Frühstück in der Kantine

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Anne
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Re: Frühstück in der Kantine

Beitrag von Anne » 18.12.2019 21:42

Er beobachtete sie, wie sie von Schießereien redete, als hätte sie sich längst daran gewöhnt, dass so etwas zu ihrem Alltag gehörte. "Ja, die Aktion auf dem Huttenplaneten war ziemlich... speziell auch für mich. Aber immerhin ist niemandem von uns etwas passiert. Vielleicht sollten wir uns jetzt, wo wir sozusagen Freizeit haben, gar nicht so viel mit diesen vergangenen Geschehnissen beschäftigen. Gibt es hier nichts, was Spaß macht, was man machen kann? Etwas, das nichts mit kämpfen zu tun hat und einen etwas auf andere Gedanken bringt?"

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goldie
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Re: Frühstück in der Kantine

Beitrag von goldie » 18.12.2019 21:53

„Mal sehen… Wir sind auf einem Militärstützpunkt. Die sind nicht sonderlich bekannt für immense Freizeitaktivitäten. Schießtraining haben wir eben gemacht. Alkohol… Selbst wenn er nicht ausgegangen wäre, würden sie eh erst abends mit dem Ausschank beginnen. Ich hätte noch ein Pazaak-Spiel im Angebot. Da sollten wir aber Owen und Koi dazuholen, zu zweit ist das Langweilig. Habe eh noch eine Rechnung mit dem Duros zu begleichen…“

Anne
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Re: Frühstück in der Kantine

Beitrag von Anne » 18.12.2019 21:57

"Pazaak macht mir nicht so viel Spaß. Das ist doch bloß ein Glücksspiel, wo der Zufall entscheidet, wer gewinnt und wer verliert. Da könnte man ja genauso gut eine Münze werfen. Lass uns doch mal etwas richtiges spielen". Er schlug eine Reihe von Strategiespielen vor, die er auf seinem Datapad abrufen konnte.

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goldie
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Re: Frühstück in der Kantine

Beitrag von goldie » 18.12.2019 22:42

„Glücksspiel?“ Jolene lachte. „Da liegst du verdammt falsch. Du musst gut bluffen können, selbst wenn du keine guten Karten hast. Das macht ja gerade den Reiz aus.“ Sie grinste, dachte sie doch daran, wie viel mehr Spaß das Spiel machte, wenn man es um Geld spielte und die anderen mithilfe von hinterhältigen Taschenspielertricks gründlich dabei abzog.
Doch da hatte Enric sein Datapad schon gezückt und schwärmte ihr von verschiedenen Strategiespielen vor.
Jolene wog ihre Optionen ab. Ins leere Zimmer zurückkehren, nur um daran erinnert zu werden, dass Corbyn mal wieder den ganzen Tag vom republikanischen Geheimdienst befragt wurde? Eher nicht. Meditation? Man musste ja nicht völlig damit übertreiben, wenn sowieso schon 2 Einheiten für heute geplant waren. Sport? Der Arzt hatte ihr gesagt, sie sollte es damit ruhig angehen lassen.
Sie wusste, dass sie bei einem Strategiespiel keine Chance gegen Enric haben würde. Ihre Schauspielkünste ließen ihr Lächeln jedoch echt wirken. „Wie wäre es mit diesem Space-Schach? Du hast ja bisher verzweifelt nach einem Gegner gesucht. Wird Zeit, dir eine ordentliche Klatsche zu verpassen!“

Die zwei trafen sich kurz darauf in der Messe wieder, die gleichzeitig als Aufenthaltsraum diente. Enric ließ das Datapad das 3D-Spielfeld bereits in die Luft projizieren.

Schon nach wenigen Zügen wurde klar, dass Jolene lediglich die Regeln des Spiels kannte, jedoch gegen die Strategien und Taktiken des Wissenschaftlers nichts entgegenzusetzen hatte. Nach wenigen Zügen hatte sie die erste Figur verloren. Noch machte sie gute Miene zum bösen Spiel und riss ab und zu einen blöden Spruch.

Enric konnte sehen, dass sie sich mit jedem Zug in eine schlechtere Lage brachte. Ihre Sprüche verebbten und sie verfiel in Schweigen, als sie über ihre nächsten Schritte nachdachte.

Auch wenn Jolene sich nichts anmerken lassen wollte: Enric konnte sie inzwischen recht gut lesen und er war der Meinung, dass sie das Verlieren enorm stressen würde. Was würde sie wohl bei Laune halten? Gewinnen lassen würde sie sicher durchschauen. Eine Geschichte erzählen, warum dieses Spiel eine gute Analogie zu Einsätzen war – am besten auf ihrem Gebiet – und ihr dann ein paar der wichtigsten Strategien zeigen? Jolene hatte sich schließlich auch beim Jer-Ki-Mas als interessierte Zuhörerin gezeigt… Jetzt galt es an ihm, wie er diese Situation beendete.

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Re: Frühstück in der Kantine

Beitrag von goldie » 19.12.2019 07:15

Enric fand es erstaunlich, wie viel es einer erwachsenen Frau anscheinend ausmachen konnte in einem Spiel zu verlieren. Bei jedem Zug, den er machte, sank ihre Laune drastisch. Nun, das hatte er sich nicht unbedingt vorgestellt, als er vorgeschlagen hatte, etwas zu machen das Spaß machte. Er konnte sich kaum erinnern, wann er selbst das letzte Mal so ungehalten wegen eines Spiels gewesen war. Doch, er war noch ein Kind gewesen und hatte die Karten vom Tisch gefegt. Soweit wollte er es nicht kommen lassen, dass Jolene sich so ärgern musste. Gewinnen lassen würde er sie auf keinen Fall. Nicht nur, weil sie das durchschauen würde, sondern auch weil er sie nicht wie ein Kind behandeln wollte. Sie würde es wohl überleben, zu verlieren. Es war doch in Ordnung, wenn er in einigen wenigen Dingen besser war als sie. Schließlich hatte sie vorhin beim Schießen eindeutig um Längen besser abgeschnitten als er. Aber so ganz ihrer schlechten Laune überlassen wollte er sie auch nicht. Also erklärte er ihr nebenbei ein wenig das Spiel, fand Metaphern und Analogien zu Aufträgen und bat sie, zu erzählen. Auf ihrem Gebiet nach Fachwissen gefragt, taute die junge Frau tatsächlich etwas auf und sprach mit ihm über Strategien, Hinterhalte, Rollen von verschiedenen Personen - eben über vieles, was in gewisser Weise auch im Spiel vorkam, wobei dieses tatsächlich völlig in den Hintergrund trat. Enric hörte ihr zu, fragte nach, gab sich interessiert und war es tatsächlich auch, je mehr er darüber hörte. Fast wie nebenbei setzte er den letzten Zug, der das Spiel zu seinen Gunsten entschied. "Tja, Pech im Spiel - Glück in der Liebe, sagt man zumindest so, da wo ich herkomme. Anscheinend lernst du auf diesem Eisplaneten, zu dem es als nächstes geht, deinen Seelenverwandten kennen oder so." Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es inzwischen Mittag geworden war. Dafür, dass Enric beim Frühstück eigentlich noch so tun wollte, als ob er sie nicht sehen würde, hatte er ziemlich viel Zeit mit ihr verbracht. Sie gingen in die Kantine zurück und aßen noch etwas gemeinsam, bevor sich ihre Wege vorerst trennten.

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