Die Sieger schreiben die Geschichte

[goldie]

"Die ganze Zeit liegt er mir in den Ohren, wie wichtig es für ihn ist, dass er Kontakt mit Auren hat. Dass ich das nicht besonders toll finde, liegt ja auf der Hand. Und jetzt, wo ich es ihm zugestehe, nicht mal ein kleines bisschen Dankbarkeit", beschwerte sie sich über ihren Freund.

[Axel]

Akaavi hörte Jolene aufmerksam zu. Dann fragte er: "Hast du den eine Idee, warum das so sein könnte?"

[goldie]

Jolene dachte nach. Schließlich sagte sie: "Keine Ahnung. Der Doc hatte mal gesagt, dass wir es wohl brauchen, uns immer zu streiten. Wir sind aber noch nicht näher auf das Thema eingegangen. Und ich will mich ja auch gar nicht streiten. Irgendwie ergibt es sich immer wieder. Das alles ging mit Horrain los. Na gut, gestritten haben wir uns schon immer ständig. Aber seit sie da ist... Sie ist einfach nur Gift für unsere Beziehung und macht alles kaputt. Ich habe ja versucht, mit ihr auszukommen. Aber sie ist gefährlich. Ich habe Enric vor ihr gewarnt, ihm verboten, sie weiter zu treffen. Und als er deswegen so abweisend zu mir wurde, habe ich ihm es trotz allem wieder erlaubt. Er weiß gar nicht, wie schwer mir das fiel. Er kennt die wahren Hintergründe nicht." Sie atmete durch. "Was erzähle ich dir eigentlich. Als wenn du eine Ahnung hättest, in so einer Situation zu sein, wie ich."

[Axel]

"Verstehe ich das richtig, dass du Enric den Umgang mit Auren Horrain verboten hast? Und jetzt hast du es wieder erlaubt, was dir schwerviel? Was meinst du mit wahren Hintergründen? Und noch eine Frage. Wie würdest du denn deine Gefühle für Enric beschreiben?" Auf den letzten Satz von Jolene ging Akaavi nicht ein.

[goldie]

"Ich liebe ihn über alles!" erwiderte sie voller Inbrunst. Dann runzelte sie die Stirn. "Soll ich dir die Sache mit Horrain echt nochmal ein drittes Mal erklären? Bist du so schwer von Begriff? Aber ja, du hast es schon richtig verstanden. Und was die Hintergründe betrifft... Das kann ich weder dir noch ihm sagen." Sie atmete durch und sagte leise: "Das ist eher was für den Doc."

[Axel]

Einen Moment schwieg Akaavi und dachte nach, dann fragte er:"Möchtest du meine..... Hilfe oder meine Meinung zu dem Thema? Vielleicht sage ich Dinge, die du nicht hören willst."

[goldie]

Jolene verschränkte die Arme. "Nur zu, immer frei heraus." Ihre Körpersprache zeigte nicht unbedingt Offenheit für Akaavis Worte an.

[Axel]

"Bevor ich das sage, was mir durch den Kopfgeht, zwei Fragen: 1. Warum glaubst du, streitet ihr euch so oft? Und die zweite Frage: Was wärst du bereit alles für Enric zu tun? Und sag mir bitte nicht 'alles', sondern werde etwas konkreter. Vorausgesetzt natürlich, du willst diese Frage beantworten."

[goldie]

Jolene verdrehte die Augen. So langsam verlor sie die Geduld. "Du nervst!" knallte sie Akaavi an den Kopf. "Was soll diese dämliche Fragerei? Hast du jetzt irgendwas sinnvolles zu sagen oder kann ich jetzt zu meinem Freund gehen und ihn davon überzeugen, dass er gefälligst besser drauf sein soll, wenn wir zusammen sind?"

[Axel]

Akaavi bedachte Jolene mit dem Blick, den er früher bei Training aufgesetzt hatte, wenn sie wieder dabei war, ihre Kontrolle und Selbstbeherrschung zu verlieren. Er sagte: "Ich weiß, dass dich meine Fragen aufbringen. Ich habe den Eindruck, dass du meine Hilfe willst. Die will ich dir auch gerne geben, brauche aber dafür mehr Informationen. Du würdest auch keine Hyperraumroute ohne aktuelle Sternenkarten berechnen."

[goldie]

Jolene biss sich auf die Unterlippe. "Meinetwegen", knurrte sie leise. "Aber dann komm endlich zum Punkt." Sie atmete durch. "1. Hab ich mich selbst schon gefragt. Keine Ahnung, vielleicht ist uns beiden sonst zu langweilig. 2. Ich würde alles für ihn aufgeben und mit ihm gehen, egal wohin." Ihre Unterlippe begann zu zittern, als sie versuchte, die Tränen zurückzuhalten.

[Axel]

Akaavi saß aufrecht im Schneidersitz und hörte Jolene zu und sein Gesichtsausdruck wurde sanfter. "Ich erzähle dir, wie ich die Liebe sehe. Liebe ist etwas freies. Liebe wird nicht genommen oder gefordert, es wird von dem anderen geschenkt. Lieben bedeutet nicht besitzen, es bedeutet jemanden so lassen, wie er ist. Lieben bedeutet Vertrauen und nicht, kontrollieren."

Akaavi saß weiter aufrecht im Schneidersitz, doch seine Augen wurden feuchter:"Lieben bedeutet Schmerz, denn nicht erwiederte Liebe schmerzt. Liebe bedeutet Schmerz, denn entrissene Liebe schmerzt."

Akaavis Wange rollte eine einzelne Träne herunter. "Wenn du Enric liebst, dann lässt du ihn frei. Du verbietest ihm nichts. Du lässt ihn so sein, wie er ist. Du schenkst ihm weiter deine Liebe. Denn Liebe braucht Platz zum Atmen. Wenn du ihm Dinge verbietest, erstickt die Liebe."

Jetzt liefen auf beiden Wangen jeweils eine Träne herunter: "Du hast Angst, dass Auren dir Enric wegnimmt. Doch Enric gehört dir garnicht. Er hat dich gewählt. Wenn er jemand anders wählt, kannst du wütend sein, du kannst mit Blaster auf die Person schießen, aber dadurch wird es nicht passieren, dass Enric dir seine Liebe schenkt. Im Gegenteil, du wirst ihn weiter von die vorttreiben. Auch Enric verschenkt Liebe und es ist seine Entscheidung, an wen.

Wenn Du Enric liebst, ist dir sein wohlergehen wichtig. Du möchtest, dass er glücklich ist. Dazu gehört aber auch, dass er selbst wählt, mit wem er glücklich ist. Ich glaube, wenn du ihn frei lässt, ihm vertraust und ihm deine Liebe schenkst, deine bedingungslose Liebe, dann wird er dir auch seine Liebe schenken."

Weitere Tränen rannen übers Akaavis Gesicht und er schien sich konzentrieren zu müssen, um nicht die Fassung zu verlieren: "Und ja, vielleicht passiert es, dass du Enrics Liebe verlierst und er Auren oder irgendjemand anders wählt. Dann wird es Schmerzen, sehr Schmerzen, aber es ist dann seine Entscheidung."

Akaavi atmete tief durch: "Ich meine, dass du nur eine Wahl hast. Lass ihn, mit allen Konsequenzen. Wenn du das nicht tust, dann ist für mich eins ganz klar: Du wirst Enrics Liebe auf jeden Fall verlieren, weil Liebe sonst nicht existieren kann."

[goldie]

Jolene hatte die Knie an sich herangezogen und sie mit den Armen umklammert. Auch ihr rannen die Tränen übers Gesicht. Das Akaavi nun auch nicht mehr frei von Emotionen war, riss Jolene zusätzlich weiteren Boden unter den Füßen weg. Als Akaavi endete, zitterte sie am ganzen Körper. "Was glaubst du denn, was ich vorhin getan habe? Ich habe ihn freigegeben. Ganz genau, was du vorgeschlagen hast", presste sie hervor. "Und er hat mir bereits seine bedingungslose Liebe geschenkt. Er erinnert sich nur nicht daran und an all die Dinge.... und Personen, die ich für ihn aufgegeben habe. Ich bin nicht mehr Lorraine Silverdust. Werde es nie mehr sein. Doch eine Jolene ohne Enric kann nicht existieren." Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare und starrte in die Dunkelheit. Es war das erste Mal gewesen, dass sie Akaavi ihren echten Namen verriet.

[Axel]

Akaavi rückte näher zu Jolene und blickte ihr in die Augen. "Liebe ist nicht etwas, was man einmal verschenkt. Liebe ist etwas, was man immer wieder verschenkt. Liebe ist etwas, was man tagtäglich zeigt. Vielleicht so wie der Sonnenaufgang. Es reicht nicht, wenn die Sonne einmal aufgegangen ist, sondern sie geht jeden Tag aufs neue auf."

Akaavis Augen waren noch rot, aber er vergoß gerade keine neuen Tränen. "Du kannst Enric nicht freigeben, weil er schon immer frei war. Oder hattest du ihn vorher 'gefangen'? Eingesperrt? Ich denke, dass du - wahrscheinlich ohne es zu merken - sehr besitzergreifend bist, denn sonst würdest du nicht in solchen Strukturen denken. Erwartest du Dankbarkeit von Enric für etwas, was für alle selbstverständlich ist? Frei sein? Stell dir vor, jemand sperrt dich ein. Wärst du dankbar, wenn er dich dann freilassen würde? "

Akaavi rückte noch etwas näher:"Jolene, vielleicht fühlt es sich für dich gerade so an, als ob es ohne Enric dich so nicht mehr geben würde. Das kann ich gut verstehen. Die Angst, der Schmerz, Verzweifelung und noch viele andere Gefühle. Du bist jedoch nicht die junge Frau wegen Enric. Sondern weil du diese junge Frau bist, bist du mit Enric zusammengekommen."

"Was hälst du davon, wenn du ihn einfach mal fragst, was er sich von dir Wünschen würde? Was er von dir gerade braucht? Und das gibst du ihm, egal wie schwer es dir gerade fällt", sprach der junge Jedi.

[goldie]

Jolene atmete durch. Sie hatte so vieles probiert. Erfolglos. Vielleicht war tatsächlich der Zeitpunkt gekommen, etwas komplett anders zu versuchen. Abrupt stand sie auf. "Bis später", verabschiedete sie sich ohne ein kleinstes Wort des Dankes.

Wieder nutzte sie die Macht, um Enric zu finden und machte sich direkt auf den Weg zu ihm.