Enric träumt...

[goldie]

Jolene öffnete die Augen. Sie strahlte Enric an, als sie ihn erblickte. Im nächsten Moment stand er vor ihr. Wieder waren alle Schmerzen verflogen.

"Da bist du ja. Ich habe schon auf dich gewartet."

[Anne]

"Weshalb? Ich dachte, du würdest mich hassen, nach allem, was ich dir gesagt habe?" Irritiert schaute er Jolene an.

[goldie]

"Warum sollte ich denn hassen? Weil das Einhorn, das du mir gerade gezeigt hast, eine Illusion war?" Sie lachte.

[Anne]

"Gerade? Aber das... das war doch...", stammelte er. Da begriff er, dass sie ihm nicht verziehen hatte, weil all das unausweichliche, was zwischen ihnen vorgefallen war, noch gar nicht passiert war. Das hier war nicht echt.
"Mach dir keine Gedanken darum, was ich gerade gesagt habe." Er zog Jolene zu sich heran. Auch wenn sie wohl nicht wirklich war, noch einmal wollte er sie in seine Arme schließen. "Ich gehe schon Mal nach Hause, meine Liebe. Ich muss dort etwas vorbereiten. Komm später nach, ja?", flüsterte er. Er küsste Jolene ganz sanft auf die Stirn, dann wandte er sich zum Gehen.

[goldie]

"Willst du nicht noch eine Runde mit ins Wasser kommen?" Sie lächelte ihn verführerisch an und zog sich aus. "Die heißen Quellen sind einfach wundervoll."

[Anne]

Er lächelte zurück, betrachtete sie einen Moment lang und erwog tatsächlich bei ihr zu bleiben. Aber dann kam ihm in den Sinn, dass Jolene in Wahrheit einsam und voller Abscheu ihm gegenüber in einer trostlosen Zelle eingesperrt war. Sie würde das nicht wollen, nicht wirklich. Und er hatte es eigentlich auch gar nicht verdient.
"Nachher, ja? Ich freue mich schon darauf." Enric strich ihr über die Wange und ließ sie stehen.

[goldie]

Irgendetwas bewog ihn dazu, sich noch einmal umzublicken. Die heißen Quellen brodelten nun. Dampf stieg empor, der sich schwarz verfärbte. Dunkel, immer dunkler. Die Nebelschwaden begannen bereits, Jolene zum umzüngeln. Jolene schaute Enric an und lächelte: "Komm schon, wenn du mich wirklich liebst, verbringst du noch etwas Zeit mit mir."

[Anne]

"Es tut mir leid, Jolene. Ich kann nicht", sagte er leise. Enric wusste nun, dass es keinen Sinn hatte, sich umzudrehen und zu versuchen zu gehen. Also blieb er stehen und wartete darauf zusehen zu müssen, wie die Dunkelheit die Liebe seines Lebens umfangen würde. Er dachte daran, was die echte Jolene zuletzt zu ihm gesagt hatte. Sie wünschte sich, er wäre tot. Nun, diesen letzten Gefallen würde er ihr immerhin wohl noch tun können.

[goldie]

"Dann bis nachher, mein Liebster." Enric musste zusehen, wie sie in das dunkle Bad stieg. Sie kletterte rückwärts in den kleinen Pool und schaute Enric glücklich an.

"Was... was ist das?" fragte sie auf einmal panisch. Sie wollte wieder hinaus, doch die Nebelschwaden wickelten sich um ihre Arme. Sie kämpfte dagegen an, als sie langsam nach unten gezogen wurde. "Enric! Hilf mir! Die Dunkelheit zieht mich hinab!" Ihre Stimme war voller Angst.

[Anne]

"Hab keine Angst", sagte er und versuchte, sie mit der Macht aus der Dunkelheit heraus und zu sich hin schweben zu lassen.

[goldie]

Als Enric mit der Macht Kontakt aufnehmen wollte, merkte er sogleich, dass er keine Verbindung zur hellen Seite fand. Die dunkle Seite war hingegen sehr präsent und würde er sich dafür entscheiden, sie zu nutzen, würde er einen sehr leichten Zugang finden, um sein Ziel erreichen zu können.

[Anne]

Enric hatte die Hand nach Jolene ausgestreckt, doch er stellte verzweifelt fest, dass er ihr nicht helfen konnte. Langsam ließ er seine Hand sinken.
"Es tut mir leid, Jolene." Er wollte sich am liebsten umdrehen und nicht mehr mitbekommen, was jetzt geschah. Doch irgendetwas hinderte ihn daran.
Nein, nein, nein...Es ist nicht echt, sagte er sich immer wieder. Es geht ihr gut. Das hier ist nicht real. Sie ist Zuhause und in Sicherheit...

[goldie]

"Hilf... mir... zieh mich raus!" Panisch streckte sie die Hände zu ihm aus. Sie konnte ihr Kinn nur noch gerade so aus dem dunklen Wasser empor halten. Sie waren umschlungen von wabernden, schwarzen Schlieren.

[Anne]

Es brach ihm das Herz, mit ansehen zu müssen, wie Jolene von der Finsternis herabgezogen wurde. Gleichzeitig wusste er, dass er ihr nicht helfen konnte. Wenn er hingehen würde, um sie zu retten, würde er nur selbst von dieser Schwärze konsumiert werden. Fast wünschte er sich den körperlichen Schmerz zurück, damit dies hier endlich aufhörte.
Was sollte das nur? Zog sein Leben etwa an ihm vorbei? Er hatte sich das irgendwie immer friedvoller vorgestellt. War es eine Art Prüfung wie damals auf Dagobah? Aber was stellte er schon damit unter Beweis, zusehen zu können, wie diejenigen die er liebte ins Dunkel gezerrt wurden? Tränen liefen still seine Wangen herab, während Enric einfach nur da stand und alles schweigend ertrug.

[goldie]

Schließlich schrie Jolene vor Schmerzen auf, nur um Sekunden später von der zähflüssigen, brodelnden Masse verschluckt zu werden. Der keine Teich kam zur Ruhe. Wurde zu einer schwarzen, glatten Fläche. Die Geräusche des Waldes verstummten. Es wurde kalt. Stille.

Endlich durfte Enric sich von dieser schrecklichen Szenerie losreißen. Mit einem Schlag kehrten die Schmerzen wieder zurück. Das Licht war nun näher. Er kam voran! Dennoch war jeder Schritt ein Kampf. Die Dunkelheit befand sich inzwischen seitlich von ihm. Nicht mehr ständig in seinem Sichtfeld. Bald würde er sein Ziel erreichen.

Es zog Nebel auf. Er hörte seinen rasselnden Atem, spürte die feuchte Luft. In den Nebelschwaden konnte er nun eine Gestalt erkennen, die sich näherte. Er konnte nicht erkennen, wer es war.