Die Therapie geht weiter

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Anne
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Re: Die Therapie geht weiter

Beitrag von Anne » 08.12.2022 23:58

Xid müsste über diese ungewöhnliche Bitte schmunzeln. Dann wandte er sich Ysanne zu und bestätigte: "Das ist sie tatsächlich. Jolene hat bereits seit längerer Zeit keine psychotischen Schübe mehr. Sie macht große Fortschritte und zudem bin ich sehr erstaunt darüber, dass Sie gestern und heute bereits im Praxeum unterwegs gewesen ist."
Aufmunternd sah er zu seiner Patientin herüber.

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goldie
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Re: Die Therapie geht weiter

Beitrag von goldie » 09.12.2022 10:28

Ohne weitere Höflichkeiten auszutauschen kam Jolene sofort zum Thema. Sie erzählte, was sie mit Hilfe der Macht gesehen hatte, dass die Tal-She ihrer Meinung nach noch nicht in Gefahr waren, doch dass sie ein Team aufstellen wollte, um im Notfall zur Rettung aufbrechen zu können. Und natürlich, dass sie die Missionsdaten brauchte, um einen Plan auszuarbeiten.

Ysanne stellte einige Verständnisfragen, die Jolene alle beantwortete. Insgesamt wirkte die junge Frau sehr selbstbewusst und forsch, von ihrer Krankheit war nichts zu spüren.

Schließlich fragte Jolene: "Also, was ist jetzt? Kann ich mir mein Team zusammenstellen und gibst du mir die Missionsdaten?"

Ysanne betrachtete sie: "Du hast bis vor kurzem unter schweren Wahnvorstellungen gelitten. Alles was du erzählst ergibt Sinn und ich zweifele nichts davon an. Fühlst du dich denn in der Lage auf so eine Mission zu gehen? Bis gestern hattest du dich noch nicht entschieden, die Krankenstation zu verlassen."

"Natürlich! Sonst wäre ich ja nicht hier!" brauste Jolene auf. Xid war aufgefallen, dass sie ausgewichen war, als Ysanne nach der Teamzusammensetzung gefragt hatte. Sein Name war also noch nicht im Spiel.

"Lass mich bitte kurz mit Xid allein sprechen", bat Ysanne.

"Wieso? Hast du nicht gerade gesagt, du glaubst mir?"

"Ich möchte seine Meinung als behandelnder Therapeut hören."

"Da lasse ich mich nicht ausschließen!" Sie verschränkte die Arme.

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Re: Die Therapie geht weiter

Beitrag von Anne » 09.12.2022 10:38

"Wenn Sie nichts dagegen haben, Ysanne, können wir das auch ganz transparent gestalten und es gemeinsam mit Jolene besprechen. Ich habe kein Problem damit, meine Einschätzung mit Jolene zu teilen. Ich habe ihr ohnehin schon gesagt, dass ich dieses Unterfangen in einigen Punkten kritisch sehe. Und ich habe ihr auch schon gesagt, dass ich nicht glaube, dass sie jetzt die Therapie abbrechen sollte und sich so eine stressige Mission zumuten sollte. Daraufhin hat Jolene den Wunsch geäußert, dass ich sie begleiten sollte", antwortete Xid. Aus seinem Tonfall war nicht herauszuhören, wie er zu Jolenes Bitte stand.

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goldie
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Re: Die Therapie geht weiter

Beitrag von goldie » 09.12.2022 10:43

Ysannes Blick ruhte einen Moment auf Xid. Dann wandte sie sich an Jolene. "Gut, in diesem Fall kannst du hierbleiben."

Zu Xid: "Tatsächlich wollte ich Sie fragen, wie Sie aktuell Jolenes Eignung aus therapeutischer Sicht sehen. Und welche Punkte sehen Sie kritisch?"

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Re: Die Therapie geht weiter

Beitrag von Anne » 09.12.2022 11:24

"Ich denke, Jolene jetzt auf so eine Mission gehen zu lassen, wäre eigentlich zu früh. Sie hat gestern erst damit begonnen, sich vorsichtig nach draußen zu wagen. Sie ist nicht ausreichend auf sehr stressige Situationen, wie sie auf der Mission zweifelsohne auftreten würden, vorbereitet. Nachdem Jolene ihren Bruder verabschiedet hatte, war sie mit der Situation sich allein draußen zu befinden überfordert. Auch sich auf der KAV 1 aufzuhalten stellte für sie eine Herausforderung dar. Ich befürchte, dass es ihr nicht gut tun würde und sie zurückwerfen könnte, wenn sie jetzt aufbricht. Gleichzeitig verstehe ich ihren Wunsch, ihren Freunden zu helfen. Eine etwaige Rettungsmission könnte nur stattfinden, wenn jemand die Fähigkeit besitzt, wie Jolene, die Tal She auch aufzuspüren. Falls es noch jemanden hier gibt, der dieselbe Gabe hat, könnte eine Rettungsmission sogar ohne Jolene stattfinden. Wenn nicht, wäre es vielleicht eine Möglichkeit Jolene mitzunehmen, ihr das Finden zu überlassen, sie jedoch an der eigentlichen Befreiung, sollte das notwendig sein, nicht teilhaben zu lassen. Theoretisch denke ich, dass es sinnvoll sein könnte, sie zu begleiten. Wir könnten die Therapie fortsetzen und ich könnte ihr helfen, mit verschiedenen Stressfaktoren zurecht zu kommen. Auf der anderen Seite möchte ich meine Patienten hier aber auch nicht vernachlässigen. Ich müsste Sie in diesem Fall wohl darum bitten, mich für mindestens sechs Wochen freizustellen, was eine relativ lange Zeit ist, in der meine anderen Patienten ohne mich auskommen müssten. Andererseits hängt vom Überleben der Tal She sehr viel ab und ich würde ihnen auch persönlich kein Ende auf einem TechSig Planeten wünschen. Es ist nicht leicht, das alles gegeneinander abzuwägen", erläuterte Xid seine Sichtweise.

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goldie
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Re: Die Therapie geht weiter

Beitrag von goldie » 09.12.2022 11:44

"Würden Sie denn mitgehen wollen, wenn es zu so einer Mission käme? Machen wir uns nichts vor. Selbst wenn Jolene gesund wäre, wäre diese Mission riskant."

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Re: Die Therapie geht weiter

Beitrag von Anne » 09.12.2022 11:51

Xid antwortete nicht gleich. Er dachte darüber nach, was Jolene ihm vorhin an den Kopf geworfen hatte. Er dachte an Enric, der ihm einst geholfen hatte ein neues Leben zu beginnen und den er sehr schätzte. Dann dachte er an Ria und dass sie ihren Vater noch brauchte, der gerade erst in ihr Leben getreten war. Aber ihm kam auch in den Sinn, wie er einst beinahe von Nexu gefressen worden war, als er sich gegen die TechSig gewandt hatte. Dazu hätte er ein schlechtes Gewissen den Bewohnern des Praxeums gegenüber, wenn er sie so lange allein ließ.
"Ich bin mir nicht sicher", antwortete er schließlich. "Ich behalte mir vor, die Entscheidung dann zu treffen, wenn die Situation es auch erfordert, dass eine Rettungsmission entsandt werden muss. Ich weiß nicht, wie die Lage bis dahin aussieht. Vielleicht geht es Jolene bis dahin bereits besser oder meine Patienten hier nehmen mir diese Entscheidung ab. Ich kann es einfach noch nicht abschließend beurteilen."

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Re: Die Therapie geht weiter

Beitrag von goldie » 09.12.2022 13:56

Dann wollte Ysanne wissen: "Wenn Jolene die Planung für diese Rettungsmission durchführt, also jetzt damit beginnen würde - welchen Einfluss hätte es ihrer Meinung nach auf ihre Genesung?"

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Re: Die Therapie geht weiter

Beitrag von Anne » 09.12.2022 14:02

"Ich denke, das wäre förderlich für sie. Die Planung gibt ihr ein Stück Sicherheit und Kontrolle über eine für sie ansonsten unkontrollierbare Situation. Sie kann nicht beeinflussen, ob ihre Freunde jetzt in Schwierigkeiten geraten. Sie kann aber dafür sorgen, dass im Zweifelsfall alles bereit ist. Das kann sehr beruhigend sein. Außerdem führt es sie langsam wieder in ihren Alltag zurück. Es ist sinnvoll, etwas zu tun zu haben. Auch setzt Jolene sich damit auseinander, was sie später wieder hauptberuflich machen möchte, wenn man so will. Aus meiner Sicht spricht nichts dagegen, dass sie für alle Fälle plant, was im Notfall zu tun wäre", antwortete Xid. Er schaute hinüber zu deiner Patientin, um zu sehen, wie sie den Wortwechsel zwischen ihm und Ysanne aufnahm.

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Re: Die Therapie geht weiter

Beitrag von goldie » 09.12.2022 14:33

Jolene hatte angespannt zugehört. Jetzt sagte sie: "Also, lässt du mich jetzt meine Pläne machen und gibst mit dir Aufzeichnungen der aktuellen Mission?"

Ysanne lächelte: "Du darfst deine Pläne machen. Bevor du jedoch mit potentiellen Teamkandidaten sprichst, möchte ich, dass du mir deine Pläne vorstellst. Und denk daran: Du würdest ausschließlich die Aufgaben haben, die Tal-She zu finden und dem Rettungsteam beratend zur Seite zu stehen. Aktionen vor Ort werden durch das Team durchgeführt und du wirst auch nicht die Mission anführen."

Jolene nickte: "In Ordnung."

"Gut. Ich lasse dir die Daten auf dein Datapad schicken. Gibt es sonst noch etwas zu besprechen?" Die Frage war an beide gerichtet.

Kurz ging Jolene durch den Kopf, dass Ysanne noch immer nicht wusste, dass sie die Ausbildung abbrechen würde. Doch sie würde einen Hutten tun, es ihr jetzt zu sagen.

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Re: Die Therapie geht weiter

Beitrag von Anne » 09.12.2022 15:04

"Vielen Dank, Ysanne. Ich habe nichts weiter zu besprechen. Es war sehr nett, dass Sie sich so kurzfristig Zeit für unser Anliegen genommen haben. Das nächste Mal machen wir einen Termin aus, wenn es kein Notfall ist", sagte Xid freundlich. Dann schaute er zu Jolene: "Möchten Sie vielleicht noch irgendetwas sagen?"
Seine warmen dunklen Augen ruhten auf ihr und sein Blick hatte etwas Ermutigendes.

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Re: Die Therapie geht weiter

Beitrag von goldie » 09.12.2022 15:27

"Äh... danke, Ysanne. Ich glaub wir können jetzt los."

Ysanne verabschiedete sich von beiden und schon fanden sie sich vor dem Gebäude wieder.

Jolene atmete durch. Jetzt, wo sie ihr Ziel fürs Erste erreicht hatte, war ihr doch auf einmal mulmig zumute. Ein Pulk Schüler kam gerade vom Mittagessen aus der Kantine. "Hey, Jolene!" winkte eine junge Frau ihr zu. Auch die anderen wurden auf sie aufmerksam. Schnell zog sich Jolene ihre Kapuze über - etwas, woran sie auf dem Weg hierhin nicht gedacht hatte. "Gehen wir!" Ihre Stimme zitterte. Schon eilte sie los, um den Leuten zu entkommen.

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Re: Die Therapie geht weiter

Beitrag von Anne » 09.12.2022 16:00

Xid bedeutete den Schülern mit einem freundlichen aber bestimmten Blick, nicht näher zu kommen. Er ging neben Jolene her.
"Ganz ruhig, Jolene. Sie haben das vorhin auch geschafft. Sie sind nicht auf der Flucht, auch wenn es sich für Sie bestimmt gerade so anfühlt. Achten Sie auf Ihre Atmung. Und dann lassen Sie uns zurück in Ihr Zimmer gehen. Ihr Datapad haben Sie ja bereits dort?", redete er ruhig auf sie ein.

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Re: Die Therapie geht weiter

Beitrag von goldie » 09.12.2022 16:58

Jolene antwortete nicht, sondern konzentrierte sich aufs Atmen und ihre Schritte. Schließlich waren sie in ihrem Zimmer angekommen. Vollkommen erschöpft ließ sie sich aufs Bett fallen, schloss die Augen und atmete durch. "Sagen Sie nichts, wenn wir aufbrechen müssen, werde ich bereit dazu sein."

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Re: Die Therapie geht weiter

Beitrag von Anne » 09.12.2022 18:07

"Ihr Team kann sehr froh sein, dass sie eine Freundin haben, auf die sie sich so sehr verlassen können. Essen Sie vielleicht noch eine Kleinigkeit und dann ruhen Sie sich schön aus. Sie haben heute eine Menge geschafft. Unser Termin heute Nachmittag entfällt dementsprechend. Das wäre zu viel für heute. Wir sehen uns morgen", sagte Xid noch, dann wandte er sich zum Gehen.

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