Besuchszeit

[goldie]

"Wie kommst du darauf, dass es ihm nichts ausmacht? Er ist sehr sensibel, was solche Sachen angeht. Und dass er mich die ganze Zeit angelogen hat... Ich glaube inzwischen, er hat es wirklich ernst mit mir gemeint und das alles nur gesagt, damit ich nicht mehr denke, er ist Neil. Sozusagen ein letzter Gefallen, den er mir schuldig war. Ich bin selbst Schuld an allem. Ich habe mich unmöglich verhalten und ihn damit in Aurens Arme getrieben. Ohne Enric wäre ich längst der dunklen Seite verfallen. Ich verdanke ihm sehr viel. Und was habe ich dafür gemacht? Ich war ihm einfach nur eine Last. Irgendwie verstehe ich jetzt, warum er nichts mehr von mir wissen will." Sie seufzte traurig und griff in ihre Hosentasche, wo inzwischen kein blauer Stein mehr zu finden war.

[Anne]

"Oh man, lass das bloß nicht deinen Bruder hören. Der will davon nichts wissen, dass du Enric schon verziehen hast."
Sie überlegte, was sie sagen sollte. Ria wollte ihrer Freundin nicht nahelegen, dass sie es nochmal mit ihrem Exfreund versuchen sollte. Gleichzeitig kam es aber für sie auch nicht in Frage, ihr einzureden, dass sie sich so sehr täuschte.
"Wer weiß, wie es wirklich war und was er sich so denkt bei dem Kram, den er macht. Und okay, vielleicht hat er dir eine Zeit lang ganz gut getan. Aber andersrum wird's wohl auch so gewesen sein, sonst wär das mit euch ja nicht so lange gegangen. Auf keinen Fall warst du nur eine Last für ihn! Nur hat er dich am Ende trotzdem verarscht als seine Kleine aus der Uni wieder auf der Matte stand. Da wär ich an deiner Stelle auch echt sauer. Und vielleicht macht's ihm was aus, was die Leute sagen, aber dann hätte er, bevor sie abgeflogen sind, seine Neue wohl nicht mit herbringen sollen. Das hätte ihm klar sein müssen, dass das Gerede gibt. Die haben hier zwar nicht wirklich rumgeturtelt aber es war trotzdem eine selten dämliche Aktion..."

[goldie]

"Er hat sie mitgebracht?" Jolene schüttelte nur den Kopf. Dann atmete sie durch. "Ich frage mich nur, wie wir in Zukunft als Tal-She zusammenarbeiten sollen, nach all dem, was war. Der Doc sagt ja, ich soll mit ihm reden..."

[Anne]

"Ich dachte das wüsstest du, dass sie hier war. Ich hab dir doch gesagt, dass ich ein Wörtchen mit ihr gewechselt hab. Ich hab sie bestimmt nicht in der Stadt aufgespürt, um sie zu treffen... Und tja, ums Reden werdet ihr wohl nicht drum herum kommen, wenn ihr weiter in einem Team sein wollt."
Falls er überhaupt wiederkommt , dachte Ria, aber das behielt sie lieber für sich. "Warum bist du eigentlich auf einmal nicht mehr sauer auf ihn? Hat Xid dir das erzählt, dass Enric es ernst mit dir gemeint hat?"

[goldie]

"Achso, stimmt... Durch die Medikamente vergesse ich manchmal Dinge." Sie verdrehte die Augen. "Laut Dr. Jellon ist das zumindest kein Dauerzustand. Er ist schon gar nicht mehr hier und die Dosis hat er auch schon ordentlich runtergefahren."

Sie stutzte: "Der Doc wusste es? Er und seine nervige Schweigepflicht. Dabei ist Enric nicht mal mehr sein Patient. Ich bin selbst drauf gekommen. Nachdem ihr fast alle in meinem Traum draufgegangen seid, ist mir bewusst geworden, dass ich ihn immer noch liebe. Und als ich drüber nachgedacht habe, kann es nur so sein, dass er mal echte Gefühle für mich hatte." Sie seufzte. "Aber es ist vorbei. Ich muss mich einfach damit abfinden. Es ist gut, dass er nicht im Praxeum ist und ich ihn nur noch auf den Missionen sehen muss."

[Anne]

"Jap, ist wahrscheinlich besser. Dass du ihn echt noch lieben kannst, nach allem, was er gemacht hat..." Ria seufzte. "Vielleicht solltest du als neues Hobby lieber irgendwelche Schnulzen schreiben. Du hast ja anscheinend 'ne romantische Ader. Und das mit den Missionen wird schon klar gehen. Da seid ihr ja beschäftigt. Und hey, kann ja wohl nicht sein, dass ich hier als Einzige enthaltsam leben soll. Dann haben wir eben beide keinen Kerl - und? Wir werden's wohl überleben", versuchte Ria ihre Freundin aufzuheitern.

[goldie]

"Mit den Typen bin ich jedenfalls fertig. So einen wie Enric finde ich eh nie wieder. Ich hatte so viele und er war der einzige, der sich wirklich für mich interessiert hat und nicht nur an sich gedacht hat. Aber egal. Der Frachter ist abgeflogen. Wenigstens werde ich meine Kinder hier haben... Warum hast du eigentlich nie was mit einem Kerl angefangen? Wegen der Verantwortung auf Boranda oder hast du nie Bock drauf gehabt?"

[Anne]

"Haha, doch und wie. Nicht alle auf Boranda sind so drauf wie Xid. Aber im Slum ging das nicht klar für mich. Da hatte ich andere Sorgen. Außerdem ging's auch drum, dass ich keine Schwäche haben wollte. Mir kam's auch so vor, als wollten manche Jungs nur was von mir, weil sie sich davon irgendwie Vorteile oder mehr Einfluss oder so versprochen haben. Hier im Praxeum sind die Jungs in meinem Alter irgendwie nix für mich. Die sind alle noch halbe Kinder. Einige haben keinen Plan von der Welt. Na ja Akaavi schon, aber der ist nicht mein Typ. Ich war ein bisschen verknallt in Kyle, ehrlich gesagt. Aber der wollte natürlich nix von mir, ist ja klar. Die Männer, die ich interessant finde, finden mich halt zu jung oder so. Außerdem denk ich Mal, dass ich keine Kinder kriegen kann. Und jetzt hab ich mir halt gesagt, dass ich eh eine Jediritterin werden will. Da wäre ein Kerl nur im Weg..." Sie zuckte mit den Schultern und lehnte sich an.
"Woher willst du die Kids für dein Heim eigentlich nehmen?"

[goldie]

"Sei dir nicht zu sicher mit dem Kinder kriegen. Ich meine, ich war nicht lange in Slum, aber bei mir ginge es noch. Kyle war jedenfalls ein guter. Ich mochte ihn, der war in Ordnung. Drecks Krieg. Manchmal frage ich mich, ob es das als Wert ist, wenn so viele unserer Freunde draufgehen. Auf der anderen Seite würde ich wohl auch mein Leben geben, wenn ich damit meine Leute retten könnte." Sie seufzte. "Wie auch immer... Ich bin mir sicher, du wirst eine tolle Jediritterin. Und zu deiner Frage: es wird genügend Kriegswaisen geben. Kann ja nicht so schwer sein, ein paar davon herzuholen. Oder hattest du schon was im Sinn dafür?"

[Anne]

"Hmh, wird schon stimmen", meinte Ria nur zum Thema Kinder bekommen. Sie glaubte, dass Jolene sich das wahrscheinlich einredete, weil sie es gerne hätte, dass sie noch immer fruchtbar war.
"Wegen den Kindern kannst du ja Mal die Republik fragen. Vielleicht wissen die da was. Du wirst schon welche auftreiben können. Da hast du dir jedenfalls ganz schön was vorgenommen. Ich hoffe du weißt, was das für 'ne große Aufgabe ist. Wie machst du das eigentlich, wenn du auf Mission bist?"

[goldie]

"Klar stimmt das, ich hab's untersuchen lassen. Ich meine, du warst da echt lang. Vielleicht gehst du einfach mal zu Cilghal damit? Die Republik ist jedenfalls ein guter Ansprechpartner für Kinder. Und ich werde ja Leute einstellen, die hier arbeiten. Gerade bei den ganzen Traumata kann ich ja nicht helfen. Ich bin einfach nur eine Besucherin, die mit den Kindern quatscht. Oder noch besser, ich mach den Salon, dann kommen die Kids zu mir. Hey, und in deiner Freizeit kommst du mir helfen, okay?"

[Anne]

Ria stimmte zum Schein zu, zu Cilghal zu gehen. In Wirklichkeit hatte sie aber so gar keine Lust etwas so Intimes mit der Mon Calamari zu besprechen. Die junge Frau glaubte, dass das sowieso niemals relevant werden würde und dass sie sich somit auch sparen könnte, sich dem Thema zu widmen.
"Ah, OK so hast du das vor. Klingt gut! Und ich dachte schon, du willst den Laden allein schmeißen und Ersatzmama für zwanzig Kinder oder so werden. Und klar komme ich vorbei, wenn ich Zeit hab. Aber nicht immer, ehrlich gesagt. Ich bin froh, dass ich hier nicht so eine Verantwortung hab und auch einfach Mal mein Leben leben kann."

[goldie]

"Nein, dieser Illusion gebe ich mich nicht mehr hin, dass es 'meine' Kinder sind. Ich organisiere, dass es ihnen gut geht, die Arbeit müssen andere übernehmen. Ich kann jederzeit auf einer Mission draufgehen, dann muss der Laden trotzdem weiterlaufen."

[Anne]

"Oh man, du bist so erwachsen geworden, Süßkirsche." Sie grinste. "Wo bleibt überhaupt dein Bruder? Der müsste doch bald jeden Zentimeter nach deinem Kram abgesucht haben..."

[goldie]

Jolene verdrehte die Augen. In dem Moment klopfte es. Corbyn war zurück. Er gab Jolene das Datapad: "Dein Comlink war nicht da. Müssen sie einkassiert haben."

Jolene nahm es entgegen. "Danke, Bruderherz."

Sie erntete einen skeptischen Blick: "Alles in Ordnung mit dir?"

"Klar." Sie grinste. "Der Doc hat das Comlink sicherlich. Das wird er schon rausrücken, wenn ich danach frage."