Wo liegt die Wahrheit?

[goldie]

Metall klackte, als sich die Metallfesseln um Enrics Gliedmaßen und seinen Hals schlossen. Wie auch Jolene waren die Fixierungen und auch die Liege äußerst stofflich für Enric.

Er hörte, wie das Summen des Lichtschwerts verebbte, als Jolene es ausschaltete.

"Hast du wirklich gedacht, ich gönne dir einen kurzen, schmerzfreien Tod, nach alldem, was ich wegen dir erleiden musste? Xid sagt, Gedanken können sehr real sein. Du hast Gefühle, nicht wahr? Du denkst, du bist real, stimmt's? Na los, sprich!"

[Anne]

Enric erschrak, als die Fesseln sich um ihn schlossen. Damit hatte er nicht gerechnet. Er sah Jolene furchtsam an, doch dann beschloss er, sich zusammen zu nehmen.
"Ich dachte, ich wäre real. Jedoch habe ich nun eingesehen, dass ich es nicht bin..." Seine Stimme klang zittriger, als er es beabsichtigt hatte. "Und du hast ganz Recht, ich habe Gefühle und körperliche Empfindungen, genau wie du. Du kannst mich also quälen, wenn es dir gefällt. Aber bedenke, dass ich ein Teil von dir selbst bin, den du damit gewaltsam zerstörst."
Enric fühlte sich wie ein Idiot. Er hätte einfach zur Tür hinaus gehen können. Oder darauf warten können, dass die Spritze ihre Wirkung tat und er verschwand. Warum nur hatte er sich in diese Situation gebracht?
"Frag Mal bitte Frau Dr. Horrain für mich, wie lange es noch dauert, bis diese Spritze wirkt und ich mich in Luft auflöse."

[goldie]

Jolene lachte leise. "Dr. Horrain, er will wissen, wann die Spritze wirkt und er sich auflöst."

Enric konnte das Schmunzeln in Aurens Stimme hören. "Es wird ihn sicher überraschen, dass diese Spritze lediglich dazu diente, sie aufzuwecken, Miss Silverdust."

Auch Xid klang amüsiert: "Es ist die richtige Wahl, ihm nicht einen einfachen Tod zu schenken. Nur zu, rächen Sie sich."

Ein Zischen erklang, als sich die schwere Sicherheitstür erneut öffnete.

[Anne]

Na großartig, er saß hier fest. Vermutlich so lange wie Jolene es wollte. Und Xid und Auren, von denen er immer geglaubt hatte, dass sie so gütig und sanftmütig waren, hatten sich zu allem Überdruss als wahre Sadisten heraus gestellt.
Als sich die Tür öffnete, versuchte Enric den Kopf zu drehen, um in Erfahrung zu bringen, wer da zu ihnen stieß. Er machte sich keine Hoffnung darüber, dass es jemand war, der ihm helfen würde. Ihn konnte ja ohnehin niemand sehen.
Bitte nicht ihr Vater oder ihre Stiefmutter , ging es ihm durch den Kopf.

[goldie]

Ein ernster Mann in seinen Fünfzigern betrat die Zelle. Sein Gesicht hätte einer Liste der Top 10 meist gesuchten Verbrechern der Galaxis entspringen können. An seinem Arm war eine stark geschminkte Frau in etwa Enrics Alter eingehakt, die spöttisch lächelte.

"Vater..." murmelte Jolene und fiel sofort vor ihm auf die Knie, um seinen Siegelring zu küssen. Sie blieb unterwürfig vor ihm Knien, als er sich an Xid wandte. "Funktioniert es?" fragte er gebieterisch.

[Anne]

Enric wurde bei diesem Anblick noch ein bisschen blasser. Er ließ sich dazu hinreißen, leise zu fluchen. Als er Jolenes Verhalten ihrem Vater gegenüber beobachtete, wurde ihm beinahe übel.
"Jolene, was machst du denn da? Steh auf! Du magst dir alles nur eingebildet haben, aber deshalb war unser Leben in dem Moment nicht weniger real. Du bist eine Heldin. Du hast die Galaxis beschützt. Du bist so mutig und stark und hast so viel erreicht. Du solltest vor niemandem knien...", sprach er.

[goldie]

Enric konnte sehen, wie Jolene sich auf die Unterlippe biss, als er sprach. Waren es Tränen oder Blut, was da zu Boden tropfte?

Xid antwortete: "Es verläuft alles nach Plan, Mr. Silverdust. Nehmen Sie doch mit Ihrer Gemahlin Platz und sehen Sie zu."

"Weitermachen!" befahl der Neuankömmling seiner Tochter. Dann nahmen die beiden auf zwei Thronen Platz, die Enric bisher nicht bemerkt hatte.

"Ja, Vater", antwortete sie leise und erhob sich, um wieder an Enrics Liege zu treten. Sie schluckte. Dann griff sie nach Enrics Händen. "Enric Comarilla, ich verbanne dich aus meinen Gedanken...", sprach sie mit fester Stimme.

[Anne]

"Nun, weißt du, was das angeht... Ich habe meine Meinung geändert. Ich wollte diese Welt für dich verlassen, damit du hier glücklich werden kannst und damit du in deiner Realität in Frieden tun kannst, was immer du möchtest. Aber das kann ich nicht. Ich kann dich unter diesen Umständen nicht verlassen."
Enric sah hinüber zu Jolenes Vater und Stiefmutter. "Ich verabscheue diese beiden dort. Ich empfinde tiefste Abneigung und ich habe nicht den geringsten Respekt vor ihnen. Ahnst du, was das bedeutet?" Nun sah er wieder Jolene an. "Ich bin du. Ein Teil von dir. Und dieser Teil hasst deine Familie. Ich mache dich wütend. Du willst mir wehtun und mich auslöschen. Bedeutet das, dass du diesen Teil von dir für deine Gefühle bestrafen willst und dass du nicht mehr willst, dass er existiert? Was bleibt dann übrig? Eine hörige kleine Dienerin? Willst du das wirklich sein?"
Traurig sah er zu Jolene auf.

[goldie]

Tränen rannen Jolenes Wangen hinab. "Was soll ich denn tun? Ich habe doch keine Wahl", flüsterte sie. Der Griff ihrer Hände wurde fester, so als wollte sie sich an Enric festhalten.

[Anne]

Auch Enric ergriff ihre Hände. "Komm mit mir nach Hause. Du kannst diese Welt hinter dir lassen. Wir können alles haben, wovon du geträumt hast. Ich bin jetzt so weit. Ich möchte, dass du meine Frau wirst. Und Kinder sollten wir auch bekommen..."
Tatsächlich hatte er, seit er mit Auren zusammen gekommen war und sie diese Möglichkeit so vehement ausgeschlossen hatte, manchmal darüber nachgedacht, ob ihm das nicht doch in seinem Leben fehlen würde.

[goldie]

"Nicht so schnell, Liebes." Die Stiefmutter war an Jolenes Seite getreten. "Es ist noch nicht die Zeit, ihn aus deinem Leben zu verbannen. Er hat so viel Unheil gestiftet. Er liegt hier direkt vor dir, nicht wahr, Süße? Du hast ihn dort gefesselt, ganz so wie dich Xid dazu im Vorfeld instruiert hat." Sie schenkte der leeren Liege ein grausames Lächeln, als sie Jolene beiseite schob uns diese Enrics Hände loslassen musste.

"Enric..." flüsterte Jolene.

"Ja, das habe ich mir gedacht", lächelte die Stiefmutter. Dann schnellte ihr Finger nach vorn und durchbohrte Enrics Armbeuge. Für ihn fühlte es sich so an, als würde ein glühend heißer Nagel durch sein Fleisch getrieben werden.

[Anne]

Er schrie auf. Intuitiv versuchte er, diese grausame Frau mit der Macht von sich zu stoßen, doch da er offenbar nicht existierte, rechnete er nicht damit, dass es funktionieren würde.
Enric suchte Jolenes Blick. "Siehst du jetzt, dass die die Irren hier sind und nicht du?", presste er hervor. "Lass uns von hier verschwinden..."

[goldie]

Jolene zuckte zusammen. "Nein!" entfuhr es ihr.

Natürlich gelang es Enric nicht, sich mit der Macht zu verbinden.

"Du willst meine Tochter sein?" donnerte die Stimme des Schwerverbrechers. "Hör auf zu heulen und reiß dich zusammen!"

Intuitiv fuhr sich Jolene mit dem Arm über die Augen, wischte die Tränen ab und straffte ihren Körper.

Xid mischte sich ein: "So wie Sie Enric beschrieben haben, Lorraine, hat er einige Traumata, die ihn sehr aus der Bahn geworfen haben. Ich bin mir sicher, diese Dinge sind wesentlich schmerzhafter für ihn als pure körperliche Folter."

Auren stimmte begeistert ein: "Xid, Sie hatten mir doch erzählt, wie schlimm es für ihn war, diesen Trandoshaner zu töten. Wir haben dich vorbereitet, Lorraine. Du kannst ihn diese Situation genauso wieder durchleben lassen."

"Korriban!" befahl der Vater.

Jolenes Stiefmutter lachte verzückt auf. "Oh, diese explodierenden Halsbänder seiner Mitgefangenen! Das ist großartig. Doch natürlich darfst du ihn nicht retten in dieser Situation. Lass den KdwM deine Kameraden töten und dich wegschleppen. Er wird nie erfahren, was aus der Frau, die ihn befreien wollte und die ihn liebt, geworden ist. Sag mir, mein Zuckerstück. Windet er sich? Winselt er um Gnade? Steht im die Angst ins Gesicht geschrieben?"

Jolene starrte Enric an. Sie war gerade regungslos wie eine Statue. Und sie hatte aufgehört zu weinen.

[Anne]

Als all diese Leute, die ihm offenbar nur Schlimmes antun wollten, Dinge aufzählten, die schrecklich für ihn gewesen waren, bekam Enric natürlich noch größere Angst als vorher. Doch auch, wenn diese Jediausbildung nicht wirklich stattgefunden hatte, hatte Jolene es sich anscheinend genau genug vorgestellt. Er wusste zumindest, wie er halbwegs ruhig bleiben konnte, in dem er eine Meditationstechnik anwendete.
"Jolene... Verschaff dir etwas Zeit, um nachzudenken. Sag ihnen, was sie hören wollen. Die können mich schließlich weder sehen noch hören. Demnach wissen sie auch nicht, ob du mir tatsächlich etwas antust oder nicht. Tu einfach so, als würdest du ihnen gehorchen", bat er sie.

[goldie]

Jolene atmete durch. "Er zittert am ganzen Körper. Er kann nicht sprechen. Wie ein kleines verängstigtes Porg vor einer Seeschlange."

"Sehr gut", lobte die Stiefmutter. "Na los, Kleines. Bring ihn nach Korriban. Lass ihn so richtig leiden."

"Ja, Mutter. Ich werde ihn zerstören." Jolene klang entschlossen. Sie trat an Enric heran und legte ihre knorrigen Hände an seine Schläfen.