Wo liegt die Wahrheit?

[Anne]

"Gut, sie glauben dir. Mach einfach weiter so, bis wir eine bessere Idee haben", bekräftigte Enric sie ebenfalls. Er glaubte nicht, dass Jolene es ihm tatsächlich antun könnte, ihn den Horror von Korriban wieder erleben zu lassen. Voller Vertrauen schaute er ihr in die Augen.

[goldie]

Jolene warf noch einmal einen Blick zu ihrem Vater. Dann spürte Enric ein Stechen in seinen Schläfen.

Im nächsten Moment saß er zusammengepfercht mit anderen Sklaven in der Höhle von Korriban. Ein Feuergefecht tobte, gerade explodierte in der Nähe eine Granate, die drei Techsig in den Tod riss.

Enric konnte sich nicht mehr daran erinnern, was gerade eben noch passiert war. All die Jahre mit den Tal-She waren vergessen. Jolene hatte für ihn nie existiert. Er war wieder der Archäologe, der vor Jahren entführt worden war und der täglich um sein Leben fürchten musste.

Einzig das merkwürdige Gefühl eines Deja Vus machte sich in ihm breit.

[Anne]

Sofort machte er sich klein, duckte sich in den Schatten. Nicht gesehen werden, das war seine Überlebensstrategie. Bisher hatte sie irgendwie funktioniert.
Der Archäologe fragte sich, was die Kämpfe wohl ausgelöst haben mochte. Ob jetzt endlich jemand kam, um die TechSig zu besiegen und sie alle zu befreien? Trotz all der Jahre in diesem Loch hatte er die Hoffnung doch niemals ganz aufgegeben.

[goldie]

Enric hörte das Zischen eines Lichtschwerts. Weitere Schüsse. Ein kurzer Blick offenbarte drei Personen, die auf das Zeltlager zurannten und die ihm auf ungreifbare Weise bekannt vorkamen. Ein Mann mit einen wirbelnden Lichtschwert, ein Jugendlicher mit einem Metallschwert, der mit der Geste einer Hand gerade einen der Akolythen gegen eine Wand schmetterte und ein Duros, der mit zwei Blastern wild um sich schoss. Hinter den dreien schritt eine unbewaffnete Frau. Ihr Haar war wild zerzaust. Sie wirkte entschlossen und schien sich gewiss zu sein, dass ihr nichts geschehen würde. Ihr Blick fiel auf Enric und sie schien geradewegs auf ihn zuzusteuern.

[Anne]

Enric kam nicht umhin, beeindruckt von diesem Anblick zu sein. Niemals hatte sich ihm eine Chance wie diese geboten. Jetzt oder nie, hieß es nun. Eine bessere Gelegenheit zu entkommen würde es nicht geben. Er kam aus seinem Versteck heraus und trat seinerseits auf die fremde Frau zu. Irgendetwas in ihm fand sie wunderschön. Er erklärte es sich damit, dass alle Frauen, die er in letzter Zeit gesehen hatte, entweder verwahrloste Sklavinnen waren oder bösartige KdwM Mitglieder, denen er so gar nichts abgewinnen konnte. Aber natürlich war das hier nicht der Augenblick für einen Flirt. "Wer sind Sie? Können Sie uns hier heraus bringen?", fragte er hoffnungsvoll.

[goldie]

Um sie herum tobte ein wilder Kampf. Doch in diesem Moment schien er stillzustehen. Die Frau wirkte traurig. "Es tut mir leid, Enric", sagte sie leise.

In dem Moment brandete der Kampflärm wieder auf. Der Jediritter wurde von dem Schwert eines Akolythen durchbohrt und krachte zu Boden. Der Junge wurde von einer Blastersalve getroffen und fiel. Der Duros wurde von einer Granate zerfetzt.

Eine Träne rann der Frau übers Gesicht. Die Unbekannte griff nach seiner Hand. "Vergiss mich nicht."

[Anne]

"Niemals", versicherte er, auch wenn er das Gefühl hatte, dies schon längst getan zu haben. Sie kannte ihn doch... nur woher? Erstaunt nahm er zur Kenntnis, dass sie seine Hand hielt. Dann besann er sich wieder darauf, was um ihn herum gerade passierte. "Komm, wir müssen fort von hier!"
Enric versuchte, die junge Frau an der Hand mit sich zu ziehen und zu fliehen.

[goldie]

Sie blieb wie angewurzelt stehen. Schwere Stiefelschritte erklangen, als ein Trupp Techsig näher kam. Sie waren fast bei ihnen. Die Frau schien mit sich zu ringen, ob sie Enrics Bemühungen nachgeben sollte. Doch bevor sie eine Entscheidung treffen konnte, packten sie kräftige Hände. Sie versuchte sich an Enric festzuhalten, doch wurde grob von ihm fortgerissen.

"Ich habe es mir anders überlegt!" rief sie den Techsig zu. "Tötet ihn! Setzt seinem Leid ein Ende! Bitte!!!" Ihr Blick war voller Schmerz, als sie Enric ansah.

[Anne]

"Lasst sie los!", hatte Enric zunächst noch gerufen und verzweifelt versucht, die Fremde zu befreien. Aber er hatte nichts ausrichten können. Als sie plötzlich darum bat, dass er getötet werden sollte, entschloss er sich, die Flucht allein anzutreten. Vielleicht könnte er später zurück kommen, und die junge Frau retten. Doch es würde ihm und ihr nichts nützen, wenn er jetzt umgebracht wurde. Also eilte er davon.

[goldie]

Stiefelschritte waren hinter ihm. Im Hintergrund hörte er die Frau schreien: "Lauf! Du kannst ihnen entkommen! Lauf schneller!"

Enric fühlte einen Ruck, als er nach innen gerissen wurde. Im nächsten Moment fand er sich auf der Liege wieder, nach wie vor fixiert.

"Du kleine, nichtsnutzige Verräterin!" donnerte Jolenes Vater. Er schlug sie hart ins Gesicht und sie stürzte zu Boden. "Glaubst du, ich würde nicht mitbekommen, wenn du ihn rettest?"

Dann wandte er sich Xid und Auren zu. Er zog unvermittelt einen Blaster. Ihr habt versagt. Zwei schnelle Schüsse später polterten ihre leblosen Körper zu Boden.

Jolene wimmerte leise: "Ich liebe ihn. Ich kann ihm nicht wehtun."

[Anne]

Enric war absolut schockiert von den jüngsten Ereignissen. Als er sah, wie Jolenes Vater sie schlug, war ihm seine Situation noch nicht vollständig bewusst. Er forderte Mr Silverdust auf, Jolene in Ruhe zu lassen, er griff erfolglos nach der Macht und versuchte vergebens, sich aus seiner misslichen Lage zu befreien, doch die Fesseln wollten sich nicht lösen lassen. Dann wurde ihm wieder klar, warum nichts davon auch nur die geringste Wirkung hatte.
"Bitte bring uns hier raus, Jolene. Du hast uns eben nach Korriban gebracht. Dann kannst du uns auch nach Hause bringen. Du brauchst diese Familie nicht. Wir gründen unsere eigene. Und meine Eltern werden dich auch aufnehmen und lieben. Nur musst du jetzt fort von hier", flehte er Jolene an.

[goldie]

Sholtav Silverdust reagierte nicht auf Enric. Stattdessen richtete er seine Waffe auf seine Tochter: "Du hast Schande über unsere Familie gebracht. Das ist jetzt zuende."

Enric sah, wie sich der Schuss löste. Wie in Zeitlupe näherte sich die tödliche Enegieladung ihrer Brust. Es wurde gleißend hell um Enric.

Er fand sich im elterlichen Wohnzimmer wieder, gemütlich wie eh und je. In seinen Armen hielt er eine abgemagerte, zitternde Jolene in einem durchscheinenden Nachthemd, die noch nichts von dem Ortswechsel mitbekommen hatte.

[Anne]

Als erstes griff er nach einer Decke und legte sie seiner Freundin um den zitternden Körper, falls er hier dazu in der Lage war stoffliche Dinge zu greifen. Dann drückte er sie fest an sich. "Du hast es geschafft. Wir sind in Sicherheit."
Er gab ihr einen Kuss und strich über ihr Haar.

[goldie]

Enric deckte seine Freundin zu. Alles fühlte sich endlich wieder real an. Jolene hob den Blick: "Danke. Du hast mich gerettet." Dann küsste sie ihn intensiv. "Ich liebe dich. Und ja, ich will dich heiraten und Kinder mit dir haben." Sie lächelte ihn glückselig an. Im Hintergrund bemerkte Enric seine Eltern, die ihn ebenfalls anlächelten.

Mit den Gefühlen, die Enric in diesem Moment empfand, endete sein Schlaf und er wachte in der Rettungskapsel wieder auf.

[Anne]

Noch im Halbschlaf tastete er nach Jolenes Hand, doch alles, was er zu fassen bekam, war Ajits Fuß, den er umgehend wieder los ließ. Ihm fiel wieder alles ein: seine aktuelle Lage und wie Jolene in Wahrheit zu ihm stand. Sein Herz wurde schwer. Er vermisste sie so sehr. Und er fühlte sich schlecht Auren gegenüber. Enric nahm sich vor, sollte er es jemals wieder zurück nach Gateway schaffen, sich nach einem neuen Therapeuten umzusehen. Eigentlich hätte er gerne Xid behalten und er konnte sich auch nur schwer vorstellen, einem neuen Therapeuten alles noch einmal zu erzählen, was er erlebt hatte. Aber ihm wurde langsam klar, dass er doch noch einen brauchte und Xid hatte er ja nun einmal Jolene überlassen. Eigentlich fand er, dass es ihm besser ging, aber diese ständigen Albträume waren schwer auszuhalten. Mit Schaudern dachte er an einige Begebenheiten aus dem Traum zurück. Hoffentlich hatte er nicht im Schlaf geredet. Mit einem prüfenden Blick zu Ajit versuchte er herauszufinden, ob der Ingenieur irgendetwas von seinem unruhigen Schlaf mitbekommen hatte. Falls dem nicht so war, würde er aussteigen und nachsehen, ob die Situation draußen unverändert war.