Die Sieger schreiben die Geschichte

[Anne]

Enric war bereits ins Bett gegangen, welches er sich mit Jolene teilte. An Schlaf war aber gar nicht zu denken. Nicht nach diesen aufwühlenden vergangenen Stunden. Früher war es so einfach gewesen. Da hatte er einfach nur ein paar Tabletten nehmen müssen und sich für ein paar Stunden keine Gedanken mehr machen müssen. Irgendwo auf diesem Schiff mussten doch welche sein, oder? Er stand auf, um sich auf die Suche zu machen, während alle anderen abgelenkt waren. Doch als er das Zimmer schon fast verlassen hatte änderte er seine Meinung und legte sich wieder hin. Nein, das würde nichts besser machen. Wirklich nicht.
Die Tür öffnete sich und Jolene kam herein. Enric blinzelte ihr aus der Dunkelheit entgegen. Sofort war er wieder angespannt, aber er hatte sich vorgenommen sich jetzt besser zusammen zu nehmen als eben.

[goldie]

Jolene nutzte die Macht, um in der Dunkelheit zu sehen. "Hey, du bist noch wach", stellte sie fest. Sie setzte sich auf das Bett, auf dem er lag. Es fiel ihr schwerer als gedacht, das Gespräch zu beginnen.

Schließlich: "Kann ich dich was fragen?" Ihre Stimme klang sanft.

[Anne]

Enric setzte sich auf. "Natürlich. Du kannst mich immer alles fragen."

[goldie]

"Was wünscht du dir von mir?"

[Anne]

Enric hätte beinahe aufgelacht im Angesicht dieser höchst unerwarteten Frage, die ganz eindeutig von Akaavi gekommen war. Dann fiel ihm aber schnell genug ein, dass es Jolene sehr erzürnte, wenn sie das Gefühl hatte, dass man sie nicht ernst nahm. Also lächelte er bloß und sagte zunächst: "Das ist eine schöne Frage. Lass mich kurz darüber nachdenken."
Tja, was wünschte er sich eigentlich? Dass sie nicht mehr diese verrückten Gedanken hatte. Dass sie ihm seine Freiheiten ließ und sich ihm gegenüber nicht so herrisch verhielt. Dass sie ihre Emotionen besser im Griff hatte. Auch wäre es von Vorteil, wenn sie andere Frauen mit denen er Zeit verbrachte nicht heimlich bedrohen würde. Bestimmt würde ihm noch mehr einfallen. Aber lohnte es sich tatsächlich noch, an dieser Beziehung zu arbeiten? Er hatte ja eigentlich schon damit abgeschlossen. Allerdings dauerte es noch mindestens zwei oder drei Wochen, bis sie Zuhause wären. Vielleicht sollte er sich diese Zeit so angenehm wie möglich machen. Was störte ihn also am meisten? Er überlegte noch kurz, dann gab er seine Antwort: "Ich wünsche mir von dir, dass du mich mehr als eigenständigen Menschen betrachtest, nicht als Teil von dir. Ich mag es nicht, dass du so kontrollierend mir gegenüber bist. Ich möchte selbst entscheiden, was ich tue und was nicht. Was wünschst du dir denn von mir?"

[goldie]

Jolene sann über seine Worte nach. Dass er ein Teil von ihr war, daran war nichts zu rütteln. Allerdings auch ein sehr eigensinniger... Auf der anderen Seite hatte sie sich ja fest vorgenommen, ihre Wahnvorstellung als Realität zu sehen. So gesehen war Enric eine eigenständige Person.

"Also soll ich deine Entscheidungen nicht infrage stellen? Oder meinst du was anderes?" Sie verzichtete zunächst darauf seine Frage zu beantworten.

[Anne]

"Doch natürlich kannst du sie in Frage stellen und mich auch dafür kritisieren. Wenn ich zum Beispiel entscheide mich mich deinem Erzfeind zu verbrüdern, so wie ich es schon einmal getan habe, oder meiner Exfreundin näher zu kommen als ich sollte, dann musst du das natürlich nicht einfach stillschweigend hinnehmen. Ich möchte nur in der Konsequenz weder etwas verboten noch befohlen bekommen."

[goldie]

Jolene fuhr sich mit der Hand durch die Haare, als er Auren erwähnte. Aber schlussendlich war nichts passiert. Enric war zu ihr zurückgekehrt und sie war auch nicht aus ihrer Wahnvorstellung gerissen worden.

Jolene atmete durch. Und noch ein zweites Mal. Nicht wegen seiner Bitte, sondern weil Auren ein Reizthema war. Schließlich sagte sie schlicht: "Okay."

[Anne]

"Denkst du, das war die Antwort die Akaavi auf seine Frage erwartet hatte?", zog er sie nun doch ein bisschen auf und stupste sie dabei leicht am Arm an.
"Aber egal von wem sie kam, an der Frage gibt es ja nichts auszusetzen. Und du hast meine noch nicht beantwortet."

[goldie]

"Keine Ahnung. Musst du ihn schon selbst fragen. Wer weiß schon, was da so in seinem Kopf vorgeht. Aber die Frage scheint tatsächlich nicht schlecht gewesen zu sein."

Sie dachte über seine Gegenfrage nach. Sie wünschte sich, dass er sich an ihre Gespräche in der Klinik erinnerte. Daran, was sie für ihn aufgegeben hatte. Dass er sie wieder so verschmitzt anlächelte. Doch jeglicher Hinweis auf die Realität war tabu. Zu groß die Angst, wieder zurück zu müssen. Was hatte Akaavi vorhin gesagt? Liebe erwartet keine Gegenleistung. Sie atmete durch: "Ich wünsche mir gerade nichts von dir. Es reicht mir völlig aus, hier bei dir zu sein, ohne dass wir uns streiten." Sie legte ihre Hand auf die seine.

[Anne]

"Ich habe eine Idee", kündigte er an, während er einen Arm um Jolene legte. "Bisher haben wir uns, wenn wir ehrlich sind, ab und zu ja ganz gerne Mal gestritten. Du vermutlich, weil du die Versöhnung genossen hast und ich... keine Ahnung, vielleicht weil das unbekanntes Terrain war, welches es zu erforschen galt. Aber nun sind wir des Streitens müde geworden und haben keine Lust mehr dazu. Wie wäre es, wenn wir temporär einfach damit aufhören würden? Zumindest bis wir wieder Zuhause sind? Es zwingt uns ja schließlich niemand dazu. Wenn wir uns einig sind, können wir es auch einfach bleiben lassen."

[goldie]

Sie dachte an Xids und Akaavis Frage, warum sie immer stritten. Unbekanntes Terrain also. Dass sie die Versöhnung genoss, war auch nicht verkehrt.

"Find ich gut deinen Vorschlag. Können wir versuchen. Dann muss ich mir wohl jetzt noch ein paar andere Verführungsideen überlegen, hm?" scherzte sie.

[Anne]

"Haha, ja, das wäre dann wohl ratsam. Aber nicht mehr heute, okay?" Er legte sich demonstrativ wieder hin.

[goldie]

Sie lächelte: "Na gut, ausnahmsweise."

Dann zog sie sich um und legte sich zu ihm ins Bett. Das Gespräch war besser gelaufen, als sie es jemals gedacht hätte. Sie konnte sich nicht daran erinnern dass der Held Akaavi in den Holovids so ein Beziehungsexperte gewesen war. Vielleicht hatte sie es vergessen, was wiederum ein sehr gutes Zeichen war. Vielleicht sollte sie zukünftig häufiger seinen Rat einholen, wenn ihr Vorsatz weniger zu streiten nicht umsetzbar sein sollte.

Während sie ihren Gedanken nachhing, schlief sie zufrieden in Enrics Armen ein.

[Anne]

Was auch immer Akaavi ihr gesagt hatte, hatte anscheinend funktioniert. Wenigstens dafür sollte er dem Jedi wohl dankbar sein. Jolene war auf einmal viel zugewandter und ruhiger als vorhin. Mal sehen, wie lange das so bleiben würde. Wenige Wochen waren für sie viel Zeit, um sich irgendwelche abstrusen Dinge zu überlegen. So schön die Momente wie jetzt gerade mit ihr auch sein konnten, wenn sie sich sanft lächelnd an ihn schmiegte, wusste er doch, dass diese Augenblicke viel zu selten waren. Diese Jolene hier, mit der er gerade gesprochen hatte, die liebte er aufrichtig. Aber allzu oft war sie so anders und es kam immer häufiger dazu, dass sie die seltsamsten Aussetzer hatte. Er tat ihr nicht gut. Daran würde auch diese Absprache nicht zu streiten nichts ändern. Und so schlief er ein, seine Freundin fest im Arm haltend, da er sie jetzt schon vermisste. Nicht, weil er sie bald verlassen würde. Sondern weil sie sich allzu oft selbst davon machte, um Ärger, Kontrollsucht und Irrsinn Platz zu machen.