Ein neuer Anfang

[goldie]

Jolene setzte sich wieder aufrecht hin. Sie betrachtete Ria eine Zeitlang.

"Tut mit Leid, Kleine. Mach nicht den Fehler und nimm mich als Vorbild. Du hast was geleistet in deinem Leben. Ich dagegen..." Ihr traten Tränen in die Augen und sie starrte aus dem Fenster.

[Anne]

"Sei nicht bescheuert, Jolene." Es kam selten vor, dass Ria diesen Namen gebrauchte. "Muss ich dir echt alle Missionsberichte aus den letzten Jahren vorlesen? Dir einzeln aufzählen, wie oft du den TechSig, dem KdwM oder diesem Xar-Dings-Bums ein Häufchen in den Hof gesetzt hast? Du musst doch nicht gleich dein ganzes Leben in Frage stellen, nur weil ein Typ dich mies behandelt hat! Und nenn mich nicht Kleine! So viel älter als ich bist du nicht. Reicht schon, wenn dein Bruder immer sowas zu mir sagt und so tut als müsste man ihm bald einen Platz beim Seniorensport klarmachen..." Sie verdrehte genervt die Augen.

[goldie]

Jolene lächelte auf einmal. "Hast ja Recht. Ich habe einiges erreicht. Das hat aber wenig mit den Jedi zu tun, sondern eher mit den Dingen, die ich vorher schon konnte. Und ich habe keine Ahnung, was ich machen werde, sollten sie mich überhaupt jemals hier rauslassen."

[Anne]

"Überhaupt jemals, so so... Mach Mal nicht so ein Theater, du Dramaqueen, du bist hier jetzt wie lange eingesperrt? Zwei Wochen oder so? Und ehrlich gesagt, so richtig fit bist du noch nicht. Ich glaub nicht, dass du draußen schon klarkommen würdest. Aber wenn du draußen bist, hast du was zu tun. Oder hast du vergessen, dass du ein Kinderheim bauen wolltest?"

[goldie]

"Ich weiß doch selbst, dass ich nicht fit bin. Weißt du, wo ich da unten eingesperrt bin? In einem Hochsicherheitstrakt für Machtnutzer. Ja, ganz genau. Wo sie den Abschaum vom KdwM einsperren würden. Kannst dir ja vorstellen, wie es da unten aussieht. Wie soll ich da denn gesund werden? Ja, ich will niemanden sehen, weil mir das zu viel wird. Aber wenn ich ein Zimmer auf der Krankenstation hätte, sähe das anders aus. Ich könnte gesund werden und trotzdem bleibt die Tür für alle zu, die hier nicht hingehören. Aber sie trauen mir ja nicht und denken, ich haue bei erster Gelegenheit ab, um dieses Miststück umzubringen."

[Anne]

"Na dann lass Ysanne morgen rein und erzähl ihr, wie's wirklich ist. Du brauchst keine Angst haben, dass die dich ewig hier festhalten. Hast du eigentlich 'ne Vorstellung davon, wie teuer du für das Praxeum bist im Moment? Du beschäftigst zwei Jediritter, einen Therapeuten und einen Doktor aus der Stadt, futterst das Essen und lässt dich mit dem Speeder durch die Gegend fliegen. Für dich müssen sie dieses Gefängnisding in Betrieb halten. Und das alles, ohne dass du irgendeinen Nutzen derzeit für die Jedi hast. Versteh mich nicht falsch, das ist alles richtig so und von mir aus können sie dir den Hintern mit Blattgold abwischen. Aber die sind doch auch froh, wenn die das nicht noch sechzig Jahre lang so weiter machen müssen. Und nimm mich nächstes Mal mit in dieses Hochsicherheitsgefängnis. Ist doch cool, dass sie dich für so krass halten, dass du überall ausbrechen könntest außer vielleicht von da. Ich würde das gerne Mal sehen, wie's da so aussieht." Die junge Frau schien das eher spannend als beängstigend oder bedrückend zu finden.

[goldie]

Jolene verdrehte die Augen: "Du Knasttourist."

Dann dachte sie über Rias Worte nach.

Dann beugte sie sich wieder zu Ria vor und flüsterte: "Scheiße nochmal, ich hab einfach Angst, dass es richtig beschissen läuft, wenn ich mit Ysanne spreche. Und natürlich würde ich gern das Kinderheim bauen. Am liebsten mit dir als Beraterin. Aber wenn ich denen wirklich zu teuer bin und sie mich rauslassen, werden sie mich trotzdem aus dem Praxeum schmeißen. Ich werde mir irgendwo anders was aufbauen müssen. Keine Ahnung, wo. Vielleicht gehe ich einfach zum Geheimdienst zurück."

[Anne]

"Du hast sie doch nicht mehr alle. Wenn du das machst, können sie dich bald wieder hier einweisen lassen. Du bleibst erstmal hier, baust dein Heim und guckst ganz in Ruhe, was du machen willst. Und wenn sie dich rausschmeißen, dann geh ich auch!", flüsterte Ria zurück. Sie sah ihrer Freundin in die Augen und schien es mir ihrer Ankündigung absolut ernst zu meinen.

[goldie]

Jolene flüsterte: "Du würdest echt alles für mich wegschmeißen? Deinen Vater, die Ausbildung, dein neues Zuhause?"

[Anne]

"Na ja, natürlich hoffe ich, dass es nicht notwendig wird. Soll ja eher so ein Druckmittel sein, falls die nicht mitspielen... Aber ja, klar würde ich das machen. Guck Mal, die Jedi haben unter anderem wegen dir diesen sicheren Zufluchtsort hier überhaupt erst bekommen. Wenn sie dir dann kein Zuhause bieten wollen, wenn du nicht weiter weißt - also bei solchen Leuten würde ich nicht bleiben wollen. Und mein Paps kann uns ja wohl auch anderswo besuchen", antwortete Ria leise.
Für einen Moment dachte sie daran vorzuschlagen, dass sie beide nach Boranda zurückkehrten könnten, um den Slumbewohnern zu helfen. Aber dann fand sie doch, dass das zu viel verlangt wäre von Jolene, zumal die TechSig ja noch dort waren und es wahrscheinlich nicht lange dauern würde, bis sie auf Jolene und Ria aufmerksam werden würden. Also behielt sie diesen Gedanken für sich.

[goldie]

"Danke, du bist die Beste", sagte Jolene gerührt. Dann flüsterte sie: "Du hilfst mir doch hier raus, wenn es hart auf hart kommt, oder?"

[Anne]

"Ganz ehrlich? So wie du jetzt bist würd ich's nicht machen. Und wenn du gesund bist, haben die keinen Grund, dich hier festzuhalten. Die Einzige, die dafür sorgen kann, dass du bald rauskommst, bist du selber. Werd gesund, quatsch mit Ysanne und mach ihr klar, dass du besseres zu tun hast als Dr. Püppi umzubringen. Dann wird das alles schon werden", flüsterte Ria und klopfte Jolene auf die Schulter.

[goldie]

Ein Lächeln huschte über Jolenes Gesicht: "Dr. Püppi?"

Dann wurde sie wieder ernst. "Okay, ich überlege mir das mit Ysanne. Und keine Sorge, so lange es mir nicht gut geht, werde ich nicht abhauen."

[Anne]

"Das ist gut. Du... sag Mal, du hast doch jetzt kein Problem mehr damit, dass ich morgen mit deinem Bruder ins Kino gehe, oder?", erkundigte Ria sich.

[goldie]

Jolene schaute aus dem Fenster. Dann sagte sie in normaler Lautstärke: "In meiner Wahnvorstellung, die sich total echt angefühlt hat, warst du total verknallt in Corbyn. Ich hab einfach Schiss, dass das in der Realität auch passieren könnte. Egal wie sehr ihr mir beteuert, dass ihr nichts aneinander findet. Enric hat mir auch tausend mal versichert, dass meine Eifersucht total grundlos ist und er niemals mit einer anderen anfangen würde." Sie schloss die Augen und atmete durch. "Wie soll ich jemals wieder jemanden etwas glauben?" fragte sie resigniert.