Ausflug in die Stadt

[Anne]

"Nein, sie haben sie nicht rausgeworfen. Sie finden's anscheinend einfach nur nicht so cool dass ihre kleine Tochter einen älteren Freund hat, der ihr Gehirn-Parasiten ins Ohr setzt. Weißt du eigentlich, dass deine Freundin hofft, dass der Krieg noch möglichst lange dauert, damit sie später mit dir da hin kann? Wie kann man so naiv sein? Und wie kannst du als Erwachsener mit so jemandem zusammen sein? Kennst du ihre Eltern?"

[goldie]

"Hey, ich bin doch nur zwei Jahre älter als sie. Ich sage ihr auch ständig, dass sie nicht hoffen soll, dass der Krieg noch lange dauert. Aber wir tun, was wir tun müssen, um die Republik zu verteidigen. Und wenn der Krieg ob zwei Jahren immer noch tobt, dann wird auch sie den Truppen beitreten, egal was ihre Eltern sagen." Er schwieg darüber, ob er ihre Eltern kannte. "Okay, es geht ihr also gut." Er dachte angestrengt nach. Ria las in seinen Gedanken, dass er überlegte, wie er seine Freundin schnellstmöglich treffen konnte.

[Anne]

"Du bist erst sechzehn? Solche nehmen sie schon? Ist ja armselig, sind die ganzen Alten schon abgeknallt oder warum dürfen jetzt auch schon Jugendliche beim Krieg mitmachen?" Sie schüttelte den Kopf. Tatsächlich war sie aber eher erleichtert, dass für das Mädchen von diesem Jungen keine Gefahr ausging. Die kleine Twi'lek war ihm wichtig, ihr Altersabstand war völlig normal und er schien auch kein ganz übler Zeitgenosse zu sein. Ria atmete durch: "Okay... Tut mir leid, dass ich 'n bisschen unfreundlich zu dir war. Als die Kleine mir heute gesagt hat, dass sie mit einem Soldaten zusammen ist, hab ich halt was anderes erwartet als... na ja so was..." Sie betrachtete den schmalen Jungen einmal von Kopf bis Fuß. "Aber vielleicht geht's ihren Eltern genau wie mir. Du gehst da morgen Mal hin und stellst dich freundlich vor, falls du das noch nicht gemacht hast. Wenn sie dich kennenlernen, werden sie schon sehen, ob du was taugst oder nicht."

[goldie]

"Ich weiß nicht. Das ist bestimmt keine gute Idee da aufzukreuzen, da ich an alledem Schuld bin. Sie wollte es ihren Eltern ja schon einige Wochen lang sagen, aber sie hat sich nicht getraut. Und jetzt haben wir gesehen wohin das geführt hat. Und vielleicht will sie jetzt sowieso nichts mehr von mir wissen." Er blickte unglücklich drein. "Aber das ist ja nicht dein Problem. Damit muss ich selbst klarkommen. Danke jedenfalls, dass du mir Bescheid gesagt hast. Wer, sagtest du doch gleich, bist du?"

[Anne]

"Ich bin Ria. Und du hast Recht, es ist echt nicht mein Problem. Aber eine Sache solltest du noch wissen. Kan'jial steht noch immer total auf dich. Wenn du willst, dass es mit ihr funktioniert, wird an ihren Eltern aber kaum ein Weg vorbei führen. Wenn du nicht willst, dass Kan'jial übermorgen wieder auf der Straße sitzt, dann gehst du da lieber Mal vorbei. Das zu klären ist die einzige Chance, die ich für euch sehe. Und mach dir Mal keinen Kopf, dass es deine Schuld wäre, was passiert ist. Das hat deine Freundin schon ganz alleine hingekriegt, sich mit ihren Eltern zu streiten und abzuhauen. So, und jetzt ist die Sache für mich auch erledigt."
Sie boxte ihm kameradschaftlich gegen die Schulter. "Mach's gut und geh nicht drauf im Krieg. Ist eigentlich schon richtig was du machst, auch wenn du jung bist. Ich war vorhin nur erstaunt darüber. Aber gib den TechSig Mal einen ordentlichen Tritt in den Hintern von mir, wenn du sie siehst."
Mit diesen Worten verabschiedete die Jedischülerin sich. Sie suchte sich anschließend einen Imbiss in der Nähe. Sie hatte wirklich Hunger und keine Kekse mehr. Wenig später mampfte sie mit grimmigem Gesichtsausdruck ihre Pizza. Im Prinzip hatte Corbyn Recht gehabt und in diesem Fall hatte sie sich umsonst eingemischt, zumindest was den Jungen betraf. Aber wer hatte das schon vorher mit Sicherheit sagen können? Sie war immer noch etwas enttäuscht von Jolenes Bruder. Aus irgendeinem Grund hatte sie angenommen, dass er genauso viel Mut und Courage wie seine Schwester besitzen musste, aber offenbar hatte sie sich da getäuscht. Sie beschloss, die Sache zu vergessen und ihn einfach nicht mehr wieder zu treffen.

[goldie]

Der Junge versicherte Ria, dass er ihrer Empfehlung folgen würde. Er schien auch sichtlich erleichtert, dass es seiner Freundin gutging.

Von Corbyn hörte Ria an diesem Tag nichts mehr. Allerdings saß er am nächsten Morgen auf seiner Lieblingsbank im Garten, als Ria sich einige Früchte holen wollte. Da die Bank etwas von Büschen verdeckt war, lief Ria Corbyn direkt vor die Nase.

"Hey, Garten Nexu. Na, alles geklärt gestern?"

[Anne]

Statt einer Begrüßung erhielt er nur einen finsteren Blick. Ohne stehen zu bleiben entgegnete sie: "Was dich gestern nicht interessiert hat, braucht dich auch heute nicht zu kümmern."
Sie ging auf einige Büsche zu, um Beeren zu pflücken.

[goldie]

"Wie du meinst." Er beobachtete sie dabei, wie sie Beeren pflückte, ohne etwas zu sagen.

[Anne]

Auch Ria sagte nichts. Sie zupfte die Beeren ab und legte sie in ihr Körbchen, so als wäre das die wichtigste Tätigkeit auf der Welt. Kurzzeitig überlegte sie, ob sie einen dummen Spruch darüber machen sollte, dass er sie anstarrte, entschied sich aber dagegen.

[goldie]

"Sag mal, bist du echt sauer auf mich wegen dieser Sache gestern?" fragte Jolenes Bruder schließlich.

"Ich weiß gar nicht, was dein Problem ist. Muss ja schließlich nicht jeder so nen Helferkomplex haben, wie ihr Jedi. Da, wo ich unterwegs bin, wären wir nicht lebend aus dieser Gasse rausgekommen."

[Anne]

"Ich bin nicht sauer. Ich will nur keine Energie da rein investieren, mich mit einem Menschen anzufreunden, der ein junges Mädchen einfach auf der Straße sich selbst überlassen würde und den's nicht kümmert, wenn ihr was Schlimmes passiert. Klar musst du kein Bedürfnis haben, Leuten zu helfen. Du kommst bestimmt auch so gut durchs Leben. Aber dann bist du halt einfach kein guter Mensch. Die Situation in der Gasse fand ich nicht gefährlich. Die Macht ist mit mir und mit ein paar Banditen werde ich schon fertig. Du hast offenbar keine Ahnung, wie wehrhaft ich bin. Trotzdem hast du mich dann später allein diesen Typen aufsuchen lassen - einen Soldaten, dessen Geheimnis ich kannte und den ich zur Rede stellen wollte. Hätte gefährlich sein können. Und jetzt komm mir nicht damit, dass ich dich ja weg geschickt hätte. Ich wusste schließlich, dass so ein einfacher Kerl mir nichts kann. Aber du konntest das nicht wissen. So wichtig bin ich dir also auch nicht."
Sie hatte währenddessen weiterhin unbeirrt die Beeren gepflückt - ganz vorsichtig, eine nach der anderen, ohne erkennbaren Zorn. Nun wandte sie sich ihm aber doch zu und sah ihn provozierend an. "Dir ist inzwischen wohl aufgegangen, dass ich dein einziger sozialer Kontakt hier bin und du keine Lust hast mit Xidilein abzuhängen. Nun ja, Corbyn Silverdust, da wirst du dich wohl ganz schön langweilen, bis du wieder von hier abhauen kannst. Du solltest nur wissen, dass deine Schwester mehr Mut im kleinen Zeh hat, als du in deinem ganzen Körper."
So stand sie nun vor ihm, diese kleine zarte Gestalt mit ihrem Beerenkörbchen in den Händen und schaute mit festem Blick zu ihm auf.

[goldie]

Er hielt ihrem Blick stand. "Dann lebe wohl, kleines Nexu." Er stand auf und wandte sich ab. Dann drehte er sich doch noch einmal um: "Und nur um eins richtigzustellen: Du warst nicht allein mit dem Twi'lek Bübchen."

[Anne]

Ihre Augen weiteten sich. Sie wirkte ziemlich erstaunt. "Was? Aber... bist du mir gefolgt?"

[goldie]

Er zuckte mit den Schultern: "Ich konnte ja nicht wissen, ob das nicht so ein kranker Pädophiler ist."

[Anne]

"Und dann lässt du mich zwei Stunden allein durch die Gegend latschen und schleichst lieber heimlich hinter mir her, anstatt dich Mal nützlich zu machen?" Auch wenn der Inhalt ihrer Worte die Vermutung nahe legte war kein echter Vorwurf aus ihrer Stimme heraus zu hören. "Was für ein Blödsinn. Wir hätten das gemeinsam durchziehen können, danach noch was essen und dann zusammen zurück. Dass du dich nicht gezeigt hast... Du bist echt so ein... Monong..."
Sie versuchte, ihn ernst anzusehen, aber Corbyn konnte doch erkennen, dass ihr Ärger auf ihn verraucht war.