Ein neuer Anfang

[Anne]

Er streckte sich nun ebenfalls neben ihr aus. "Es ist leicht sowas zu sagen, wenn es keine Rolle spielt. Aber wenn du die Tradition aufrecht erhalten willst und wenn du soweit bist, kannst du ja meine Familie fragen. Das ist eh effizienter. Dann brauche ich nicht zu raten, wann du es wollen würdest und muss einfach nur darauf warten, bis du deine Tradition verfolgt hast."
Es war nicht ganz klar, ob er das wohl ernst meinte oder nicht.

[goldie]

Jolenes Augen wurden groß. "Auf Recopia fragt die Frau den Mann?" fragte sie ungläubig.

[Anne]

Für einen kurzen Moment überlegte er, zu schwindeln, dann gab er zu: "Nein, meistens nicht. Aber ich würde es am sinnvollsten finden, wenn immer die Person fragen muss, die zuvor die meiste Unsicherheit darüber bekundet hat, ob sie das überhaupt möchte. Auf diese Weise könnte man die Rate der fehlschlagenden Anträge bestimmt senken. Ich weiß gar nicht, wie das bei meinen Eltern war. Sie haben für recopianische Akademiker jedenfalls ziemlich früh geheiratet und mich bekommen. Sie haben gesagt, sie haben sich das eben so sehr gewünscht, dass es bei ihnen irgendwie schneller ging."

[goldie]

"Wir bleiben mal schön bei der Tradition, dass der Mann die Frau fragt", entschied Jolene. "Aber das ist eh Zukunftsmusik. Schon verrückt, oder? Ich habe so lange geträumt, dich zu heiraten und Kinder mit dir zu haben. Und jetzt, wo du das auch willst, könnte ich nicht ja sagen." Sie seufzte. "Wie gesagt. Zukunftsmusik. Apropros Musik. Wollen wir tanzen?"

[Anne]

"Hmh, verrückt." Er beschloss, das Thema die nächsten Monate nicht mehr anzusprechen. Sie hatte ja mehrmals deutlich gemacht, dass sie nicht wollte. Enric fragte sich gerade, warum sie sich wohl keine Zukunft mehr mit ihm vorstellen wollte, da riss sie ihn aus seinen trüben Gedanken.
"Du möchtest tanzen?", fragte er verwundert. Enric hatte sich selbst nicht getraut, es vorzuschlagen, weil es ja im Grunde genommen der erste Schritt zur Untreue mit Auren gewesen war, als er mit ihr getanzt hatte. Er hatte gedacht, dass Jolene es zu sehr daran erinnern würde.
"Das würde ich sehr gerne. Was möchtest du hören? Du kannst Mal in meinem Datapad schauen, welche Musik ich habe."
Er hatte, seit er wieder mit Jolene zusammen gekommen war, noch keine Illusion bei ihr angewendet und generell nicht vom Kor Gebrauch gemacht was sie betraf.

[goldie]

Sie lächelte. "Keine Illusion?" fragte sie.

[Anne]

Er schüttelte den Kopf. "Lieber nicht", war die etwas betretene Antwort.
Eigentlich hatte Enric es immer schön gefunden, seine Gabe zu nutzen, um Jolene etwas zeigen zu können oder sie etwas hören zu lassen. Aber er traute sich nicht mehr.

[goldie]

Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen und lächelte nach wie vor. "Das ist gut. Für solch einfachen Sachen wie Unterhaltung sollte die Macht nicht eingesetzt werden. Früher war mir das egal. Doch inzwischen habe ich verstanden wie wichtig das ist."
Sie zog ihr Datapad aus einer Tasche. Wenig später erklang das Musikstück zu dem Enric sie das Tanzen gelehrt hatte.

[Anne]

"Da hast du Recht", stimmte Enric ihr zu. In Wirklichkeit aber fürchtete er, ihrem fragilen Geist durch seine Einwirkungen geschadet zu haben. Was, wenn er ihr so oft Dinge vorgegaukelt hatte, die nicht da waren, dass er am Ende doch eine Mitschuld daran getragen hatte, dass sie nicht mehr unterscheiden konnte, was real war und was nicht? Corbyn hatte so etwas zu ihm gesagt und obwohl er es zunächst abgetan hatte, hatte ihn dieser Gedanke doch nie mehr losgelassen.
Als Enric das Musikstück hörte lächelte auch er. Er trat auf Jolene zu, ging in Tanzhaltung und begann, sich sanft mit ihr im Rhythmus der Musik zu wiegen.

[goldie]

Jolene genoss den Tanz. So viel war heute geschehen, das meiste davon war sehr unangenehm gewesen. Das Musikstück wechselte irgendwann. Nun war die Musik sehr langsam, ein Schmusesong. Jolene rückte eng an Enric heran und legte ihren Kopf an seine Schulter, um sich weiter mit ihm in einen sanftem Rhythmus zu bewegen.

[Anne]

Enric genoss ihre Nähe. Sie hatte so lange keine zulassen können, nicht einmal beim einschlafen. Das hier war auf jeden Fall ein Schritt, der ihn freute. Er liebte ihren Duft und ihr weiches Haar, welches ihn an der Wange kitzelte. Aber selbst einen Schritt weiter zu gehen wagte er nicht. Jolene bestimmte das Tempo ihrer Annäherung.

[goldie]

Drei Tänze später sagte sie: "Ich bin so wahnsinnig verspannt nach diesem beschissenen Tag. Massierst du mich?"

[Anne]

Auch das noch, war sein erster Gedanke, weil er meinte, dass sie sich nicht vorstellen konnte, wie schwer ihm diese andauernde Zurückhaltung mittlerweile fiel.
"Natürlich, gerne meine Liebe", sagte er jedoch. Und er massierte sie - ganz anständig - ohne Küsse oder Streicheln.

[goldie]

Jolene spürte seine Zurückhaltung, während sie auf dem Bett lag und nicht mehr als ihr Nacken massiert wurde. Jetzt waren sie gerade auf dem Weg zu einer Droidenflotte, ging es ihr durch den Kopf. Wer weiß, was sie dort erwarten würde. Ob sie nicht direkt abgeschossen werden würden. Nach einer Weile sagte sie schließlich: "Du bist jetzt dran." Dann setzte sie sich auf.

[Anne]

"Danke. Ich bin tatsächlich ziemlich verspannt von diesem anstrengenden Tag", sagte er. Er setzte sich mit dem Rücken zu ihr und wartete, dass sie beginnen würde.