Ein neuer Anfang

[goldie]

"Sie sind der Experte, wenn es darum geht, in welcher Reihenfolge Sie was mit Jolene besprechen. Ihr zeitnah einen Platz anzubieten für die Zukunft, unabhängig davon, ob sie die Ausbildung fortsetzt, ist auch meiner Meinung nach sinnvoll. Ich werde nachher noch einmal nach ihr schauen und wenn es sich anbietet, mit ihr über dieses Thema sprechen. Ein Gespräch mit Ysanne wird ihr sicher auch guttun. Auch wenn Ysanne sehr wohlwollend ist, so habe ich dennoch das Gefühl, dass Jolene Schwierigkeiten mit ihr hat. Nicht nur hier in diesem Kontext, sondern auch früher schon. Dass Ysanne sie festgesetzt hat und auch die Entscheidungsgewalt besitzt, ob und wie lange Jolene in der Zelle bleibt, macht es sicher auch nicht einfacher für Jolene. Ich kann Jolenes Wunsch gut verstehen, auf die Krankenstation verlegt zu werden. Es ist doch sehr bedrückend da unten. Die Frage ist, wie wir die Sicherheit aller Beteiligten garantieren können. Wie Sie vorhin selbst festgestellt haben, sie scheint noch nicht dazu bereit zu sein, anderen Leuten zu begegnen. Das sollte sehr behutsam erfolgen. Und das Thema mit Miss Horrain sollten wir auch nicht unterschätzen. Wenn ihr Zorn auf Enric auf seine neue Freundin umschwenkt, könnte sie durchaus in Gefahr sein."

Tionne strich mit einer Hand über die Rosen, als sie dort vorbeigingen.

"Es sind gerade viele Themen, die Jolene zu bewältigen hat. Gemocht zu werden gehört natürlich auch dazu. Ich weiß nicht, ob Sie Ihr überhaupt die Angst nehmen können, indem Sie ihr sagen, dass Sie sie mögen. Ich habe das Gefühl, dass sie in ihrer jetzigen Gedankenwelt sowieso von niemandem wirklich gemocht oder gar geliebt wird. Deswegen denke ich nicht, dass Ihr Angebot, Sie zu besuchen, Schaden angerichtet hat. Doch soweit ich mich erinnere hatten Sie sowieso vor, mit Jolene an ihrem Selbstwert zu arbeiten. Ich denke, dass Sie hier auf einem guten Weg sind. Sie hat ja allein in den letzten Tagen schon so viel erreicht."

Tionne lächelte den Therapeuten aufmunternd an.

"Wie geht es Ihnen denn mit der aktuellen Situation? Ich bin meist nur Zuhörerin. Sie hingegen sind sehr dicht an Jolene dran. Und was mich ebenfalls interessiert: Jolene hat Sie bedroht und wollte Sie angreifen. Fühlen Sie sich schon bereit, ohne Bodyguard mit ihr zu sprechen? Wann wäre für Sie der richtige Zeitpunkt, dass Akaavi oder ich nicht mehr bei den Gesprächen dabei sind?"

[Anne]

"Ich wünsche Jolene auch, dass sie so schnell wie möglich auf die Krankenstation wechseln kann, aber im Moment ist es noch zu früh. Ich möchte sie schrittweise an die Welt gewöhnen. Niemandem ist damit geholfen, wenn wir Jolene zu viel, zu früh zumuten und es dann wieder eskaliert. Bei den Therapien unten möchte ich Sie oder Akaavi gerne noch dabei haben - zumindest in der Nähe. Vielleicht können Sie in der Schleuse warten. Vergessen Sie aber nicht, dass Jolene durchaus eine listige Person sein kann, wenn sie will. Sie könnte uns alles mögliche erzählen, damit wir ihr Vertrauen schenken und wenn ich dann mit ihr dort unten allein wäre und sie wollte entkommen, dann könnte ich sie nicht aufhalten. Ich denke, dass die Anwesenheit ihres Bruders hier vor Ort zwar eine starke Motivation ist, um nicht zu fliehen, aber dennoch... Wenn wir ihr dann genug vertrauen, um sie auf die Krankenstation zu verlegen, müssen Sie nicht mehr dabei bleiben. Ich denke darüber nach, Miss Horrain darüber zu informieren, dass Sie dann nicht mehr ins Praxeum kommen sollte. Ich habe Sorge, die beiden könnten sich nochmal über den Weg laufen, sollte es Enrics neue Freundin noch einmal hierher verschlagen. Zwar dürfte sie ihren letzten Besuch hier in nicht allzu positiver Erinnerung haben, aber möglicherweise will sie ja seine Sachen abholen oder so etwas. Ich mache mir nur Gedanken, ob wir sie damit völlig verängstigen, wenn wir ihr sagen, dass Jolene nicht mehr eingesperrt ist. Andererseits war es ja ihre Entscheidung herzukommen, und vermutlich wäre sie sowieso nirgendwo sicher, sollte Jolene beschließen, ihr etwas anzutun. Wobei ich davon im Moment nicht mehr ausgehe, aber wer weiß... Was denken Sie, sollten wir nochmal mit ihr sprechen diesbezüglich?"
Xid hatte ziemliches Mitgefühl mit Miss Horrain. Wahrscheinlich kannte sie niemanden auf Gateway und war für einen Mann hergekommen, der nicht nur fast nie Zuhause war und sich meist in Lebensgefahr befand, sondern der zu allem Überfluss auch noch starke Gefühle für eine andere Frau hegte. Hoffentlich konnte sie sich hier bald ihr eigenes Leben aufbauen, sodass nicht noch eine Person dabei herauskam, die ohne ihren Freund nichts mit sich anzufangen wusste.
"Ach ja, Sie hatten mich gefragt, wie es mir geht mit der Situation. Um ehrlich zu sein, macht sie mir nicht wirklich etwas aus, zumindest im Moment. Am Anfang war es belastender. Mit ansehen zu müssen wie Jolene, die ich ja nun schon eine ganze Weile gut kenne, so sehr leidet und immer wieder mit der Macht zu etwas gezwungen werden musste, ging auch mir nahe. Dass sie mich bedroht hat war natürlich auch eine Ausnahmesituation für mich. Aber ich habe das gut verkraftet und da sich Jolene im Moment auf dem Weg der Besserung befindet, bin ich positiv gestimmt, was ihre Prognose angeht. Sie macht wirklich schnelle Fortschritte. Und dann spekuliere ich natürlich darauf, auch mal wieder einen Tag frei zu haben."
Xid lächelte die kleine, zierliche Frau neben sich an, die er deutlich überragte und fügte noch hinzu: "Danke übrigens für Ihren Einsatz als mein Bodyguard."

[goldie]

Tionne lächelte zurück: "Gern geschehen. Es freut mich, dass es Ihnen so weit gut geht. Ich bin ebenfalls froh, dass es Jolene besser geht und ich die Macht schon geraume Zeit nicht einsetzen musste."

Sie dachte nach: "Meinen Sie, dass Sie mit Miss Horrain oder mit Jolene sprechen wollen? Ich bin ganz bei Ihnen, dass sich die beiden nicht über den Weg laufen sollten. Bevor Jolene auf die Krankenstation verlegt wurde, sollten wir uns so sicher sie nur möglich sein, dass sie keine Rachegedanken hegt. Sie konnte ihren Hass schon einmal besiegen. Früher hat sie voller Wut und Genugtuung jeden Techsig getötet, dem sie begegnet ist. Als sie gesehen hat, was es letztlich bedeutet, diesem Weg zu folgen, hat sie davon abgelassen. Vielleicht lässt sich daran in einer Weise anknüpfen, bei der wir merken, dass sie es ernst meint. Und eine Warnung an Miss Horrain... Miss Horrain hat durchaus ein Recht darauf es zu erfahren, wenn Jolene wieder frei ist. Sollte sie sich wirklich bedroht fühlen, kann sie bis zu Enrics Rückkehr vielleicht auch woanders unterkommen ."

[Anne]

"Ob das viel ändern würde? Jolene ist nicht unbedingt eine Person, vor der man sich verstecken kann. Und sie ist zudem in der Lage, mit einem Raumschiff zu fliegen. Aber vielleicht sollten wir Miss Horrain diese Entscheidung tatsächlich nicht vorenthalten. Wir sollten mit ihr reden, wenn Jolene auf die Krankenstation verlegt wird. Wobei ich tatsächlich denke, dass Jolenes Wut und Enttäuschung sich seit dem letzten Gespräch mit Enric überwiegend auf ihn konzentrieren. Es ist schon Mal gut, dass Jolene ihr nicht mehr die alleinige Schuld dafür gibt, dass er sie verlassen hat. Und falls Gespräche nicht helfen, soll hier ja noch irgendwo diese Callista herumspuken und verlorene Seelen mittels Visionen wieder auf den rechten Pfad führen", scherzte Xid, für den das eine Vorstellung war, die ziemlich schlecht in seinen bisherigen Erfahrungshorizont passte.
"Wenn ich Sie und Akaavi als meine Aufpasser nicht mehr benötige, muss ich Sie beide Mal zum Essen einladen - auch wenn Jolene mir heute gesagt hat, dass gemeinsam essen offenbar eine besondere Bedeutung hat und platonisch nicht möglich ist. Ich denke, wir können ihr das Gegenteil beweisen. Ich mache ein ganz hervorragendes Curry, falls Sie mögen? Und würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir uns nicht mehr siezen würden? Wir haben ja nun schon eine Weile viel Zeit miteinander verbracht und Sie sind ja nicht bei mir in Behandlung."

[goldie]

Tionne lächelte. "Gern können wir uns duzen und ich freue mich auch schon auf das Curry. Und was Jolenes Wut anbelangt, so hoffe ich, dass sie sich früher oder später wieder auf die Werte der Jedi besinnt. Selbst wenn sie diesen Weg nicht weitergehen sollte. Von Callista habe ich lange nichts gehört. Ich denke, sie überlässt die Geschicke der Jedi jetzt uns. Ich kann mir vorstellen, dass dies sehr befremdlich auf Sie wirkt. Machtgeister."

[Anne]

"Ja, das ist es tatsächlich. Ich würde es ehrlich gesagt als Einbildung abtun, wenn nicht bereits mehrere Personen mir davon glaubhaft berichtet hätten", gab er zu. Dann folgten viele interessierte Nachfragen. Ob Tionne auch schon Machtgeister gesehen habe, ob man sie sehen könne, wenn man selbst nicht machtsensitiv sei, ob aus Tionne oder Ysanne nach deren Tod auch Machtgeister werden würden, wie man mit solchen in Kontakt treten könne und noch vieles mehr. Schließlich sagte er: "Ich glaube, Enric hat es immer etwas frustriert, dass Callista sich ihm nie gezeigt hat. Als Archäologe hätte er sie bestimmt sehr gerne einiges über die Vergangenheit gefragt. Aber dazu sind Machtgeister anscheinend nicht da, um die Neugier von Jedischülern zu befriedigen."

[goldie]

Tionne antwortete bereitwillig auf alle seine Fragen.

Schließlich sagte sie: "Nein, um die Neugier zu befriedigen sind Machtgeister wahrlich nicht da. Sie hat Syron ein Stück seines Weges begleitet. Haben Sie schon einmal von Lost Hope und den Geschehnissen dort gehört? Callista hat Syron, Ysanne, Owen und Koi damals geholfen und ist mit ihnen gekommen. Die Neugier ist eines der Gefühle, bei denen es nicht ersichtlich ist, dass es ebenfalls zur dunklen Seite führt. Ich hoffe, dass Enric seinen Weg finden wird, ohne den Einflüsterungen zu erliegen."

[Anne]

"Ja, das hoffe ich auch", sagte Xid nachdenklich. Er schwieg eine Weile, wirkte etwas abwesend. Schließlich sagte er: "Euch scheinen im Moment ausgerechnet die Schüler mit dem größten Potential abhanden zu kommen. Es bleibt zu hoffen, dass Ria nicht auch noch mit Corbyn durchbrennt. Obwohl dieser Ort hier so wunderbar und friedlich ist und ihr jedem mit Freundlichkeit und Respekt begegnet, scheint die Jedi Ausbildung doch härter zu sein, als es auf den ersten Blick scheint. Ich bin jedenfalls froh, dass ich eure Bürde nicht tragen muss. Ich kann so neugierig sein, wie ich will, dürfte mich verlieben, wenn ich es könnte, dürfte vor Wut aus der Haut fahren, wenn mir danach wäre. Die Macht interessiert sich nicht für mich. Das ist eine Freiheit, die ihr nicht habt."

[goldie]

"Es wäre in der Tat eine Herausforderung, wenn Corbyn und Ria Gefühle füreinander entwickeln würden. Allerdings verbieten wir keine Beziehungen. Es wird auch thematisiert in der Ausbildung. Letztlich wird jeder Jedi auf die ein oder andere Weise mit der dunklen Seite konfrontiert. Das ist unausweichlich. Ein großer Teil der Ausbildung besteht darin, einen bewussten Umgang mit Gefühlen zu erlernen und sich nicht von ihnen beherrschen zu lassen. Große Macht birgt immer eine große Verantwortung, das ist nicht nur bei uns Jedi so."
Tionne lächelte: "Dafür können wir auf der anderen Seite sehr viel gutes tun. Es ist unsere Bestimmung, der wir folgen. Und auf diese Weise helfen zu können, führt zu einem großen inneren Einklang."
Dann schaute sie Xid interessiert: "Was meinst du damit, dass du dich nicht verlieben kannst? Es muss ja kein Jedi sein. Es gibt ja genügend Nicht-Machtnutzer, die hier leben. Oder ist dir noch nicht die richtige Person über den Weg gelaufen?'

[Anne]

"Es ist mir einfach noch nie in meinem Leben passiert, mich zu verlieben und ich bin jetzt in einem Alter, wo es mir wohl auch nicht mehr passieren wird. Ich fühle mich einfach nicht auf diese Weise zu Personen hingezogen, auch nicht körperlich. Aber das ist kein Grund zum Bedauern. Ich bin damit zufrieden und es ist angesichts meiner aktuellen Lebensumstände sogar sehr von Vorteil", erklärte er. "Deshalb sagte ich Mal zu Jolene, dass ich kein Experte für Beziehungsdinge bin und sie hat mir deshalb vorhin gesagt, dass ich davon nichts verstehe, was in gewisser Weise auch zutrifft."

[goldie]

"Ja, es erinnerte mich daran, was sie gesagt hat. Jetzt verstehe ich es."

Tionne und Xid unterhielten sich noch eine Zeitlang, dann verabschiedeten sie sich voneinander und gingen ihrer Wege.

[goldie]

Es war nachmittags. Jolene hatte geschlafen, meditiert und schaute sich nun einen Actionfilm an. Tionne kündigte ihr Kommen an. Jolene war einverstanden, sie zu empfangen.

"Hallo Jolene, ich wollte mal nach dir schauen", begrüßte die Jedi die junge Frau. "Das war ein ereignisreicher Morgen, nicht wahr?"

Jolene verdrehte die Augen. "Meinen ersten Ausflug nach draußen hätte ich mir auch anders vorgestellt. Aber ich bin froh, dass Ria sich eingeschlichen hat. Sie kriegt doch keinen Ärger fürs Schwänzen?"

"Sie wird durchaus die Verantwortung dafür tragen müssen, so wie wir alle die Verantwortung für unser Handeln tragen. Doch was immer es sein wird, ich bin mir ziemlich sicher, dass es ihr Wert war, lieber bei dir zu sein."

"Spießer", murmelte Jolene. "Keinen Sinn für die wichtigen Dinge."

Tionne schmunzelte. "Du kannst Ria ja morgen fragen, welche Strafe die Spießerin Cilghal ihr aufgebrummt hat."

"Hrmmm", entgegnete Jolene. Sie hielt viel von der Heilerin, immerhin hatte sie sie vor dem sicheren Tod bewahrt.

"Ich habe Pazaak Karten dabei. Hast du Lust?"

Jolene schaute Tionne überrascht an. "Seit wann kannst du denn Pazaak?"

"Ich habe aufgepasst, als du es Xid erklärt hast", lächelte die Jedi.

Ein paar Runden Pazaak später...

"Sag mal Tionne, glaubst du es ist wirklich sinnvoll, wenn ich mir ein Hobby suche? Es ist schon ziemlich langweilig hier unten."

"Ist es nicht alleine um der Langeweile wegen eine gute Idee, das zu tun?" fragte Tionne zurück.

"Der Doc hat so viele Vorschläge gemacht. Aber nichts davon klingt interessant. Und die wenigsten Dinge sind geeignet, sie hier zu tun."

"Hast du denn jemals etwas davon ausprobiert?"

"Nicht wirklich", räumte Jolene ein.

"Du hast jedenfalls die Gelegenheit, etwas auszuprobieren. Du musst dich ja nicht auf eine Sache festlegen. Ich bin dir auch gern behilflich, wenn du etwas brauchst. An welche Dinge, die Xid genannt hat, erinnerst du dich? Oder fällt dir noch was anderes ein?"

Jolene überlegte und verdrehte die Augen: "Diese lächerliche Kalligraphie. Sport mache ich ja schon mit Akaavi und ich kann auch nicht den ganzen Tag den Sandsack verprügeln. Handarbeiten?" Sie lachte auf. "Wohl kaum!"

"Hm, da es die Dinge sind, die dir als erstes eingefallen sind, kann ich das gern für dich organisieren. Leider gehen diese Tätigkeiten erstmal nur unter Aufsicht."

"Hast du allen Ernstes Angst, dass ich den Doc mit einer Häkelnadel ersteche?" brummte Jolene. "Ich bin es leid, dass du oder Akaavi ständig die Aufpasser spielt. Ich tue niemandem etwas!"

"Ich glaube dir. Ysanne trifft die Entscheidungen diesbezüglich. Sie..."

Jolene unterbrach sie unwirsch: "Sie kriegt doch überhaupt nicht mit, wie es mir geht! Warum überzeugt du sie nicht einfach? Auf dich hört sie bestimmt!"

"Du bist dir sehr sicher, dass du niemandem etwas tun wirst. Mein Vorschlag: Sprich mit Ysanne, damit sie sich selbst ein Bild machen kann."

"Sie hat sich doch längst ein Urteil über mich gebildet! Wie habt ihr sie bestochen, damit ich heute raus durfte? Oder war das eine heimliche Nacht und Nebel Aktion?"

Tionne schaute die junge Frau freundlich an: "Was hast du über Ria gedacht, bevor ihr miteinander gesprochen habt?"

"Was hat das denn damit zu tun? Ria ist wenigstens auf meiner Seite." Jolene verschränkte die Arme.

"Genau, sie ist auf deiner Seite. Natürlich kannst du auch deiner Annahme folgen, dass das bei Ysanne nicht der Fall ist. Doch was, wenn sie es doch ist?"

Jolene begann in der Zelle auf und ab zu laufen. "Ich kann das einfach nicht, okay?"

"Wovor fürchtest du dich?"

Jolene fuhr sich mit der Hand durch die Haare. "Raus jetzt. Lass mich allein."

"Es tut mir leid, dass dich unser Gespräch aufgewühlt hat. Du weißt, dass jederzeit jemand für dich da ist, wenn du das möchtest."

Jolene wandte sich ab und verschränkte die Arme. Als Tionne endlich gegangen war, schniefte Jolene leise. "Das Gespräch mit Ysanne würde doch genauso mies verlaufen, wie mit dir. Und dann sitze ich hier für immer fest..."

[goldie]

Am nächsten Tag wurde der Plan in die Realität umgesetzt, einen kleinen Ausflug ins Grüne zu machen. Ohne viel Aufregung, mit einem kleinen Picknick. Auch Corbyn war dabei. Nur Akaavi statt Tionne hatte gerade die Schicht, die Unternehmung zu begleiten. Es verlief zur Abwechslung alles ganz entspannt.

Später am Tag war der Besuch von Ria angesetzt. Jolene wollte nicht, dass Ria sah, wie die Bedingungen hier unten waren. Sie bestand auf ein ruhiges Besuchszimmer auf der Krankenstation. Xid war einverstanden und sie einigten sich darauf, dass nur Tionne sie dahin begleiten würde.

Jolene tat Tionne gegenüber so, als wäre gestern nichts Ungewöhnliches passiert. Doch der Weg zur Krankenstation stresste die junge Frau ungemein. Erst traute sie sich nicht hinaus, dann rannte sie fast über die Wege, dabei die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, und auch am Ziel angekommen, war sie sichtlich nervös. Der Raum war zwar hell und freundlich, mit Blick in den Garten, doch die ungewohnte Umgebung stresste Jolene.

Tionne gab ihr einige Minuten, um sich an den Raum zu gewöhnen. Dafür half sie ihr mit einer kleinen Meditation. Erst eine halbe Stunde später als verabredet, wurde Ria hinzugeholt.

Jolene stand unschlüssig neben dem Tisch, als Ria eintrat.

[Anne]

"Hey na? Warum triffst du mich denn hier und nicht in deinem Zimmer unten? Hast wohl nicht aufgeräumt, was?", fragte Ria zur Begrüßung. Sie schien bester Laune zu sein. Kurz ließ sie ihren Blick durchs Zimmer schweifen, dann sagte sie zu Tionne: "Macht es ihr Mal nicht zu heimelig. Sie soll ja auch Motivation haben wieder gesund zu werden. Wenn ich mir das hier so ansehe, hätte ich selbst Lust Mal ein paar Tage hier zu sitzen und meine Ruhe zu haben..."
Sie nahm auf einem der Stühle Platz.

[goldie]

"Hey Ria." Jolene fuhr sich mit der Hand durch die Haare. "Da unten willst du bestimmt nicht sein." Sie setzte sich zu Ria.

Tionne hatte Ria freundlich begrüßt, doch sie blieb stehen und hielt sich im Hintergrund.