Im Garten

[goldie]

Am nächsten Tag gingen Xid und Jolene gemeinsam in den nahegelegenen Garten. Sie verzichtete auf den Kapuzenumhang und wirkte auf dem Weg zur Gartenbank sehr angespannt. Erst am Ziel wirkte sie etwas entspannter und redebereit. Das mochte daran liegen, dass die Bank einen guten Überblick bot und dabei recht abgelegen lag.

"Sehen Sie, das Rausgehen klappt immer besser", stellte sie zufrieden fest."

[Anne]

"Ja, ich habe davon gehört, dass Sie bereits wieder unterwegs waren und ich begrüße das sehr. Ich habe mich deshalb dazu entschlossen, Ihre Therapien ab morgen wieder wie üblich in meinen Räumlichkeiten stattfinden zu lassen. Es bringt Ihnen ein Stück Normalität zurück, einen sicheren Raum zum Reden und dazu noch die Möglichkeit, sich täglich mit dem Hin- und Rückweg in Übung zu halten. Ich denke, dass Sie dazu bereit sind. Was meinen Sie?"
Xid lächelte sie zuversichtlich an und erwartete neugierig die Reaktion seiner Patientin.

[goldie]

Jolene atmete durch. "Bisher war ich nicht alleine draußen. Bis auf das eine Mal, wo ich mich von Corbyn verabschiedet habe. Und da hatte ich direkt eine Panikattacke. Wenn Sie mich aber abholen und zurückbringen würden..." Fragend schaute sie ihren Therapeuten an.

[Anne]

"Am Anfang können wir das gerne so machen. Nach und nach werden Sie diese Unterstützung nicht mehr benötigen. Wie waren Ihre Ausflüge in die Welt denn so? Erzählen Sie mir davon."

[goldie]

Sie nickte bestätigend und schien zufrieden damit, dass er sie anfangs begleiten würde.

"Es war ganz okay, weil Ria dabei war und wir eine Aufgabe hatten. Sie hat bei den Plänen für die Rettungsmission geholfen. Die sind jetzt fertig und Ysanne kommt nachher zu mir, damit ich sie ihr vorstellen kann. Haben Sie sich eigentlich inzwischen entschieden, ob Sie mitkommen würden?"

[Anne]

"Nein, ich konnte noch keine Entscheidung treffen. Ich weiß zu wenig darüber. Vielleicht können Sie mir ja etwas über die Rettungsmission erzählen, die Sie geplant haben? Was wissen Sie über die aktuelle Lage Ihrer Kollegen? Wie wollen Sie vorgehen? Welches Team haben Sie vorgesehen? Oder wissen Sie was, Sie müssen das nicht alles zweimal erzählen heute. Falls es Ihnen nichts ausmacht, würde ich zu Ihrem Treffen mit Ysanne nachher dazu stoßen? Dann können Sie uns beide zugleich von Ihrem Vorhaben überzeugen", schlug Xid vor.

[goldie]

"Klar können Sie mit dabei sein. Und es ist nach wie vor eine Vorsichtsmaßnahme, diesen Plan zu machen. Noch gibt es keine Anzeichen, dass sie wirklich in Gefahr sind oder dass sie sich nicht selbst retten können. Auch wenn sie seit Tagen auf einem merkwürdigen Dschungelplaneten sind. Aber das erkläre ich dann nachher. Wie Sie sehen tue ich auch alles dafür, dass hier wieder Normalität einkehrt und ich draußen wieder zurecht komme. Vielleicht ziehe ich mit zu Ria und Inun. Morgen bringt Ria sie mit und wir gucken, ob das passen würde."

[Anne]

"Meinen Sie direkt mit in das Zimmer der beiden? Mögen Sie denn so viel Gesellschaft? Ich hätte Sie so eingeschätzt, dass Sie eher der Typ für ein Einzelzimmer wären. Aber vielleicht irre ich mich ja. Auf Ihre Pläne bezüglich der Rettungsmission bin ich jedenfalls gespannt. Ich finde es ist ein Fortschritt, dass Sie sich selbständig darum bemüht haben und sogar einen Termin mit Ysanne ausgemacht haben."

[goldie]

Sie zuckte mit den Schultern. "Die Tal-She sind wichtig und ich bin die einzige, die sie finden kann, wenn sie in der Sarlacc-Grube sitzen. Natürlich muss ich da was tun. Und mit Ria, das passt schon. Notfalls soll sich einfach Inun ein neues Zimmer suchen, mein altes steht dann ja frei." Sie überlegte. "Ria soll ja auch auf die Mission mitkommen." Dann wurde sie sehr leise. "Kann es sein, dass ich einen Rückfall habe? Ich habe das Gefühl, dass Ria was mit irgendeinem Kerl am Laufen hat. Aber sie versichert mir, dass es nicht so ist. Ich habe Angst, dass ich wieder Wahnvorstellungen kriege", seufzte sie.

[Anne]

Xid sah Jolene einen Moment lang nachdenklich an. Er hatte durchaus die Gerüchte mitbekommen, in denen es hieß, dass Ria ein Verhältnis mit Jolenes Bruder begonnen hatte. Das ein oder andere sprach dafür. Dass Ria nicht mit Jolene darüber reden wollte, war nur allzu klar, falls es stimmte. Natürlich sah Xid es nun nicht als seine Aufgabe an, Gerüchte weiterzutragen. Stattdessen sagte er:
"Es ist gut, dass Sie wachsam sind und hinterfragen, ob es Sinn ergibt, was Sie denken. Aber ich denke, da kann ich Sie beruhigen. Zum einen nehmen Sie ja noch Medikamente, die das Entstehen von Wahnvorstellungen unterdrücken. Zum anderen ist es manchmal so, dass man Dinge wahrnimmt, auf die man sich keinen Reim machen kann. Vielleicht können Sie mir ja sagen, was Sie zu der Annahme geführt hat, dass Ria eine Beziehung oder ähnliches haben könnte? Und wenn dieses Thema geklärt ist, dann lassen Sie uns noch über ihren möglichen Umzug reden. Es ist bloß sinnvoll, eines nach dem anderen zu besprechen. Erinnern Sie mich daran, sollte ich es vergessen, bitte."

[goldie]

"Seit wann vergessen Sie Dinge, über die Sie mit mir sprechen wollen?" schmunzelte sie.

"Neulich, jedenfalls, als Ria, Corbyn und ich picknicken waren, da hat sie irgendjemandem einen Nachricht geschrieben und sie wollte mir nicht verraten, wer es war. Und dann vor einigen Tagen in der Bibliothek hat Clee Andeutungen gemacht..." Sie seufzte. "Ich glaube, es ist einfach ein Teil von mir, dass ich alles und jedem misstraue. Selbst Ria. Vielleicht sollte ich die Sache einfach vergessen."

[Anne]

"Und die Unsicherheit, die das in Ihnen auslöst einfach hinnehmen? Ich denke, Die sollten mit Ria noch einmal darüber sprechen. Sie haben zwar kein Anrecht darauf, alles über das Leben Ihrer Freundin zu erfahren. Wem sie gerade eine Nachricht schreibt beispielsweise, darf sie durchaus für sich behalten, wenn sie möchte. Aber vielleicht können Sie ihr erklären, dass es Sie verunsichert. Sprechen Sie sie konkret auf diese Situationen an. Möglicherweise sind es einfach Missverständnisse und es lässt sich leicht aus der Welt schaffen. Und suchen Sie das Gespräch am besten, wenn Die beide unter sich sind", empfahl Xid.

[goldie]

"Ich hab sie doch darauf angesprochen! Sie sagt, es gibt niemanden." Jolenes Laune verschlechterte sich zusehends.

[Anne]

"Sie haben Angst", stellte Xid sachlich fest. "Was befürchten Sie?"

[goldie]

"Ich habe keine Angst!" widersprach Jolene. "Höchstens davor, wieder durchzudrehen. Sollte sie aber wirklich jemanden haben, würde ich es unmöglich von ihr finden, es mir nicht zu sagen." Sie verschränkte die Arme.