Einfach traumhaft...

[goldie]

"In Ordnung." Nachdem Xid die Zelle verlassen hatte, begann Jolene nervös auf und ab zu laufen. Sie hatte Angst vor diesem Gespräch, ohne den Grund wirklich benennen zu können.

Ysanne hörte sich an, was der Therapeut ihr zu sagen hatte. Dann fragte sie: "Wie ist Ihre Meinung? Ist Jolene bereit, verlegt zu werden? Wie schätzen Sie die Gefahr ein, dass sie flieht und sich an Miss Horrain rächt?"

[Anne]

"Ich gebe zu, dass ich, als der Alarm losging, zunächst skeptisch war, insbesondere da Jolene nicht gleich mit der Sprache herausrücken wollte, was sich ereignet hatte. Aber nach dem Gespräch mit ihr bin ich nun beruhigt. Jolene hat großartige Fortschritte gemacht und ich sehe keine Veranlassung mehr, sie ihrer Freiheit zu berauben. Sie ist seit einiger Zeit nicht mehr wahnhaft oder aggressiv gewesen. Sie hatte keine emotionalen Ausbrüche mehr, in denen sie keine Kontrolle über sich hatte, sondern hat es in letzter Zeit gut geschafft, geeignete Strategien zur Selbstregulation zu finden und anzuwenden. Ich halte es für nahezu ausgeschlossen, dass Jolene weiterhin den Wunsch verspürt, sich an Miss Horrain zu rächen. Dass sie ihr die alleinige Schuld für die Trennung gegeben hat ist schon eine Weile her und mittlerweile sieht Jolene durchaus ein, dass sie selbst Fehler gemacht hat in ihrer Beziehung oder anders gesagt, dass ihr Verhalten problematisch war. Sie kann sich inzwischen viel besser reflektieren und hat ein besseres Verständnis für die Vorfälle der Vergangenheit bekommen. Aber machen Sie sich gerne ein eigenes Bild. Ich möchte Sie jedoch vorwarnen. Jolene sieht diesem Gespräch mit äußerster Anspannung entgegen und hat einige Befürchtungen, die Sie Ihnen vielleicht nicht gleich offen mitteilen wird. Aber ich weiß ja, dass Sie die personifizierte Geduld und Ausgeglichenheit sind."

[goldie]

Ysanne lächelte: "Ich danke Ihnen, Xid. Nicht nur für Ihren Bericht, sondern auch für die wunderbare Arbeit, die Sie leisten. Bei Jolene und all den anderen. Ich werde mich gleich auf den Weg zu ihr machen. Ich möchte sie nicht warten lassen."

[Anne]

"Vielen Dank." Xid lächelte. "Ich bleibe erreichbar, falls Sie anschließend nochmal Rücksprache halten möchten."

[goldie]

"Danke. Ich melde mich nach dem Gespräch mit Jolene bei Ihnen." Sie verabschiedete sich und machte sich sogleich auf den Weg zu Jolene.

[goldie]

Jolene wurde langsam ungeduldig. Wie lange wartete sie schon? Zehn Minuten? Eine halbe Stunde? Sie hatte versäumt auf die Uhr zu sehen, als ihr Therapeut gegangen war. Endlich hörte sie, dass die Tür sich öffnete. Sie verschränkte die Arme und wartete darauf, dass Ysanne eintrat. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Würde sie hier unten den Rest ihres Lebens verbringen müssen?

Ysanne trat ein und sagte freundlich: "Hallo Jolene, komm, lass uns doch hinsetzen."

Jolene biss sich auf die Unterlippe. Sie folgte der Jedi, die vorausgegangen war. Beide setzten sich.

"Das war ein ungewöhnlicher Morgen, nicht wahr? Wie geht es dir?" erkundigte sich Ysanne.

"Alles bestens", antwortete Jolene angespannt. "Der Doc hat gesagt, du entscheidest, ob ich endlich hier raus darf. Also, wie sieht es aus?" Ihr Tonfall war trotzig und fordernd.

[goldie]

Ysanne betrachtete Jolene eine Weile, ohne etwas zu sagen.

Jolene baute instinktiv einen Schild um ihre Gedanken auf, aus Angst, Ysanne würde sie lesen. Sie wusste nach all der Zeit noch immer nicht, wie weit die Fähigkeit der Jediritterin wirklich reichten. Sie fixierte die Jediritterin mit ihrem Blick. Jetzt nur nicht klein beigeben!

[goldie]

"Du wirkst sehr angespannt. Ist es dir unangenehm, dass ich hier bin?"

"Wie ich schon sagte, alles ist bestens", presste Jolene hervor. "Also, was ist jetzt?"

"Xid ist der Meinung, dass du bereit bist, auf die Krankenstation verlegt zu werden. Entspricht das deinem Wunsch?"

"Ich hätte wohl sonst kaum gefragt, ob ich hier raus kann", erwiderte Jolene patzig.

[goldie]

"Meditiere mit mir." Ysanne wies auf die beiden Meditationskissen auf dem Boden.

Jolene ballte die Fäuste und biss sich auf die Unterlippe. Was hatte Ysanne vor? Noch immer hatte sie ihr keine Antwort gegeben. Das trieb Jolene langsam zur Weißglut. Sie atmete durch. "Okay."

Die beiden gingen hinüber und setzten sich auf die Kissen. Ysanne schloss die Augen, ohne etwas zu sagen.

Jolene beobachtete sie, unfähig selbst eine Meditation zu beginnen. Die Jediritterin wirkte ruhig, mit sich im Reinen. Ihr schien es völlig gleich zu sein, was Jolene gerade tat. War das ein Test? Jolene würde Ysanne ganz sicher nicht angreifen, sie war ja nicht blöd. Liebend gern wäre die junge Frau wieder aufgestanden und auf und ab gelaufen, doch das verspielte ihr dann wohl endgültig die Chance, hier jemals wieder rauszukommen. Ihre Gedanken begannen um Fluchtmöglichkeiten zu kreisen. Inzwischen mussten fünf Minuten vergangen sein, ohne das Ysanne sich geregt hätte. Zehn Minuten. Fünfzehn. Jolene trommelte angespannt mit dem Fingern auf ihrem Oberschenkel und hoffte, dass die Jedi es nicht mitbekommen würde. Nun mussten es zwanzig Minuten sein. Hatte Ysanne nichts Besseres zu tun? Wer weiß wie lange sie hier noch sitzen würden. Schließlich gab Jolene auf. Sie konnte genauso gut ebenfalls meditieren und sich zumindest etwas beruhigen. Jolene schloss die Augen und konzentrierte sich auf ihren Atem. Längst vergessene Lichtschwertübungen tauchten vor ihrem inneren Auge auf. Diese fokussierten und beruhigten die junge Frau.

[goldie]

Jolene hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Irgendwann fühlte es sich richtig an, wieder die Augen zu öffnen. Sie fühlte sich inzwischen viel ruhiger.

Ysanne schenkte ihr ein Lächeln und fragte: "Geht es jetzt besser?"

Jolene atmete noch einmal durch: "Ich glaube schon." Kurz machte es den Anschein, dass sie noch etwas hinzufügen wollte, doch dann schwieg sie.

"Du wolltest noch etwas sagen", stellte Ysanne fest.

"Wozu die Meditation? Du hast so viele Dinge zu erledigen. Warum verschwendest du damit deine Zeit?"

"Dir geht es besser, damit war es keine Zeitverschwendung", antwortete Ysanne und lächelte.

"Aber was kümmert dich das? Wie es mir geht... Du bist doch nur hier, um zu sehen, ob ich noch gefährlich bin. Was übrigens nicht der Fall ist."

"Gerne hätte ich dich schon viel früher besucht. Ich wollte das nicht ohne dein Einverständnis tun, deswegen habe ich gewartet, bis von dir ein Zeichen kommt", antwortete Ysanne. "Ich wollte dir noch sagen, dass es sein musste, dass ich dafür gesorgt habe, dass du vor einigen Wochen festgesetzt wurdest. Du warst eine Gefahr in dem Moment. Xid hat mir bereits seine Einschätzung gegeben, dass er dich schon lange nicht mehr als Gefahr sieht. Es steht dem nichts im Wege, dass du auf die Krankenstation verlegt wirst."

[goldie]

"Ich weiß, dass es sein musste", sagte Jolene leise. "Was? Was hast du gesagt? Ich darf wieder raus?" fragte sie dann ungläubig, denn sie hatte nicht sofort realisiert, was Ysanne gesagt hatte.

"Gib uns noch einen Tag Zeit, um alles herzurichten. Möchtest du die Dinge von hier mitnehmen?" Ysanne deutete auf die Einrichtung. Es war einiges hinzugekommen, längst war die Zelle nicht mehr karg und leer.

"Auf das Bett kann ich verzichten", grummelte Jolene. Dann sagte sie der Jediritterin, was mitkommen sollte.

"Die Dinge werden morgen während deiner Therapie hinüber gebracht. Inzwischen geht ihr dafür ja in die Natur, wie mir Xid gesagt hat. Eine Bitte habe ich noch: Wenn du die Krankenstation verlassen willst, dann teile es deiner Ansprechpartnerin dort mit. Bitte habe dafür Verständnis, dass du das Praxeum erst dann allein verlassen darfst, wenn Xid sein Einverständnis dafür gibt. Innerhalb des Praxeums darfst du dich frei bewegen. Ich habe mit Xid noch nicht darüber gesprochen und brauche von ihm noch eine Rückmeldung dazu. Wenn du dich dazu bereit fühlst, darfst du von meiner Seite aus wieder am Unterricht oder auch an einzelnen Lektionen teilnehmen. Es wird auf der Krankenstation auch keine Überwachung mehr geben. Ist das alles so in Ordnung für dich?"

[goldie]

"Keine Überwachung? Überhaupt nicht?" fragte Jolene ungläubig.

"Du bist keine Verbrecherin. Allerdings bist du auch noch nicht wieder komplett gesund. Deswegen ist es wichtig, dass du dich an die Regeln hältst, in Ordnung?"

Wenn du wüsstest..., dachte Jolene, als es um das Thema Verbrechen ging. "Ja, ich werde mich an die Regeln halten", versprach Jolene. "Allerdings werde ich noch nicht am Unterricht teilnehmen. Das muss noch warten." Sie musste ihr ja nicht auf die Nase binden, dass sie nie wieder dahin zurückkehren würde. Sie beobachtete genau, ob Ysanne ärgerlich deswegen reagierte.

[goldie]

Ysanne reagierte gelassen: "Nimm dir all die Zeit, die du brauchst. Das wichtigste ist, dass es dir bald wieder gutgeht."

Jolene nickte nur. Sie war sich immer noch nicht sicher, ob Ysanne nicht nur einen bösen Scherz mit ihr trieb.

"Möchtest du sonst noch irgend etwas mit mir besprechen?" fragte die Jedi.

"Morgen nach der Therapiestunde also, ja?" versicherte sich Jolene noch einmal.

"Genau. Außer du möchtest noch länger hier unten bleiben, wobei du sehr klar gemacht hast, dass du das nicht willst."

"Ich will definitiv hier raus!" bekräftigte Jolene.

"Dann haben wir jetzt einen Plan", lächelte Ysanne. "Möchtest du jetzt noch einmal mit Xid sprechen? So weit ich weiß, wäre deine Therapie sonst erst in einigen Stunden."

"Wäre vielleicht ganz gut", murmelte Jolene und biss sich auf die Unterlippe.

"In Ordnung." Damit verabschiedete sich Ysanne. Sofort nach ihrem Besuch informierte sie Xid darüber, dass Jolene morgen verlegt werden würde und welche Regeln sie besprochen hatten. Dann bat sie den Therapeuten, direkt nach Jolene zu schauen.

[Anne]

Kurze Zeit später war Xid bei Jolene. Er brachte ein kleines Metalldöschen mit und gab es seiner Patientin: "Bitteschön. Ich denke, das können Sie vielleicht gebrauchen."
Dann nahm er Platz. "Es freut mich sehr zu hören, dass Sie morgen auf die Krankenstation dürfen. Wie geht es Ihnen mit dieser Information und nach dem Gespräch mit Ysanne gerade?" Er lächelte sie an.

[goldie]

Jolene runzelte die Stirn und öffnete das Döschen, bevor sie antwortete.