Ein unverhoffter Gast

[goldie]

Owen spürte, wie die Macht ihn umspülte und ihn mit sich trug. Als er die Augen öffnete, war ihm schwindlig. Nur langsam klärte sich sein Blick, um dann das Bild auf einen bekannten Ort freizugeben. Er stand in Nitrams kleiner funktionaler Küche. Splitterfasernackt.

[Owen]

An dem Umstand des nackt seins störte sich Owen nicht weiter. Als Soldat hatte er vor langer Zeit gelernt damit umzugehen. Er prüfte kurz ob Lichtschwert und Jerzerchar mitgekommen waren und nahm dann vorsichtig das wertvolle Transport Artefakt in seine andere Hand. Dann machte er sich auf die Suche nach dem nächsten Terminal um Enrics Raum zu finden.

[goldie]

Das Terminal war nicht gesichert und gab ihm den Blick auf zwei Gästequartiere frei. Welches davon Enrics war, war nicht verzeichnet. Doch der Weg war nicht weit und sie lagen direkt nebeneinander.

[Owen]

Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden schlug Owen den Weg zum nächst gelegenen Gästequartier ein und klopfte dort vorsichtig an. Auf den Gedanken seine Machtsinne einzusetzen kam er erst danach.

[goldie]

Keine Antwort. In der Macht spürte er, dass in keinem der beiden Räume jemand war.

[Owen]

Mit einem Schulterzucken verschaffte sich Owen Zugang. Drinnen suchte er nach etwas, mit dem er sich zumindest provisorisch bedecken konnte. Nachdem er sich zumindest etwas mehr an die Anforderungen der Zivilisation angepasst hatte, sah er sich noch einmal im Raum um. In Gedanken versuchte er auf die Zeit Zone zu schließen, um dann entscheiden zu können, ob die Archäologen wohl ansprechbar wären. Vielleicht sollte er gleich mit Auren reden.

[goldie]

Er hatte tatsächlich Enrics Quartier gefunden. Im Schrank fand Owen fein säuberlich zusammengelegte Kleidung. Irgendwie gelang es ihm, sich in etwas hineinzuquetschen, auch wenn der Stoff stark auf der Haut spannte und womöglich bei einer unbedachten Bewegung reißen würde. Eine Uhr im Zimmer zeigte an, dass es sechs Uhr morgens war.

Owen begab sich auf die Suche nach Auren. Draußen konnte er zunächst niemanden sehen. Dann schob sich eine Zeltplane zur Seite. Auren kam mit einem kleinen Waschbeutel heraus, ihre Haare waren vom Schlafen verstrubbelt. Als sie Owen erblickte, wurden ihre Augen groß. Schnell kam sie zu ihm. Sie erblickte das Artefakt, das er noch immer bei sich trug.

"Das Artefakt funktioniert wirklich!" stellte sie begeistert fest. Dann änderte auch schlagartig ihre Miene zu Besorgnis: "Wieso bist du gekommen und nicht Enric? Geht es ihm gut?"

[Owen]

Für einen Moment dachte Owen darüber nach was er jetzt sagen sollte und entschied sich dann für den Kurs, der möglicherweise hier am besten angebracht wäre: "Huh, Enric geht es gut. Aber warum ist das relevant? Ich bin hier, weil ich am meisten bewirken kann." Er musterte Auren kurz unbewegt und fügte dann kühl hinzu "Außerdem finde ich es extrem gefährlich, dass Du Dich so an seinen Hals wirfst. Das ist vielleicht für Machtblinde in Ordnung, aber für Jedi wie ihn, führt das früher oder später zu Toten." ... unverständlich für Auren fügte er hinzu "... nur ist es wahrscheinlich eh zu spät." Bei dem Gedanken an die Begegnung vor einer halben Stunde, versteinerte sein Gesicht noch mehr.

[goldie]

"Oh, er hat dir von uns erzählt..." Aurens Wangen röteten sich. "Er hat mir gar nicht gesagt, dass ihr beiden euch so nahe steht." Die Archäologin blickte sich kurz um. Noch war sonst niemand auf den Beinen. Sie wollte nicht, dass jemand von ihren Kollegen etwas von diesem Gespräch mitbekam.

Sie richtete sich etwas auf: "Enric ist ein erwachsener Mann. Es ist seine Entscheidung, mit wem er seine Zeit verbringt. Wenn man neutral auf seine Beziehung mit Jolene schaut, kann man nur zu dem Schluss kommen, dass diese Frau ihn unmöglich behandelt und unterdrückt. Sie verbietet ihm, mit wem er sich trifft, sie fängt ständig Streit an und außerdem schlägt sie ihn. Hinzu kommt, dass er seine Gefühle zu mir nie wirklich aufgegeben hat. Es ist nur folgerichtig, dass er sich von ihr trennen wird und dann wieder mit mir zusammen sein wird."

Sie hatte leise, aber bestimmt gesprochen. "Wir sollten dieses Gespräch drinnen bei einer Tasse Caf fortführen. Enric scheint dir wirklich sehr am Herzen zu liegen. Genauso geht es mir. Ich möchte nur das beste für ihn. Ich werde ihm eine gute Freundin sein, die ihm gibt, was er braucht. Komm bitte mit, dann können wir in Ruhe reden."

Sie hoffte inständig, dass Owen der gute Mann war, von dem Enric gesprochen hatte. Wäre er ein weiteres Kaliber wie Jolene... schnell schob sie diesen Gedanken beiseite.

[Owen]

Owen versuchte zu analysieren was Auren gesagt hatte. Mit einem knappen Nicken folgte er ihr für ein Caf. Seine Gedanken waren weit beredsamer. Nicht nur schien hier weit mehr abzugehen als das übliche '... der Schwarm meiner Jugend ist jetzt ein Held und rettet mich...' was ervbis eben angenommen hatte. Nein, die kleine Lady hatte offensichtlich weit mehr mitbekommen als gut war. Für einen kurzen Moment spielte er mit dem Gedanken, dass so jemand sozial kompetentes sicherlich ein Bereicherung für das Team sein konnte.
Dann waren da allerdings ein paar Punkte, die er viel bedenklicher fand. Entweder hatte Enric ihr gegenüber ganz schön dick aufgelegt oder war extrem ehrlich. Was alles nicht gerade für einen guten Stand der aktuellen Beziehung stand.
Tief seufzend setzte Owen sich mit einem Caf zu Auren an den Tisch. "Wenn Du damit weiter machst, wird jemand sterben und ich erkläre Dir gerne warum." Begann er mit unbewegter Stimme an zu sprechen.

[goldie]

Auren hatte frischen Caf gekocht und jedem einen Pott hingestellt. Natürlich hatte sie ihm auch Milch und Zucker mit angeboten.
"Ich möchte nur sicherstellen, dass ich dich nicht falsch verstehe, Owen", sagte sie, als sie sich zu ihm setzte. "Du drohst mir jetzt nicht auch noch, richtig? Enric hat mir versichert dass er mich vor Jolene beschützt, damit sie mir nichts antut. Aber er hat nie erwähnt, dass jemand anders seiner Freunde eine Gefahr für mich darstellen würde. Bitte erkläre mir, was genau du meinst."

[Owen]

Owens Hochachtung vor dieser jungen Frau begann weiter zu steigen. Sie behilt bemerkenswert die Ruhe und versuchte erst Informationen zu bekommen. Seine Gesichtszüge entspanntes sich deshalb leicht. Er nickte ihr zu.
"Korrekt, ich drohe Dir nicht. Von mir hast Du nur wenig zu befürchten. Aber ich fürchte bzgl. Jolene hat Dir Enric zu viel versprochen. Oder vielleicht auch nicht, denn ich habe nicht unbedingt von Dir geredet, als vom Sterben sprach." Diese Worte hatte Owen mit sachlicher Stimme wieder gegeben. Den Umstand, dass Jolene Auren wohl bedroht hatte, nahm er ohne es zu hinterfragen zur Kenntnis.

[goldie]

"Du sprichst in Rätseln", antwortete Auren ruhig.
"Was meinst du dann damit, dass jemand sterben wird?"

[Owen]

Erneut nickte Owen anerkennend. "Machtsensitive..." fing er an "... oder meinetwegen Jedi, verfügen über weit mehr Möglichkeiten als normale Lebensformen. Zudem fällt ihnen die Benutzung der besonderen Fähigkeiten manchmal leichter, wenn sie sich von starken Gefühlen leiten lassen." Owen versuchte sich vorsichtig auszudrücken. "Historisch folgten die Jedi einer Tradition der Selbstaufgabe, des Lösens von weltlichen Dingen. Das hatte einen sehr guten Grund! Je mehr ein Machtsensitiver mit Gefühlen konfrontiert wird, desto wahrscheinlicher wird er die Macht zur Durchsetzung von Gefühlen einsetzen. Verstehst du als Historikerin oder meinetwegen Archäologin die Konsequenzen?" Owen suchte nach den richtigen Worten, wusste aber nicht so recht wie die Problematik klar machen sollte.

[goldie]

Auren nippte an ihren Caf und dachte eine Weile nach. "Ehrlich gesagt kann ich nur Thesen darüber aufstellen, was du meinst. Ich war zwar immer sehr interessiert am Hintergrund der Jedi und auch anderer Machtkulturen, doch leider sind wissenschaftliche Quellen und Forschungsergebnisse bei beidem kaum vorhanden. Dem Forschungszweig der Machttraditionen folgt nur ein marginaler Anteil an Wissenschaftlern. Die Hypothese, dass es sich dabei um eine reale Kraft handelt, wird belächelt. Bisher konnte sie nie belegt werden. Schon alleine diese Entdeckung ist eine Sensation, die Einzug in die Literatur finden müsste. Entschuldigung, ich schweife etwas ab. These 1: Du meinst, dass Enric durch seine Gefühle zu mir gefährdet sein könnte. Er sprach selbst davon, dass ein Jedi stets auch mit der dunklen Seite konfrontiert seien. Dieser These widerspricht, dass er seit einiger Zeit in einer Beziehung mit Jolene ist. Er leidet sehr in dieser Beziehung. Er ist ein Stück weit abhängig von dieser Frau, trotz dessen, dass sie ihn unterdrückt, beschimpft und misshandelt. Sollte Enric tatsächlich gefährdet sein, wäre er dann nicht längst den Jedi abtrünnig geworden? Und wäre es nicht ungleich besser, wenn er eine Frau an der Seite hätte, der er wirklich etwas bedeutet, die ihn wertschätzt und die ihn mit allen Kräften auf seinem Weg unterstützt? These 2: Du meinst, dass Jolene gefährdet ist, auf die dunkle Seite zu geraten. Berichte historischer Größen, die Kriegstreiber waren, die ganze Völker unterdrückt und ausgebeutet haben, zeigen klar auf, dass sie diesen Weg nicht aufgrund eines einzelnen Ereignisses gewählt haben. Es baute sich mit der Zeit auf, die Ursachen lagen in Herkunft und persönlichen Wurzeln. Wenn du dich also darauf beziehst, dass Jolenes Eifersucht so stark werden würde, dass sie sich von euch abkehrt und ihre Macht missbraucht, so bin ganz sicher nicht ich dafür verantwortlich. Ich wäre nur der Tropfen, der den Bactatank zum Überlaufen bringt. Gäbe es mich nicht, würde es aufgrund einer anderen Ursache früher oder später nichtsdestotrotz geschehen. Also, Owen, nun sage mir, inwieweit meine Thesen zutreffen und ergänze eine möglicherweise lückenhafte Argumentation."
Interessiert schaute sie ihr Gegenüber an. Es schien so, als wäre sie seinen Argumenten gegenüber aufgeschlossen und an einem echten Austausch interessiert.