Jolene und Ria

[Anne]

"Nee, keine Lust. Ich wollte das Mal aber ich glaube, das wäre nicht so gut. Ich meine mein Vater ist cool und alles, aber man muss ja irgendwie doch seinen eigenen Weg im Leben finden. Ich hätte jedenfalls keine Lust, immer mit ihm anzuhängen, auch wenn ich ihn lieb hab. Verstehst du was ich meine? Und dass Ysanne glauben würde, dass die anderen Tal She besser sind, glaubst du doch wohl selber nicht. Die nutzen die dunkle Seite und sind einfach fies. Ihr habt vielleicht einen Hang zu unnötigem Drama und wisst nicht was ihr wollt aber abgesehen davon seid ihr doch ein super Haufen. Was hat Akaavi überhaupt für ein Problem?"

[goldie]

"Enric war total unprofessionell auf der letzten Mission. Als seine alte neue Flamme da aufgekreuzt ist, hat er nicht mehr klar denken können." Jolene verstummte, als die Bilder wieder hochkamen. Schließlich atmete sie durch. "Ich frage mich, ob er bei mir geblieben wäre, wenn ich nicht so eifersüchtig gewesen wäre. Der Doc sagt, zu einer Beziehung gehören zwei und dass auch er seine Fehler gehabt haben muss. Aber ich weigere mich zu glauben, dass ich nur ein Zeitvertreib für ihn war. Ich glaube, ich hab ihm wirklich was bedeutet." Sie seufzte schwer und ihr Blick verlor sich in der Ferne.

[Anne]

Ria guckte ihre Freundin verdutzt an. "Du meinst, deine Eifersucht wäre das Problem gewesen? Das war bestimmt nicht cool, aber Kirsche, du warst völlig neben der Spur. Du hast zu ihm gesagt dass er dein toter Exfreund wäre und dass es ihn nicht in echt gibt und solche Sachen. Das könnte ganz vielleicht dazu beigetragen haben, dass er's nicht für so 'ne gute Idee hielt, mit dir zusammen zu bleiben. Aber klar hat der dich geliebt. Hat man doch schon dran gesehen, wie er dich angeguckt hat."
Ria hatte zwar ihre Stimme gesenkt und wirklich leise gesprochen, trotzdem lugte die Bibliothekarin nun neugierig hinter einem Regal hervor.

[goldie]

"Die belauscht uns!" wisperte Jolene. Dann zog sie Ria am Ärmel mit nach draußen. Noch immer schritt sie zügig voran, wenngleich langsamer als am Vortag. Erst als sie zurück im Krankenzimmer waren, nahm Jolene das Gespräch wieder auf.

"Ich habe darüber nachgedacht, was du gesagt hast. Er hat tatsächlich ab und zu gesagt, dass es ihn belastet, wenn ich so drauf bin. War bestimmt keine gute Zeit für ihn. Ich war ziemlich abgestürzt und von ihm abhängig. Und jetzt sehe ich ja, dass es auch irgendwie ohne ihn geht." Sie seufzte. "Egal, was es jetzt wirklich war. Unsere gemeinsame Zeit ist vorbei, er hat jetzt eine andere. Je früher ich mich damit abfinde und mein Leben alleine auf die Reihe kriege, desto besser."

[Anne]

"So ist es! Wir brauchen keine Kerle. Was ist jetzt eigentlich mit deinem Kinderheim? Du warst in der letzten Zeit so mit der Rettungsaktion beschäftigt. Hast du da überhaupt noch drüber nachgedacht?"

[goldie]

"Ich hab die ganze Zeit vor mir hergeschoben, die Baufirma anzurufen. Und jetzt mit der Retungsmission habe ich gar nicht mehr dran gedacht. Das muss ich aber auf jeden Fall anstoßen, bevor es losgeht", überlegte sie laut.

[Anne]

"Hast du mit Ysanne überhaupt schon wegen des Grundstücks gesprochen? Wäre doch besser das vorher mit ihr zu klären oder?"

[goldie]

"Ja, das war schon vor Ewigkeiten abgeklärt. So gesehen ist es gut, wenn die jetzt mit dem Bauen anfangen. Dann wird sie es sich nicht anders überlegen und mir den Bauplatz wegnehmen. Hey, und ich könnte dann einfach dort einziehen, wenn das Haus so weit ist. Dann werde ich nicht ständig mit den Erinnerungen konfrontiert. Das war neulich schon auf der KAV hart genug. Ist bei dir im Zimmer eigentlich noch ein Bett frei? Mit wem wohnst du eigentlich zusammen?"

[Anne]

"Du willst in dem Kinderheim wohnen? Puh, das stell ich mir super stressig vor. Bestimmt ist es ziemlich laut und die Kleinen kommen andauernd an und wollen irgendetwas und machen Chaos. Oder stell dir vor, du kommst von einer Mission und brauchst deine Ruhe und die gehen dir die ganze Zeit auf die Nerven", überlegte Ria. Mit vielen Kindern zusammen zu leben schien ihr im Moment nicht gerade eine verheißungsvolle Vorstellung zu sein.
"Ich lebe in einem Haus mit ein paar anderen Jedischülerinnen. In meiner Zimmer sind wir zu zweit. Ich wohne mit Inun zusammen. Diese große, blaue Twi'lek... Sie ist echt OK, ziemlich nett und witzig sogar. Ich kann sie Mal fragen, was sie davon hält, wenn du bei uns einziehst. Wenn du willst stelle ich dir die Mädels morgen Mal vor."
In der Zwischenzeit beabsichtigte Ria, ihre Mitbewohnerinnen eingehend darauf einzuschwören, in Jolenes Anwesenheit bloß keine dummen Witze über Rias Verhältnis zu Corbyn zu machen, wenn sie weiterhin ein ruhiges Leben hier haben wollten.

[goldie]

"Ich mein, vom Sehen kenn ich ja alle. Aber so richtig Kontakt hatte ich noch nicht... ich hing ja immer nur mit Enric rum. Aber alle Mädels auf einmal ist mir zu viel. Bring die doch mal einzeln zu Besuch. Wenn die okay sind, ist das vielleicht eine bessere Idee, bei euch zu wohnen, als im Kinderheim."

Es klopfte. Tionne und Akaavi trafen ein. Jolene hatte zwar keine Präsentation vorbereitet, doch es fiel ihr nicht schwer, ihr Anliegen zu erklären.

Akaavi gab sich skeptisch. Er war ganz offen mit Jolene, dass er anzweifelte, dass sie die Situation richtig einschätzte. Nach den letzten Wochen mit den Wahnvorstellungen, ihr Hang zu Übertreibungen, die übermäßige Sorge bei den Menschen, die ihr nahestanden... Jolene blieb erstaunlich ruhig, erläuterte, dass es eine Vorsichtsmaßnahme war und eine Mission nur starten würde, wenn sie sicher war, dass die anderen in großer Gefahr waren. Das Argument, das Ysanne bereits Bescheid wusste, überzeugte Akaavi schließlich. Er würde mitkommen, wenn die Leiterin des Praxeums ihm den Auftrag geben würde. Er sagte sogar, dass er einen Astromech organisieren könne.

Tionne schloss sich an. Auch sie würde mitkommen, wenn Ysanne ihr die Freigabe erteilte. Sie empfahl einen Piloten. Einen Schüler, der sich in den letzten Monaten sehr gut entwickelt hatte und vor allem als Pilot hervorragend war. Er hatte bereits einige Missionen fürs Praxeum geflogen. Jolene war bester Laune, wie gut sich die Dinge entwickelten. Doch dann fiel der Name des Piloten: Terry. Der junge Mann, der Jolene vor kurzem zum Essen eingeladen hatte. Jolene fragte, ob Tionne und Akaavi nicht noch einen anderen Vorschlag hatten, doch Terry war anscheinend bestens geeignet.

Jolene sagte, sie würde darüber nachdenken. Dann verabschiedeten sich die beiden Jedi wieder.

"Ausgerechnet Terry", murmelte Jolene und verdrehte die Augen.

[Anne]

"Jetzt kriegt der doch noch ein Essen mit dir, falls diese Mission startet", stellte Ria etwas amüsiert fest. "Du hast zwei Möglichkeiten. Entweder du machst ihm von Anfang an klar, dass er dich zufrieden lassen soll, weil er sonst aus der Schleuse fliegt - oder du machst das Beste aus der Situation und lenkst dich mit ihm ein bisschen ab. Schlecht sieht er ja nicht aus. Dann tut's vielleicht nicht mehr so weh, Professor Exfreund wieder zu treffen. Abgesehen davon ist das doch super gelaufen. Da kann ja quasi gar nichts schief gehen. Ich hoffe bloß, dass Ysanne mir erlaubt, mitzukommen. Dass einer aus dem Tal She Team mein Paps ist, zählt für sie bestimmt nicht als Grund."

[goldie]

"Dass dein Vater dabei ist, wäre höchstens ein Argument für sie, dass du hierbleiben solltest. Da solltest du lieber zeigen, dass du deine Gefühle unter Kontrolle hast. Aber ich hatte ihr schon gesagt, dass ich dich mitnehmen will und sie hat es zumindest nicht ausgeschlossen. Zur Not schleichst du dich einfach heimlich ins Schiff." Sie grinste.

Dann wurde sie wieder ernst. "Früher hätte ich mir jemanden wie Terry ganz bestimmt als Zeitvertreib genommen. Aber irgendwann ist das so belanglos. Es ist doch immer gleich, nur die Gesichter ändern sich. Ich hätte es nie gedacht, aber wahre Liebe ändert was." Sie seufzte.

"Ich meine, mal ausprobieren schadet nicht. Vielleicht solltest du dir einfach Terry schnappen." Sie zwinkerte ihrer Freundin zu.

[Anne]

"Nee... Man macht den Teich, in dem man schwimmt nicht schmutzig. Irgendwann lernst du das auch noch."
Sie zwinkerte Jolene zu.
"Und heimlich aufs Schiff schleichen kommt bestimmt nicht gut an. Aber ich werde sie schon überzeugt bekommen."

[goldie]

"Du bist schon so ein Teich." Jolenes Augen wurden schmaler. "Oder gibt es da vielleicht doch jemand anderen? Komm schon, mir kannst du es sagen." Sie lächelte ihrer Freundin aufmunternd zu.

[Anne]

"Quatsch, ich bin nicht der Teich sondern das Praxeum. Und nein, ich habe keinen Freund", antwortete Ria.