zu. Geistesgegenwärtig reagierte sie mit der gleichen Machttechnik. Die Blitze krachten aufeinander und spannten einen Bogen zwischen beiden. Doch langsam, aber sicher, wogten die tödlichen Energien mehr und mehr in Jolenes Richtung.

Am Rande bemerkte Jolene, dass Abskadan mit einem Machtsprung auf Enric zuflog und mit aller Heftigkeit erneut angriff. Sofort entbrannte ein weiterer heftiger Kampf.

Derweil fraßen sich die dunklen Energien weiter und weiter auf Jolene zu. Sie stemmte sich dagegen, doch musste einsehen, dass sie nicht stark genug war. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Owen sie besiegen würde.

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Re: Akaavi und der verschwundene Hyperraumsender

Beitrag von goldie » 25.06.2022 15:38

Rot und silbern tanzte das Licht der Schwerter durch die Kaverne, als Enric und Abskadan sich kämpfend von Jolene fortbewegen. Sie bekam es nur am Rande mit, denn sie wehrte sich mit aller Kraft gegen Owens Attacke. Näher und näher kamen Owens Blitze auf sie zu. Die Emotionen, mit der sie die dunkle Seite versuchte zu kontrollieren, reichten nicht aus, um es zu verhindern. Nur noch wenige Zentimeter trennten sie noch von den tödlichen Energien. Noch ein letztes Mal bäumte sie sich auf, als sie an ihre Liebe zu Enric dachte. Doch dann war es vorbei. Sie konnte einfach nicht mehr. Erschöpft musste ihre Verteidigung aufgeben und erwartete das Unvermeidliche.

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Re: Akaavi und der verschwundene Hyperraumsender

Beitrag von goldie » 25.06.2022 17:58

Doch abrupt brach das Gewitter ab, das fast über die junge Frau hereingebrochen wäre. Stattdessen sah sie, dass Owen in einer fließenden Bewegung sein Lichtschwert zog. Er parierte mehrere Schüsse, die auf ihn einprasselten. Als sie die Quelle suchte, glaubte Jolene, ihren Augen nicht zu trauen. Es war Vela. Sie hatte überlebt!

Jolene suchte Deckung hinter einem der Felsen. Sie fühlte sich so ausgelaugt. So müde. Sie versuchte, wieder zu Atem zu kommen.

Owen lenkte die Schüsse zurück in Velas Richtung. Sie war gezwungen, sich wieder zu verbergen. Dann schaute er sich um. "Hühnchen... wo bist du?" fragte er zuckersüß. Er kam Jolene näher. Wieder wurde er von der Mirialanerin beschossen. Er sprang mehrere Meter in die Luft, entriss mithilfe der Macht Velas Waffe und landete nicht weit entfernt von Jolene. Ein boshaftes Lächeln umspielte seine Züge.

Nun wogte auch Enrics Kampf zurück in Jolenes Richtung. Sie konnte sehen, wie er in Bedrängnis geriet. Er wurde in eine Sackgasse gedrängt, wo er weit weniger Bewegungsspielraum hatte.

Doch sie selbst hatte ein viel größeres Problem. Sie war unbewaffnet, hatte keine Kraft mehr und Owen hatte all ihre Fluchtwege im Blick. Achtlos ließ er Velas Blaster fallen. Mit der nun freien Hand zwang er die Macht einen Ring um den Hals zu legen, der sie emporhob und sich langsam zuzog. Das Atmen wurde schwerer und schwerer.

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Re: Akaavi und der verschwundene Hyperraumsender

Beitrag von goldie » 25.06.2022 20:40

Jolene konnte nur noch röcheln. Verzweifelt versuchte sie eine Verbindung zur Macht zu finden, um Owen irgendetwas entgegenzusetzen.

Dann sah sie, wie Enric immer weiter in Bedrängnis geriet. Sie kannte das Manöver, das Abskadan gerade ausführte. Sah, dass Enric falsch reagierte. In Lebensgefahr war. Die Angst um ihn ließ sie endlich wieder den Strom der Macht erkennen, den sie brutal zu einem Schild formte, der Enric als blutroten Schimmer umgab. Keinen Moment zu früh. Das rote Lichtschwert rammte gegen den Schild, genau da, wo sich Enrics Herz befand. Sie schaffte es, den Schild sogar noch zu verstärken. Enric verschwendete seine Zeit nicht damit, überrascht zu sein. Er nutzte die mangelnde Deckung zu einem kraftvollen letzten Hieb, der dem Gegner den Kopf abtrennte.

Jolene blieb keine Zeit, sich über diesen Erfolg zu freuen. Sie griff nach ihrem Hals, doch sie konnte mit ihren Händen nichts greifen, von dem sie sich hätte befreien können.

Owen zog sie mit der Macht zu sich. Entweder hatte er nicht mitbekommen, dass der Zabrak gerade gefallen war oder es kümmerte ihn nicht. Er ließ Jolene gerade genug Luft, um nicht zu ersticken. Er führte die Spitze seines Lichtschwerts zu ihrer Kehle. Sie schrie laut auf, als es ihre Haut verbrannte.

"Du undankbares, kleines Ding. Ich frage mich, ob ich dich lieber mit Machtblitzen grillen sollte, oder ob es heute Hühnchen am Spieß gibt." Er lachte grausam und führte die Klinge langsam hinunter in die Mitte ihrer Brust. Auf dem Weg nach unten kam die Klinge gerade so mit der Haut in Berührung und hinterließ eine glühende Brandnarbe. Jolene ging die Luft zum Schreien aus. Sie schloss die Augen. Hoffte, dass er sie nicht lange leiden lassen und ihr ein schnelles Ende setzen würde.

Ganz langsam schob sich das Schwert nach vorn, in Richtung ihres Herzens. Sie konnte nur noch wimmern. Und dann ließ das Brennen nach. Sie fiel. Als sie auf dem Boden aufschlug, öffnete sie aus Reflex die Augen. Sie konnte nur Schemen sehen, wie durch einen roten Schleier. Silberne Schlieren zogen sich durchs Bild. Es surrte um sie herum. Und dann umfing sie endlich gnädige Dunkelheit.

Als sie die Augen wieder aufschlug, sah sie Enrics ernstes Gesicht vor sich. Seine gebrochene Nase war hässlich angeschwollen. Sein Haar von Schweiß verklebt. Trotzdem hätte sie sich keinen besseren Anblick erträumen lassen können. "Du lebst", stellte er erleichtert fest

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Re: Akaavi und der verschwundene Hyperraumsender

Beitrag von goldie » 26.06.2022 06:40

Sie spürte, dass seine Hand auf ihrer Brust ruhte. Sie legte eine Hand auf die seine. Sie wunderte sich, dass sie keine Schmerzen mehr spürte. Nur unglaubliche Erschöpfung. Fühlte es sich so an, wenn man gleich für immer einschlafen würde?

"Es tut mir so leid, was ich getan habe...", stammelte Jolene. "Er hat mich reingelegt. Als ihr euch geküsst habt... Das Flackern... Das war er... Eine Illusion." Ihre Unterlippe begann zu zittern. Tränen rannen über ihr Gesicht.

Enric streichelte sanft über ihr Haar. Sein Blick war voller Zärtlichkeit und Verständnis. "Ganz ruhig, Liebes. Mach dir deswegen keine Sorgen."

Voller Scham wandte sie den Blick von ihm ab. "Die dunkle Seite... Ich... Ich kann nicht mehr dagegen ankämpfen. Sie hat mich in ihrem Bann. Ich habe versagt... Die Machtblitze... So viele..." Sie schluchzte. "Tust du mir einen letzten Gefallen und schenkst mir einen schnellen Tod?"

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Re: Akaavi und der verschwundene Hyperraumsender

Beitrag von goldie » 26.06.2022 07:59

Sanft drehte er ihren Kopf zurück, so dass sie ihn ansehen musste. Sie konnte es nur einen Moment lang aushalten. Dann schloss sie ihre Augen, weil sie seinen liebevollen Blick nicht ertragen konnte.

"Es wird alles wieder gut", versicherte Enric. Sie spürte, wie seine starken Arme sie aufhoben. Er setzte sich in Bewegung.

Gnädige Dunkelheit umfing sie.

Als Jolene die Augen wieder aufschlug, sah sie sofort, dass sie auf der Krankenstation der KAV 1 lag. Sie war an Geräten angeschlossen, die vor sich hinpiepten.

Dann sah sie, wie sich eine strahlende Vela über sie beugte. Sie trug einen Ärztekittel. "Guten Morgen, Sonnenschein. Na, wie fühlen wir uns heute?" fragte sie gutgelaunt und leuchtete Jolene in die Augen, um irgendwelche Werte zu prüfen. Jolene blinzelte, um sich wieder an das normale Licht zu gewöhnen. "Was ist passiert? Wo ist Enric?" fragte sie mit schwacher Stimme.

"Dein Liebster ist schon auf dem Weg zu dir. Er ist gleich hier. Hach, ihr zwei Süßen... Das ist ja alles so romantisch." Vela schaute Jolene verträumt an. Sie schien in Erinnerungen zu schwelgen.

"Vela!" machte Jolene auf sich aufmerksam.

"Oh, ach ja", wurde dir Mirialanerin aus ihrem Tagtraum gerissen. "Enric hatte eine Vision, dass du in großer Gefahr bist. Also sind wir rein. Lief jetzt nicht ganz so gut. Sie haben uns bemerkt und gejagt. Wir konnten den Großteil abschütteln und sind in dieser Höhle gelandet. Da ist es zum Kampf gekommen. Das hättest du sehen müssen, haha! Piu, Piu! Das waren bestimmt 50 Söldner, die weiter da erledigt haben. Keine Ahnung, jedenfalls eine Meeeenge jedenfalls. Ich dachte echt, wir haben es geschafft. Aber dann ist dieser gruselige Waffenmeister aufgetaucht und hat mich einfach so gegen die Wand geklatscht. Dann habe ich..." Sie hüstelte etwas verlegen. "... eine kleine Erinnerungslücke. Ich seh dann nur, dass Enric und der Zabrak kämpfen und warum auch immer, warst du und Owen auf einmal da. Diese Blitze. Wow! Total beeindruckend! Ich musste mich nur entscheiden, wer von euch jetzt der Böse ist. Und da ich weiß, dass du ein gutes Herz hast..." Sie strahlte Jolene an, krümmte ihren Finger, als würde sie den Abzug drücken und machte grinsend "Piu Piu."

"Leider hat ihn das nur kurz abgelenkt, aber hey, zumindest hat er dich nicht direkt gegrillt. Und als ich nochmal schieße, springt dieser Bastard einfach in die Luft und reißt mir mit der Macht den Blaster aus den Händen. Von da an konnte ich leider nichts mehr machen." Sie zuckte entschuldigend mit den Schultern. "Oh, aber du hättest Enric sehen sollen. Wie er den Zabrak geköpft hat. Dabei war er selbst schon ziemlich ramponiert und ich habe mich gefragt, wie er sich mit diesen Verletzungen noch auf den Beinen halten kann. Aber als er gesehen hat, was Owen mit dir anstellt... Bumm!" Sie schlug mit der Hand in ihre Faust. "Schon ist er hingesprungen. Was für ein Kampf! Man konnte gar nicht richtig was sehen, weil sie sich so schnell bewegt haben. Was für einen Mordskerl hast du dir da geangelt!" Vela grinste. "Mordskerl, verstehst du? Bsss Bsss Bsss, ging es die ganze Zeit und zack, dann fällt Owen in zwei Hälften zu Boden. Enric ist dann sofort zu dir und hat dich mit der Macht geheilt. Keine Sekunde zu früh, Schätzchen! Du sahst echt übel aus."

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Re: Akaavi und der verschwundene Hyperraumsender

Beitrag von goldie » 26.06.2022 12:11

Jolene atmete durch. Dann hörte sie auch schon schnelle Schritte. "Enric!"

Schon war er an ihrem Bett: "Du bist wach!" rief er freudig aus und wandte sich sogleich an Vela: "Wie geht es ihr?"

"Lebendig und wohlauf", strahlte die Mirialanerin.

Erleichtert schaute er zurück zu Jolene.

Jolene fragte zaghaft: "Was da passiert ist... Es tut mir so leid. Kannst du mir das jemals verzeihen?"

Enric strich ihr sanft über die Haare. "Das habe ich doch längst, meine Liebe." Er lächelte sie selig an. "Hey, ich warte übrigens noch auf eine Antwort." Er zwinkerte ihr zu.

Jolene schaute ihn verwirrt an.

Enric nahm ihre Hand und sank vor ihrem Bett auf die Knie: "Jolene Whiteflake, du bist die mutigste, beeindruckendste und hinreißendste Frau, die mir jemals begegnet ist. Ich kann mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen, möchte mit dir gemeinsam durch alle Höhen und Tiefen gehen. Willst du mich heiraten?"

Ein entzücktes Quietschen war von Vela zu hören. Sie biss sich auf die Faust und wartete voller Spannung auf Jolenes Antwort.

"Oh", entfuhr es Enrics Freundin. "Ich dachte, das war nur ein Vorwand, damit ich dich freilasse..." Dann erhellten sich ihre Gesichtszüge. "Ja, ja, natürlich will ich!" rief sie begeistert. Und schon lagen sich beide in den Armen.

Vela wischte sich ein paar Tränchen der Rührung beiseite. "So romantisch..." entfuhr es ihr mit einem schmachtenden Seufzer.

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Re: Akaavi und der verschwundene Hyperraumsender

Beitrag von goldie » 26.06.2022 14:49

Die Szene blendete über, ohne dass es Jolene bewusst gewesen wäre. Sie fand sich im Garten des Praxeums wieder. Frühling lag in der Luft, überall blühte es.

An ihrer Seite war Enric. Er war schick zurechtgemacht in seinem weißen, maßgeschneiderten Anzug. Seine Locken schimmerten golden im Sonnenschein und voller Liebe sah er sie an.

"Hiermit erkläre ich euch zu Mann und Frau", sagte Ysanne zu dem Hochzeitspaar. "Ihr dürft euch jetzt küssen."

Stürmisch zog Enric seine Braut zu sich heran, als hätte er nur auf diese Worte gewartet. Inbrünstig und voller Leidenschaft küsste er seine Jolene.

Jolene sah sich plötzlich von außen: eine überglückliche Braut, die endlich bekam, worauf sie so lange gewartet hatte.

Dann schob sich Vela ins Bild. Sie warf eine Granate in die Luft, die in Tausenden silbrig glänzenden Konfettiherzen explodierte, die das gesamte Bild ausfüllten. In der Mitte formte sich ein Herz, das wieder den Blick auf das glückliche Brautpaar freigab. Ein schnörkeliger Schriftzug legte sich darüber: "The End"

Verwirrt fragte sich Jolene, was da gerade passierte. Da hörte sie auf einmal Koi rufen: "Cut!" Das riss sie vollends aus ihren Traum und sie erwachte.

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Re: Akaavi und der verschwundene Hyperraumsender

Beitrag von goldie » 26.06.2022 20:36

Jolene schlug die Augen auf. Noch immer glaubte sie, Enrics Lippen auf den ihren zu spüren. Langsam kam sie zurück in die Realität. Das schwache Notlicht ließ sie erkennen, dass sie an einem fremden Ort war. Ruckartig richtete sie sich im Bett auf. "Enric?" Sie tastete auf den Platz neben sich. Leer!

Panisch griff sie nach ihrem Blaster, der auf dem Nachttisch lag. Sie zielte in die verschiedenen Ecken des Raumes. Dann fiel ihr ein, dass dies ihre erste Nacht auf der Velaceraptor war und sie Enric zurückgelassen hatten. Sie fuhr sich mit der Hand durch die verschwitzten Haare und atmete durch.

Sie legte den Blaster wieder ab. Dann fiel ihr etwas ein. Sie legte ihre Hand auf ihren Hals. Kein Narbengewebe. Trotzdem riss sie sich das Oberteil vom Leib und betrachtete sich in ihrem Handspiegel. Sie atmete auf alles nur ein Traum. Halbnackt begann sie im Zimmer auf und ab zu laufen.

Warum wurde sie nur so oft von Alpträumen gequält? Wie realistisch war es, dass unter ihnen ein Verräter war? War es wirklich auszuschließen, dass ein Fünkchen Wahrheit daran war? Ihre Träume entsprangen genauso ihrem Geist wie ihre Wahnvorstellung. Der Doc hatte gefragt, warum sie und Enric so oft stritten. Brauchte sie vielleicht diese leidenschaftlichen Auseinandersetzungen, um sich lebendig zu fühlen? Vielleicht brauchte es auch einen Verräter, den es zu besiegen galt. Um es spannend zu halten. Wobei sie auf diese Spannung gern verzichtet hätte.

Sie fühlte sich so einsam ohne Enric. Es war das eine, zu wissen, dass Eifersucht völlig fehl am Platze war. Doch nach all den Monaten die erste Nacht allein ohne ihn zu verbringen... Niemals hätte sie gedacht, dass sie das so aufwühlen würde.

Sie zog sich wieder an, setzte sich aufs Bett und zog die Knie zu sich heran. Sie begann zu schluchzen. Die räumliche Trennung von Enric bereitete ihr fast körperliche Schmerzen. Sie musste daran denken, wie wütend sie im Traum auf ihn gewesen war und schämte sich dafür. Owens Manipulation...

"Horain, wehe sie waren das!" sagte sie laut. "Wenn sie mir Alpträume einpflanzen, damit ich aufwache, dann lernen Sie mich so richtig kennen. Außerdem habe ich schon viel heftigere Träume gehabt. Sie können vergessen, dass ich mich von so einem Banthamist wecken lasse!"

Trotzdem Jolene wusste, dass es nur ein Traum gewesen war, machte sie sich Sorgen. Vielleicht waren Träume ein Vorbote der Realität? Vielleicht war Akaavi tatsächlich tot? Kurz erwog sie, mit der Macht nach ihn zu spüren. Doch sie war viel zu weit davon entfernt, gelassen zu sein. Das Gefühl der Euphorie, als sie die Machtblitze geformt hatte, stieg in ihr auf. So viel Zerstörungskraft. Was sie damit alles bewirken konnte! Sie erstarrte. Biss sich auf die Unterlippe.

"Nein", flüsterte sie. "Ich bleibe stark. Ich werde nicht die dunkle Seite benutzen. Niemals!"

Missmutig ging sie den Traum im Kopf noch einmal durch. Wie hatte sie nur so dumm sein können? Diese Manipulation durch Owen... Sie war einfach darauf hereingefallen. Ihre Wut, ihre Verwirrung... Das hatte sie zu einer leichten Beute gemacht.

Sie erkannte, dass ihr größter Schutz die Gelassenheit gewesen wäre. "Doc, wenn Sie mich hören können: erklären Sie mir mal, wie ich gelassener werden kann." Sie erwartete keine direkt Antwort. Doch vielleicht würde sie ja irgendwann in indirekter Form kommen.

"Gelassenheit ist der Schlüssel..." murmelte sie vor sich hin. Sie dachte an die Hochzeit mit Enric. "Darauf lohnt es sich hinzuarbeiten", ermunterte sie sich selbst und musste lächeln. Es war wirklich perfekt gewesen. "Enric, du würdest mir sicher raten zu meditieren. Weißt du was, genau das mache ich jetzt."

Und damit nahm sie auf dem Boden den Meditationssitz ein und ließ Worten Taten folgen.

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