Ausflug in die Stadt

[Anne]

Am Morgen hatte Ria doch etwas nervös auf das Treffen mit Corbyn gewartet. Sie hatte nämlich befürchtet, dass er nicht kommen würde oder sich deutlich verspäten könnte. Da sie ihren Mitbewohnerinnen bereits angekündigt hatte, dass sie den Tag in der Stadt verbringen würde, wäre ihr das zumindest etwas unangenehm. Allerdings stand Corbyn schon fünf Minuten vor der verabredeten Zeit vor der Tür. Ria begrüßte ihn kurz und bat ihn herein. Sie ließ ihn noch etwas warten, während sie selbst in aller Ruhe ihre Sachen zusammen suchte. Beim Verlassen des Hauses zwinkerte sie ihren neugierigen Mitbewohnerinnen noch einmal grinsend zu. Die mussten ja nicht wissen, dass es sich in Wirklichkeit gar nicht um ein Date handelte.
Als die beiden im Speeder saßen erzählte Ria von dem Vortrag, den sie ausarbeiten musste. Um sich nicht die Blöße zu geben, ihre mangelnde Schulbildung eingestehen zu müssen, behauptete sie, dass er ihr gewissermaßen seine Hilfe schuldete, weil es ja seine Schwester war, die Ria überhaupt erst in diese Lage versetzt hatte. Allerdings verband sie diese Forderung mit einem möglichst charmanten Lächeln, weil es ihr wirklich wichtig war, dass er ihr zumindest ein paar Hinweise gab, wie diese Aufgabe anzugehen war.

[goldie]

Corbyn lachte: "So so, es ist Jolenes Schuld, dass du den Vortrag halten musst?"

[Anne]

"Ja logisch, weil sie mich ja nicht auf normalem Weg sehen wollte. Also musste ich mir etwas einfallen lassen und das war eben nur zur Unterrichtszeit möglich. Sauerkirsche hat gesagt, dass du einen Privatlehrer hattest. Also teil Mal ein bisschen deine Privilegien mit mir, Momong... Bitte, meine ich."

[goldie]

Corbyn verdrehte die Augen. "Meinetwegen helfe ich dir. Aber schieb Princess nicht die Schuld für deine Entscheidungen zu. Verantwortung und Pflicht also. Am besten erzählst du ihnen genau das, was sie hören wollen. Was die Pflichten und Verantwortung der Jedi sind. Das solltest du doch wissen. Dann machst du dazu eine schicke digitale Präsentation mit ein paar guten Holos drin und fertig."

[Anne]

"Denen sagen, was sie hören wollen? Ich wollte eigentlich subtil mit einbauen, dass man manchmal, wenn es wirklich wichtig ist, seine Pflichten auch vernachlässigen muss, um Freunden zu helfen. Schließlich haben wir für die ja auch eine Verantwortung. Und ist schon klar, dass deine Schwester nichts dafür kann. Sie wollte ja nicht, dass ich mich auf diesem Speeder verstecke. War nur ein blöder Spruch..."
Sie holte ihr Datapad heraus. "Danke für deine Hilfe. Kann's losgehen?" Sie schaute ihn erwartungsvoll an.

[goldie]

Corbyn schmunzelte. "Gut, legen wir los. Aber wenn du keinen Ärger haben willst, tust du lieber was ich sage. Wenn deine Lehrerin dir bereits für sowas eine Strafe aufbrummt, wie wird sie dann reagieren, wenn du ihr jetzt dumm kommst?"

[Anne]

"Hm, wahrscheinlich hast du Recht. Sie hatte eh erst gesagt, ich soll mir selber überlegen, welche Strafe ich für angemessen halte. Ich hab gesagt, gar keine. Aber damit bin ich nicht durchgekommen. Gut, dann zieh ich das halt durch ohne jemandem auf die Robe zu treten... Das hast du jetzt davon, dass du mit so einer jungen Dame einen Ausflug machst. Jetzt wurdest du auch noch zum Hausaufgaben machen verdonnert." Ria lachte.

[goldie]

Corbyn verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und grinste breit. "Ist ja nicht so, als hätten wir viel zu tun. Also erzähl mal. Was ist einem Jedi wichtig? Wofür übernimmt er Verantwortung? Wann kriegt er Ärger?"

[Anne]

Ria und Corbyn machten sich also daran, den Vortrag auszuarbeiten. Als der Speeder in der Stadt hielt, waren sie längst fertig.
Wie verabredet gingen die beiden anschließend essen. Ria wählte ein kleines, gemütliches Restaurant aus. Nicht unbedingt gehobene Küche, dafür aber sehr schmackhaft. Für eine so kleine und zierliche Person hatte die junge Frau einen bemerkenswerten Appetit. Nicht ein Krümelchen blieb auf ihrem Teller liegen.

[goldie]

Corbyn hatte Ria ein paar schlaue Fragen gestellt. Der Vortrag war schließlich sehr konform damit, wo im Offensichtlichen Pflicht und Verantwortung der Jedi lagen. Dann hatte er Ria gezeigt, wie sie es alles in eine gute Form der Präsentation brachte und schließlich sogar einen Übungsdurchlauf mit ihr gemacht.

Corbyn hatte ausgesprochen gute Laune. Er vermied es, über Jolene zu sprechen. Auch verlor er kein Wort über seine Vergangenheit. Sie unterhielten sich über seichte Themen, wie Musik und Sport. Es machte Corbyn auch viel Spaß sich mit Ria leise über andere Leute im Restaurant lustig zu machen.

"Sag mal, hast du extra zwei Tage gefastet?" fragte er. "Wie wäre es mit einem Nachtisch?" Er reichte ihr die Eiskarte.

[Anne]

"Eher zwei Jahre...", meinte Ria und das war auch das Einzige, was sie selbst über ihre Vergangenheit erwähnte. "Ich bin halt noch im Wachstum. Eis esse ich noch, aber erst nach dem Film. Sonst krieg ich auf dem Rückflug zu großen Hunger. Und du weißt ja, nur ein sattes Nexu ist ein gutes Nexu."
Sie zwinkerte ihm zu. Auch Ria schien den Ausflug sehr zu genießen. Sie selbst wählte auch eher leichte Themen, erzählte ein bisschen vom Speeder fliegen und davon, was sie in der Werkstatt bastelte. "Was machst du eigentlich so in deiner Freizeit?"

[goldie]

"Es gibt sehr gute Nachtclubs und Cantinas, da, wo ich wohne. Ergibt gleichzeitig ein nettes Nebeneinkommen, bin ziemlich gut mit Karten."

[Anne]

Ria lachte schallend. "Ach soo... mit Karten. Als du gesagt hast, dass du dir in Nachtclubs was dazu verdienst, habe ich irgendwie etwas anderes erwartet. Das mit den Karten musst du mir Mal zeigen. Dann hab ich vielleicht auch Mal eine Chance gegen deine Schwester zu gewinnen. Ich glaub ja, die schummelt."

[goldie]

Corbyn lachte. "Nein, strippen tu ich nicht. Das schaue ich mir lieber an. Und gegen Jolene hast du keine Chance, da brauch ich dir gar nichts zeigen. Der Film geht gleich los, auf geht's, kleines Garten-Nexu."

Sie schauten sich eine sehr unterhaltsame Komödie an und futterten dabei eine Menge Popcorn. Bester Laune machten sie sich danach auf dem Weg zu einem Speeder. Sie kamen an einer dunklen Gasse vorbei. Plötzlich schepperte es.

[Anne]

In einer schnellen, galanten Bewegung schob sich Ria schützend vor Corbyn. Ihre Hand ruhte plötzlich auf ihrem Blaster, bereit ihn jederzeit zu ziehen und abzufeuern, sollte das nötig sein. Suchend blickte sie sich um, was dieses Geräusch wohl verursacht haben mochte.
Ria hatte ganz intuitiv gehandelt, ohne groß darüber nachzudenken. Seit ihrer Zeit im Slum war sie überaus wachsam. Die Erwartungshaltung, dass jeden Moment jemand hinter einer Häuserecke hervorspringen könnte, um einem die Kehle aufzuschlitzen, hatte sie noch nicht ganz ablegen können.