Jolene und Ria

[Anne]

Clee wirkte, als hätte Jolene sie bei irgendetwas ertappt, als sie sie auf ihre Machtfähigkeiten ansprach. Sie schien sich plötzlich wieder deutlich unwohl zu fühlen.
"Ich zeige es dir, aber... Du darfst nicht böse werden, okay?" Sie nahm ihren Mut zusammen und konzentrierte sich. Jolene hatte auf einmal das Gefühl, dass jemand versuchte, ihren Geist zu beeinflussen. Sie kannte dieses Gefühl genau. Die junge Frau versuchte, sich unsichtbar zu machen.

[goldie]

Jolene ließ es zu, nur um zu sehen, ob Clee damit erfolgreich war. Es gelang tatsächlich. Dann nutzte Jolene selbst die Macht, um die Illusion zu zerstören und schaute der jungen Frau in die Augen.

"Enric hat dir das beigebracht", stellte sie fest.

[Anne]

Sie schüttelte den Kopf.
"Nein, hat er nicht. Ich konnte das schon, als ich noch Zuhause gewohnt habe. Dein Exfreund weiß sicherlich nicht einmal wie ich heiße", vermutete sie bedauernd.
"Wegen dieser Fähigkeit hat Kyle mich hierher gebracht. Aber seit dem habe ich nichts anderes dazu gelernt. Deshalb muss ich mitkommen auf diese Rettungsmission. Ich brauche Enrics Hilfe, um besser zu werden. Ich weiß, dass er diese Fähigkeit sehr gut beherrscht. Aber wenn er wieder hier ist, wird er mich niemals beachten. Nur auf dem Rückflug, da hätte er ja drei Wochen Zeit, um mir etwas beizubringen."

[goldie]

Jolene schnaufte. "Du hast dich gerade disqualifiziert, Kleine. Wenn du einfach nur Eindruck bei Enric schinden willst, kannst du die Mission direkt vergessen. Wenn du bisher nichts Neues gelernt hast, liegt das an dir. Dann musst du dich hier mal mehr anstrengen. Hör zu, du bist ein nettes Ding. Aber dieser Nummer ist noch zu groß für dich."

[Anne]

Clee sah zu Boden. Sie wirkte bedrückt aber auch ziemlich verstimmt. "Eindruck schinden, hm? Ich weiß doch eh, dass Leute wie ihr mich niemals beachten werdet. Ich verstehe schon, das Schicksal hat euch zu Helden gemacht. Ihr seid die Auserwählten, die uns alle retten sollen. Euch gehört alles hier. Schon klar... Deswegen bin ich aber noch lange keine 'Kleine'. Du bist nicht viel älter als ich. Und ein 'nettes Ding' bin ich schon gar nicht."
Sie stand auf, nahm ihr Datapad und wandte sich zum Gehen. Doch dann drehte sie sich doch noch einmal zu Jolene um und sagte aufgebracht: "Du denkst, du wärst so viel besser als alle hier. Ich habe mitbekommen, dass du einem anderen Schüler einen Korb gegeben hast, so als wäre es unter deiner Würde, dass du überhaupt mit ihm sprichst. Aber weißt du, vielleicht ist das alles auch etwas groß für dich! Du hast so viel Angst, oder? Davor, dieses Krankenzimmer zu verlassen zum Beispiel. Oder davor, dass Enric sogar so ein unbedeutendes, kleines 'Ding' wie mich mehr mögen könnte als dich. Darum willst du mich nicht dabei haben, stimmt's? Egal, ich hätte es eh kaum ausgehalten sechs Wochen mit Ria und dir unterwegs zu sein. Ihr seid unmöglich!"
Während ihrer Tirade war Clee in Tränen ausgebrochen. Jetzt stürmte sie auf die Tür zu.

[goldie]

"Unreifes Ding", murmelte Jolene, ohne die junge Frau aufzuhalten. Nachdenklich schaute sie hinterher, selbst als die Tür sich geschlossen hatte. Sie verspürte keinerlei Bedürfnis, Clee zu trösten, geschweige denn sich für irgendetwas zu entschuldigen. Sie hatte längst vermutet, dass das Mädchen in Enric verknallt war. Jolene wunderte sich allerdings, dass es ihr nichts ausmachte. Vermutlich weil Enric seine wahre Liebe gefunden hatte. Was machte es da schon aus, wenn ein junges Mädchen ihn ebenfalls anhimmelte. Auch wenn Clee recht gehabt hatte, dass sie Angst hatte, das Zimmer zu verlassen, so fühlte sie sich nicht angegriffen. Auch die anderen Dinge, die Clee ihr an den Kopf geworfen hatte, machten ihr nichts aus, was Jolene ebenfalls verwunderte. Schließlich schob Jolene es darauf, dass sie in der Therapie gute Fortschritte gemacht hatte und es einfach unter ihrer Würde war, sich von so einem unscheinbaren Ding provozieren zu lassen. Zu gern hätte sie zwar herausgekitzelt, wer Rias neuer Schwarm war, doch dieser Frachter war auf Nimmerwiedersehen abgeflogen.
Jolene schrieb Ria eine Nachricht: "Wir haben 2 mögliche Zielplaneten." Dann gab sie noch Namen und Koordinaten durch. Das war alles.

[Anne]

"Oh super, dann lass uns morgen nochmal in die Bibliothek gehen und gucken was wir darüber rausfinden. Hat doch halbwegs geklappt heute", schrieb Ria zurück.

[goldie]

Am nächsten Tag war Ria wieder zugegen. Erneut schaute Jolene nach ihren Freunden. "Ich glaube, sie schlafen gerade. Es war recht dunkel. Da war eine Art Fenster, wo rotes Licht reinschien. Für mich klingt das immer mehr nach dem Dschungel Planeten. Draußen saßen bestimmt irgendwelche Ureinwohner am Feuer und ich hab das Licht durchs Fenster gesehen."

[Anne]

"Alles klar, ein Dschungelplanet... Dann lass uns Mal gucken, ob's da irgendwelche Gefahren gibt. Du weißt schon, Vulkane, die deine Chaotentruppe hochgehen lassen kann, irgendwelche Monster, Piraten... Oder vielleicht ist es da ja auch richtig friedlich und die machen einfach nur heimlich Urlaub. Gehen wir wieder in die Bibliothek, um da mehr herauszufinden?"

[goldie]

"Ja, machen wir." Jolene stand auf und ging zum Haken, wo ihr Umhang hing. Doch als sie danach griff, hielt sie in der Bewegung inne. Sie musste daran denken, wie Clee ihr an den Kopf geworfen hatte, dass sie Angst hatte, das Zimmer zu verlassen. Sie knurrte leise, ließ den Umhang hängen und sagte: "Dann los."

[Anne]

Ria sagte nichts dazu, aber klopfte ihr im Vorbeigehen anerkennend auf die Schulter.
Die beiden machten sich auf den Weg zur Bibliothek. Dieses Mal gab es keine unerwünschten Begegnungen. Selbst die Bibliothekarin ließ sich rasch mit ein paar Worten von Ria abspeisen. Als sie zu einem Terminal gingen, entdeckte Jolene Clee. Als die Jedischülerin die beiden Neuankömmlinge entdeckte, sprang sie auf und hastete davon. Dann fiel ihr auf, dass sie ihr Datapad vergessen hatte. Sie eilte zurück, schnappte sich das Datapad und verließ dann fluchtartig die Bibliothek.
Ria sah Jolene an und zog eine Augenbraue hoch. "Was ist denn mit der los?"

[goldie]

Jolene verdrehte die Augen: "Erzähl ich dir später. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen." Sie machte imaginäre Anführungszeichen beim letzten Wort.

Dann begannen die beiden Frauen zu recherchieren. Der Planet war laut den Aufzeichnungen unbewohnt. Weder hatte er eine strategisch signifikante Bedeutung, noch gab es bedeutsame Bodenschätze. Vermutlich gehörte der Planet zu den unwichtigsten überhaupt in der Galaxis. Doch er lag weit entfernt, in den Tiefen des Techsig-Raums.

"Weißt du, was das Problem ist? Die Daten hier sind das letzte Mal vor 10 Jahren aktualisiert worden. Wer weiß, was die Techsig damit angestellt haben. Die wichtigsten Infos krieg ich immer noch nur dadurch raus, indem ich nach ihnen suche."

[Anne]

"Aber das mit den Ureinwohnern kommt dann jedenfalls nicht hin. Warum hätten die TechSig da irgendwelche Typen im Lendenschurz auswildern sollen? Vor zehn Jahren war der Planet ja anscheinend noch nicht bewohnt. Vielleicht ist es doch der andere Planet? Lass Mal sehen..."
Sie tippte auf dem Terminal herum und suchte nach dem anderen Planeten, der laut Clees Berechnungen in Frage kam.

[goldie]

Sie fand heraus, dass der andere Planet reich an Bodenschätzen sein sollte, die Republik jedoch kein Interesse hatte, das für sich zu nutzen. Denn der Planet war bevölkert von einer Spezies, von der Ria noch nie etwas gehört hatte. Diese hatte die republikanischen Forscher einst angegriffen, sodass die Forschung eingestellt worden war. Es handelte sich um eine Spezies, die Raumfahrt betrieb, aber keine Handelsbeziehungen zur Republik pflegte. Die Daten waren 50 Jahre alt, ein Update hatte es seitdem nicht gegeben.

[Anne]

"Was hältst du davon? Einwohner gibt's auf jeden Fall. Aber die betreiben Raumfahrt. Ziemlich unwahrscheinlich, dass die so herumlaufen wie du's beschrieben hast. Aber wenn hätten unsere Leute wahrscheinlich ein ziemliches Problem", teilte Ria ihre Gedanken mit ihrer Freundin.